Lindemann, Georg
- Lebensdaten
- 1884 – 1963
- Geburtsort
- Osterburg (Altmark)
- Sterbeort
- Freudenstadt (Baden-Württemberg)
- Beruf/Funktion
- Offizier ; Generaloberst
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 1012723453 | OGND | VIAF: 171434608
- Namensvarianten
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- Lindemann, Georg Heinrich
- Lindemann, Georg
- Lindemann, Georg Heinrich
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Lindemann, Georg Heinrich
1884 – 1963
Offizier, Generaloberst
Georg Lindemann diente seit 1904 als Offizier in drei deutschen Armeen – der Preußischen Armee, der Reichswehr und der Wehrmacht. Am nationalsozialistischen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion nahm er als Kommandierender General eines Armeekorps und zuletzt als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord teil. Von 1942 bis 1944 hatte er bei der Belagerung Leningrads eine führende Position inne.
Lebensdaten
Geboren am 8. März 1884 in Osterburg (Altmark) Gestorben am 25. September 1963 in Freudenstadt (Baden-Württemberg) Grabstätte Städtischer Friedhof in Freudenstadt Konfession evangelisch-lutherisch -
Autor/in
→Markus Pöhlmann (Potsdam)
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Zitierweise
Pöhlmann, Markus, „Lindemann, Georg“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/1012723453.html#dbocontent
Nach dem Abitur am humanistischen Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Hannover trat Lindemann 1903 als Fähnrich in das Dragoner-Regiment Nr. 6 ein und wurde im August 1904 zum Leutnant befördert. Nach Verwendungen in der Kavallerie wurde er im April 1914 in den Großen Generalstab nach Berlin kommandiert, ohne die Kriegsakademie besucht zu haben, was als Ausweis seiner besonderen Qualifikation gelten darf. Dieses Kommando endete mit Beginn des Ersten Weltkriegs.
Von August bis Mitte Dezember 1914 führte Lindemann eine Eskadron des in Frankreich und Russisch-Polen eingesetzten Jäger-Regiments zu Pferde Nr. 13. Dies blieb sein einziges Truppenkommando im Krieg, was für einen Berufsoffizier ungewöhnlich war. Anschließend war Lindemann in Generalstabsverwendungen bei Divisionen, Korps und Armeen in Polen, Serbien und seit 1916 in Frankreich eingesetzt. Nach Kriegsende in die Reichswehr übernommen, diente Lindemann erneut in der Kavallerie, u. a. von 1931 bis 1934 als Kommandeur des 13. Reiter-Regiments in Hannover. Über Lindemanns politische Ansichten ist wenig bekannt. In dem Aufsatz „Die staatserhaltende Kraft des deutschen Soldatentums“ (1936) bemühte er sich um die Verbindung klassischer soldatischer Tugenden mit den Erwartungen des nationalsozialistischen Führerstaats.
Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs war Lindemann Kommandeur der 36. Infanterie-Division in Kaiserslautern im Rang eines Generalleutnants und nahm mit seiner Division am Westfeldzug gegen Frankreich teil. Zum General der Kavallerie befördert, erhielt er am 1. November 1940 das Kommando des neu aufgestellten, auf dem Balkan eingesetzten L. Armeekorps, das im Juni 1941 zum Aufmarsch gegen die Sowjetunion nach Ostpreußen verlegt wurde. Mit Beginn des Unternehmens „Barbarossa“ führte Lindemann sein Armeekorps durch das Baltikum zum Angriff auf Leningrad. Die vom Oberkommando der Wehrmacht erteilten, gegen geltendes Kriegsrecht verstoßenden Befehle – v. a. der Kriegsgerichtsbarkeitserlass, der Kommissarbefehl sowie der Sühnebefehl – setzte er in seinem Kommandobereich entgegen späterer Behauptungen nach 1945 um.
In die Belagerung von Leningrad, der rund 900 000 Einwohner zum Opfer fielen, war Lindemann als Kommandierender General und seit dem 16. Januar 1942 als Oberbefehlshaber der 18. Armee führend eingebunden. Er war v. a. in der Abwehr der Entsatzversuche der Roten Armee in Richtung auf Leningrad (Wolchow-Schlacht, Schlachten am Ladoga-See) eingesetzt. Lindemann wurde am 31. März 1944 zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord ernannt und bis zum Sommer 1944 an einer Front verwendet. Als die sowjetische Sommeroffensive 1944 die benachbarte Heeresgruppe Mitte zerschlug, geriet die Heeresgruppe Nord in eine prekäre Lage. Im Verlauf der Rückzugskämpfe ließ Lindemann entgegen einem Befehl von Adolf Hitler (1889–1945) einen Gegenangriff einstellen, woraufhin er am 3. Juli 1944 von seinem Kommando entbunden und in die Führerreserve versetzt wurde.
Im Januar 1945 als Wehrmachtbefehlshaber Dänemark reaktiviert, war Lindemann seit dem 6. Mai 1945 Befehlshaber einer nur noch auf dem Papier bestehenden Armeegruppe und führte seine Truppen bei Kriegsende in britische Gefangenschaft, in der er bis Juli 1947 verblieb. Beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurde er als Zeuge bereitgehalten, aber nicht selbst angeklagt. Der Versuch, ihn 1947/48 in Dänemark im Zusammenhang mit Endphasenverbrechen während seiner Zeit als Wehrmachtbefehlshaber vor Gericht zu stellen, scheiterte. Im Mai 1948 übersiedelte Lindemann nach Freudenstadt und trat bis zu seinem Tod nicht mehr öffentlich hervor.
1914 | Eisernes Kreuz II. Klasse |
1915 | Eisernes Kreuz I. Klasse |
1917 | Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz |
1940 | Eisernes Kreuz, Ritterkreuz (1943 Eichenlaub) |
1943 | Gran Cruz de Guerra (Spanien) |
Orden des Freiheitskreuzes, 1. Klasse mit Schwertern und Brustkreuz (Finnland) |
Nachlass:
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, N 985. (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, PERS 6/45, PERS 6/300 136. (Personalakten)
Die staatserhaltende Kraft des deutschen Soldatentums, in: Militärwissenschaftliche Rundschau 1 (1936), S. 291–308.
Feuer und Bewegung im Landkrieg der Gegenwart. Ein Vortrag, in: Militärwissenschaftliche Rundschau 2 (1937), S. 362–377.
Horst Boog/Jürgen Förster/Joachim Hoffmann, Der Angriff auf die Sowjetunion, 1983, S. 451–652.
Jörg Ganzenmüller, Das belagerte Leningrad 1941–1944. Die Stadt in den Strategien von Angreifern und Verteidigern, 2005.
Karl-Heinz Frieser (Hg.), Die Ostfront 1943/44. Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten, 2007, S. 277–296.
Johannes Hürter, Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42, 22012.
Fotografien, 1940–1943, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Fotoarchiv Heinrich Hoffmann.
Fotografie, 20.4.1941, Parade in Skopje (Jugoslawien, heute Nordmazedonien), Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, N 985, Bd. 3, Bl. 25.
Gruppenbild, 30.8.1941, Autofahrt in der Sowjetunion, Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, N 985, Bd. 4, Bl. 43.