Kupffer, Hugo
- Lebensdaten
- 1853 – 1928
- Geburtsort
- St. Petersburg
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Journalist ; Publizist ; Schriftsteller ; Freimaurer ; Redakteur
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 116615370 | OGND | VIAF: 27827168
- Namensvarianten
-
- Kupffer, Hugo Wilhelm Adolf von
- Herbert Prinz
- G. H. Preuss
- Kupffer, Hugo
- Kupffer, Hugo Wilhelm Adolf von
- Herbert Prinz
- G. H. Preuss
- Kupffer, Hugo von
- Cupffer, Hugo
- Cupffer, Hugo Wilhelm Adolf von
- Cupffer, Hugo von
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Kupffer, Hugo Wilhelm Adolf von
Pseudonyme: Herbert Prinz; G. H. Preuss
1853 – 1928
Journalist, Publizist, Schriftsteller
Hugo von Kupffer war von 1883 bis 1928 Chefredakteur des „Berliner Lokal-Anzeigers“ und ein wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung des Journalismus in Deutschland. Die Authentizität und Anschaulichkeit seiner Reportagen über Berlin und den Alltag in der Reichshauptstadt machten das Genre populär. Durch seine Konzentration auf berufliche Vorbildung, seine Aktivität in Verbänden und sein soziales Engagement verkörperte er ein neues journalistisches Berufsverständnis.
Lebensdaten
Geboren am 7. Januar 1853 in St. Petersburg Gestorben am 30./31. Dezember 1928 in Berlin Grabstätte St. Jacobi-Friedhof in Berlin-Neukölln Konfession evangelisch -
Autor/in
→Hendrik Michael (Bamberg)
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Zitierweise
Michael, Hendrik, „Kupffer, Hugo“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/116615370.html#dbocontent
Als Sohn eines bedeutenden deutsch-baltischen Physikers und Mineralogen wurde Kupffer 1853 in St. Petersburg geboren, erhielt seine schulische Erziehung seit 1862 in Deutschland. Nach dem Besuch von Gymnasien in Dresden und Bautzen studierte er seit etwa 1870 Medizin und Literatur, ohne einen Abschluss zu erlangen. 1875 ging Kupffer in die USA, wo er in New York City als Mitglied des U.S. Coast Survey, einem Zweig der Bundesmarine, bei der Küstenvermessung tätig war. Er bereiste die US-amerikanischen Südstaaten, speziell Florida, und publizierte seine Erfahrungen in literarischen Zeitschriften, u. a. der „Deutschen Roman-Zeitung“.
Von 1875 bis 1878 arbeitete Kupffer als redaktioneller Mitarbeiter der auflagestarken, von James Gordon Bennett Jr. (1841–1918) verlegten Zeitung „New York Herald“, 1878/79 als Korrespondent der Nachrichtenagenturen Reuters und Wolffs Telegraphisches Bureau. Kupffer erwarb in dieser Zeit nicht nur das Wissen um journalistische Arbeitsweisen, sondern entwickelte auch ein neues berufliches Selbstverständnis: Nach US-amerikanischem Vorbild sollte die Presse informativ und unterhaltsam zugleich sein, eine verständliche, volksnahe Sprache nutzen und sich durch „Human Interest“-Themen ein Massenpublikum erschließen.
1879 nach Deutschland zurückgekehrt, war Kupffer von 1880 bis 1882 Redakteur der Berliner Zeitschrift „Neuzeit‟ und wechselte im Oktober 1883 zum „Berliner Lokal-Anzeiger“ (BLA) aus dem Konzern des Verlegers August Scherl (1849–1921). Kupffer war über 45 Jahre lang Chefredakteur der Zeitung und formte sie zu einem der meistgelesenen Blätter im Deutschen Reich. In den 1890er Jahren erreichte der damals mehrmals täglich erscheinende BLA seine größte Reichweite, musste sich um die Jahrhundertwende gegenüber neuer Konkurrenz wie Ullsteins Boulevardzeitungen „Berliner Morgenpost“ und „B.Z. am Mittag“ behaupten und erzielte auch in der Weimarer Republik beständig Auflagen im höheren sechsstelligen Bereich.
Unter dem Einfluss Kupffers entwickelte sich der „Berliner Lokal-Anzeiger“ zum Prototyp der deutschen Massenpresse. Dazu trugen insbesondere die „Reporterstreifzüge“ – lebensnahe Reportagen, die durch Recherchen vor Ort v. a. die Peripherie Berlins erkundeten – sowie Kupffers alltagspraktische Kommentare unter dem Titel „Berliner Beobachter“ bei. Er etablierte professionelle journalistische Kommunikationsformen, die der Leserschaft neutrale Standpunkte boten.
Die politische Einstellung Kupffers, der in seinen Kolumnen auf tagespolitische Stellungnahmen verzichtete, ist schwer einzuschätzen. Persönlich einer eher liberal-kosmopolitischen Orientierung folgend, trug er als Chefredakteur die regierungsfreundliche und kaisertreue Linie des konservativen Verlegers Scherl mit. Nach der Übernahme des BLA 1916 durch den deutschnationalen Medienunternehmer und Politiker Alfred Hugenberg (1865–1951) fügte sich Kupffer später dessen agitatorisch-republikfeindlichen Kurs.
Durch vielfältige Verbandsaktivitäten, u. a. als Vizepräsident des World’s Press Parliament 1904, repräsentierte Kupffer die sich im frühen 20. Jahrhundert auch in Deutschland manifestierende Professionalisierung seines Berufsfelds. Die politische Relevanz der Massenkommunikation und ihren Einfluss auf öffentliche Stimmungen erkennend, betonte er die gesellschaftliche Verantwortung der Presse und forderte eine möglichst objektive Darstellung von Informationen. Auch wenn Kupffer diesem professionellen Anspruch unter der Ägide Hugenbergs nicht immer gerecht wurde, gehört er zu den Wegbereitern eines modernen Journalismus in Deutschland.
1879 | Mitglied im Concilium der teutschen Literatorum |
1897 | Mitglied der Deutschen Schriftsteller-Genossenschaft |
1904 | Vizepräsident des World’s Press Parliament |
1910 | Mitglied im Reichsverband der Deutschen Presse |
1920 | Großmeister der Freimaurerloge „Zu den Drei Weltkugeln“, Berlin |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Landesarchiv Berlin. (Korrespondenz)
Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek, Dresden. (Korrespondenz)
Eine kurzweilige und kurze Historia von einem fahrenden Scribenten, so da gen Misniam pilgerte, auf daß er von dem Weine tränke, zugleich ein Documentum, wie der Schielerwein benamset ward, 1879.
Das Liebesleid des Rebellenmädchens. Eine unaufgeklärte Episode aus dem nordamerikanischen Sezessionskriege, in: Deutsche Roman-Zeitung 15 (1879), Nr. 39, S. 230–234.
Reporterstreifzüge. 1889, Neuausg. 2019 u. d. T. Reporterstreifzüge. Die ersten modernen Reportagen aus Berlin, hg. v. Fabian Mauch.
The Question of Children’s Courts, in: Juvenile Court Record 8 (1907), Nr. 8, S. 10–12.
Die Kaiserpfalz an der Warthe, 1915.
N. N., Art. „Kupffer, Hugo von“, in: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, bearb. v. Franz Brümmer, Bd. 4, 6. völlig neu bearb. u. stark verm. Aufl., 1913, S. 148. (Onlineressource)
Rudolf Stöber, Der Prototyp der deutschen Massenpresse. Der „Berliner Lokal-Anzeiger“ und sein Blattmacher Hugo von Kupffer, in: Publizistik 39 (1994), S. 314–330.
Hendrik Michael, „Wir Weltstädter!“ Handlungs- und Deutungsmuster eines neuen Journalisten am Fallbeispiel Hugo von Kupffer (1853–1928), in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 18 (2016), S. 51–77.
Fotografie, ca. 1900, Abbildung in: Proceedings of the Word’s Press Parliament held at the Universal Exposition Saint Louis, U.S.A., 1904, S. 46.