Sauer, Georg
Sauer, Georg
1926 – 2012
Evangelischer Theologe
- Lebensdaten
- 1926 – 2012
- Geburtsort
- Altenschönbach (Unterfranken)
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Evangelischer Theologe ; Alttestamentler
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 119022400 | OGND | VIAF: 110885158
- Namensvarianten
-
- Sauer, Georg
Quellen(nachweise)
Objekt/Werk(nachweise)
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Georg Sauer befasste sich v. a. mit der alttestamentlichen Weisheitsliteratur und den Psalmen sowie mit Sprache und Religion Ugarits. Seine wichtigsten Werke sind die Untersuchung der Sprüche Agurs und die Kommentierung des Buchs Jesus Sirach sowie Beiträge zur Geschichte der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien und zu Personen der Forschungsgeschichte.
Lebensdaten
Geboren am 12. September 1926 in Altenschönbach (Unterfranken) Gestorben am 4. August 2012 in Wien Grabstätte Johannisfriedhof in Nürnberg Konfession evangelisch-lutherisch -
Lebenslauf
12. September 1926 - Altenschönbach (Unterfranken) -
Genealogie
Vater Franz Sauer 1888–1978 evangelischer Pfarrer Großvater väterlicherseits Georg Johann Sauer 1862–1923 Großmutter väterlicherseits Marie Sauer, geb. Wunder 1864–1931 Mutter Elfriede Sauer, geb. Künstler 1891–1983 Großvater mütterlicherseits Hermann Künstler 1857–1936 Großmutter mütterlicherseits Klara Künstler, geb. Meyer 1857–1936 Schwester Marie Sauer 1920–2002 Apothekerin Schwester Irene Sauer Apothekerin Bruder Hermann Sauer 1924–2015 Chemiker Heirat am 24.8.1961 in Lörrach-Tüllingen Ehefrau Elisabeth Sauer, geb. Grether 1.4.1941–30.7.2019 Schwiegervater Oskar Grether 1902–1949 evangelischer Theologe, Professor für Altes Testament in Erlangen Kinder ein Sohn, zwei Töchter Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Sauer, Georg (1926 – 2012)
-
Vater
Franz Sauer
1888–1978
evangelischer Pfarrer
-
Großvater väterlicherseits
Georg Johann Sauer
1862–1923
-
Großmutter väterlicherseits
Marie Sauer
1864–1931
-
-
Mutter
Elfriede Sauer
1891–1983
-
Großvater mütterlicherseits
Hermann Künstler
1857–1936
-
Großmutter mütterlicherseits
Klara Künstler
1857–1936
-
-
Schwester
Marie Sauer
1920–2002
Apothekerin
-
Schwester
Irene Sauer
Apothekerin
-
Bruder
Hermann Sauer
1924–2015
Chemiker
-
Heirat am
in
Lörrach-Tüllingen
-
Ehefrau
Elisabeth Sauer
1.4.1941–30.7.2019
-
-
-
-
Biografie
Sauer besuchte Schulen, u. a. in Altenburg (Oberfranken). Noch vor dem Schulabschluss wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen sowie im Reichsarbeitsdienst und als Soldat der Infanterie eingesetzt. Nach der Entlassung aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft im Juni 1945 legte er das Abitur ab. Anschließend studierte er Klassische Philologie und dann bald Evangelische Theologie in Jena, Erlangen, Marburg an der Lahn und Basel. In Verbindung mit Leonhard Rost (1896–1979) in Erlangen stehend, der die literarischen Seiten des Alten Testaments betonte, wurde er 1957 bei Walther Eichrodt (1890–1978), der durch seine „Theologie des Alten Testaments“ (3 Bde., 1933–1939) internationales Ansehen erworben hatte, in Basel zum Dr. theol. promoviert. Seine alttestamentliche Dissertation „Die strafende Vergeltung Gottes in den Psalmen. Eine frömmigkeitsgeschichtliche Untersuchung“ (gedruckt 1961) beschäftigte sich mit den Straf- und Vergeltungswünschen, wie sie v. a. in den Klagepsalmen geäußert werden.
Bereits vor Abschluss seines Promotionsverfahrens übernahm Sauer in Erlangen eine Repetentenstelle und war als solcher für den Hebräischunterricht zuständig. 1961 habilitierte er sich in Erlangen mit der 1963 gedruckten Arbeit „Die Sprüche Agurs. Untersuchungen zur Herkunft, Verbreitung und Bedeutung einer biblischen Stilform unter besonderer Berücksichtigung von Proverbia c. 30“ für Altes Testament. Darin verband er die Untersuchung der Weisheitsliteratur mit dem seinerzeit neuen und viel diskutierten Thema der Sprache und Kultur der Stadt Ugarit an der syrischen Mittelmeerküste und wurde so auch zu einem Vertreter der Ugaritistik.
Lehrstuhlvertretungen führten Sauer an die Evangelisch-theologischen Fakultäten in Kiel und Bonn. Im Studienjahr 1969/70 vertrat er den Lehrstuhl in Wien und erhielt hier im Anschluss ein Ordinariat für „Alttestamentliche Wissenschaft und Biblische Archäologie“ (emeritiert 1996). Er amtierte 1972/73 und von 1986 bis 1988 als Dekan sowie 1989/90 als Prorektor der Universität Wien. Einen Ruf nach Bonn lehnte er Anfang der 1980er Jahre ab.
Sauer widmete sich in seiner Lehre zahlreichen Themen seiner Disziplin, wobei ihm der Kontakt zu den Nachbarfächern Judaistik und Orientalistik sowie zu seinen katholischen Fachkollegen wichtig waren. In seiner Forschung blieb er seinen frühen Themen, der Weisheitsliteratur und der Ugaritistik, verbunden. So publizierte Sauer 1974/78 einen umfangreichen Beitrag zu „Die Ugaritistik und die Psalmenforschung“. Besondere Aufmerksamkeit erhielt er für seine Studien zum Sirachbuch: 1981 legte er eine kommentierte Übersetzung des Buchs „Jesus Sirach ‚Ben Sira’“ (1981) in der Reihe „Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit“ vor und 2000 einen Kommentar des Sirachbuchs in der neu gegründeten Ergänzungsreihe zu „Das Alte Testament Deutsch“, den er durch Einzelstudien vorbereitet hatte. Von 1987 bis 1996 gehörte Sauer zu den Herausgebern der Wiener theologischen Zeitschrift „Amt und Gemeinde“.
Neben seiner Lehrtätigkeit zur Biblischen Archäologie trug Sauer dazu bei, dass der entsprechende Bestand der Fakultätsbibliothek zu einem der umfangreichsten in Österreich anwuchs. Der Verbundenheit zu seiner Universität verlieh er in einer Reihe von Studien Ausdruck, in denen er sich mit der Fakultäts- und Fachgeschichte beschäftigte. Zu seinen Schülern zählen u. a. Siegfried Kreuzer (geb. 1949), Volker Kieweler (geb. 1950) und Gerhard Harkam (geb. 1961).
-
Auszeichnungen
2011 Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse der Republik Österreich -
Quellen
Nachlass:
Privatbesitz, Wien.
Weitere Archivmaterialien:
Universitätsarchiv Wien. (Bewerbungsschreiben mit Lebenslauf, 1969)
-
Werke
Monografien, Sammelbände und Reihen:
Die strafende Vergeltung Gottes in den Psalmen. Eine frömmigkeitsgeschichtliche Untersuchung, 1961. (Diss. theol. Basel 1957)
Die Sprüche Agurs. Untersuchungen zur Herkunft, Verbreitung und Bedeutung einer biblischen Stilform unter besonderer Berücksichtigung von Proverbia c. 30, 1963.
Jesus Sirach „Ben Sira“, 1981.
Ferdinand Dexinger/Josef Oesch/Georg Sauer (Hg.), Jordanien. Auf den Spuren alter Kulturen, 1985.
Amt und Gemeinde, Jg. 38–47 (1987–1996). (Mithg.)
Wilhelm Pratscher/Georg Sauer (Hg.), Die Kirche als historische und eschatologische Größe. Festschrift für Kurt Niederwimmer zum 65. Geburtstag, 1994.
Jesus Sirach / Ben Sira, 2000.
Studien zu Ben Sira, hg. v. Siegfried Kreuzer, 2013. (W, L)
Aufsätze:
Erwägungen zum Alter der Psalmendichtung in Israel, in: Theologische Zeitschrift 22 (1966), S. 81–95.
Bemerkungen zu 1965 edierten ugaritischen Texten, in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 116 (1967), S. 235–241.
Die Akrostichides Psalm 2 und 110, in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 118 (1968), S. 259–264.
Die chronologischen Angaben in den Büchern Deuteronomium bis 2. Könige, in: Theologische Zeitschrift 24 (1968), S. 1–14.
Alois Musil’s Reisen nach Arabien im ersten Weltkrieg. Ein Beitrag zu seinem Lebensbild aus Anlaß seines 100. Geburtstages am 30.6.1968, in: Archiv Orientalni 37 (1969), S. 243–263.
Die Ugaritistik und die Psalmenforschung, Teil I, in: Ugarit-Forschungen 6 (1974), S. 401–406.
Die Ugaritistik und die Psalmenforschung, Teil II, in: Ugarit-Forschungen 10 (1978), S. 357–386.
Weibliche Züge im Gottesbild des Alten Testaments?, in: Entschluß 35 (1980), S. 13–15.
Leonhard Rost. 30.11.1896–5.12.1979, in: Archiv für Orientforschung 27 (1980), S. 330 f.
Ernst Sellin in Wien, in: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 96 (1980), S. 138–146.
Ephesos und Petra. Beobachtungen zur Stadtplanung in hellenistischer Zeit, in: Lebendige Altertumswissenschaft. Festschrift für Hermann Vetters zum 70. Geburtstag, hg. v. Komitee Festschrift für Hermann Vetters, 1985, S. 95–97.
Amos 7,10–17 und mesopotamischer Briefstil, in: H. G. Mukarovsky (Hg.), Proceedings of the Fifth International Hamito-Semitic Congress 1987, Bd. 2, 1991, S. 303–313.
Freundschaft nach Ben Sira 37,1–6, in: Friedrich Vinzenz Reiterer (Hg.), Freundschaft bei Ben Sira. Beiträge des Symposions zu Ben Sira, 1996, S. 123–131.
Die hebräische Bibel im Spannungsfeld von Judentum und Christentum, in: Wiener Jahrbuch für Theologie 1 (1996), S. 109–127.
Der Mensch vor der Aporie des Todes: Gilgamesch – Hiob, in: Markus Witte (Hg.), Gott und Mensch im Dialog. Festschrift für Otto Kaiser zum 80. Geburtstag, Bd. 2, 2004, S. 655–665, Wiederabdr. in: Studien zu Ben Sira, 2013, S. 135–146.
Autobiografie:
Selbstdarstellung in: Sebastian Grätz/Bernd U. Schipper (Hg.), Alttestamentliche Wissenschaft in Selbstdarstellungen, 2007, S. 51–58.
-
Literatur
Siegfried Kreuzer, Würdigung, in: Georg Sauer, Studien zu Ben Sira, 2013, S. XI–XIV.
Siegfried Kreuzer, Art. „Sauer, Georg“, in Friedrich Wilhelm Bautz (Hg.), Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 35, 2014, Sp. 1257–1267. (W, L)
Siegfried Kreuzer (Hg.), Schaut auf Abraham, unseren Vater“. Festgabe für Georg Sauer (= Amt und Gemeinde 37, H. 7/8), 1986.
Siegfried Kreuzer/Kurt Lüthi (Hg.), Zur Aktualität des Alten Testaments. Festschrift für Georg Sauer, 1992. (W, L, P)
James Alfred Loader/Hans-Volker Kieweler (Hg.), Vielseitigkeit des Alten Testaments, 1999. (P)
-
Porträts
Fotografie, um 1980, Abbildung in: Siegfried Kreuzer/Kurt Lüthi (Hg.): Zur Aktualität des Alten Testaments. Festschrift für Georg Sauer, 1992.
Fotografie, um 1990, Abbildung in: James Alfred Loader/Hans-Volker Kieweler, Vielseitigkeit des Alten Testaments, 1999.
Fotografien, Archiv der Universität Wien. (Onlineressource)
-
Autor/in
→Siegfried Kreuzer (Perchtoldsdorf bei Wien)
-
Zitierweise
Kreuzer, Siegfried, „Sauer, Georg“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119022400.html#dbocontent