Schug-Kösters, Maria

Lebensdaten
1900 – 1975
Geburtsort
Köln-Deutz
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Zahnärztin ; Zahnärztin
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 105424714 | OGND | VIAF: 37377264
Namensvarianten

  • Schug-Kösters, Maria Henriette Johanna
  • Kösters, Maria Henriette Johanna / geborene
  • Schug-Kösters, Maria
  • Schug-Kösters, Maria Henriette Johanna
  • Kösters, Maria Henriette Johanna / geborene
  • Schug-Kösters, Maria
  • Kösters, Maria Schug-
  • Schug-Kösthers, Maria
  • Schug-Kösthers, Maria Henriette Johanna
  • Kösthers, Maria Henriette Johanna / geborene
  • Schug-Cösters, Maria
  • Cösters, Maria Schug-

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Zitierweise

Schug-Kösters, Maria, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd105424714.html [30.01.2025].

CC0

  • Schug-Kösters, Maria Henriette Johanna (geborene Maria Henriette Johanna Kösters)

    1900 – 1975

    Zahnärztin

    Maria Schug-Kösters war die erste Frau in Deutschland, die sowohl für Zahnheilkunde als auch für Medizin approbiert und in beiden Studienfächern promoviert (1923 und 1928) wurde. 1932 erhielt sie als erste Frau in Deutschland die Venia Legendi für Zahnheilkunde und avancierte 1945 in München zur ersten – allerdings kommissarischen – Direktorin eines Zahnärztlichen Universitätsinstituts. Schug-Kösters etablierte u. a. das an ergonomischen Kriterien ausgerichtete Efficiency-Prinzip in der Zahnheilkunde.

    Lebensdaten

    Geboren am 24. Februar 1900 in Köln-Deutz
    Gestorben am 31. August 1975 in München
    Grabstätte Friedhof Obermenzing, Grabstelle 20-2-83 in München
    Konfession römisch-katholisch
    Maria Schug-Kösters, Universitätsarchiv München (InC)
    Maria Schug-Kösters, Universitätsarchiv München (InC)
  • 24. Februar 1900 - Köln-Deutz

    1912 oder 1913 - Berching (Oberpfalz)

    Übersiedlung

    1913 - 1919 - Regensburg; 1915–1918 München

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Realgymnasium

    Herbst 1919 - 1920 - Münster

    Studium der Humanmedizin

    Universität

    Herbst 1920 - 1923 - Münster; seit 1921 München

    Studium der Zahnheilkunde

    Universität

    Mai 1923

    zahnärztliche Approbation

    Oktober 1923 - München

    Promotion (Dr. med. dent.)

    Universität

    1924 - 1926 - München

    Studium der Humanmedizin

    Universität

    1925 - 1929 - München

    Hilfsassistentin; seit 1927 Dritte Assistentin

    Konservierende Abteilung des Zahnärztlichen Instituts der Universität

    Oktober 1928

    ärztliche Approbation

    Oktober 1928 - München

    Promotion (Dr. med.)

    Universität

    1929 - München

    ordentliche Assistentin

    Zahnärztliches Institut der Universität

    1931 - München

    Habilitation für Zahnheilkunde; seit März 1932 Privatdozentin

    Zahnärztliches Institut der Universität

    1935 - München

    praktische Zahnärztin

    eigene Praxis

    1938 - 1968 - München

    nichtbeamtete außerordentliche Professorin; seit 1939 beamtete außerordentliche Professorin; seit 1946 kommissarische Leiterin; seit April 1948 planmäßige außerordentliche Professorin und stellvertretende Direktorin sowie Leiterin der konservierenden Abteilung

    Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten der Universität

    31. August 1975 - München

    Nach der Übersiedlung von Köln nach Berching (Oberpfalz) besuchte Kösters Realgymnasien in Regensburg und von 1915 bis 1918 in München. Im Anschluss an das Abitur 1919 in Regensburg begann sie ein Studium der Medizin an der Universität Münster, 1920 wechselte sie zur Zahnheilkunde. 1921 ging sie an die Universität in München, wo sie 1923 in Zahnheilkunde bei dem Pathologen Max Borst (1869–1946) über „Die Steinbildung im Kindesalter“ zur Dr. med. dent. promoviert wurde. 1924 setzte sie ihr Medizinstudium fort, das sie 1928 mit einer Dissertation über „Neue zwillingspathologische Untersuchungen der Mundhöhle“ bei dem Dermatovenerologen Leo von Zumbusch (1874–1940) zur Dr. med. abschloss. Kösters war 1926 die erste Frau in Deutschland, die sowohl für Zahnheilkunde als auch für Medizin Approbationen erlangte. Seit 1925 arbeitete sie als Assistentin an der Konservierenden Abteilung des Zahnärztlichen Instituts der Universität München. 1931 habilitierte sie sich hier mit der Arbeit „Schädelmessungen mittels der Röntgenstereogrammetrie“ und erlangte im Februar 1932 als erste Frau in Deutschland die Venia Legendi für Zahnheilkunde.

    Kösters, die nach ihrer Heirat 1941 den Doppelnamen Schug-Kösters trug, eröffnete 1935 eine Praxis in München, da die universitären Stellen im „Dritten Reich“ zunächst vorrangig an männliche Kollegen vergeben wurden. 1938 kehrte sie als nichtbeamtete außerordentliche Professorin an die Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten der Universität München zurück und wurde 1939 verbeamtet.

    Schug-Kösters gehörte zu den wenigen arrivierten Vertretern der Münchner Zahnklinik, die nach 1945 nicht als NS-belastet galten. Sie war Mitglied der SA und im NS-Lehrerbund sowie Parteianwärterin, nicht jedoch Mitglied der NSDAP. Daher musste sie sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs keinem Entnazifizierungsverfahren unterziehen und wurde zur kommissarischen Direktorin des Zahnärztlichen Instituts der Universität München ernannt. Als der NS-belastete, 1945 entlassene Institutsleiter Peter-Paul Kranz (1884–1957) 1947 in seinem Entnazifizierungsverfahren rehabilitiert wurde, übernahm er wieder das Direktorat der Klinik. Schug-Kösters blieb als außerordentliche Professorin verantwortlich für die Konservierende Abteilung des Zahnärztlichen Instituts. Unter den fortgesetzten persönlichen und fachlichen Angriffen des 1954 neu berufenen Klinikdirektors Josef Heiß (1908–1973) litt sie bis zu ihrer Emeritierung 1968.

    Schug-Kösters befasste sich v. a. mit der Pulpen- und Wurzelbehandlung, der Zahnerhaltung und der Dentalkeramik. Ihr erfolgreichstes Buch „Die Behandlung der Pulpa und des apikalen Parodontium“ erschien zwischen 1959 und 1981 in fünf Auflagen. Große Beachtung fand auch das Werk „Karies und Füllungsmethoden“ (1964), das auf ihrer ersten Monografie „Lehrbuch der Kavitätenpräparation“ (1951) fußte und in die italienische und spanische Sprache übersetzt wurde. Schug-Kösters etablierte seit den 1950er Jahren das „Efficiency-Prinzip“ – ein ergonomisches Verfahren, um mit reduziertem Aufwand an Zeit, Kraft und Instrumenten den bestmöglichen Erfolg zu erreichen, und propagierte die Durchführung endodontischer Maßnahmen unter weitgehend aseptischen Kautelen. Auch die Vitalbehandlung der Pulpitis und die Etablierung von Methoden zur Erhaltung der gefährdeten Pulpa gehörten in ihrer Abteilung seit 1950 zum Standard. Zudem etablierte sie im Münchner Institut frühzeitig ein dentalkeramisches Labor. In der Lehre setzte sie Maßstäbe, indem sie die Dentalkeramik sowie die dentale Pathohistologie als universitäre Fächer und seit 1955 Studierende im aufstrebenden Spezialfach Parodontologie ausbildete. Des Weiteren trat Schug-Kösters für die Etablierung der Kinderzahnheilkunde als eigenständiges Fach ein, womit sie allerdings nur wenig Breitenwirkung erzielte. Schug-Kösters hatte erheblichen Anteil an der Nachkriegskarriere Felix Aschers (1908–2003) und spielte eine maßgebliche Rolle bei der Berufung ihres Mitarbeiters Werner Ketterl (1925–2010) auf das Ordinariat in Mainz.

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 73/16073, R 4901/13268 u. R 9361-IX/40021304.

    Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, MK 55237 (Personalakte) u. MK 69612. (Zahnärztliches Institut)

    Universitätsarchiv München, E-II-3078. (Personalakte)

    Monografien:

    Die Steinbildung im Kindesalter, 1923. (Diss. med. dent.)

    Neue zwillingspathologische Untersuchungen der Mundhöhle, 1928. (Diss. med.)

    Schädelmessungen mittels der Röntgenstereogrammetrie (unter besonderer Berücksichtigung der Morphogenese), 1931. (Habilitationsschrift)

    Lehrbuch der Kavitätenpräparation, einschließlich der Abdrucktechnik für Inlays, 1951, ital. 1956.

    Die Behandlung der Pulpa und des apikalen Parodontium, 1959, 51981.

    Maria Schug-Kösters/Werner Ketterl/Aloys Ring/Christian Hepburn, Einführung in die Behandlung der marginalen Parodontopathien, 1963.

    Maria Schug-Kösters/Werner Ketterl/Aloys Ring/H. Schach/ H. Toepfer, Karies und Füllungsmethoden, 1964, 21971.

    Artikel:

    Milchzahnbehandlung (Tiranal) und Milchzahnwurzelbehandlung, in: Deutsche Zahnärztliche Wochenschrift 37 (1934), S. 768–772.

    Das Kieferwachstum, seine Störungen und deren Verhütung, in: Schulzahnpflege 23 (1935), S. 3 f., 9–16 u. 17–20.

    Beitrag zur Technik der Porzellanmantelkrone und Porzellanfüllung, in: Deutsche Zahnärztliche Wochenschrift 39 (1936), S. 947–952 u. 968–971.

    Monografien:

    Heidi Egerer-Röhricht, Personalbibliographien von Professoren und Dozenten der Klinik und Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferkranke der Universität München im ungefähren Zeitraum von 1870 bis 1967. Mit kurzen biographischen Angaben und Übersichten der Publikationen, 1971, S. 145–154.

    Wolfgang Locher, 100 Jahre Zahnmedizinische Lehrstühle an der Universität München, 1998, S. 16, 51 u. 91–93.

    Werner Ketterl, Lebenserinnerungen eines Hochschullehrers, 2000, S. 29 f. u. 37–52.

    Aimée Beck, Maria Schug-Kösters (1900–1975). Leben und Werk, 2009. (Onlineressource)

    Artikel:

    Josef Heiß, Frau Prof. Dr. Dr. M. Schug-Kösters zum 60. Geburtstag, in: Deutsche Zahnärztliche Zeitung 15 (1960), S. 509.

    Hans Heuser, Frau Professor Dr. Dr. Maria Schug-Kösters 65 Jahre, in: Stomatologie 18 (1965), S. 70–73.

    Werner Ketterl, Frau Professor Dr. Dr. M. Schug-Kösters zum 65. Geburtstag, in: Deutsche Zahnärztliche Zeitung 20 (1965), S. 256.

    Erwin Reichenbach, Maria Schug-Kösters zum 65. Geburtstag am 24.02.1965, in: Zentralblatt für die gesamte Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde 44 (1965), S. 176.

    Erwin Reichenbach, Maria Schug-Kösters zum 70. Geburtstag am 24.02.1970, in: Deutsche Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde 25 (1970), S. 4 f.

    Hans Heuser, Frau Prof. Dr. Dr. Maria Schug-Kösters 70 Jahre, in: Stomatologie 23 (1970), S. 132 f.

    Dominik Groß, Neue Einflüsse auf den Zahnarztberuf. Die Zulassung von Frauen zum Studium der Zahnheilkunde, in: Johanna Bleker (Hg.), Der Eintritt der Frauen in die Gelehrtenpolitik. Zur Geschlechterfrage im akademischen Selbstverständnis und in der wissenschaftlichen Praxis am Anfang des 20. Jahrhunderts, 1998, S. 123–144.

    Dominik Groß, Maria Schug-Kösters (1900–1975). Erste habilitierte Zahnärztin in Deutschland, in: Zahnärztliche Mitteilungen 111 (2021), S. 263–266. (Onlineressource) (P)

    Dominik Groß, Art. „Schug-Kösters, Maria Henriette Johanna“, in: ders. (Hg.), Lexikon der Zahnärzte und Kieferchirurgen im „Dritten Reich“ und im Nachkriegsdeutschland. Täter, Mitläufer, Oppositionelle, Verfolgte, Unbeteiligte, Bd. 2, 2023, S. 601–607. (P)

    Nachrufe:

    Werner Ketterl, Frau Professor Dr. Dr. Maria Schug-Kösters †, in: Zahnärztliche Mitteilungen 20 (1975), S. 976.

    Aloys L. Ring, Maria Schug-Kösters †, in: Zahnärztliche Praxis 26 (1975), S. 516.

  • Autor/in

    Dominik Groß (Aachen)

  • Zitierweise

    Groß, Dominik, „Schug-Kösters, Maria“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/105424714.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA