Jacobsohn, Edith

Dates of Life
1891 – 1935
Place of birth
Berlin-Schöneberg
Place of death
London
Occupation
Verlegerin ; Journalistin ; Übersetzerin ; Schriftstellerin ; Übersetzerin ; Publizistin
Religious Denomination
jüdisch
Authority Data
GND: 117047295 | OGND | VIAF: 13074488
Alternate Names

  • Schiffer, Edith
  • Anton, Steffi
  • Jacobsohn, Edith
  • Schiffer, Edith
  • Anton, Steffi
  • Forster, Edith
  • Jacobsohn Schiffer, Edith
  • Jacobsohn, Edith Lotte
  • Jacobsohn-Schiffer, Edith
  • Schiffer, E. L.
  • Schiffer, Edith Jacobsohn-
  • Schiffer, Edith L.
  • Schiffer, Edith Lotte
  • Jakobsohn, Edith
  • Forsther, Edith
  • Jakobsohn Schiffer, Edith
  • Jakobsohn, Edith Lotte
  • Jakobsohn-Schiffer, Edith
  • Schiffer, Edith Jakobsohn-

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Citation

Jacobsohn, Edith, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117047295.html [21.02.2025].

CC0

  • Jacobsohn, Edith (geborene Edith Schiffer)

    Pseudonyme: E. L. Schiffer; E.  L. Schiffer-Williams; Steffi Anton (im britischen Exil)

    1891 – 1935

    Verlegerin, Journalistin, Übersetzerin

    Edith Jacobsohn war eine bedeutende Verlegerin, Journalistin und Übersetzerin im Kulturbetrieb der Weimarer Republik. Als Mitgründerin und Leiterin des Verlags Williams & Co. war sie maßgeblich daran beteiligt, die Kinder- und Jugendbuchklassiker Erich Kästners (1899–1974) zu verlegen. Darüber hinaus führte sie Klassiker der britischen Kinder- und Jugendliteratur, u. a. „Doktor Dolittle und seine Tiere“ sowie „Pu der Bär“, auf dem deutschen Buchmarkt ein.

    Dates of Life

    Geboren am 26. Oktober 1891 in Berlin-Schöneberg
    Gestorben am 31. Dezember 1935 in London
    Grabstätte unbekannt
    Konfession jüdisch
  • 26. Oktober 1891 - Berlin-Schöneberg

    1919 - 1933 - Berlin

    Übersetzerin; Journalistin

    u. a. Die Weltbühne

    1924 - Berlin

    Mitgründerin

    Internationale Übersetzungs-Agentur

    1924 - 1933 - Berlin

    Mitgründerin; seit 1925 alleinige Leiterin

    Verlag Williams & Co.

    1926 - 1933 - Berlin

    Leiterin

    Verlag Siegfried Jacobsohn & Co.

    1932 - Wien

    Gründerin einer Dependance

    Verlag Siegfried Jacobsohn & Co.

    Februar 1933 - Wien

    Emigration

    1933 - Zürich

    Übersiedlung

    Frühjahr 1934 - London

    Übersiedlung

    31. Dezember 1935 - London

    Jacobsohn besuchte als Tochter eines vermögenden jüdischen Bauunternehmers ein englisches Internat, auf dem sie exzellente Englischkenntnisse erwarb und eine tiefe Verbundenheit mit der britischen Kultur und Literatur entwickelte. Dem Kulturbetrieb der Weimarer Republik familiär und verwandtschaftlich eng verbunden, veröffentlichte sie seit 1919 journalistische Beiträge in dem Satireblatt „Ulk“ sowie v. a. in der von ihrem Ehemann Siegfried Jacobsohn (1881–1926) herausgegebenen Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“, der sie mit ihrem geerbten Vermögen wiederholt die Existenz sicherte.

    Neben ihrer journalistischen Tätigkeit war Jacobsohn unter dem Pseudonym E. L. Schiffer als Übersetzerin tätig und gründete vor 1924 mit ihrer Freundin Edith Lillie Weinreich (1881–1957) in Berlin die Internationale Übersetzungs-Agentur. Im April 1924 rief sie u. a. mit Weinreich den Verlag Williams & Co. ins Leben, in dem Jacobsohn im folgenden Jahr die alleinige Leitung übernahm. Mit seinem Fokus auf Kinder- und Jugendliteratur entwickelte sich der Verlag zu einem ebenso innovativen wie erfolgreichen Unternehmen. Die kulturelle Bedeutung und das ökonomische Potenzial von Kinderbüchern klar erkennend, veranlasste Jacobsohn 1925 den Kauf der Übersetzungsrechte an den Werken von Hugh Lofting (1886–1947) und A. A. Milne (1882–1956). Seit 1926 verlegte Jacobsohn in eigener Übersetzung Loftings Buchreihe „Doktor Dolittle“, 1928 folgte die deutsche Erstveröffentlichung von Milnes „Pu der Bär“. Die von Jacobsohn angefertigten Übersetzungen wurden bis in das 21. Jahrhundert wieder aufgelegt; inzwischen liegen neue Übersetzungen vor.

    Ihr größter verlegerischer Erfolg gelang Jacobsohn mit den Kinder- und Jugendbüchern Erich Kästners (1899–1974). Im Williams-Verlag erschienen – auf Anregung Jacobsohns mit den Illustrationen Walter Triers (1890–1951) bebildert – Kästners Roman „Emil und die Detektive“ (1929), der bis 1934 eine Gesamtauflage von über 100 000 Exemplaren erreichte und auch als Bühnenfassung (1930) und Film (1931) ein breites Publikum begeisterte, sowie der Roman „Pünktchen und Anton“ (1931), der ebenfalls zu einem Bestseller avancierte.

    Nach dem Tod ihres Ehemanns leitete Jacobsohn seit 1926 neben dem Williams-Verlag auch den Verlag Siegfried Jacobsohn & Co. und war als verlegerisch Verantwortliche der „Weltbühne“ rechtsradikalen Angriffen ausgesetzt. 1932 gründete sie eine Dependance des Verlags Jacobsohn & Co. in Wien, wohin sie kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Februar 1933 emigrierte. Später im Jahr 1933 siedelte sie nach Zürich über und verkaufte beide Verlage: Williams & Co. an den Verleger Kurt L. Maschler (1898–1986) und den Verlag der „Weltbühne“ an den Publizisten Herrmann Budzislawski (1901–1978). Die Geschäftsführung für Williams & Co. hatte sie bereits zuvor an ihre Mitarbeiterin Cecilie Dressler (1905–1978) übertragen. Im Frühjahr 1934 zog Jacobsohn nach London, wo sie vergeblich hoffte, in der Verlagsbranche Arbeit zu finden. Sie fertigte unter dem Pseudonym Steffi Anton weitere Übersetzungen für Williams & Co. an und ging 1934, kurz vor ihrem Tod infolge eines Schlaganfalls, eine Scheinehe zur Sicherung ihrer Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis ein.

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, Nachlass Kurt Tucholsky. (Korrespondenz, 1919–1928)

    Journalistische Arbeiten:

    Ulk. Illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire (1919); Die Weltbühne (1923–1932).

    Übersetzungen:

    Margaret Kennedy, Die treue Nymphe, 1925.

    Stephen Leacock, Die Abenteuer der armen Reichen, 1925.

    Hugh Lofting, Doktor Dolittle und seine Tiere, 1926.

    A. A. Milne, Pu der Bär, 1928.

    Hugh Lofting, Doktor Dolittles Postamt, 1930.

    Hugh Lofting, Doktor Dolittles Zirkus, 1930.

    Hugh Lofting, Doktor Dolittles schwimmende Insel, 1930.

    Hugh Lofting, Doktor Dolittles Tierinsel, 1931.

    Hugh Lofting, Doktor Dolittles größte Reise, 1932.

    Hugh Lofting, Doktor Dolittle auf dem Mond, 1932.

    Michael Arlen, Zugvögel, 1932.

    Michael Arlen, Als die Nachtigall sang, 1935.

    Frank Flechtmann, „Mein schöner Verlag, Williams & Co.“. Erinnerungen an Edith Jacobsohn, in: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie 142 (1996), S. 11–34.

    Frank Flechtmann, „Mein schöner Verlag, Williams & Co.“. Erinnerung an Edith Jacobsohn. Über einen vergessenen Verlag berühmter Bücher. Mit einer Bibliografie 1925–1955, 1997, erg. Neuaufl. 2010. (Onlineressource)

    Theodor Brüggemann, Kinderbuch und Zeitgeschichte. Der Verlag Williams & Co. Mit einer Bibliographie, in: Aus dem Antiquariat. Zeitschrift für Antiquare und Büchersammler 4 (2003), S. 247–274.

    Frank Flechtmann, Zum Jubiläum des Cecilie Dressler Verlages, in: ebd., S. 315 f.

    Helga Karrenbrock, 5.2.9 Kinder- und Jugendbuchverlage, in: Ernst Fischer/Stephan Füssel (Hg.), Geschichte des Deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 2, 2012, S. 183–218, hier S. 211–213.

    Corinna Norrick, 5.2.6 Literarische Zeitschriften und Publikumszeitschriften, in: ebd., S. 91–110, hier S. 95 f.

    Ernst Fischer, Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Ein biographisches Handbuch, Bd. 3, T. 3: Exilbuchhandel – Supplement: Verleger, Buchhändler und Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933, 22020, S. 228 f.

    Charlotte Henßen, Edith Jacobsohn. Eine ungewöhnliche Frau und ihr Verlag Williams & Co., in: Flachware. Jahrbuch der Leipziger Buchwissenschaft 6 (2020), S. 59–76.

  • Author

    Corinna Norrick-Rühl (Münster)

  • Citation

    Norrick-Rühl, Corinna, „Jacobsohn, Edith“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117047295.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA