Mahler, Kurt
- Lebensdaten
- 1903 – 1988
- Geburtsort
- Krefeld
- Sterbeort
- Canberra
- Beruf/Funktion
- Mathematiker
- Konfession
- unbekannt
- Normdaten
- GND: 117711721 | OGND | VIAF: 67249859
- Namensvarianten
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- Mahler, Kurt
- Mahler, K.
- Maler, Kurt
- Mahler, Curt
- Maler, Curt
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Mahler, Kurt
1903 – 1988
Mathematiker
Kurt Mahler verließ nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 Göttingen und forschte in Großbritannien, den USA und Australien vorwiegend auf dem Gebiet der Zahlentheorie, insbesondere zur Theorie p-adischer Zahlen. 1932 teilte er die transzendenten Zahlen in algebraisch unabhängige Klassen ein und führte das später nach ihm benannte Maß für die Komplexität von Polynomen ein.
Lebensdaten
Geboren am 26. Juli 1903 in Krefeld Gestorben am 25. Februar 1988 in Canberra Konfession jüdisch -
Autor/in
→Karl-Heinz Schlote (Altenburg)
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Zitierweise
Schlote, Karl-Heinz, „Mahler, Kurt“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117711721.html#dbocontent
Mahler, der aufgrund einer frühen Erkrankung lebenslang gesundheitliche Probleme hatte, u. a. ein steifes Knie, verließ 1918 die Schule und begann eine Lehre als Werkzeugmacher in einer Krefelder Maschinenfabrik. Autodidaktisch eignete er sich mathematische Kenntnisse an und nahm Privatunterricht mit dem Ziel, an einer Technischen Hochschule zu studieren. Gleichzeitig verfasste er kleine mathematische Arbeiten, die sein Vater an den örtlichen Schulleiter schickte, und die von diesem über Felix Klein (1849–1925) zu Carl Ludwig Siegel (1896–1981) gelangten. Dieser erkannte Mahlers Talent und regte ein Mathematikstudium an, das Mahler nach dem Ablegen des Abiturs als Externer 1923 an der Universität Frankfurt am Main aufnahm. 1925 wechselte er nach Göttingen, wo er mathematische und physikalische Vorlesungen hörte, insbesondere die von Emmy Noether (1882–1935) über p-adische Zahlen. Außerdem arbeitete er ohne Bezahlung als Assistent Norbert Wieners (1894–1964). 1927 wurde er in Frankfurt am Main bei Siegel mit einer Arbeit über Nullstellen der unvollständigen Gamma-Funktion zum Dr. phil. rer. nat. promoviert, blieb aber dank eines Stipendiums der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft in Göttingen. In dieser Zeit entstanden wichtige Arbeiten zu transzendenten Zahlen und p-adischen Körpern.
Die nationalsozialistische Machtübernahme veranlasste Mahler, eine Berufung an die Universität Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland) nicht anzutreten und über Amsterdam auf Einladung von Louis Mordell (1888–1972) im Sommer 1933 ein Stipendium an der Universität Manchester anzunehmen. Nach einem weiteren Stipendium in Groningen (1934–1936), einem Unfall und Knieoperationen kehrte er 1937 nach Manchester zurück. Mit zwei kurzzeitigen Lehraufträgen und einem Stipendium war seine finanzielle Lage bis 1941 schwierig, ehe er erstmals eine feste Anstellung als Assistent erhielt. 1944 wurde er Dozent und 1947 zum Senior Lecturer in Manchester berufen, 1952 erhielt er die erste persönliche Professur der Universität. 1963 nahm er eine Professur für Mathematik an der Australian National University in Canberra an, an die er nach einem Aufenthalt als Professor für Mathematik an der Ohio State University in Columbus (Ohio, USA) von 1968 bis 1972, als Emeritus zurückkehrte.
Mit rund 200 Artikeln leistete Mahler einen grundlegenden Beitrag zur Zahlentheorie und Algebra. Mehrere Fachbegriffe, z. B. das Mahlerscher Maß, die Thue-Mahler-Gleichung in der Theorie Diophantischer Gleichungen und die Mahlersche Methode zum Studium der Werte für eine Klasse von Potenzreihen in algebraischen Punkten, sind nach ihm benannt. Er entwickelte neue Ideen in der Theorie transzendenter Zahlen, führte eine Einteilung der transzendenten Zahlen in Klassen S, T und U ein, die jeweils algebraisch unabhängig sind, und bewies, dass fast alle reellen Zahlen zur Klasse S gehörten. Weitere Arbeiten behandeln die p-adische Darstellung von Zahlen, die Approximation algebraischer und transzendenter Zahlen, p-adische Diophantische Approximationen sowie die Geometrie der Zahlen. Im Raum der Polynome führte er das nach ihm benannte Maß ein, das wegen der Verknüpfung mit Werten der L-Funktionen eine wichtige Rolle bei Vermutungen in der analytischen Zahlentheorie spielt. Hervorzuheben sind außerdem seine Ergebnisse über polare bzw. zusammengesetzte konvexe Körper und das von ihm eingeführte Mahler-Volumen. Die auf seinen Vorlesungen basierenden Lehrbücher „Lectures on Diophantine Approximations. g-adic Numbers and Roth's Theorem“ (1961) und „Introduction to p-adic Numbers and their Functions“ (1973) fassen seine Erkenntnisse zusammen. Zu seinen Schülern zählen Alfred van der Poorten (1942–2010) und Alan Woods (geb. 1929).
1938 | Mitglied der London Mathematical Society |
1948 | Mitglied der Royal Society, London |
1950 | Senior Berwick-Preis der London Mathematical Society |
1957 | Ehrenmitglied der Wiskundig Genootschap |
1971 | De Morgan Medal der London Mathematical Society |
1977 | Lyle Medal der Australian Academy of Sciences |
1986 | Ehrenmitglied der Australian Academy of Sciences |
1950 | eingeladener Sprecher auf dem Internationalen Mathematikerkongress, Cambridge (Massachusetts, USA) |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Nachlass Helmut Hasse, Cod. Ms. H. Hasse 33:3, Bl. 284–286. (Briefe)
Über die Nullstellen der unvollständigen Gammafunktion, 1927. (Diss. phil. rer. nat.), Wiederabdruck in: Rendiconti del Circolo matematico de Palermo 54 (1930), S. 1–41.
Arithmetische Eigenschaften der Lösungen einer Klasse von Funktionalgleichungen, in: Mathematische Annalen 101 (1929), S. 342–366.
Zur Approximation der Exponentialfunktion und des Logarithmus. Teil 1, 2, in: Journal für die Reine und Angewandte Mathematik 166 (1932), S. 118–150.
Über transzendente p-adische Zahlen, in: Compositio Mathematica 2 (1935), S. 259–275.
Arithmetische Eigenschaften einer Klasse von Dezimalbrüchen, in: Proceedings Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam. Ser. A 40 (1937), S. 421–428.
Lectures on Diophantine Approximations. g-adic Numbers and Roth’s Theorem, 1961.
Introduction to p-adic Numbers and their Functions, 1973.
Bohulslav Diviš/William J. LeVeque (Hg.), Kurt Mahler. Lectures on Transcendental Numbers, 1976.
J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 6, 1936, S. 1623 u. Bd. 7a, 1955, S. 182 f.
John William Scott Cassels, Obituary of Kurt Mahler, in: Acta Arithmetica 58 (1991), H. 3, S. 215–228, Wiederabdr. in: Bulletin of the London Mathematical Society 24 (1992), S. 381–397. (P) (Onlineressource)
John Henry Coates/Alfred Jacobus van der Porten, Kurt Mahler 1903-1988, in: Historical Records of Australian Science 9 (1993), S. 369–385.
John Henry Coates/Alfred Jacobus van der Porten, Kurt Mahler. 26 July 1903–26 February 1988, in: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society 39 (1994), S. 264–279 (P)
John J. O’Connor/Edmund F. Robertson, Art. „Kurt Mahler“, in: MacTutor History of Mathematics Archive, 2008. (P) (Onlineressource)
Siegfried Gottwald, Art. „Mahler, Kurt“, in: ders./Hans-Joachim Ilgauds/Karl-Heinz Schlote (Hg.), Lexikon bedeutender Mathematiker, 1990, S. 304 f.
Fotografien, 1970 und 1977, Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach, Photo Collection. (Onlineressource)
Fotografien, Royal Society London.