Lebensdaten
1903 – 1988
Geburtsort
Krefeld
Sterbeort
Canberra
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117711721 | OGND | VIAF: 67249859
Namensvarianten
  • Mahler, Kurt
  • Mahler, K.
  • Maler, Kurt
  • mehr

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Zitierweise

Mahler, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117711721.html [16.07.2024].

CC0

  • Kurt Mahler verließ nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 Göttingen und forschte in Großbritannien, den USA und Australien vorwiegend auf dem Gebiet der Zahlentheorie, insbesondere zur Theorie p-adischer Zahlen. 1932 teilte er die transzendenten Zahlen in algebraisch unabhängige Klassen ein und führte das später nach ihm benannte Maß für die Komplexität von Polynomen ein.

    Lebensdaten

    Geboren am 26. Juli 1903 in Krefeld
    Gestorben am 25. Februar 1988 in Canberra
    Konfession jüdisch
    Kurt Mahler, MFO (InC)
    Kurt Mahler, MFO (InC)
  • Lebenslauf

    26. Juli 1903 - Krefeld

    1917 - 1918 - Krefeld

    Privatunterricht; Schulbesuch

    Technische Schulen

    1918 - 1921 - Krefeld

    Lehre als Werkzeugmacher (ohne Abschluss)

    Maschinenfabrik

    1921 - Krefeld

    Selbststudium

    1923 - Krefeld

    Abitur als Externer

    1923 - 1927 - Frankfurt am Main; seit 1925 Göttingen

    Studium der Mathematik

    Universität

    1927 - 1933 - Göttingen

    Stipendiat

    Universität

    1929 - Frankfurt am Main

    Promotion (Dr. phil. rer. nat.)

    Universität

    1933 - 1934 - Manchester

    Stipendiat

    Universität

    1934 - 1936 - Groningen (Niederlande)

    Stipendiat

    Universität

    1937 - 1940 - Manchester

    Gastwissenschaftler

    Universität

    1940 - Isle of Man (Großbritannien)

    Internierung als „feindlicher Ausländer“

    1940 - Manchester

    Promotion (D. Sc.)

    Universität

    1940 - 1962 - Manchester

    Assistent; seit 1944 Dozent; 1952 persönlicher Professor

    Universität

    1963 - 1968 - Canberra

    Forschungsprofessor für Mathematik

    Australian National University

    1968 - 1972 - Columbus (Ohio, USA)

    Professor für Mathematik

    Ohio State University

    25. Februar 1988 - Canberra
  • Genealogie

    Vater Hermann Mahler 1858–1941 Drucker und Buchbinder
    Mutter Henriette Mahler, geb. Stern 1860–1942
    Großvater mütterlicherseits Benjamin Meijer Stern
    Großmutter mütterlicherseits Eva Israel Stern
    Schwester Lydia Mahler 1885–1984
    Bruder Josef Mahler geb. 1890
    Schwester Hilde Mahler 1903–1934
    Heirat ledig
    Kinder keine
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Mahler, Kurt (1903 – 1988)

    • Vater

      Hermann Mahler

      1858–1941

      Drucker und Buchbinder

    • Mutter

      Henriette Mahler

      1860–1942

      • Großvater mütterlicherseits

        Benjamin Meijer Stern

      • Großmutter mütterlicherseits

        Eva Israel Stern

    • Schwester

      Lydia Mahler

      1885–1984

    • Bruder

      Josef Mahler

      geb. 1890

    • Schwester

      Hilde Mahler

      1903–1934

    • Heirat

  • Biografie

    alternativer text
    Kurt Mahler (Mitte), MFO (InC)

    Mahler, der aufgrund einer frühen Erkrankung lebenslang gesundheitliche Probleme hatte, u. a. ein steifes Knie, verließ 1918 die Schule und begann eine Lehre als Werkzeugmacher in einer Krefelder Maschinenfabrik. Autodidaktisch eignete er sich mathematische Kenntnisse an und nahm Privatunterricht mit dem Ziel, an einer Technischen Hochschule zu studieren. Gleichzeitig verfasste er kleine mathematische Arbeiten, die sein Vater an den örtlichen Schulleiter schickte, und die von diesem über Felix Klein (1849–1925) zu Carl Ludwig Siegel (1896–1981) gelangten. Dieser erkannte Mahlers Talent und regte ein Mathematikstudium an, das Mahler nach dem Ablegen des Abiturs als Externer 1923 an der Universität Frankfurt am Main aufnahm. 1925 wechselte er nach Göttingen, wo er mathematische und physikalische Vorlesungen hörte, insbesondere die von Emmy Noether (1882–1935) über p-adische Zahlen. Außerdem arbeitete er ohne Bezahlung als Assistent Norbert Wieners (1894–1964). 1927 wurde er in Frankfurt am Main bei Siegel mit einer Arbeit über Nullstellen der unvollständigen Gamma-Funktion zum Dr. phil. rer. nat. promoviert, blieb aber dank eines Stipendiums der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft in Göttingen. In dieser Zeit entstanden wichtige Arbeiten zu transzendenten Zahlen und p-adischen Körpern.

    Die nationalsozialistische Machtübernahme veranlasste Mahler, eine Berufung an die Universität Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland) nicht anzutreten und über Amsterdam auf Einladung von Louis Mordell (1888–1972) im Sommer 1933 ein Stipendium an der Universität Manchester anzunehmen. Nach einem weiteren Stipendium in Groningen (1934–1936), einem Unfall und Knieoperationen kehrte er 1937 nach Manchester zurück. Mit zwei kurzzeitigen Lehraufträgen und einem Stipendium war seine finanzielle Lage bis 1941 schwierig, ehe er erstmals eine feste Anstellung als Assistent erhielt. 1944 wurde er Dozent und 1947 zum Senior Lecturer in Manchester berufen, 1952 erhielt er die erste persönliche Professur der Universität. 1963 nahm er eine Professur für Mathematik an der Australian National University in Canberra an, an die er nach einem Aufenthalt als Professor für Mathematik an der Ohio State University in Columbus (Ohio, USA) von 1968 bis 1972, als Emeritus zurückkehrte.

    Mit rund 200 Artikeln leistete Mahler einen grundlegenden Beitrag zur Zahlentheorie und Algebra. Mehrere Fachbegriffe, z. B. das Mahlerscher Maß, die Thue-Mahler-Gleichung in der Theorie Diophantischer Gleichungen und die Mahlersche Methode zum Studium der Werte für eine Klasse von Potenzreihen in algebraischen Punkten, sind nach ihm benannt. Er entwickelte neue Ideen in der Theorie transzendenter Zahlen, führte eine Einteilung der transzendenten Zahlen in Klassen S, T und U ein, die jeweils algebraisch unabhängig sind, und bewies, dass fast alle reellen Zahlen zur Klasse S gehörten. Weitere Arbeiten behandeln die p-adische Darstellung von Zahlen, die Approximation algebraischer und transzendenter Zahlen, p-adische Diophantische Approximationen sowie die Geometrie der Zahlen. Im Raum der Polynome führte er das nach ihm benannte Maß ein, das wegen der Verknüpfung mit Werten der L-Funktionen eine wichtige Rolle bei Vermutungen in der analytischen Zahlentheorie spielt. Hervorzuheben sind außerdem seine Ergebnisse über polare bzw. zusammengesetzte konvexe Körper und das von ihm eingeführte Mahler-Volumen. Die auf seinen Vorlesungen basierenden Lehrbücher „Lectures on Diophantine Approximations. g-adic Numbers and Roth's Theorem“ (1961) und „Introduction to p-adic Numbers and their Functions“ (1973) fassen seine Erkenntnisse zusammen. Zu seinen Schülern zählen Alfred van der Poorten (1942–2010) und Alan Woods (geb. 1929).

  • Auszeichnungen

    1938 Mitglied der London Mathematical Society
    1948 Mitglied der Royal Society, London
    1950 Senior Berwick-Preis der London Mathematical Society
    1957 Ehrenmitglied der Wiskundig Genootschap
    1971 De Morgan Medal der London Mathematical Society
    1977 Lyle Medal der Australian Academy of Sciences
    1986 Ehrenmitglied der Australian Academy of Sciences
    1950 eingeladener Sprecher auf dem Internationalen Mathematikerkongress, Cambridge (Massachusetts, USA)
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Nachlass Helmut Hasse, Cod. Ms. H. Hasse 33:3, Bl. 284–286. (Briefe)

  • Werke

    Über die Nullstellen der unvollständigen Gammafunktion, 1927. (Diss. phil. rer. nat.), Wiederabdruck in: Rendiconti del Circolo matematico de Palermo 54 (1930), S. 1–41.

    Arithmetische Eigenschaften der Lösungen einer Klasse von Funktionalgleichungen, in: Mathematische Annalen 101 (1929), S. 342–366.

    Zur Approximation der Exponentialfunktion und des Logarithmus. Teil 1, 2, in: Journal für die Reine und Angewandte Mathematik 166 (1932), S. 118–150.

    Über transzendente p-adische Zahlen, in: Compositio Mathematica 2 (1935), S. 259–275.

    Arithmetische Eigenschaften einer Klasse von Dezimalbrüchen, in: Proceedings Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam. Ser. A 40 (1937), S. 421–428.

    Lectures on Diophantine Approximations. g-adic Numbers and Roth’s Theorem, 1961.

    Introduction to p-adic Numbers and their Functions, 1973.

    Bohulslav Diviš/William J. LeVeque (Hg.), Kurt Mahler. Lectures on Transcendental Numbers, 1976.

  • Literatur

    J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 6, 1936, S. 1623 u. Bd. 7a, 1955, S. 182 f.

    John William Scott Cassels, Obituary of Kurt Mahler, in: Acta Arithmetica 58 (1991), H. 3, S. 215–228, Wiederabdr. in: Bulletin of the London Mathematical Society 24 (1992), S. 381–397. (P) (Onlineressource)

    John Henry Coates/Alfred Jacobus van der Porten, Kurt Mahler 1903-1988, in: Historical Records of Australian Science 9 (1993), S. 369–385.

    John Henry Coates/Alfred Jacobus van der Porten, Kurt Mahler. 26 July 1903–26 February 1988, in: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society 39 (1994), S. 264–279 (P)

    John J. O’Connor/Edmund F. Robertson, Art. „Kurt Mahler“, in: MacTutor History of Mathematics Archive, 2008. (P) (Onlineressource)

    Siegfried Gottwald, Art. „Mahler, Kurt“, in: ders./Hans-Joachim Ilgauds/Karl-Heinz Schlote (Hg.), Lexikon bedeutender Mathematiker, 1990, S. 304 f.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, 1970 und 1977, Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach, Photo Collection. (Onlineressource)

    Fotografien, Royal Society London.

  • Autor/in

    Karl-Heinz Schlote (Altenburg)

  • Zitierweise

    Schlote, Karl-Heinz, „Mahler, Kurt“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117711721.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA