Hildebrandt, Friedrich
- Lebensdaten
- 1898-1948
- Geburtsort
- Kiekindemark (Mecklenburg)
- Sterbeort
- Landsberg am Lech
- Beruf/Funktion
- NS-Politiker ; Gauleiter ; Reichsstatthalter ; Politiker ; Soldat ; Nationalsozialist
- Konfession
- evangelisch-lutherisch, seit 1937 konfessionslos
- Normdaten
- GND: 119528797 | OGND | VIAF: 266100824
- Namensvarianten
-
- Hildebrandt, Friedrich Karl Heinrich August
- Hildebrandt, Friedrich
- Hildebrandt, Friedrich Karl Heinrich August
- Hildebrandt, Friedrich Carl Heinrich August
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Hildebrandt, Friedrich Karl Heinrich August
1898 – 1948
NS-Politiker, Gauleiter, Reichsstatthalter
Friedrich Hildebrandt war von 1925 bis 1945 Gauleiter der NSDAP in Mecklenburg. 1933 zum Reichsstatthalter und 1939 zum Beauftragten des Reichsverteidigungskommissars ernannt, verfügte er über die zentrale Machtposition im Land und prägte die Ausrichtung der nationalsozialistischen Politik in Mecklenburg.
Lebensdaten
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Autor/in
→Bernd Kasten (Schwerin)
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Zitierweise
Kasten, Bernd, „Hildebrandt, Friedrich“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119528797.html#dbocontent
Nach Abschluss der Volksschule arbeitete Hildebrandt seit 1912 als Landarbeiter und Eisenbahnhilfsarbeiter. Im September 1916 zum Kriegsdienst eingezogen, wurde er bei Kämpfen an der Westfront mehrfach verwundet. Von Januar 1919 bis Januar 1920 gehörte Hildebrandt dem Freikorps Brandis an und beteiligte sich an den Kämpfen in Schlesien und im Baltikum. Seit Januar 1919 Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), war Hildebrandt von 1920 bis 1922 Kreisvorsitzender des Reichslandarbeiterbunds in der Westprignitz. Nach seinem Ausschluss aus der DNVP im Dezember 1922, der er in einer Parteidelegiertenversammlung vorgeworfen hatte, nur die Interessen des Großgrundbesitzes zu vertreten, gehörte Hildebrandt zu den ersten Anhängern Adolf Hitlers (1889–1945) in Mecklenburg. Seit März 1924 Abgeordneter der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei im Landtag von Mecklenburg-Schwerin, wechselte er im März 1925 nach einer persönlichen Begegnung mit Hitler zur NSDAP und wurde kurz darauf von diesem zum Gauleiter für das Gebiet des Wahlkreises 35 (Mecklenburg-Lübeck) ernannt.
Hier baute Hildebrandt die Parteiorganisation auf und gab seit 1925 die Zeitung „Niederdeutscher Beobachter“ heraus. Mit Forderungen zur Verbesserung des Siedlungswesens, des bäuerlichen Besitzrechts und der Lebensbedingungen der Landarbeiter fand er bei der Landbevölkerung großen Anklang. Seine Beziehung zu sozialen Eliten blieb hingegen konfliktgeladen: Nach der NS-Machtübernahme intervenierten Angehörige des mecklenburgischen Adels mit Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847–1934) erfolglos bei Hitler, um Hildebrandts Ernennung zum Reichsstatthalter in Mecklenburg (Mai 1933) zu verhindern.
Zum 1. Januar 1934 erreichte Hildebrandt mit dem Zusammenschluss von Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin eine der wenigen Änderungen der territorialen Struktur des Deutschen Reichs während der NS-Zeit. Trotz andauernder Konflikte mit dem mecklenburgischen Staatsministerium, das sich seiner Autorität nie ganz unterordnen mochte, blieb seine Machtstellung in Mecklenburg grundsätzlich unangefochten. Hildebrandt, der sich auf die ihm loyal ergebenen Amtsträger der NSDAP und Bürgermeister stützen konnte, kümmerte sich um Bittbriefe und Beschwerden aus der Bevölkerung und verkörperte durch zahlreiche Reden, Zeitungsartikel und medienwirksame Auftritte die nationalsozialistische Politik und Ideologie im Land.
Mit Hildebrandts Billigung begann der Stationsarzt der Heil- und Pflegeanstalt Schwerin-Sachsenberg, Alfred Leu (1900–1975), 1940 mit der Ermordung von Patienten. Eine direkte Beteiligung Hildebrandts an der Deportation der wenigen, in Mecklenburg lebenden deutschen Juden im Jahr 1942 ist quellenmäßig nicht belegt, anwesend bei Heinrich Himmlers (1900–1945) „Posener Rede“ vom 6. Oktober 1943 hatte er aber Kenntnis vom nationalsozialistischen Völkermord. Nachdem am 21. Mai 1944 ein Tieffliegerangriff US-amerikanischer Jagdflugzeuge zahlreiche zivile Opfer gefordert hatte, wies Hildebrandt die Ortsgruppenleiter an, notgelandete oder mit dem Fallschirm abgesprungene Flieger sofort zu erschießen.
Am 1. Mai 1945 flüchtete Hildebrandt nach Cismar (Schleswig-Holstein), wo ihn britische Militärpolizisten verhafteten. Im April 1946 an die US-amerikanische Besatzungsmacht übergeben, verurteilte ihn das US-Militärgericht in Dachau am 31. März 1947 wegen der Ermordung US-amerikanischer Flieger zum Tode. Das Urteil wurde am 5. November 1948 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg am Lech vollstreckt.
1917 | Eisernes Kreuz II. Klasse |
1918 | Eisernes Kreuz I. Klasse |
1918 | Verwundetenabzeichen in Silber |
1933 | Vorsitzender der Nordischen Gesellschaft |
1933 | Goldenes Ehrenzeichen der NSDAP |
1935 | Mitglied der Akademie für Deutsches Recht |
1942 | Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse |
1943 | Dienstauszeichnungen der NSDAP in Bronze, Silber und Gold |
Nachlass:
Landeshauptarchiv Schwerin, 10.9-H/8 Nr. 1–127.
Weitere Archivmaterialien:
Landeshauptarchiv Schwerin, 9.2-1, Nr. 1–2; 5.12-1/1, Nr. 62; 5.12-3/1, Personalakten Nr. 618/3, 618/4, Nr. 4168, 7111, 7112; 17.2-3/1, Nr. 1–26.
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, PK E 0205; R 16 I 2039, Sammlung Schumacher Nr. 205; NS 25/290; NS 22/1059; R 43 II 1347b, 1351, 1355, 1388, 1391, 1392.
Gedruckte Quellen:
Michael Buddrus (Hg.), Mecklenburg im Zweiten Weltkrieg. Die Tagungen des Gauleiters Friedrich Hildebrandt mit den NS-Führungsgremien des Gaus Mecklenburg 1939–1945. Eine Edition der Sitzungsprotokolle, 2009.
Nationalsozialismus und Landarbeiterfrage, 1930, 31931. (Onlineressource)
Mecklenburg im Spiegel seiner Geschichte. Rede v. 13.10.1933, 1933.
Nationalsozialistischer Aufbau in Mecklenburg und Lübeck, 1935.
Grundsätzliches zur Landarbeiter-Wohnungsfrage, 1935.
„Das ist das historische Verdienst der Deutschen Arbeitsfront!“ Ein Gau äussert sich - eine Welt horcht auf!, 1939.
Niederdeutscher Beobachter (Hg. 1925–1934).
Monografien:
Peter Hüttenberger, Die Gauleiter. Studien zum Wandel des Machtgefüges in der NSDAP, 1969, S. 54 f., 79–82 u. 214.
Beate Behrens, Mit Hitler zur Macht. Aufstieg des Nationalsozialismus in Mecklenburg und Lübeck 1922–1933, 1998.
Christian Madaus, Friedrich Hildebrandt. Hitlers Gefolgsmann und Befehlsempfänger in Mecklenburg, 2000.
Kathleen Haack/Bernd Kasten/Jörg Pink, Die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg-Lewenberg 1939–1945, 2016, S. 46–50.
Ralf Salomon, Friedrich Hildebrandt – NSDAP-Gauleiter und Reichsstatthalter in Mecklenburg. Sozialrevolutionär und Kriegsverbrecher, 2017.
Aufsätze:
Karl Heinz Jahnke, Friedrich Hildebrandt. Gauleiter der NSDAP in Mecklenburg, in: Volker Ackermann/Bernd-A. Rusinek/Falk Wiesemann (Hg.), Anknüpfungen. Kulturgeschichte, Landesgeschichte, Zeitgeschichte. Gedenkschrift für Peter Hüttenberger, 1995, S. 235–246.
Bernd Kasten, Konflikte zwischen Friedrich Hildebrandt und dem Staatsministerium in Mecklenburg 1933–1939, in: Mecklenburgische Jahrbücher 112 (1997), S. 157–175.
Bernd Kasten: „Auf der Flucht erschossen“. Die Ermordung abgesprungener amerikanischer Flieger in Mecklenburg 1944, in: Zeitgeschichte regional 8 (2004), H. 1, S. 18–21.
Sebastian Lehmann, „... Schleswig-Holstein stammverwandt, lebe wohl Friedrich Hildebrandt ...“. Die NSDAP in Lübeck, in: Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein 18 (2007), S. 131–149.
Bernd Kasten, Die Vereinigung von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz 1933/34, in: Zeitgeschichte regional 16/2 (2012), S. 5–9.
Bernd Kasten, Der amerikanische Tieffliegerangriff am 21. Mai 1944 auf Ziele in Mecklenburg und Vorpommern, in: Zeitgeschichte regional 17 (2013), H. 1, S. 27–31.
Lexikonartikel:
Bernd Kasten, Art. „Friedrich Hildebrandt“, in: Biographisches Lexikon für Mecklenburg, Bd. 2, hg. v. Sabine Pettke, 1999, S. 132–135.
N. N., Art. „Hildebrandt, Friedrich Karl Heinrich August“, in: Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871–1952. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Michael Buddrus/Sigrid Fritzlar, 2012, S. 161–163.
Stadtarchiv Schwerin, Fotosammlung.
Fotografie, ca. 1938, Abbildung in: Der Großdeutsche Reichstag 1938, IV. Wahlperiode (nach dem 30. Januar 1933). Mit Zustimmung des Herrn Reichstagspräsidenten hg. v. E. Kienast, 1938, S. 496. (Onlineressource)