Aragón, Konstanze von
- Lebensdaten
- 1183/84 – 1222
- Sterbeort
- Catania (Sizilien)
- Beruf/Funktion
- Königin von Ungarn ; Königin von Sizilien ; römisch-deutsche Königin ; Kaiserin
- Konfession
- unbekannt
- Normdaten
- GND: 136421490 | OGND | VIAF: 80767804
- Namensvarianten
-
- Aragón, Konstanze von
- Konstanze, Ungarn, Königin
- Aragón, Constanze von
- Constanze, Ungarn, Cönigin
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Konstanze von Aragón
1183/84 – 1222
Königin von Ungarn, Königin von Sizilien, römisch-deutsche Königin, Kaiserin
Konstanze von Aragón war durch ihre erste Ehe Königin von Ungarn; nach dem Tod König Emmerichs (1174–1204) floh sie aus dem Land und kehrte nach Aragón zurück. 1208 wurde sie mit dem staufischen Kaisersohn und König von Sizilien Friedrich II. (1194–1250) verheiratet. Als dieser 1212 aufbrach, um im staufisch-welfischen Thronstreit sein Königtum im Reich gegen Kaiser Otto IV. (1175/76–1218) durchzusetzen, regierte sie Sizilien für ihren gemeinsamen Sohn Heinrich (VII.) (1211–1242). 1220 wurde sie mit Friedrich II. in Rom zur Kaiserin gekrönt.
Lebensdaten
Geboren am 1183/84 Gestorben am 23. Juni 1222 in Catania (Sizilien) Grabstätte Dom in Palermo -
Autor/in
→Ingo Runde (Heidelberg)
-
Zitierweise
Runde, Ingo, „Aragón, Konstanze von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/136421490.html#dbocontent
Konstanze von Aragón, Tochter des Königs Alfons II. von Aragón (1154–1196) und der Sancha von Kastilien (1154/55–1208), wurde in jungen Jahren König Emmerich von Ungarn (1174–1204) versprochen und mit ihm wahrscheinlich im Oktober 1196 verheiratet. Diese erste ungarisch-iberische Heiratsverbindung fand unter Vermittlung von Papst Innozenz III. (1160–1218) statt. Ein Konflikt zwischen König Emmerich und dessen Bruder Andreas II. (um 1185–1235) überschattete die Regierungszeit, in der Konstanze um 1200 einen Thronfolger gebar. Als König Emmerich im November 1204 starb, musste Konstanze mit ihrem noch im August 1204 gekrönten Sohn Ladislaus III. (um 1200–1205) nach Österreich fliehen. Nach dessen frühem Tod übersandte Konstanze Krone und Insignien an ihren Schwager Andreas und kehrte in ihre Heimat Aragón zurück, wo ihr Bruder, König Peter II. von Aragón (1174–1213), regierte. Von 1205 bis 1208 hielt sie sich im königlichen Familienkloster Santa María de Sigena (Aragón) auf.
Konstanzes Rückkehr wirkte sich auf den staufisch-aragonesischen Heiratsplan aus, da Konstanze von Sizilien (1154–1198), die Witwe des 1197 verstorbenen Kaisers Heinrich VI. (1165–1197), angestrebt hatte, ihren im Mai 1198 zum König von Sizilien gekrönten minderjährigen Sohn Friedrich II. (1194–1250) mit Sancha (1186–1242), einer jüngeren Schwester Peters II. und Konstanzes, zu verheiraten. Nach dem Tod der Kaiserin verfolgte Papst Innozenz III. als Vormund Friedrichs das Vorhaben weiter, doch schloss im September oder Oktober 1208 der Bischof von Mazzara del Vallo (Sizilien) als Vertreter Friedrichs in Saragossa einen Ehevertrag mit Konstanze, die nun als erfahrenere Königswitwe zur Verfügung stand, während Sancha für ein Heiratsbündnis mit der Grafschaft Toulouse eingesetzt wurde.
1209 landete Konstanze mit 500 Berittenen in Palermo und feierte Ende August ihre Hochzeit mit Friedrich, doch dezimierte eine kurz darauf ausgebrochene Seuche die mitgeführte militärische Unterstützung erheblich. Bevor sich der 1211 in Nürnberg von der antiwelfischen Opposition zum römisch-deutschen König gewählte Friedrich II. im März 1212 in Messina (Sizilien) einschiffte, um seine Herrschaft nördlich der Alpen gegen Kaiser Otto IV. (1175/76–1218) durchzusetzen, wurde sein wohl im ersten Halbjahr geborener Sohn Heinrich (VII.) (1211–1242) zur Sicherung der Nachfolge zum König von Sizilien gekrönt. Unterstützt von Beratern führte Konstanze während der vierjährigen Abwesenheit Friedrichs selbstbewusst die Regentschaft in Sizilien. 1213 setzte sie sich erfolgreich beim Bischof Pere de Puigvert von Urgell (amt. 1204–1230) und beim Papst für die Bestattung ihres bei Kämpfen im Languedoc gefallenen Bruders Peter II. von Aragón und die Freilassung von dessen unmündigem Sohn Jakob I. von Aragón (1208–1276) ein. Nachdem Friedrich II. gegen Otto IV. die Oberhand gewonnen hatte und im Dezember 1212 in Mainz zum römisch-deutschen König gekrönt worden war, urkundete Konstanze mit dem erweiterten Titel „Romanorum regina semper augusta et regina Sicilie“. Die Umschrift des Averses ihres 1213 geprägten Münzsiegels bezeichnete sie als REGINA SICILIE DUCATUS APULIE ET PRINCIPATUS CAPUE und betonte damit ihre Regentschaft als Königin Siziliens und der beiden süditalienischen Territorien, während der Revers an ihre Herkunft aus dem Königshaus von Aragón erinnerte.
Nach dem Sieg über Otto IV. und der Befestigungskrönung in Aachen am 25. Juli 1215 ließ Friederich II. Ende 1215 oder Anfang 1216 Konstanze und Heinrich aus Sizilien holen und empfing beide Ende November oder Anfang Dezember 1216 in Nürnberg. Dokumente wie die Privilegienbestätigung für den Deutschen Orden 1218 bezeugen die gemeinsamen Reisen des Königspaares und lassen auf den Fortbestand der Idee von einer Teilhaberschaft der Königin an der Herrschaft schließen. Nach der Königswahl Heinrichs (VII.) im April 1220 in Frankfurt am Main zogen Friedrich II. und Konstanze über die Alpen und empfingen nach einem Aufenthalt in Oberitalien am 22. November 1220 in Rom von Papst Honorius III. (um 1150–1227) die Kaiserkronen.
Im Dezember 1220 nahm Konstanze am Hoftag in Capua und 1221 am Hoftag in Messina teil. Mit päpstlicher Hilfe forderte sie Wiedergutmachung für verlorene Güter in Ungarn, bevor sie am 23. Juni 1222 in Catania starb. Ihre Bestattung in einem römischen Sarkophag aus dem 3. oder 4. Jahrhundert mit reichen Beigaben, darunter eine Krone, im Dom zu Palermo zeugt von der Wertschätzung Friedrichs für die erste seiner drei Ehefrauen.
Jardins Constança d’Aragó, Barcelona |
Editionen:
Historia Diplomatica Friderici Secundi, Bd. 1, Teilbd. 1, hg. v. Alphonse Huillard-Bréholles, 1852. (Onlineressource)
Reineri Annales, hg. v. Georg Heinrich Pertz, in: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores 16, 1859, S. 651–680. (Onlineressource)
Constitutiones et acta publica imperatorum et regum inde ab a. MCXCVIII usque ad a. MCCLXXII (1198–1272), hg. v. Ludwig Weiland, in: Monumenta Germaniae Historica, Constitutiones et acta publica imperatorum et regum 2, 1896. (Onlineressource)
Burchard von Ursberg, Chronicon, hg. v. Oswald Holder-Egger/Bernhard von Simson, in: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores Rerum Germanicarum in usum scholarum 16, 1916. (Onlineressource)
Acta Imperii Inedita Seculi XIII. Urkunden und Briefe zur Geschichte des Kaiserreichs und des Königreichs Sicilien in den Jahren 1198 bis 1273, hg. v. Eduard Winkelmann, 1880. (Onlineressource)
Documentos de Sigena. Bd. 1, hg. v. Agustín Ubieto Arteta, 1972.
Die Register Innocenz’ III., Bd. 7, hg. v. Othmar Hageneder, in: Publikationen des Historischen Instituts beim österreichischen Kulturinstitut in Rom, 2. Abt., 1. Reihe, 1997.
Die Urkunden Friedrichs II. 1198–1212, hg. v. Walter Koch, in: Monumenta Germaniae Historica, Diplomata regum et imperatorum Germaniae 14, T. 1, 2002. (Onlineressource)
Breve chronicon de rebus Siculis, hg. v. Wolfgang Stürner, in: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores Rerum Germanicarum in usum scholarum 77, 2004. (Onlineressource)
Die Register Innocenz’ III., Bd. 11, hg. v. Othmar Hageneder/Andrea Sommerlechner, in: Publikationen des Historischen Instituts beim österreichischen Kulturinstitut in Rom, 2. Abt., 1. Reihe, 2010.
Regesten:
Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV, Friedrich II, Heinrich (VII), Conrad IV, Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard, 1198–1272, Bd. 1, hg. v. Julius Ficker, in: Regesta imperii, Bd. 5, Teilbd. 1,1, 1881–1882, Nachdr. 1971. (Onlineressource)
Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV, Friedrich II, Heinrich (VII), Conrad IV, Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard, 1198–1272, Bd. 4, hg. v. Paul Zinsmaier/Paul-Joachim Heinig/Monika Karst, in: Regesta imperii, Bd. 5, Teilbd. 4,6, 1983. (Onlineressource)
Monografien:
Francesco Daniele, I regali sepolcri del Duomo di Palermo riconosciuti e illustrati, 1784, S. 69–84. (Onlineressource)
Wolfgang Kowalski, Die deutschen Königinnen und Kaiserinnen von Konrad III. bis zum Ende des Interregnums, 1913, S. 38–43.
Friedrich Baethgen, Die Regentschaft Papst Innozenz III. im Königreich Sizilien, 1914, S. 107–110.
Wolfgang Stürner, Friedrich II., T. 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland 1194–1220, verbesserte Sonderausgabe 2003, S. 104–121, 139–140, 188–195 u. 250–253.
Gábor Varga, Ungarn und das Reich vom 10. bis zum 13. Jahrhundert. Das Herrscherhaus der Árpáden zwischen Anlehnung und Emanzipation, 2003, S. 238–248.
Uwe A. Oster, Die Frauen Kaiser Friedrichs II., 2008, S. 71–117.
Susanna Blaser-Meier, Hic Iacet Regina. Form und Funktion figürlicher Königinnengrabmäler von 1200 bis 1450, 2018, S. 124–129, 143 f. u. 235 f.
Aufsätze:
Karl Hampe, Beiträge zur Geschichte Kaiser Friedrichs II., in: Historische Vierteljahrschrift 4 (1901), S. 161–194. (Qu)
Aurea Javierre Mur, Constanza de Sicilia en las crónicas de su tiempo, in: Rivista storica del Mezzogiorno 1 (1966), S. 171–186.
Johannes Fried, Eine unbekannte sizilische Königsurkunde Konstanzes von Aragon und Heinrichs (VII.), in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 36 (1980), S. 567–574. (Qu)
Gunther G. Wolf, Heiratspläne Kaiserin Constanzes (Hauteville/Altavilla) für ihren Sohn Friedrich Roger Constantin 1197/98, in: Archiv für Diplomatik 41 (1995), S. 129–136.
Ádám Anderle, Constanza de Aragón en la historiografía española, in: Acta Hispanica, Bd. I, 1996, S. 5–11.
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Nikolas Jaspert, Zwei Mal Konstanze. Die staufisch-aragonesischen Verbindungen und die Möglichkeiten regionaler Herrschaft in der Fremde, in: Maria Boccuzzi/Pasquale Cordasco (Hg.), Civiltà a contatto nel Mezzogiorno normanno svevo. Economia, società, istituzioni, 2018, S. 131–168.
Verónica Carla Abenza Soria, Il corredo funerario di Costanza d'Aragona. Uno sguardo verso il passato, in: Arte medievale, Ser. 4, Bd. 10 (2020), S. 103–114.
Lexikonartikel:
Norbert Kamp, Art. „Costanza d’Aragona“, in: Alberto M. Ghisalberti (Hg.), Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 30, 1984, S. 356–359.
Theo Kölzer, Art. „Konstanze II., Kgn. v. Ungarn und Sizilien, Ksn.“, in: Robert-Henri Bautier/Robert Auty/Norbert Angermann (Hg.), Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, 1991, Sp. 1407.
Siegel der Konstanze von Aragón, Abbildung in: Andrea Stieldorf, Die Siegel der Herrscherinnen. Siegelführung und Siegelbild der „deutschen“ Kaiserinnen und Königinnen, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 64 (2000), S. 1–44, hier S. 36.