Miescher, Friedrich

Lebensdaten
1844 – 1895
Geburtsort
Basel
Sterbeort
Davos (Kanton Graubünden)
Beruf/Funktion
Biochemiker ; Physiologe
Konfession
unbekannt
Normdaten
GND: 118733842 | OGND | VIAF: 30989267
Namensvarianten

  • Miescher, Johann Friedrich II.
  • Miescher-Rüsch, Johannes Friedrich jun.
  • Miescher, Friedrich
  • Miescher, Johann Friedrich II.
  • Miescher-Rüsch, Johannes Friedrich jun.
  • Miescher, Johann Friedrich
  • Miescher Rüsch, Friedrich
  • Miescher, Friedrich II
  • Miescher, Johannes Friedrich
  • Miescher-Ruesch, Johann Friedrich
  • Miescher-Rüsch, Friedrich
  • Miescher-Rüsch, Johann Friedrich
  • Mišer, Fridrich
  • Rüsch, Friedrich Miescher-

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Zitierweise

Miescher, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118733842.html [30.01.2025].

CC0

  • Miescher, Johann Friedrich II. (auch Johannes Friedrich Miescher-Rüsch jun.)

    1844 – 1895

    Biochemiker, Physiologe

    Friedrich Miescher ist v. a. für die Entdeckung und erstmalige Beschreibung der Nukleinsäure 1868 bekannt. Seit 1872 lehrte und forschte er zur Physiologie an der Universität Basel.

    Lebensdaten

    Geboren am 13. November 1844 in Basel
    Gestorben am 26. August 1895 in Davos (Kanton Graubünden)
    Konfession evangelisch-reformiert
    Friedrich Miescher, Imago Images (InC)
    Friedrich Miescher, Imago Images (InC)
  • 13. November 1844 - Basel

    - Basel

    Schulbesuch

    Gymnasium

    1861 - 1868 - Basel

    Studium der Medizin

    Universität

    1868 - Basel

    Promotion (Dr. med. et chir.)

    Universität

    1868 - 1869 - Tübingen

    Chemisch-Physiologisches Labor der Universität

    1869 - 1870 - Leipzig

    Physiologisches Labor der Universität

    1871 - Basel

    Habilitation für Physiologie

    Universität

    1872 - Basel

    Professor für Physiologie

    Universität

    26. August 1895 - Davos (Kanton Graubünden)

    Miescher besuchte das Gymnasium in Basel und studierte hier 1861 bis 1868 Medizin, unterbrochen von einem kurzen Aufenthalt 1865 in Göttingen im Labor von Friedrich Wöhler (1800–1882). In Mieschers Elternhaus lebte auch sein Onkel, der Basler Physiologe und Anatom Wilhelm His (1831–1904), der zu einer wichtigen Bezugsperson für Miescher wurde.

    Nach der Promotion zum Dr. med. et chir. 1868 an der Universität Basel war Miescher für ein Jahr als Assistent im Labor für Physiologische Chemie von Felix Hoppe-Seyler (1825–1895) an der Universität Tübingen tätig. Hier klärte er die Chemie der Leukocyten, der „Eiterzellen“, wie er sie bezeichnete. Bei der Isolierung und Beschreibung der Zellproteine fiel ihm eine Substanz auf, die sich chemisch nicht wie ein Protein verhielt. Miescher vermutete, dass sie dem Zellkern entstammte, über den nur wenig bekannt war. Ihm gelang es, die Zellkerne zu isolieren und aus dem Extrakt die fragliche Substanz auszufällen. Besonders auffällig war der hohe Gehalt an organisch gebundenem Phosphor. Miescher war überzeugt, dass er eine unbekannte Substanz gefunden hatte, und nannte sie nach ihrem Vorkommen im Zellkern Nuclein.

    In einem Brief vom 26. Februar 1869 berichtete Miescher seinem Onkel von der Entdeckung. Da Hoppe-Seyler auf einer Prüfung durch eigene Replikation bestand, erschien die Schrift „Ueber die chemische Zusammensetzung der Eiterzellen“ erst 1871 in den „Medicinisch-Chemischen Untersuchungen“. Inzwischen war Miescher an die Universität Leipzig gewechselt und forschte im Labor des Physiologen Carl Ludwig (1816–1895) zu den schmerzleitenden Bahnen des Rückenmarks. 1870 nach Basel zurückgekehrt, habilitierte er sich 1871 für Physiologie und erhielt 1872 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Physiologie an der Universität Basel, wo er seine Arbeiten zum Nuclein fortsetzte. 1874 wies Miescher die Substanz in den Spermatozoen verschiedener Wirbeltiere nach, häufig in Verbindung mit einem spezifischen Protein (Protamin). Eine mögliche Funktion von Nuclein als Erbsubstanz zog Miescher nicht in Betracht. Noch lange hielt man Nukleinsäure, wie die Substanz seit 1889 hieß, für zu monoton, um die Vielfalt organismischer Eigenschaften zu begründen. Diese Einschätzung änderte sich erst in den 1940er Jahren.

    In den 1880er Jahren arbeitete Miescher zur Lebensweise und Physiologie der Rheinlachse, die während ihrer Wanderungen monatelang ohne Nahrung auskommen, und zur Atmungsregulation sowie zur Veränderung des menschlichen Blutkreislaufs und der Atmung in Höhenlagen. Zudem erstellte er Gutachten zur Ernährung von Strafgefangenen. 1885 wurde mit dem Vesalianum ein nach Mieschers Plänen neues Anatomisch-Pysiologisches Institut gegründet, an dem 1889 der 1. Internationale Physiologenkongress stattfand. Seit den 1890er Jahren erkrankt, forschte Miescher bis kurz vor seinem Tod zur Beschaffenheit des Bluts in Abhängigkeit von Höhenlagen. Diese Studien waren als Auftakt einer größeren Untersuchung zur Physiologie des Höhenklimas gedacht, die Miescher aber nicht mehr abschließen konnte. Zu seinen Schülern zählt Alfred Jaquet (1865–1937), zwischen 1888 und 1890 Mieschers Assistent und seit 1902 Professor für Pharmakologie in Basel.

    1884 Mitglied der Leopoldina (weiterführende Informationen)
    1884–1886 Präsident der Naturforschenden Gesellschaft, Basel
    1969 Friedrich-Miescher-Labor der Max-Planck-Gesellschaft, Tübingen (weiterführende Informationen)
    1970 Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research, Basel (weiterführende Informationen)
    1970 Friedrich-Miescher-Preis/Friedrich Miescher Award des Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research, Basel (jährlich)

    Teilnachlass:

    Universitätsbibliothek Basel, NL 47. (weiterführende Informationen)

    Staatsarchiv Basel, PA 249.

    Ueber die chemische Zusammensetzung der Eiterzellen, in: Medicinisch-Chemische Untersuchungen 4 (1871), S. 441–460.

    Die Spermatozoen einiger Wirbelthiere. Ein Beitrag zur Histochemie, in: Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel 6 (1874), S. 138–208.

    Oswald Schmiedeberg (Hg.), Physiologisch-chemische Untersuchungen über die Lachsmilch von F. Miescher, nach den hinterlassenen Aufzeichnungen des Autors, in: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 37 (1896), S. 100–155.

    Wilhelm His (Hg.), Die histochemischen und physiologischen Arbeiten von Friedrich Miescher. 2 Bde., 1897. (Schriften und Korrespondenz)

    Arnold von Salis, Zur Erinnerung an Hrn. Prof. med. et. chir. Friedrich Miescher-Rüsch […] zur letzten Ruhe geleitet den 30. August 1895, 1895.

    J. Alfred Jaquet, Professor Friedrich Miescher. Nachruf, in: Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel 11 (1896), S. 399–417.

    Friedrich Suter (Hg.), Friedrich Miescher, 1844–1895. Vorträge gehalten anlässlich der Feier zum 100. Geburtstag von Prof. Friedrich Miescher, 1944.

    Monique de Meuron-Landolt, Friedrich Miescher, l’homme qui a découvert les acides nucléiques, in: Histoire de la médecine 15 (1965), S. 2–25.

    Robert Olby, Art. „Miescher, Johann Friedrich II“, in: Charles Coulston Gillispie (Hg.), Dictionary of Scientific Biography, Bd. 9, 1974, S. 380 f.

    Ralf Dahm, Discovering DNA. Friedrich Miescher and the Early Years of Nucleic Acid Research, in: Human Genetics 122 (2008), S. 565–581.

    Urs Boschung, Art. „Friedrich Miescher“, in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2008. (Onlineressource)

    Fotografien von J. Höflinger & Sohn, 1875–1895, Universitätsbibliothek Basel, Portr BS Miescher F 1844, 1a, 1b u. 1c.

  • Autor/in

    Kärin Nickelsen (München)

  • Zitierweise

    Nickelsen, Kärin, „Miescher, Friedrich“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118733842.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA