Hueck-Dehio, Else
- Lebensdaten
- 1897 – 1976
- Geburtsort
- Dorpat (Russland, heute Tartu, Estland)
- Sterbeort
- Murnau am Staffelsee
- Beruf/Funktion
- Schriftstellerin ; Krankenschwester ; Heimatschriftstellerin
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 117046051 | OGND | VIAF: 10612761
- Namensvarianten
-
- Hueck, Elisabeth Dorothea / eigentlich
- Dehio, Elisabeth Dorothea / geborene
- Hueck-Dehio, Else
- Hueck, Elisabeth Dorothea / eigentlich
- Dehio, Elisabeth Dorothea / geborene
- Dehio, Else
- Dehio, Else H.-
- Dehio, Else Hueck-
- Hueck Dehio, Else
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Hueck-Dehio, Else (eigentlich Elisabeth Dorothea Hueck, geborene Dehio)
1897 – 1976
Schriftstellerin
Die deutschbaltische Schriftstellerin Else Hueck-Dehio feierte ihre größten Erfolge in der jungen Bundesrepublik. Ihre wichtigsten Werke spielen an der Jahrhundertwende um 1900 in den Kreisen der deutschsprachigen Minderheit in den russischen Ostseeprovinzen Estland und Livland und erfuhren in den 1950er und 1960er Jahren eine breite Rezeption beim deutschen Lesepublikum.
Lebensdaten
Else Hueck-Dehio, Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung (InC) -
Autor/in
→Jonathan Schilling (Ludwigsburg)
-
Zitierweise
Schilling, Jonathan, „Hueck-Dehio, Else“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.04.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117046051.html#dbocontent
(Hueck-)Dehio besuchte die Horn’sche Mädchenschule in Dorpat (Russland, heute Tartu, Estland) und erhielt hier 1914 ihr Abitur. Im Dezember 1918 verließ sie mit abziehenden deutschen Truppen die russische Provinz Livland und absolvierte in Berlin eine Ausbildung zur Krankenschwester. Nach ihrer Heirat 1920 übersiedelte Hueck-Dehio zu ihrem Ehemann nach Lüdenscheid (Sauerland). Neben ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter verfasste sie erste literarische Werke, die sie nicht veröffentlichte.
Hueck-Dehio verband mit dem Nationalsozialismus die Hoffnung, dass dieser Frauenrechte und Christentum in Deutschland stärken werde, wovon der Artikel „Die Aufgaben der Frau im Dritten Reich“ (in: Lüdenscheider General-Anzeiger v. 13.11.1933) und ihr erster, dezidiert völkisch ausgerichteter Roman „Die Hochzeit auf Sandnes“ (1934), der bis 1944 vom NSDAP-nahen Verlag Franz Eher mehrfach wieder aufgelegt wurde, zeugen. Nachdem sie sich in ihren Erwartungen an den Nationalsozialismus enttäuscht sah, änderte sich Hueck-Dehios politische Haltung grundlegend. Sie wandte sich der Bekennenden Kirche zu, in der ihr Ehemann Ämter innehatte. Ihr zweiter Roman, „Der Kampf um Torge“ (1938), lässt sich als Gegenentwurf zu ihrem ersten lesen; während im ersten Band des Zweiteilers noch die Verteidigung des Führerprinzips und die Abwertung bestimmter Volksgruppen im Mittelpunkt standen, werden beide Prämissen im zweiten Band in das Gegenteil verkehrt. Im Herbst 1942 und im Sommer 1943 hielt sich Hueck-Dehio jeweils für mehrere Monate im Baltikum auf, wo ihr Mann als Wehrmachtsoffizier stationiert war.
1953 veröffentlichte Hueck-Dehio den kleinen Erzählungsband „Ja, damals … Zwei heitere estländische Geschichten“, dessen Erfolg die Veröffentlichung einer Romantrilogie mit ebenfalls deutschbaltischem Sujet ermöglichte, an der sie zwischen 1939 und 1948 gearbeitet hatte (Die Brunnenstube. Ein Gedenkblatt, 1954; Liebe Renata. Geschichte einer Jugend, 1955; Er aber zog seine Straße. Geschichte einer Wandlung, 1958).
In „Liebe Renata. Geschichte einer Jugend“ (1955), aber auch in Büchern wie „Tipsys sonderliche Liebesgeschichte. Eine Idylle aus dem alten Estland“ (1959) und „Indianersommer. Eine Geschichte für Neun- bis Vierzehnjährige und Vierzig- bis Neunzigjährige“ vermittelte Hueck-Dehio eine spezifisch deutsche, meist stark autobiografisch gefärbte Sichtweise auf das Leben in den russischen Ostseeprovinzen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und fand damit ein breites Lesepublikum, v. a. unter den Deutschbalten.
Neben Siegfried von Vegesack (1888–1974) und Werner Bergengruen (1892–1964) war Hueck-Dehio die beliebteste deutschbaltische Schriftstellerpersönlichkeit und prägte mit ihren Publikationen die Wahrnehmung deutschbaltischen Lebens in der Bevölkerung der jungen Bundesrepublik mit. Von der Literaturkritik kaum beachtet, gehörte sie mit einer Gesamtauflage ihrer Werke von rund drei Millionen Exemplaren zu den meistgelesenen Schriftstellerinnen dieser Zeit. Nachdem sie sich verstärkt biblischen und kirchengeschichtlichen Stoffen zugewandt hatte, ließ das Interesse an Hueck-Dehio, die 1954 nach Murnau am Staffelsee übersiedelte, gegen Ende der 1960er Jahre nach.
Nachlass:
Herder-Institut, Marburg an der Lahn, Hueck-Dehio-Sammlung von Ingeborg Piltz (140 Balt 576) u. Familiennachlass Dehio (DSHI, 110 Grote).
Weitere Archivmaterialien:
Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel. (Korrespondenz)
Reste des Verlagsarchivs des Eugen-Salzer-Verlags, Privatbesitz Barbara Salzer-Grethe, Tauberbischofsheim.
Romane und Erzählungen:
Die Hochzeit auf Sandnes, 1934, acht Neuaufl. bis 1944.
Der Kampf um Torge, 1938, fünf Neuaufl. bis 1944.
Ja, damals … 2 heitere estländische Geschichten, 1953, 51 Neuaufl. bis 2001.
Die Brunnenstube. Ein Gedenkblatt, 1954, 21 Neuaufl. bis 2003.
Liebe Renata. Geschichte einer Jugend, 1955, 28 Neuaufl. bis 2009.
Brigitte. Erzählung, in: Christa Weiss/Ernst Lange (Hg.), Vielfältiges Leben, dem Mädchen von heute gewidmet, 1956, S. 13–39.
Er aber zog seine Straße. Geschichte einer Wandlung, 1958, zwölf Neuaufl. bis 1988.
Tipsys sonderliche Liebesgeschichte. Eine Idylle aus dem alten Estland, 1959, 31 Neuaufl. bis 2020.
Nikolaus-Legende, 1960, zwei Neuaufl. bis 1961.
Die Magd im Vorhof. Erzählung, 1962, sechs Neuaufl. bis 1984.
Indianersommer. Eine Geschichte für Neun- bis Vierzehnjährige und Vierzig- bis Neunzigjährige, 1965, zwei Neuaufl. bis 1966.
Die goldenen Äpfel, 1969, fünf Neuaufl. bis 1970.
Gedicht:
Baltenflucht, in: Unterhaltungsbeilage der Täglichen Rundschau v. 25.4.1919, S. 173.
Essays und Aufsätze:
Die Aufgaben der Frau im Dritten Reich. Ihr Kampf um das Volkstum, um die Familie, um ein echtes Frauendasein, in: Lüdenscheider General-Anzeiger v. 13.11.1933.
Die Frau und die geistige Schöpferkraft, in: Die Frau 41 (1933/34), H. 5, S. 265–271.
Erziehung und Selbsterziehung der Frau zur Mutterschaft, in: Evangelische Frauenzeitung 38 (1936/37), H. Mai, S. 127–131.
Carola L. Gottzmann/Petra Hörner, „Art. Hueck-Dehio, Else“, in: dies., Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Bd. 2, 2007, S. 614–616.
Silke Pasewalck, Raumdarstellung und Raumsemantik in Else Hueck-Dehios Roman „Liebe Renata“, in: Triangulum 19 (2013), S. 137–152.
Dieter Neidlinger/Silke Pasewalck, Potential und Probleme literarischer Texte in interkultureller Hinsicht. Überlegungen zu Texten von Marie Under und Else Hueck-Dehio, in: Silke Pasewalck/Dieter Neidlinger/Terje Loogus (Hg.), Interkulturalität und (literarisches) Übersetzen, 2014, S. 171–194.
Christian Adam, „Echte Heimatbücher“. Heitere Geschichten von Else Hueck-Dehio, in: ders., Der Traum vom Jahre Null. Autoren, Bestseller, Leser. Die Neuordnung der Bücherwelt in Ost und West nach 1945, 2016, S. 284–288.
Jonathan Schilling, Else Hueck-Dehio (1897–1976) und ihre estländischen Geschichten als deutschbaltischer Erinnerungsort. Semikonfessionelle Regionalliteratur und die Rezeption baltischer Kultur in der Bundesrepublik, in: Archiv für Kulturgeschichte 102 (2020), S. 167–194.
zahlreiche Fotografien, Herder-Institut, Marburg an der Lahn, Dokumentesammlung.