Lange, Rudolf
- Dates of Life
- 1910 – 1945
- Place of birth
- Weißwasser (Oberlausitz)
- Place of death
- Posen (heute Poznań, Polen)
- Occupation
- Jurist ; SS-Offizier
- Religious Denomination
- evangelisch-lutherisch, seit 1937 „gottgläubig“
- Authority Data
- GND: 124230849 | OGND | VIAF: 74779900
- Alternate Names
-
- Lange, Rudolf Erwin
- Lange, Rudolf
- Lange, Rudolf Erwin
- Lange, Rudolph
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Lange, Rudolf Erwin
1910 – 1945
Jurist, SS-Offizier
Der Jurist und SS-Offizier Rudolf Lange machte von 1936 bis 1940 Karriere in der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Im Januar 1942 Teilnehmer der Wannsee-Konferenz, verantwortete er bis 1945 als Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lettland und Polen Massenexekutionen, denen zehntausende Personen, v. a. lettische und deportierte Juden, zum Opfer fielen.
Dates of Life
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Author
→Peter Klein (Berlin)
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Citation
Klein, Peter, „Lange, Rudolf“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/124230849.html#dbocontent
Lange wuchs v. a. in Staßfurt auf, wo er 1928 das Abitur ablegte. Sein anschließendes Studium der Rechtswissenschaften führte ihn an die Universitäten Jena, München und Halle an der Saale. 1933 in Jena bei Alfred Hueck (1889–1975) mit einer arbeitsrechtlichen Studie zum Dr. iur. promoviert, schlug Lange nach seinem Assessorexamen 1936 eine Laufbahn bei der Geheimen Staatspolizei ein und trat im selben Jahr der SS bei. 1938 wurde er vom Gestapoamt Berlin an die im Aufbau befindliche Gestapoleitstelle nach Wien versetzt, wo er für den v. a. gegen die jüdische Bevölkerung Wiens gerichteten Bereich der „Gegnerbekämpfung“ zuständig war.
1939 zum Regierungsrat ernannt, führte Lange hintereinander stellvertretend die Gestapostellen in Stuttgart, Weimar und Erfurt und avancierte im September 1940 zum stellvertretenden Leiter der Gestapoleitstelle Berlin. Nach wenigen Monaten zur Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion in den Stab der von Walter Stahlecker (1900–1942) geführten Einsatzgruppe A nach Pretzsch an der Elbe abgeordnet, stieg er hier im Juni 1941 zum Stabschef auf und konzipierte die „Gegnermaßnahmen“, d. h. die Verfolgung und Ermordung v. a. von Juden, Sowjetfunktionären und Rotarmisten. Nach eigenen Angaben führte er zudem sog. Teilkommandos, die jenseits der Vormarschwege der Wehrmacht entsprechende „Gegner“ standrechtlich erschossen.
Im Winter 1941 wurde Lange zum Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) Lettland mit Dienstsitz in Riga ernannt. Bis Oktober 1944 leitete er Massenerschießungen gegen hier ansässige bzw. aus dem Westen hierhin deportierte Jüdinnen und Juden, darunter auf Befehl des Höheren SS- und Polizeiführers Friedrich Jeckeln (1895–1946) die Massaker vom 30. November und 8./9. Dezember 1941 an Insassen des Rigaer Ghettos im Wald von Rumbula mit über 25 000 Opfern.
Am 20. Januar 1942 war Lange auf Einladung Reinhard Heydrichs (1904–1942) und als Vertreter von Stahlecker der rangniedrigste und jüngste Teilnehmer der Wannsee-Konferenz, auf der die „Endlösung der Judenfrage“ mittels Deportation und Massenmord besprochen wurde. Seit dem Frühjahr 1944 unterstützte er das von Paul Blobel (1894–1951) geleitete Sonderkommando 1005, das bis Oktober 1944 Massengräber in der Gegend um Riga „enterdete“, um die Spuren der dortigen Verbrechen zu verwischen. Im Januar 1945 wurde Lange als KdS in Posen eingesetzt und mit der Führung der Geschäfte des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD für den Reichsgau „Wartheland“ betraut. Er fiel am 23. Februar 1945 bei den Kämpfen um das Kernwerk der Festungsanlage in Posen gegen die sowjetische Armee oder verübte Suizid.
1939 | Eisernes Kreuz II. Klasse |
1944 | Eisernes Kreuz I. Klasse |
1945 | Deutsches Kreuz in Gold |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 9 361-III/5 39400 u. 113 921; R 70/SU (Deutsche Polizeidienststellen in der Sowjetunion).
Latvijas Valsts vēstures arhīvs (Historisches Staatsarchiv Lettlands), Riga, P 252 (KdS Lettland); P 1026 (Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD Ostland).
Russisches Staatliches Militärarchiv, Moskau, Fond 504 (Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD Ostland).
Das Direktionsrecht des Arbeitgebers, 1933. (Diss. iur.)
Werner Schubert, Der Judenmörder aus Weisswasser O. L., 1999. (ungedr. Manuskript, einsehbar in: Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Joseph Wulf Bibliothek)
Peter Klein, Dr. Rudolf Lange als Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lettland, in: Wolf Kaiser (Hg.), Täter im Vernichtungskrieg. Der Überfall auf die Sowjetunion und der Völkermord an den Juden, 2002, S. 125–136.
Andrej Angrick/Peter Klein, Die „Endlösung“ in Riga. Ausbeutung und Vernichtung 1941–1944, 2006.
Peter Klein, Rudolf Lange – Reichssicherheitshauptamt. Akademiker, Weltanschauungskrieger, Massenmörder, in: Hans-Christian Jasch/Christoph Kreutzmüller (Hg.), Die Teilnehmer. Die Männer der Wannsee-Konferenz, 2017, S. 97–109.