Rosenberg, Frederic von
- Dates of Life
- 1874 – 1937
- Place of birth
- Berlin
- Place of death
- Fürstenzell (Niederbayern)
- Occupation
- Diplomat ; Reichsaußenminister ; Politiker ; Beglaubigungsschreiben ; Botschafter
- Religious Denomination
- evangelisch-uniert
- Authority Data
- GND: 116622067 | OGND | VIAF: 15524825
- Alternate Names
-
- Rosenberg, Frederic Hans von
- Rosenberg, Frederic von
- Rosenberg, Frederic Hans von
- Rosenberg, Frederic-Hans von
Linked Services
Relations
Genealogical Section (NDB)
- Amy Adele von Spangenberg , geb. von Rosenberg
- Armgard von Rosenberg
- Charles Philipp Theremin
- Ernst Philipp Ludwig von Rosenberg
- Frederic Smith Brook
- Hans Karl Joachim von Rosenberg
- Hugo Freiherr von Dörnberg (1844–1930)
- Hugo Max Friedrich Ludwig Freiherr von Dörnberg (1884–1963)
- Joachim von Rosenberg
- Johann von Rosenberg
- Karl von Rosenberg
- Kurt von Rosenberg
- Mary Elsa von Stillfried und Rattonitz , verw. von Eschwege, geb. von Rosenberg
- Richard Max von Rosenberg
Life description (NDB)
- Eduard Rosenthal (1853–1926)
- Friedrich Naumann (1860–1919)
- Georg Pahl
- Georg von Hertling (1843–1919)
- Johannes Kriege (1859–1937)
- Kemal Atatürks (1881-1938)
- Paul von Hintze (1864–1941)
- Raymond Poincarés (1860–1934)
- Richard von Kühlmann (1873–1948)
- Theobald von Bethmann Hollweg (1856–1921)
- Wilhelm Cunos (1876–1933)
- Woodrow Wilson (1856–1924)
Places
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Rosenberg, Frederic Hans von
1874 – 1937
Diplomat, Reichsaußenminister
Frederic von Rosenberg war 1917/18 enger Mitarbeiter von Staatssekretär Richard von Kühlmann (1873–1948) bei den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk. Als Reichsaußenminister bereitete er 1922/23 in schwieriger innen- und außenpolitischer Situation die Erleichterung der alliierten Reparationsforderungen vor.
Dates of Life
Geboren am 26. Dezember 1874 in Berlin Gestorben am 30. Juli 1937 in Fürstenzell (Niederbayern) Grabstätte Friedhof in Fürstenzell Konfession evangelisch-uniert -
Author
→Winfried Becker (Passau)
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Citation
Becker, Winfried, „Rosenberg, Frederic von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, zuletzt geändert am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/116622067.html#dbocontent
Aus einer Offiziersfamilie stammend, studierte Rosenberg seit 1894 Rechtswissenschaften in Bonn, Genf und Berlin und wurde 1897 an der Universität Jena bei Eduard Rosenthal (1853–1926) zum Dr. iur. promoviert. Nach seinem Assessorexamen 1903 wurde er auf Empfehlung seines Schwiegervaters Charles Philipp Theremin (1837–1924) in die Konsulatslaufbahn des Auswärtigen Amts (AA) aufgenommen. Hochmotiviert und talentiert, wurde Rosenberg bereits 1905 Vizekonsul in Antwerpen, wo er besonders den Kontakt mit deutschen Kaufleuten pflegte. 1907 wechselte er als ständiger Hilfsarbeiter in die Rechtsabteilung des AA. Dort prägte ihn die strenge Amtsführung des Direktors Johannes Kriege (1859–1937). 1910 wurde von Rosenberg Leiter eines kleinen Orientreferats (Bulgarien, Türkei, Griechenland), das er mit wachsender Selbstständigkeit bis 1918 verwaltete. Von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (1856–1921) lobend beurteilt, wurde er 1912 zum Wirklichen Legationsrat ernannt. Er arbeitete an Vertragsentwürfen mit, die zur Entschärfung der wirtschaftspolitischen Rivalitäten mit Frankreich und England im Vorderen Orient beitragen sollten.
Im August 1914 vom Kriegsdienst freigestellt, wurde von Rosenberg zur Vorbereitung des Freundschaftsvertrags mit Bulgarien (1915) herangezogen. Er vermittelte in den bulgarisch-türkischen Grenzstreitigkeiten und verhütete die zwischen den beiden Verbündeten drohende Entzweiung. In Kenntnis der Konsulatsberichte führte er als Orientreferent am 1. Oktober 1915 bei der türkischen Botschaft Beschwerde gegen die Verfolgung der Armenier und unterstützte zudem karitative Hilfsmaßnahmen. Ebenso wie Bethmann Hollweg war er vor das Dilemma gestellt, dass eine harte Reaktion auf die Verbrechen am armenischen Volk kaum Wirkung versprochen und das Bündnis mit dem Osmanischen Reich gefährdet hätte.
Nachdem von Rosenberg als einer der ersten von den Waffenstillstandsgesuchen der Bolschewiki erfahren hatte, wurde er am 15. Dezember 1917 von Staatssekretär Richard von Kühlmann (1873–1948) ermächtigt, bis zu dessen Eintreffen in Brest-Litowsk die Vorverhandlungen mit der russischen Delegation zu führen. Er übernahm von dort die Information des AA sowie des Reichskanzlers Georg von Hertling (1843–1919) und vertrat die Position des Amts gegenüber der Obersten Heeresleitung (OHL). Auch an Kühlmanns rasch abgeschlossenen Friedensverhandlungen mit Rumänien war von Rosenberg beteiligt. Zudem konnte er dem Staatssekretär ein glaubhaftes internes Leumundszeugnis ausstellen, als dieser von der rechtsgerichteten Presse und der OHL wegen angeblicher Affären und nachlässiger Amtsführung diffamiert wurde.
Von Rosenberg war Mitunterzeichner des von Staatssekretär Paul von Hintze (1864–1941) veranlassten „gutachtlichen Äußerung“ des AA vom 28. September 1918, dass eine Regierung auf breiter nationaler Grundlage gebildet und ein Friedensersuchen an den US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson (1856–1924) gerichtet werden solle. Diese illoyale Aktion wurde flankiert von einer ähnlichen Eröffnung der OHL an den amtierenden Reichskanzler und der Aufkündigung der Mitarbeit der Mehrheitsparteien gegenüber Hertling. Daraufhin wurde dessen Rücktritt unausweichlich. Wie Friedrich Naumann (1860–1919) gab sich von Rosenberg der Illusion hin, durch Einbeziehung der Sozialdemokraten in die Regierung eine „Volksmonarchie“ der Hohenzollern zu etablieren, die günstige Friedensbedingungen erreichen würde.
Die Mitwirkung an der Einführung des parlamentarischen Regimes dürfte von Rosenbergs Wiederverwendung gefördert haben. Seit 30. Januar 1920 Geschäftsträger, bald darauf Botschafter in Österreich, nahm er Kontakte nach allen Seiten auf und setzte sich für die Erhaltung der guten kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen ein. Am 1. September 1920 konnte ein Wirtschaftsabkommen abgeschlossen werden, während eine Vereinigung mit Deutschland in weite Ferne rückte. Im Kabinett Wilhelm Cunos (1876–1933) amtierte von Rosenberg von November 1922 bis August 1923 als Reichsaußenminister. Als der passive Widerstand gegen die französisch-belgische Ruhrbesetzung nicht mehr durchzuhalten war, erwirkte er mit Härte und Verhandlungsgeschick, dass die USA und Großbritannien von der unnachgiebigen Politik Raymond Poincarés (1860–1934) abrückten. Die Reparationsfrage wurde als gesamteuropäisches wirtschaftliches Problem anerkannt und einem Gremium internationaler Finanzexperten überantwortet.
Von Juni 1924 bis Oktober 1933 Gesandter in Stockholm, bemühte sich von Rosenberg mit großem Erfolg, angesichts nach dem Ersten Weltkrieg gewachsener frankophiler Neigungen im Lande die traditionellen Sympathien für Deutschland zu festigen. Die auf den deutsch-schwedischen Handelsvertrag von 1926 folgenden Differenzen fanden ihn nicht auf der Seite des deutschen Agrarprotektionismus. Er sah durch die NS-Propaganda in Schweden das gute Verhältnis zur sozialdemokratischen Regierung gefährdet und wollte um seinen Abschied einkommen, wurde aber am 13. September 1933 zum deutschen Botschafter in der Türkei ernannt. Er warb um Respekt gegenüber dem gewandelten Staatswesen Kemal Atatürks (1881-1938), in dem er einschneidende Neuerungen beobachtete. Am 8. Juni 1935 berichtete er abschließend über die außenpolitische Lage der Türkei und deren „ehrliche Sympathie für das neue Deutschland und seinen Führer“.
Von Rosenberg erkannte den Schaden, den der Nationalsozialismus dem empfindlichen Geflecht der Diplomatie zufügte, nicht in seiner ganzen Tragweite, wirkte ihm aber als Gesandter in Schweden trotz äußerer Loyalitätsbekundungen entgegen. Er identifizierte sich bis zuletzt mit dem Auftrag des AA, Deutschland „unbeirrt durch Zeitströmungen und Gunst oder Ungunst der öffentlichen Meinung“ zu dienen. Seit seiner Zeit in Ankara schwer herzkrank, verbrachte von Rosenberg seine letzten beiden Lebensjahre auf dem Holzhamerhof bei Fürstenzell in Niederbayern.
1900 | Leutnant, später Rittmeister der Reserve |
1933 | Großkreuz des schwedischen Nordsternordens |
Nachlass:
Privatbesitz. (Hauptnachlass)
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, N 2250. (Teilnachlass) (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin, RZ 201/22842 (Handakten v. Rosenberg. Akten betr. Waffenstillstandsverhandlungen in Brest-Litowsk, 1917); RZ 201/28138k-28143k (Büro Reichsminister. Akten betr. Reparation, September 1922–Oktober 1923); RZ 201/R 28587 (Büro Reichsminister. Akten betr. Dänemark und Schleswig, 1920–1935); RZ 201/28590 (Büro Reichsminister. Akten betr. Türkei, 1929–1935); RZ 201/28628 (Büro Reichsminister. Akten betr. Schweden, 1923–1935); ferner RZ/201 (Akten Schweiz Politik 1918–1919, Österreich Politik 1920–1921, Dänemark Politik 1920–1923, Schweden Politik 1920–1933, Türkei Politik 1913–1916, 1925–1935).
Gedruckte Quellen:
Werner Hahlweg (Bearb.), Der Friede von Brest-Litowsk. Ein unveröffentlichter Band aus dem Werk des Untersuchungsausschusses der Deutschen Verfassunggebenden Nationalversammlung und des Deutschen Reichstages, 1971.
Winfried Becker (Hg.), Frederic von Rosenberg. Korrespondenzen und Akten des deutschen Diplomaten und Außenministers 1913–1937, 2011.
Die Haftung für Reallasten Rückstände, 1897. (ungedr. Diss. iur., Universität Jena)
Erinnerungen des Botschafters Frederic von Rosenberg, abgedruckt in: Winfried Becker, Frederic von Rosenberg (1874–1937). Diplomat vom späten Kaiserreich bis zum Dritten Reich, Außenminister der Weimarer Republik, 2011, S. 237–312.
Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945, hg. v. Auswärtiges Amt, Bd. 3, bearb. v. Gerhard Keiper/Martin Kröger, 2008, S. 726 f. (P)
Winfried Becker, Frederic von Rosenberg (1874–1937). Diplomat vom späten Kaiserreich bis zum Dritten Reich, Außenminister der Weimarer Republik, 2011. (P)