Riehl-Heyse, Herbert
- Lebensdaten
- 1940 – 2003
- Geburtsort
- Altötting (Oberbayern)
- Sterbeort
- Eichenau bei München
- Beruf/Funktion
- Journalist ; Publizist ; Autor ; Jurist ; Redakteur
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 120731622 | OGND | VIAF: 113506926
- Namensvarianten
-
- Riehl, Herbert Karl Borromäus
- Riehl-Heyse, Herbert
- Riehl, Herbert Karl Borromäus
- Heyse, Herbert R.
- Heyse, Herbert Riehl-
- Riehl Heyse, Herbert
- Riehl, Herbert
- Riehl, Herbert Carl Borromäus
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Riehl-Heyse, Herbert (geborener Herbert Karl Borromäus Riehl)
1940 – 2003
Journalist, Publizist
Herbert Riehl-Heyse war einer der bedeutendsten deutschen Tageszeitungsjournalisten im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Mit seinen oft ironisch konnotierten politischen Reportagen, Glossen und Kommentaren prägte er seit 1971 die „Süddeutsche Zeitung“, in deren Chefredaktion er 1987 eintrat, und diente vielen Journalistinnen und Journalisten als Vorbild.
Lebensdaten
Geboren am 2. Oktober 1940 in Altötting (Oberbayern) Gestorben am 23. April 2003 in Eichenau bei München Grabstätte Friedhof in Eichenau Konfession römisch-katholisch Herbert Riehl-Heyse, Imago Images (InC) -
Autor/in
→Kurt Kister (München)
-
Zitierweise
Kister, Kurt, „Riehl-Heyse, Herbert“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.04.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/120731622.html#dbocontent
Riehl-Heyse wuchs in der vom Katholizismus und ihrem Status als Wallfahrtsort geprägten oberbayerischen Kleinstadt Altötting auf, wo er von 1946 bis 1950 die Volksschule besuchte. Sein Vater wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs von SS-Männern ermordet, nachdem er mit weiteren Bürgern unter Führung des Landrats Josef Kehrer (1909–1945) versucht hatte, NS-Funktionäre zu verhaften und die Stadt den nahenden US-Truppen kampflos zu übergeben. Diese Ereignisse beschäftigten Riehl-Heyse zeitlebens; noch 1985 widmete er ihnen in der „Süddeutschen Zeitung“ den autobiografisch gefärbten Text „Mord in unserer kleinen Stadt“.
Seit 1950 besuchte Riehl-Heyse das humanistische Kurfürst-Maximilian-Gymnasium in Burghausen. Sein nach dem Abitur 1959 begonnenes Studium der Rechtswissenschaften absolvierte er an der Universität München sowie für einige Semester an der Universität in Saarbrücken. Nach dem Ende seines Referendariats, das er u. a. am Landratsamt in Ebersberg bei München ableistete, entschied er sich für eine journalistische Laufbahn, die er im Juni 1968 als Redakteur der katholisch-konservativen Tageszeitung „Münchner Merkur“ unter Chefredakteur Kurt Wessel (1908–1976) begann. Er schrieb hier bald unter dem Doppelnamen Riehl-Heyse, da sein älterer Bruder Hans Riehl (1935–2019) ebenfalls bei der Zeitung tätig war.
Am 1. April 1971 wechselte Riehl-Heyse zur „Süddeutschen Zeitung“, die er in den folgenden drei Jahrzehnten prägte. Zunächst als Redakteur und Reporter tätig, wurde er 1987 als Nachfolger von Hans-Ulrich Kempski (1922–2007) Chefreporter der Zeitung und erhielt den Titel „Stellvertretender Chefredakteur“. Chefredakteur war damals Dieter Schröder (1931–2021). Riehl-Heyses oft ironisch geschriebene Reportagen wirkten stilbildend nicht nur für die Seite Drei der „Süddeutschen Zeitung“, sondern auch für nachfolgende Journalistinnen und Journalisten, u. a. Axel Hacke (geb. 1956) und Stefan Lebert (geb. 1961). Riehl-Heyse zählte zudem zu den regelmäßigen Autoren der auf der Titelseite der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlichten Glosse „Streiflicht“. Seine großen Reportagen über die deutsche Innenpolitik, das Innenleben der Parteien und über die Entwicklung der Gesellschaft erregten beim Lesepublikum, bei Kollegen und Politikern Aufmerksamkeit. Er begleitete seit 1973 alle Bundeskanzler im Wahlkampf und auf Reisen, berichtete über Parteitage, Personalquerelen und Wahlen. Sein besonderes Interesse galt der CSU und deren Führungspersonal. Trotz seiner oft ironischen Kritik in Reportagen und Kommentaren pflegte er gute Beziehungen zu führenden CSU-Politikern; er stand im regelmäßigen Austausch mit Edmund Stoiber (geb. 1941) und hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Theo Waigel (geb. 1939).
Auch weil es zwischen ihm und Chefredakteur Schröder wegen Personalentscheidungen zu Konflikten gekommen war, wechselte Riehl-Heyse zum 1. Juni 1989 als Chefredakteur des Wochenmagazins „Stern“ nach Hamburg, verließ diesen Posten, den er sich mit Michael Jürgs (1945–2019) teilte, allerdings bereits nach vier Monaten. Im November 1989 kehrte er zur „Süddeutschen Zeitung“ zurück, wo er bis zu seinem Tod als Leitender Redakteur wirkte. Neben seiner journalistischen Arbeit veröffentlichte Riehl-Heyse mehrere Bücher, darunter Reportagensammlungen, autobiografische Schriften und Betrachtungen über den Journalismus und die Öffentlichkeit. Er beschäftigte sich in den 1990er Jahren intensiv mit der Ethik des Journalismus und verwies – v. a. in dem Buch „Bestellte Wahrheiten“ – auf das Problem der wirtschaftlichen Abhängigkeiten vieler Journalistinnen und Journalisten von ihren Arbeitgebern, von denen manche dann bestimmte Inhalte forderten.
Im April 2003 erlag Riehl-Heyse einem Krebsleiden. Auf der Trauerfeier in München wurde sein Lebenswerk u. a. von Bundespräsident Johannes Rau (1931–2006) gewürdigt. Seit 2005 verleiht die „Süddeutsche Zeitung“ zweijährlich den Herbert-Riehl-Heyse-Preis für einen herausragenden journalistischen Text in der Tradition des Namensgebers.
1972 | Theodor-Wolff-Preis des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger |
1979 | Ernst-Hoferichter-Preis der Landeshauptstadt München |
1982 | Wächterpreis der deutschen Tagespresse der Stiftung Freiheit der Presse |
1984 | Egon-Erwin-Kisch-Preis des Verlags Gruner + Jahr |
1993 | Medienpreis des Deutschen Bundestags |
1993 | Bayerische Verfassungsmedaille in Silber |
1994 | Publizistik-Preis der Landeshauptstadt München |
seit 2005 | Herbert-Riehl-Heyse-Preis der Süddeutschen Zeitung (zweijährlich) (weiterführende Informationen) |
Nachlass:
Monacensia im Hildebrandhaus. Literaturarchiv und Bibliothek, München. (weiterführende Informationen)
Monografien und Herausgeberschaften:
Hannes Burger/Ernst Fischer/Herbert Riehl-Heyse, Bayern braucht Wolpertinger. Eine dramatische Reportage, 1977, 81983.
CSU. Die Partei, die das schöne Bayern erfunden hat, 1979.
Die Weihe des Ersatzkaisers und andere Geschichten, 1986.
Die Wahl-Bekanntschaften. Fünfzehn Porträts von Leuten, auf die es ankommt, 1986. (Hg.)
Bestellte Wahrheiten. Anmerkungen zur Freiheit eines Journalistenmenschen, 1989, Taschenbuchausg. 1992.
Axel Hacke/Claus Heinrich Meyer/Herbert Riehl-Heyse/Rainer Stephan/Hermann Unterstöger (Hg.), Das Streiflichtbuch. Handreichungen und Fingerzeige aus der Süddeutschen Zeitung, 1994, 31995.
Götterdämmerung. Die Herren der öffentlichen Meinung, 1995, Neuausg. 1999.
Mir san mir. 50 Jahre. Freistaat Bayern im Spiegel der Karikatur, 1996, 21997. (Hg.)
Ach, Du mein Vaterland. Gemischte Erinnerungen an 50 Jahre Bundesrepublik, 1998, Taschenbuchausg. 2000. (Autobiografie)
Axel Hacke/Claus Heinrich Meyer/Herbert Riehl-Heyse/Rainer Stephan/Hermann Unterstöger (Hg.), Das neue Streiflichtbuch. Kopfnüsse und Musenküsse aus der Süddeutschen Zeitung, 2000.
Ernst Fischer/Herbert Riehl-Heyse/Luis Murschetz, Vorsicht, Golfer!, 2005.
Reportagen, Essays, Aufsätze:
Am Rande des Kraters. Reportagen und Essays aus drei bewegten Jahren, 1993.
Arbeiten in vermintem Gelände. Macht und Ohnmacht des Journalismus, hg. v. Wolfgang R. Langenbucher, 2002.
Jugendwahn und Altersstarrsinn. Mein ganz persönlicher Generationenkonflikt. Ein Fragment. Und ausgewählte Texte aus dem letzten Lebensjahr, 2003, 52003.
Das tägliche Gegengift. Reportagen und Essays 1972–2003, hg. v. Gernot Sittner. 2008.
Paul Hoser, Art. „Süddeutsche Zeitung (SZ)“, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2014. (Onlineressource)