Rahms, Helene
- Lebensdaten
- 1918 – 1999
- Geburtsort
- Köln
- Sterbeort
- Oberursel (Taunus)
- Beruf/Funktion
- Journalistin ; Autorin
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 119113686 | OGND | VIAF: 47564436
- Namensvarianten
-
- Rahms, Helene Josephine Dorothea
- Becker, Helene
- Rahms, Helene
- Rahms, Helene Josephine Dorothea
- Becker, Helene
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Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
- Barbara Klemm (geb. 1939)
- Christa Rotzoll (1921–1995)
- Ernst May (1886–1970)
- Ferdinand Kramer (1898–1985)
- Irmgard Horstmann (1921–2018)
- Johann Wolfgang von Goethes (1749–1832)
- Jürgen Schüddekopf (1909–1962)
- Karl Korn (1908–1991)
- Maria Frisé (1926–2022)
- Rudolf Küstermeier (1903–1977)
- Rudolf Sparing (1904–1955)
- Stefan Georges (1868–1933)
- Wilhelm Waetzoldt (1880–1945)
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Rahms, Helene Josephine Dorothea (verheiratete Helene Becker)
1918 – 1999
Journalistin
Helene Rahms war eine der profiliertesten Frauen im bundesdeutschen Nachkriegsjournalismus. Als Feuilletonredakteurin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ prägte sie seit 1953 die Frauenseite des überregionalen Leitmediums. Rahms öffnete das von ihr verantwortete Ressort für neue, aktuelle Themen und machte es zu einer Plattform für die Gleichberechtigung der Geschlechter.
Lebensdaten
Geboren am 25. September 1918 in Köln Gestorben am 14. Januar 1999 in Oberursel (Taunus) Konfession evangelisch -
Autor/in
→Roxanne Narz (Nürnberg)
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Zitierweise
Narz, Roxanne, „Rahms, Helene“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119113686.html#dbocontent
Rahms wuchs in einer mittelständischen Familie auf, die infolge der Weltwirtschaftskrise verarmte. Seit ca. 1930 war sie auf ein Stipendium angewiesen, um weiter die Königin-Luise-Schule in Köln zu besuchen, auf der sie 1937 das Abitur ablegte. Während ihrer Schulzeit profilierte sich Rahms als Leichtathletin und wurde um 1936 in die Olympia-Auswahlmannschaft für die Disziplin Hochsprung aufgenommen. Unter dem Eindruck v. a. der Dramen Johann Wolfgang von Goethes (1749–1832) und der Lyrik Stefan Georges (1868–1933) strebte sie eine Karriere als Feuilletonistin an und begann 1937 ein Volontariat bei der „Saale-Zeitung“ in Halle an der Saale, für die sie bis 1941 als Redakteurin tätig war. Rahms wurde nicht Mitglied der NSDAP.
1937 begann Rahms ein Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Halle an der Saale, u. a. bei dem Kunsthistoriker Wilhelm Waetzoldt (1880–1945). Nach Einstellung der „Saale-Zeitung“ 1941 wechselte sie in die Redaktion der „Mitteldeutschen National-Zeitung“ (Gau Halle-Merseburg), für die Rahms Nachrichten redigierte und Feuilletons verfasste, die sie auch der auflagenstarken NS-Wochenzeitung „Das Reich“ zukommen ließ. 1942 wechselte Rahms auf Veranlassung des Mitbegründers und späteren Chefredakteurs Rudolf Sparing (1904–1955) in die Berliner Redaktion von „Das Reich“, wo sie Essays, Landschaftsporträts, Feuilletons und Reportagen für den Kulturteil sowie die Rubrik „Briefe aus dem Reich“ verfasste und u. a. den Publizisten Karl Korn (1908–1991) kennenlernte. Ein thematischer Schwerpunkt ihrer Texte war der Frauenalltag an der „Heimatfront“. Rahms schlug in ihnen z. T. nationalistische Töne an, die meisten waren jedoch unpolitisch.
Rahms, die ab 1944 in Potsdam, Gießen, Dresden und schließlich in Oldenburg lebte, gelang nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dank ihres weit verzweigten beruflichen Netzwerks aus der NS-Zeit rasch der Wiedereinstieg in den Journalismus. Seit 1948 schrieb sie Reportagen und Feuilletons für verschiedene Lizenzzeitungen, u. a. für das liberale Berliner Blatt „Der Kurier“. 1949 wurde sie von ihrem ehemaligen Kollegen aus der Redaktion von „Das Reich“, Jürgen Schüddekopf (1909–1962), an die Hamburger Tageszeitung „Die Welt“ vermittelt, Rahms verließ das Blatt jedoch bereits ein Jahr später, nachdem ihre anspruchsvolle und intellektuelle Ausrichtung der Frauenseite in der Chefredaktion um Rudolf Küstermeier (1903–1977) auf Ablehnung gestoßen war.
Auf Veranlassung von Korn, der seit 1949 als Mitherausgeber für das Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) zuständig war, wirkte Rahms seit 1953 als verantwortliche Redakteurin der FAZ-„Frauenseite“. Im Gegensatz zu traditioneller ausgerichteten Frauenressorts anderer Printmedien konzentrierte sich das Ressort „Die Frau“ unter ihrer Ägide nicht auf Themen wie Mode, Kosmetik, Wohnen und Ernährung, sondern bot neben belletristischen Beiträgen auch Texte über soziale Missstände, Frauenrechte, Bildungspolitik und Erziehungsfragen sowie über strukturelle Probleme für Ehefrauen und Mütter auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt.
Rahms kritisierte mit ihren freien Mitarbeiterinnen – für die Seite schrieben fast ausschließlich Journalistinnen – die fehlende staatliche Unterstützung erwerbstätiger Frauen und setzte sich für eine Reform des Ehe- und Familienrechts ein. Bedeutende juristische Entscheidungen, etwa das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum väterlichen „Stichentscheid“ 1959, wurden in ihrem Ressort publizistisch begleitet. Wie die mit ihr eng befreundete Journalistin Christa Rotzoll (1921–1995) vertrat Rahms in den Debatten um die Verwirklichung des Gleichberechtigungsgrundsatzes gemäßigte emanzipatorische und feministische Positionen; im Mittelpunkt ihrer Arbeit stand v. a. die persönliche, berufliche und familiäre Gleichstellung von Frauen und Männern. Zu den von ihr geprägten und geförderten Journalistinnen zählen u. a. Maria Frisé (1926–2022) und Irmgard Horstmann (1921–2018).
Seit Mitte der 1950er Jahre trat Rahms als erste Architekturkritikerin der FAZ hervor und beschäftigte sich mit Städteplanung im bundesdeutschen Wiederaufbau, die sie von verkehrspolitischen und kommerziellen Interessen unbeeinflusst sehen wollte. Als vorbildlich galten ihr v. a. die Frankfurter Architekten Ferdinand Kramer (1898–1985) und Ernst May (1886–1970). Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand 1978 setzte sich Rahms als freie Mitarbeiterin der FAZ zudem mit archäologischen Themen, v. a. mit dem antiken Griechenland, auseinander und legte von 1992 bis 1999 eine dreibändige Autobiografie vor.
1979 | Silberne Halbkugel des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz |
1993 | KölnLiteraturPreis des Fördervereins KölnLiteraturPreis e. V. |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
FAZ-Archiv, Frankfurt am Main. (Redaktionskorrespondenz, Protokolle der Redaktions- und Herausgebersitzungen)
Bundesarchiv, Koblenz, N 1314. (Nachlass Erich Welter, Redaktionskorrespondenz)
Gedruckte Quellen:
Maria Frisé, Meine schlesische Familie und ich. Erinnerungen, 2004.
Der feindliche Haushalt, in: Christa Rotzoll (Hg.), Emanzipation und Ehe, 1968, S. 91–108.
Auf dünnem Eis. Meine Kindheit in den zwanziger Jahren, 1992, Taschenbuchausg. 1995.
Zwischen den Zeilen. Mein Leben als Journalistin im Dritten Reich, 1997.
Die Clique. Journalistenleben in der Nachkriegszeit, 1999.
Wilfried Wiegand, Liebevolle Genauigkeit. Leidenschaftlich und unbestechlich. Zum Tode von Helene Rahms, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 16.1.1999, S. 14.
Susanne Kinnebrock/Elisabeth Klaus/Ulla Wischermann, GrenzgängerInnentum als terra incognita der KommunikatorInnenforschung? Zum Potenzial von Autobiographien für die historische Berufsfeldforschung, in: Medien & Zeit. Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart 4 (2014), S. 5–15.
Peter Hoeres, Zeitung für Deutschland. Die Geschichte der FAZ, 2019.
Roxanne Narz, Kultur im Widerstreit. Das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1949–73, 2022.
Fotografien, FAZ-Archiv, Frankfurt am Main.