Hofmann, Otto
- Lebensdaten
- 1896 – 1982
- Geburtsort
- Innsbruck
- Sterbeort
- Bad Mergentheim (Baden-Württemberg)
- Beruf/Funktion
- General der Waffen-SS und Polizei ; Chef des Rasse- und Siedlungshauptamts ; Soldat
- Konfession
- römisch-katholisch, seit 1936 „gottgläubig“
- Normdaten
- GND: 121027465 | OGND | VIAF: 97908841
- Namensvarianten
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- Hofmann, Otto Ludwig Karl Adam
- Hofmann, Otto
- Hofmann, Otto Ludwig Karl Adam
- Hofmann, Otto Ludwig Carl Adam
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Hofmann, Otto Ludwig Karl Adam
1896 – 1982
General der Waffen-SS und Polizei, Chef des Rasse- und Siedlungshauptamts
Otto Hofmann hatte als Leiter des Rasse- und Siedlungshauptamts der SS von 1940 bis 1943 eine Schlüsselposition der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik in den deutsch besetzten Gebieten inne. Verantwortlich für rassenpolitische Selektionen und „Umsiedlungen“, gehörte er 1942 zu den Teilnehmern der Wannsee-Konferenz. 1948 wurde Hofmann im Rahmen der Nürnberger Nachfolgeprozesse zu 25 Jahren Haft verurteilt, jedoch bereits 1954 amnestiert.
Lebensdaten
Otto Hofmann, BArch / Bildarchiv (InC) -
Autor/in
→Isabel Heinemann (Münster)
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Zitierweise
Heinemann, Isabel, „Hofmann, Otto“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/121027465.html#dbocontent
Aus einer Innsbrucker Kaufmannsfamilie stammend, lebte Hofmann seit seinem achten Lebensjahr in München, wo er eine Volksschule und das Theresien-Gymnasium besuchte, ohne einen Abschluss zu erlangen. Im August 1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und nahm seit Januar 1915 als Angehöriger eines bayerischen Feldartillerieregiments an der Westfront sowie seit März 1917 als Verbindungsoffizier einer k. u. k. Fliegerkompanie in den siebenbürgischen Grenzkarpaten am Ersten Weltkrieg teil. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft im russisch besetzten Czernowitz wurde er seit Dezember 1917 zum Flugzeugführer ausgebildet. Im März 1919 aus der Reichswehr entlassen, schloss sich Hofmann einem von Walther von Axthelm (1893–1972) geführten bayerischen Freikorps an und diente von April bis September 1919 im „Grenzschutz bayerische Ostmark“ an der bayerisch-tschechoslowakischen Grenze. Seit 1920 absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung im Betrieb seines Schwiegervaters, der als Weingroßhändler in Nürnberg tätig war. Anfang 1923 trat er der NSDAP bei (erneut 1929) und war von 1925 bis 1939 als selbstständiger Weinhändler und Vertreter im Weinhandel tätig.
Seit April 1931 Mitglied der SS und seit September 1935 Führer des SS-Abschnitts XV (Hamburg), wurde Hofmann zum 1. Januar 1937 durch Heinrich Himmler (1900–1945) als Schulungsleiter an das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS (RuSHA) nach Berlin versetzt. Im Februar 1939 übernahm Hofmann die Leitung des „Sippenamtes“ im RuSHA und koordinierte in dieser Funktion u. a. die Auswahl von SS-Bewerbern. Im Juli 1940 übernahm er die Gesamtführung des RuSHA und verantwortete neben der Auswahl von Kandidaten der Allgemeinen SS und Waffen-SS die rassenpolitische Erfassung von „Volksdeutschen“ und „wiedereindeutschungsfähigen“ Personen im Generalgouvernement. Hofmann überwachte in den besetzten Gebieten die Vertreibung „rassisch unerwünschter“ Polen, die Ansiedlung von „Volksdeutschen“ und die Verschleppung sowie Zwangseindeutschung von polnischen Kindern. Darüber hinaus konzipierte er den Aufbau von SS-Landwirtschaftsbetrieben, koordinierte die vom RuSHA betriebene Ahnenforschung und war für die Versorgung von SS-Familien, Versehrten und Hinterbliebenen verantwortlich.
Als Teilnehmer der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 war Hofmann detailliert über die Ermordung der europäischen Juden informiert und trat mit eigenen Vorschlägen zur Sterilisation von „jüdischen Mischlingen ersten Grades“ in den besetzten Ostgebieten sowie innerhalb des Reichs hervor. In der SS gut vernetzt, unterhielt er Freundschaften u. a. mit Friedrich Jeckeln (1895–1946), Ludolf von Alvensleben (1901–1970) und Richard Hildebrandt (1897–1951).
Im April 1943 aufgrund eines Dissenses mit Himmler über seine Amtsführung als RuSHA-Chef entlassen, wurde Hofmann anschließend durch Adolf Hitler (1889–1945) als Führer des SS-Oberabschnitts Südwest mit Sitz in Straßburg sowie Höherer SS- und Polizeiführer (HSSPF) für die Gebiete Württemberg, Baden und Elsass eingesetzt und bekleidete 1944/45 den Rang eines Generals der Waffen-SS und Polizei. Als HSSPF ordnete er u. a. die der Tötung von osteuropäischen Zwangsarbeitern an, die Beziehungen zu deutschen Frauen unterhalten hatten.
Kurz nach Kriegsende verhaftet, wurde Hofmann im achten Nürnberger Nachfolgeprozess am 10. März 1948 in den Punkten „Genozid / Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ und „Kriegsverbrechen“ schuldig gesprochen, zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt und im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg am Lech inhaftiert. 1954 amnestiert, ließ er sich im württembergischen Künzelsau als kaufmännischer Angestellter nieder. Im Rahmen weiterer Ermittlungsverfahren wurde Hofmann in den 1960er Jahren mehrfach vernommen, zwei weitere Strafverfahren wegen Beteiligung an Tötungsverbrechen im Konzentrationslager Natzweiler und als Teilnehmer der Wannsee-Konferenz wurden jedoch eingestellt, da Hofmann nach deutschem Recht kein weiteres Mal für Verbrechen der Prozess gemacht werden konnte, für die er 1948 bereits verurteilt worden war.
Mai 1915 | Bayerisches Militär-Verdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern |
Dezember 1916 | Eisernes Kreuz II. Klasse |
Mai 1917 | Bayerisches Militär-Verdienstkreuz IV. Klasse mit Schwertern |
1917/18 | Eisernes Kreuz I. Klasse |
1933–1939 | Dienstauszeichnung der NSDAP in Bronze; Goldenes Parteiabzeichen NSDAP |
1939–1945 | Kriegsverdienstkreuz 2. und 1. Klasse |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 9 361-III-7 9662 (Personalakten, Bestand BDC).
Staatsarchiv Nürnberg, Prozessunterklagen, 1946–1948. Kopien im Bundesarchiv Koblenz (K All Proz. 1, XXXXIV, Rep. 501) und im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, München.
Bundesarchiv, Außenstelle Ludwigsburg, ZSt 14 AR 122/65 (Vernehmungsunterlagen v. 17.4.1962); ZSt. AR-Z 33/61 (Vernehmungsunterlagen v. 27.4.1965); ZSt. AR 1501/65 (Vernehmungsunterlagen v. 10.11.1966); ZSt. 419 AR-Z 33/61 (Vorermittlungsverfahren gegen Hofmann als ehemaligen HSSPF Südwest und als Teilnehmer der Wannseekonferenz).
Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, München, ZS 0797 (Vernehmung Hofmann durch Larry Wolf v. 20.5.1947 u. 4.6.1947; eidesstattliche Erklärung Hofmanns v. 9.6.1947, Fall VIII der Nürnberger Nachfolgeprozesse). (Onlineressource)
Gedruckte Quellen:
Otto Hofmann. SS-Obergruppenführer, Chef der Rasse- und Siedlungs-Hauptamtes-SS. Eine dokumentarische Sammlung von SS-Dokumenten, bearb. v. Tuviah Friedman, hg. v. Institute of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes (Haifa), 1998. (unsystematisch)
Isabel Heinemann, „Rasse, Siedlung, deutsches Blut“. Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas, 2003, 22003, poln. 2014.
Isabel Heinemann, Rasse, Lebensraum, Genozid. Die nationalsozialistische Volkstumspolitik im Fokus von Fall VIII der Nürnberger Nachfolgeprozesse, in: Kim Priemel/Alexa Stiller (Hg.), N M T. Die Nürnberger Militärtribunale zwischen Geschichte, Gerechtigkeit und Rechtsschöpfung, 2013, S. 100–126.
Isabel Heinemann, Otto Hofmann und das Rasse- und Siedlungshauptamt. Die „Lösung der Judenfrage“ als Element der rassenpolitischen Neuordnung Europas, in: Norbert Kampe (Hg.), Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942. Dokumente, Forschungsstand, Kontroversen, 2013, S. 323–340.
Isabel Heinemann, Otto Hofmann, Rasse- und Siedlungshauptamt der SS. Ein Pragmatiker der Rassenpolitik?, in: Hans-Christian Jasch/Christoph Kreutzmüller (Hg.), Die Teilnehmer. Die Männer der Wannsee-Konferenz, 2017, S. 79–95, engl. 2017. (P)
Fotografien, ca. 1934, 1939 u. 1942, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.