Maria von Brabant

Lebensdaten
ca. 1190 – 1260
Sterbeort
Binderen bei Helmond (Herzogtum Brabant, heute Niederlande)
Beruf/Funktion
römisch-deutsche Königin ; Kaiserin ; Gräfin von Holland
Konfession
unbekannt
Normdaten
GND: 137968353 | OGND | VIAF: 86127856
Namensvarianten

  • Marie de Brabant
  • Maria van Leuven
  • Maria von Holland
  • Maria von Brabant
  • Marie de Brabant
  • Maria van Leuven
  • Maria von Holland
  • Maria, Deutschland, Kaiserin
  • Maria, Deutschland, Königin
  • Maria, Heiliges Römisches Reich, Königin
  • Maria, von Brabant
  • Maria, Deutschland, Caiserin
  • Maria, Deutschland, Cönigin
  • Maria, Heiliges Römisches Reich, Cönigin

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Zitierweise

Maria von Brabant, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137968353.html [30.01.2025].

CC0

  • Maria von Brabant

    ca. 1190 – 1260

    römisch-deutsche Königin, Kaiserin, Gräfin von Holland

    Maria von Brabant war durch ihre Heirat mit Kaiser Otto IV. (1175/76–1218) von 1214 bis 1218 römisch-deutsche Königin und Kaiserin. Seit 1220 mit Graf Wilhelm I. von Holland (um 1170–1222) verheiratet, unterhielt sie nach dessen Tod auf ihren Gütern in Brabant einen Hof. Für das Seelenheil der beiden Ehemänner stiftete sie das Zisterzienserinnenkloster Kaiserinnenort bei Binderen (Herzogtum Brabant, heute Niederlande).

    Lebensdaten

    Geboren ca. 1190
    Gestorben zwischen 9. und 14. März 1260 in Binderen bei Helmond (Herzogtum Brabant, heute Niederlande)
    Grabstätte Kirche Sint Pieter (weiterführende Informationen) in Löwen (Herzogtum Brabant, heute Leuven, Belgien)
    Majestätssiegel der Maria von Brabant (InC)
    Majestätssiegel der Maria von Brabant (InC)
  • ca. 1190 -

    11.7.1198 - Aachen

    Verlobung mit König Otto IV. (1175/76–1218)

    Mai 1214 - Maastricht; Aachen

    Erneuerung der Verlobung; Heirat mit Kaiser Otto IV.

    1218 - Kirche St. Jakob in Osterode am Harz; Stift St. Peter bei Goslar

    Witwe; Testamentsvollstreckerin Kaiser Ottos IV.; Ausfertigung zweier Urkunden

    1222 - Nord-Brabant

    Witwe; eigene Hofhaltung

    Eigengüter

    1235 - Binderen (Herzogtum Brabant, heute Niederlande)

    Erbin nach dem Tod Herzog Heinrichs I. von Brabant

    1237 - Binderen

    1259

    Erbverzicht; Übertragung der Grafschaft Boulogne an Graf Heinrich III. von Brabant (um 1231–1261)

    zwischen 9. und 14. März 1260 - Binderen bei Helmond (Herzogtum Brabant, heute Niederlande)

    alternativer text
    Hochzeit Marias von Brabant und Kaiser Ottos IV. (InC)

    Maria von Brabant wurde am 11. Juli 1198 mit dem gewählten König Otto IV. (1175/76–1218) während dessen Krönungsfeierlichkeiten in Aachen verlobt. Die von ihrer Mutter verhandelte Eheabsprache sollte das Bündnis zwischen dem Welfen Otto und dem Herzogtum Brabant stärken und wurde von Papst Innozenz III. (1160–1216) befürwortet. In Würdigung der unterschiedlichen Berichte der Geschichtsschreiber Roger von Howden (gest. 1201), Reiner von Lüttich (ca. 1155–1230) und Aegidius von Orval (gest. ca. 1251) erscheint es unwahrscheinlich, dass Maria bei Ottos Krönung zum römisch-deutschen König am 12. Juli 1198 in Aachen ebenfalls gekrönt wurde. Die Ehe kam zunächst nicht zustande, da der Brabanter Herzog 1204 in das staufische Lager wechselte und Otto 1209 aus politischen Gründen eine Eheabsprache mit Beatrix von Schwaben (1198–1212), älteste Tochter seines staufischen Rivalen im deutschen Thronstreit, Philipp von Schwaben (1177–1208), einging. Versuche Heinrichs von Brabant, Maria mit dem späteren römisch-deutschen König und Kaiser Friedrich II. (1194–1250) zu verheiraten, scheiterten. Nach dem frühen Tod Beatrix’ wurde am 19. Mai 1214 wahrscheinlich in Maastricht die Ehe zwischen Otto und Maria geschlossen.

    Nach der verlorenen Schlacht von Bouvines (heute Département Nord, Frankreich) am 27. Juli 1214 begann der politische Machtverlust Ottos IV. Laut übereinstimmender Berichte der Chroniken von St. Peter in Erfurt und von Reinhardsbrunn (bei Gotha) brachten Marias Schulden als Würfelspielerin in Köln 1215 das Königspaar zeitweilig in finanzielle Schwierigkeiten. In den folgenden Jahren lebte Maria mit ihrem Ehemann in den welfischen Hausgütern und hatte Anteil an dem durch Kunst und Literatur geprägten Braunschweiger Hofleben. Die weitverbreitete Ansicht jedoch, dass Otto IV. ein vielfacher Förderer der mittelhochdeutschen Literatur gewesen sei, ist in der jüngeren Forschung mangels Quellenbelegen in Abrede gestellt worden. Otto betraute Maria mit der Erfüllung seiner testamentarischen Verfügungen, u. a. mit der Regelung der Besitzverhältnisse der Harliburg bei Goslar. Nach seinem Tod 1218 ließ sie zwei Urkunden für die Kirche St. Jakob in Osterode am Harz und das Stift St. Peter bei Goslar ausfertigen.

    Im Juli 1220 ging Maria eine Ehe mit Graf Wilhelm I. von Holland (um 1170–1222) ein, die nach dessen Tod kinderlos endete. Wilhelm übertrug Maria Dordrecht samt Zoll und Einkünften, ferner Poortvliet (heute Tholen, Zeeland), Maasland sowie Rechte in Zeeland. 1222 zum zweiten Mal Witwe geworden, residierte Maria als ehemalige Kaiserin (quondam Romanorum imperatrix) im nördlichen Teil des Brabanter Herzogtums und stiftete vor 1237 auf ihren Eigengütern in Binderen (Herzogtum Brabant, heute Niederlande) für das Seelenheil ihrer beiden Ehemänner das Zisterzienserinnenkloster Kaiserinnenort (locus imperatricis). Gründung, Dotierung und Inkorporation des Frauenklosters in den Orden der Zisterzienser gelangen Maria trotz prinzipieller Widerstände aus dem Orden gegen die Inkorporation von Frauenkonventen mit der Zustimmung Papst Innozenz’ IV. (1195–1254). Der Erfolg der umstrittenen Klostergründung in Binderen zeigt ihre Autorität und Durchsetzungskraft, wobei sie politische und kirchliche Netzwerke einschließlich des Papsttums zu nutzen wusste. Als Maria von Brabant im Frühjahr 1260 verstarb, ließ sie sich neben ihrer Mutter Mathilde von Boulogne in der Kirche Sint Pieter in Löwen (heute Leuven, Flämisch-Brabant, Belgien) bestatten.

    Reiner von Lüttich, Annalen, hg. v. Georg H. Pertz, in: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores 16, 1859, S. 651–680. (Onlineressource)

    Roger de Hoveden, Chronicon, hg. v. William Stubbs, in: Rolls Series 51,4, 1871. (Onlineressourcen)

    Ralph de Diceto, Ymagines historiarum, hg. v. William Stubbs, in: Rolls Series 68,2, 1876. (Onlineressource)

    Braunschweigische Reimchronik, hg. v. Ludwig Weiland, in: Monumenta Germaniae Historica, Deutsche Chroniken 2, 1877. (Onlineressource)

    Regesten des Kaiserreiches unter Philipp, Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII.), Conrad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard 1198–1272, Abt. 1–6, neu hg. u. ergänzt v. Julius Ficker/Eduard Winkelmann, 1881/82, Nachdr. 1971. (Onlineressource) (Onlineressource)

    Aegidius von Orval, Gesta episcoporum Leodiensium, hg. v. Johannes Heller, Monumenta Germaniae Historica, Scriptores 25, 1885. (Onlineressource)

    Testament Ottos IV. (1218 Mai 18), in: Monumenta Germaniae Historica, Constitutiones et acta publica imperatorum et regum 2, hg. v. Ludwig Weiland, 1896, Nr. 42, S. 51–53.

    Cronica Reinhardsbrunnensis, hg. v. Oswald Holder-Egger, in: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores 30,1, 1896. (Onlineressource)

    Cronica S. Petri Erfordensis, hg. v. Oswald Holder-Egger, in: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores rerum Germanicarum 42, 1899. (Onlineressource)

    Regestum Innocentii III papae super negotio Romani imperii, hg. v. Friedrich Kempf, in: Miscellanea Historiae Pontificiae 12 (1947).

    Oorkondenboek van Holland en Zeeland tot 1299, Bd. 1, hg. v. Anton Carl Frederic Koch, Bd. 2, hg. v. Jaap G. Kruisheer, 1970/86. (Onlineressource)

    Oorkondenboek van Noord-Brabant tot 1312, hg. v. Harry P. H. Camps, Bd. 1, 1979. (Onlineressource)

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  • Autor/in

    Amalie Fößel (Essen)

  • Zitierweise

    Fößel, Amalie, „Maria von Brabant“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/137968353.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA