Priester, Eva
- Lebensdaten
- 1910 – 1982
- Geburtsort
- St.·Petersburg
- Sterbeort
- Moskau
- Beruf/Funktion
- Journalistin ; Publizistin ; Schriftstellerin ; Lyrikerin ; Historikerin ; Widerstandskämpferin
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 132890399 | OGND | VIAF: 47270630
- Namensvarianten
-
- Priester, Eva Maria Beatrice
- Feinstein, Eva
- Priester, Eva
- Priester, Eva Maria Beatrice
- Feinstein, Eva
- Feinstein, Eva Beatrice
- Hornik, Eva
- Priesterová, Eva
- Prister, Eva
- Priesther, Eva
- Priesther, Eva Maria Beatrice
- Priestherová, Eva
- Pristher, Eva
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Priester, Eva Maria Beatrice (geborene Eva Feinstein)
Pseudonym: Olivia
1910 – 1982
Journalistin, Publizistin, Schriftstellerin
Seit Anfang 1933 Mitglied der KPD, wurde Eva Priester nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verfolgt und floh 1939 nach Großbritannien, wo sie eine zweibändige „Kurze Geschichte Österreichs“ verfasste. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommentierte sie als Korrespondentin der kommunistischen Presse das Weltgeschehen von Korea über Vietnam bis nach Ungarn und Algerien. Priester engagierte sich bis zu ihrem Lebensende auf der Basis ihrer kommunistischen Ideale für internationale Verständigung.
Lebensdaten
Geboren am 15. Juli 1910 in St. Petersburg Gestorben am 15. August 1982 in Moskau Grabstätte Zentralfriedhof (2012 aufgelassen) in Wien Konfession jüdisch -
Autor/in
→Gerhard Oberkofler (Innsbruck/Wien)
-
Zitierweise
Oberkofler, Gerhard, „Priester, Eva“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/132890399.html#dbocontent
Priester wuchs in dem mit der Zarenherrschaft kooperierenden ostjüdischen Bürgertum von St. Petersburg auf und floh mit ihrer Familie 1919 vor den Bolschewiki nach Berlin, wo sie 1920/21 das Städtische Cecilien-Lyzeum besuchte, ehe ihr die vermögenden Eltern einen Privatunterricht ermöglichten. Erste journalistische Erfahrung sammelte sie seit 1928 als Volontärin und anschließend Mitarbeiterin des „Berliner Tagblatts“ unter Chefredakteur Theodor Wolff (1868–1943). Priester stellte sich gegen das Erstarken der rechtsorientierten politischen Kräfte und trat – von der Notwendigkeit einer revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft überzeugt – im Januar 1933 der KPD bei. Die kommunistischen Ideale, v. a. die Idee von der Befreiung des Menschen aus Armut und Unterdrückung, bildeten zeitlebens die Grundlage ihres journalistischen und literarischen Werks.
Im Juni/Juli 1933 kurzzeitig inhaftiert, lebte Priester anschließend in Berlin und emigrierte im März 1936 nach Wien, wo sie u. a. mit dem Journalisten Kostmann Jenö (1906–1993) und dem Schriftsteller Jura Soyfer (1912–1939) in der illegalen kommunistischen Bewegung aktiv war. Nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich übersiedelte Priester im April 1938 nach Prag und emigrierte im Mai 1939 mit Unterstützung des British Committee for Refugees from Czechoslovakia nach London, wo sie sich im Austrian Centre (seit 1941 Free Austrian Movement) politisch und kulturell engagierte. Priester war während des Zweiten Weltkriegs u. a. mit Kostmann, Hilde Mareiner (1912–1988) und Erwin Zucker-Schilling (1903–1985) Mitarbeiterin der Zeitschrift „Zeitspiegel“ und legte 1944 die Schrift „Austria. Gateway to Germany“ vor, in der sie historisch für ein von Deutschland unabhängiges Österreich argumentierte.
Im April 1946 übersiedelte Priester nach Wien und erhielt am 3. Mai 1946 die österreichische Staatsbürgerschaft. Der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) war sie bereits 1941 in London beigetreten. 1946 und 1949 erschien ihre zweibändige historisch-materialistische „Kurze Geschichte Österreichs“, die vom Gesichtspunkt der Entwicklung der österreichischen Nation geschrieben ist und den auf Österreich Bezug nehmenden historischen Prozess der Bildung von Demokratie, Arbeiterbewegung und Sozialismus in das Zentrum rückt. Priester engagierte sich im Bund demokratischer Frauen Österreichs und wurde von diesem in den Weltbund demokratischer Frauen delegiert. Von November 1945 bis April 1954 war sie Chefredakteurin der KPÖ-Wochenzeitung „Die Woche“ und wirkte nach deren Einstellung bis 1975 als hauptberufliche Journalistin an der „Österreichischen Volksstimme“, dem Zentralorgan der KPÖ, mit.
In ihrer Broschüre „Korea. Ein Augenzeugenbericht vom modernen Vernichtungskrieg“ (1951) berichtete Priester v. a. von US-amerikanischen Kriegsverbrechen (Verwendung von Napalm) im Rahmen des Koreakriegs. Zudem publizierte sie Schriften über die Konterrevolution in Ungarn (1956) sowie über Befreiungskämpfe in Algerien (1959) und anderen afrikanischen Ländern. Ebenso wie Erich Fried (1921–1988), den sie im britischen Exil kennengelernt hatte, engagierte sich Priester für ein friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern und protestierte gegen die Gewalt von Zionisten gegen das palästinensische Volk.
1979 | Berufstitel „Professor“, verliehen von dem österreichischen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger (1915–2000) |
Nachlass:
verstreut.
Weitere Archivmaterialien:
Landesarchiv Berlin, mehrere Aktenbestände. (u. a. C Rep. 375-01-01: 3788: Personalia Eva Priester)
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Historische Wiener Meldeunterlagen.
Archiv der Kommunistischen Partei Österreichs, Wien. (Fragmente der Kindheitserinnerungen, konzipiert in London 1940/41)
Austria. Gateway to Germany, 1944.
Aus Krieg und Nachkrieg. Gedichte und Übertragungen, 1946.
Kurze Geschichte Österreichs, 2 Bde., 1946/49.
Korea. Ein Augenzeugenbericht vom modernen Vernichtungskrieg, 1951.
Vom Baume der Freiheit. Sechs historische Erzählungen, 1955.
Begegnung im Morgengrauen, 1956.
Was war in Ungarn wirklich los? Bericht einer Augenzeugin, 1957.
In Algerien sprechen die Gewehre. Der Freiheitskampf eines Volkes, 1959.
Der große Streik. Tatsachenbericht über den Oktoberstreik 1950, 1980.
Walter Hollitscher, Eva Priester. Unsere Gefährtin, 1983.
Heide Maria Holzknecht, Eva Priester. Journalistin, Schriftstellerin, Historikerin, 1986. (ungedr. Diplomarbeit, Universität Innsbruck)
Bruno Furch, Eva Priester, in: Allen Gewalten zum Trotz. 35 Erzählungen über Genossen, Kameraden und Freunde aus acht Jahrzehnten, 1993, S. 262–273.
Claudia Trost, Eva Priester. Ein biographischer Abriss, in: Hans Hautmann (Hg.), Die Alfred-Klahr-Gesellschaft und ihr Archiv. Beiträge zur österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, 2000, S. 347–370.
Charmian Brinson, „Schlaf ruhig. Die Erde ist dein“. Eva Priester, a Political Poet in Exile, in: Judith Beniston/Robert Vilain (Hg.), The Austrian Lyric, 2004, S. 116–132.
Charmian Brinson, „Immortal Austria“. Eva Priester as Propagandist for Austria in British Exile, in: ders./Richard Dove/Jennifer Taylor (Hg.), „Immortal Austria“? Austrians in Exile in Britain, 2007, S. 93–103.
Maria Bianca Fanta, Arbeiter der Feder. Journalistinnen und Journalisten des KPÖ-Zentralorgans „Österreichische Volksstimme“ 1945–1956, 2016, S. 156.
Gerhard Oberkofler, Eva Priester. Eine jüdische Frau im Kampf für eine gerechte Menschheit. Mit Originaltexten aus ihrem poetischen und essayistischen Werk, 2022. (P)
Fotografien, Privatsammlung Willi Weinert, Abbildungen in: Gerhard Oberkofler, Eva Priester. Eine jüdische Frau im Kampf für eine gerechte Menschheit. Mit Originaltexten aus ihrem poetischen und essayistischen Werk, 2022, S. 37, 53, 87, 134 u. 156.