Wesselhöft, Wilhelm

Dates of Life
1794 – 1858
Place of birth
Chemnitz
Place of death
Boston (Massachusetts, USA)
Occupation
Burschenschafter ; Arzt
Religious Denomination
unbekannt
Authority Data
GND: 117314145 | OGND | VIAF: 7018167445388488860006
Alternate Names

  • Wesselhoeft, William
  • Wesselhöft, Wilhelm
  • Wesselhoeft, William
  • Wesselhoeft, Wilhelm

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Citation

Wesselhöft, Wilhelm, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117314145.html [31.01.2025].

CC0

  • Wesselhöft, Wilhelm (seit 1824 auch William Wesselhoeft)

    1794 – 1858

    Burschenschafter, Arzt

    Wilhelm Wesselhöft zählt wie sein Bruder Robert Wesselhöft zu den führenden deutschen Burschenschaftern. Mit Robert nahm er 1817 am Wartburgfest teil und war im Jahr darauf Mitgründer der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. Aus politischen Gründen 1824 in die USA ausgewandert, eröffnete er eine erfolgreiche Arztpraxis und war in den 1830er Jahren führend an der Etablierung der Homöopathie als alternativer Heilkunst in den USA beteiligt.

    Dates of Life

    Geboren am 1. September 1794 in Chemnitz
    Gestorben am 1. September 1858 in Boston (Massachusetts, USA)
    Konfession evangelisch-lutherisch
  • 1. September 1794 - Chemnitz

    1806 - Bottendorf an der Unstrut

    Schulbesuch

    - 1813 (?) - Nürnberg

    Schulbesuch

    Realschule

    1813 - 1820 - Jena

    Studium der Medizin

    Universität

    1817 - Eisenach

    Teilnehmer

    Wartburgfest

    1818 - Jena

    Mitgründer

    Allgemeine Deutsche Burschenschaft

    15.7.1819 - 16.11.1819 - Berlin

    Verhaftung; Inhaftierung

    20.5.1820 - Jena

    Promotion (Dr. med.)

    Universität

    1820 - Würzburg

    Studium der Medizin

    Universität

    1821 - Rothenburg ob der Tauber

    Mitglied

    Jünglingsbund

    1822 - Marseille; Schweiz

    Reise; anschließend Emigration

    1823 - 1824 - Basel

    Dozent für Anatomie, Enzyklopädie und Diätetik; Prorektor

    Universität

    1824 - USA

    Emigration

    1826 - Bath (Pennsylvania, USA)

    Arzt (Homöopath)

    23.8.1834

    Mitgründer

    Northhampton Society of Homeopathic Physicians

    10.4.1835 - Allentown (Pennsylvania, USA)

    Mitgründer

    North American Academy of Homeopathia

    1842 - Boston (Massachusetts, USA)

    Übersiedlung; Tätigkeit als Arzt

    10.4.1844 - New York City

    Mitgründer

    American Institute of Homoeopathy

    1845 - Brattleboro (Vermont, USA)

    Mitgründer

    Kaltwasserheilanstalt

    1. September 1858 - Boston (Massachusetts, USA)

    Wesselhöft wuchs in Chemnitz, seit 1799 in Jena auf, wo er von dem liberalen evangelischen Theologen Wilhelm Martin Leberecht de Wette (1780–1849) unterrichtet wurde. Von 1806 bis 1813 besuchte er die Schule in Bottendorf an der Unstrut und die Realschule in Nürnberg. Danach begann er in Jena das Studium der Medizin, das er 1820 mit der Promotion zum Dr. med. abschloss. Während der Studienzeit wurde Wesselhöft – wie sein jüngerer Bruder Robert – zu einem führenden Vertreter der Burschenschaftsbewegung. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Jenaer Urburschenschaft 1815 und der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft 1818. Im Oktober 1817 nahm er am Wartburgfest teil. Wegen dieser Aktivitäten wurde Wesselhöft 1819 nach der Ermordung August von Kotzebues (1761–1819) durch Karl Ludwig Sand (1795–1820) verhaftet und vier Monate in Berlin inhaftiert. Nach seiner Freilassung setzte er seit Herbst 1820 seine medizinischen Studien in Würzburg fort. 1821 wurde er in den geheimen „Jünglingsbund“ aufgenommen, der auf Initiative Karl Follens (1796–1840) und anderer in die Schweiz emigrierter radikaler Oppositioneller gegründet worden war.

    Um der „Demagogenverfolgung“ zu entgehen, emigrierte Wesselhöft 1822 in die Schweiz und nahm eine Stelle als Dozent an der medizinischen Fakultät der Universität Basel an. Er unterhielt weiterhin enge Kontakte zum Jünglingsbund und schloss sich im November 1822 einer Gruppe radikaler Oppositioneller an, die mit dem Ziel nach Marseille reisten, sich nach Griechenland einzuschiffen, um dort die griechischen Aufständischen zu unterstützen. Der Plan scheiterte, und Wesselhöft kehrte in die Schweiz zurück. Im Frühjahr 1823 hielt er sich in Süddeutschland auf, um Mitglieder für den Jünglingsbund anzuwerben. Als dieser im August 1823 aufgedeckt wurde und die Behörden intensive Verfolgungsmaßnahmen einleiteten, entschloss sich Wesselhöft mit anderen Oppositionellen wie Follen und Karl Ludwig Beck (1798–1866) zur Emigration in die USA. Er ließ sich im November 1824 in Bath (Pennsylvania, USA) nieder und eröffnete eine erfolgreiche Arztpraxis. Seit 1828 wurde Wesselhöft ein entschiedener Verfechter der homöopathischen Heilkunst, nachdem er von seinem Freund Johann Ernst Stapf (1788–1860), einem Schüler Samuel Hahnemanns (1755–1843), dessen Schrift „Samuelis Hahnemanni Materia Medica Pura“ – eine Arzneimittellehre über die homöopathischen Substanzen – zugesandt bekommen hatte. Wesselhöft wandte seither homöopathische Heilmethoden bei seinen Patienten an und hatte u. a. Erfolg bei der Behandlung von Kindern, die an Scharlach erkrankt waren, was ihm in Boston in den folgenden Jahren großes Ansehen verschaffte.

    1835 gründete Wesselhöft mit anderen aus Deutschland und der Schweiz emigrierten Ärzten, zu denen mit Constantin Hering (1800–1880) ein weiterer Schüler Hahnemanns gehörte, die „North American Academy of the Homoeopathic Healing Art“ in Allentown (Pennsylvania, USA). Diese erste staatlich anerkannte Ausbildungsstätte für homöopathische Ärzte in den USA zog in den folgenden Jahren viele Mediziner und Studierende an, musste aber 1842 wegen finanzieller Probleme schließen. Wesselhöft übersiedelte nach Massachusetts und betrieb eine homöopathische Praxis in Boston. 1844 beteiligte er sich an der Gründung des „American Institute of Homoeopathy“ und 1845 an der Gründung der Kaltwasserheilanstalt seines Bruders Robert in Brattleboro (Vermont, USA). Wesselhöfts Söhne William (1835–1909) und George (1837–1890) schlugen ebenfalls die medizinische Laufbahn ein und wurden zu wichtigen Vertretern der Homöopathie in Nordamerika.

    1834 Mitglied der Homeopathic Society of Northampton and Counties Adjacent
    Mitglied der Massachusetts Medical Society
    1841 Mitglied der Homeopathic Fraternity (seit 1851 Massachusetts Homeopathic Medical Society)

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Die Verhaftung und Untersuchung gegen den Studiosus Wilhelm Wesselhöft in Berlin und dessen Bruder Robert Wesselhöft in Chemnitz wegen demagogischen Umtrieben und revolutionären Verbindungen, Rep. 77, Tit. XXI, Lit. W, Nr. 2, Bd. 1, Bl. 1–148.

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Hauptbericht der Central-Untersuchungs-Commission, d. d. Mainz den 14. December 1827, DB 7/10.

    Last Address of Dr. William Wesselhöft to the Homœopathic Society of Boston, in: Elizabeth P. Peabody, Memorial of Dr. William Wesselhöft. To Which Is Added, His Last Address to the Homoeopathic Association, 1859, S. 43–54.

    Neuer Nekrolog der Deutschen, Bd. 25 (1847), 1849, T. 1, S. 128 f.

    Elizabeth P. Peabody, Memorial of Dr. William Wesselhöft. To Which Is Added, His Last Address to the Homoeopathic Association, 1859.

    William Harvey King, History Of Homeopathy and Its Institutions in America, 1905.

    Annals of Brattleboro 1681–1895, zusammengestellt u. hg. v. Mary R. Cabot, Bd. 2, 1922, S. 563–575.

    Ned D. Heindel/Nathalie I. Foster, The Allentown Academy. America’s First German Medical School, in: Pennsylvania Folklife 30 (1980), H. 1, S. 2–8.

    Helge Dvorak, Art. "Wesselhöft, Wilhelm", in: ders., Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft, Bd. 1, T. 6, 2005, S. 280 f.

    John S. Haller Jr., The History of American Homeopathy. The Academic Years, 1820–1935, 2005.

    Jonathan R. T. Davidson, The Wesselhoefts: A Medical Dynasty from the Age of Goethe to the Era of Nuclear Medicine, in: Journal of Medical Biography 2015, S. 1–9, DOI: 10.1177/0967772015619304. (Onlineressource)

  • Author

    Jürgen Müller (Frankfurt am Main)

  • Citation

    Müller, Jürgen, „Wesselhöft, Wilhelm“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117314145.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA