Heinz, Friedrich Wilhelm
- Lebensdaten
- 1899 – 1968
- Geburtsort
- Frankfurt am Main
- Sterbeort
- Bad Nauheim (Hessen)
- Beruf/Funktion
- Offizier ; Journalist ; Schriftsteller ; Soldat ; Widerstandskämpfer
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 122051149 | OGND | VIAF: 55019330
- Namensvarianten
-
- Heinz, Friedrich Wilhelm
- Heinz, Friedrich W.
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Heinz, Friedrich Wilhelm
1899 – 1968
Offizier, Journalist, Schriftsteller
Als nationalrevolutionär orientierter Freikorpskämpfer, Offizier und Journalist stand Friedrich Wilhelm Heinz der Weimarer Demokratie ablehnend gegenüber. Im „Dritten Reich“ schloss er sich früh dem militärischen Widerstand an. Nach 1945 leitete Heinz eine nachrichtendienstliche Stelle im Bundeskanzleramt, ehe er 1953 von einflussreicheren Konkurrenten um Reinhard Gehlen (1902–1979) verdrängt wurde.
Lebensdaten
Geboren am 7. Mai 1899 in Frankfurt am Main Gestorben am 26. Februar 1968 in Bad Nauheim (Hessen) Grabstätte Friedhof in Bad Nauheim Konfession evangelisch-lutherisch Friedrich Wilhelm Heinz, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC) -
Autor/in
→Dieter Krüger (Potsdam)
-
Zitierweise
Krüger, Dieter, „Heinz, Friedrich Wilhelm“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/122051149.html#dbocontent
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Nachdem er die Oberrealschule in Frankfurt am Main mit Abschluss der Obersekunda verlassen hatte, meldete sich Heinz im Mai 1916 als Kriegsfreiwilliger zum preußischen Heer. Seit September 1917 in Flandern und Nordfrankreich (Somme-Schlacht) eingesetzt, wurde er im Juli 1918 zum Leutnant ernannt und kurz darauf als Stoßtruppführer verwundet. Von 1919 bis 1921 schloss er sich mehreren Freikorps an, kämpfte im Grenzschutz Oberschlesien und nahm im März 1920 am Kapp-Lüttwitz-Putsch teil.
Als Mitglied der rechtsextremen Untergrund-Organisation „Consul“ um Hermann Ehrhardt (1881–1971) war Heinz 1922 an der Vorbereitung der Ermordung Walther Rathenaus (1867–1922) beteiligt, entging jedoch einer Verurteilung. 1923 schloss er sich dem „Ruhrkampf“ gegen die französische Besatzungsmacht an und führte eine militärische Untergrundorganisation in Hessen. Seit 1925 journalistisch tätig, gab er bis 1926 mit Ernst Jünger (1895–1998), Franz Schauwecker (1890–1964) und Wilhelm Kleinau (1896–1939) die Zeitschrift „Die Standarte“ heraus und arbeitete für mehrere Blätter des Hugenberg-Konzerns. Im April 1929 trat Heinz der NSDAP bei, wurde jedoch nach vier Monaten wegen des Verdachts ausgeschlossen, die Partei unterwandern zu wollen. Schon zu dieser Zeit trat er als nationalrevolutionärer Kritiker Adolf Hitlers (1889–1945) hervor. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurden seine Bücher verboten.
1936 ging Heinz als Ergänzungsoffizier nach Berlin zum Amt Ausland/Abwehr der Wehrmacht unter Wilhelm Canaris (1887–1945) und Hans Oster (1887–1945), wo 1938 ein Staatsstreich für den Fall vorbereitet wurde, dass Hitler einen Krieg beginnen würde. Heinz sollte im Auftrag Osters sowie der Generale Ludwig Beck (1880–1944), Franz Halder (1884–1972) und Erwin von Witzleben (1881–1944) einen Stoßtrupp ehemaliger Freikorpsangehöriger und Abwehroffiziere anführen, um Hitler in der Reichskanzlei zu verhaften. Heinz, der eine konstitutionelle Monarchie unter dem mit ihm befreundeten Prinzen Wilhelm von Preußen (1906–1940) befürwortete, war entschlossen, den Diktator umzubringen. Nach dem Münchner Abkommen vom September 1938 und dem Ende der „Sudetenkrise“ wurden die Pläne jedoch aufgegeben.
Seit 1940 war Heinz als Bataillonskommandeur im Regiment „Brandenburg“ eingesetzt, unterstand aber weiter der Abwehr. Nach Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion erreichte er mit seiner Truppe Ende Juni 1941 Lemberg (heute Lwiw, Ukraine). Hier kritisierte Heinz in einer Meldung auf dem Dienstweg die Unterstützung eines von der ukrainischen Bevölkerung durchgeführten Judenpogroms durch deutsche Polizeieinheiten. 1942/43 kommandierte er das 4. Regiment des inzwischen zur Division erweiterten Verbands „Brandenburg“, der in Jugoslawien eingesetzt wurde.
Im Mai 1943 führte Heinz eigenmächtig Verhandlungen mit den antikommunistischen Četnik-Partisanen, um sie für eine Zusammenarbeit mit der Wehrmacht gegen die kommunistischen Partisanen um Josip Tito (1892–1980) zu gewinnen. Seit März 1944 kommandierte er den mit militärpolizeilichen Ordnungsaufgaben ausgestatteten Wehrmachtstreifendienst im Wehrkreis III Berlin. In dieser Funktion wurde Heinz Zeuge des Staatsstreichsversuchs vom 20. Juli 1944, ohne in diesen eingebunden zu sein. So entging er zunächst der Verhaftung. Als die Gestapo im September 1944 seiner Rolle in der Verschwörung von 1938 gewahr wurde, tauchte er ab und lebte bis Ende des Zweiten Weltkriegs im Untergrund.
Nach kurzer Tätigkeit als Gemeindevorsteher in Bad Saarow-Pieskow (Brandenburg) und Mitgliedschaft in der SPD der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) kehrte Heinz im März 1946 nach Berlin zurück, wo er westliche Dienste mit nachrichtendienstlichen Erkenntnissen über die Verhältnisse in der SBZ belieferte. Während der Blockade von Berlin-West ausgeflogen, arbeitete er anschließend in Frankfurt am Main und Wiesbaden v. a. für die US-amerikanische Besatzungsmacht. 1950 entstand ein inoffiziell „Friedrich Wilhelm Heinz-Dienst“ genannter Nachrichtendienst in dem nach Theodor Blank (1905–1972) benannten „Amt Blank“, aus dem später das Bundesministerium der Verteidigung hervorging. Heinz stützte sich dabei auf früheres Personal des Amts Ausland/Abwehr, der ehemaligen Division „Brandenburg“ und der 1948 gegründeten, antikommunistischen „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“.
Der von Heinz geleitete Nachrichtendienst lieferte aussagekräftigere Berichte über die Aufrüstung der DDR als die CIA-finanzierte, von Reinhard Gehlen (1902–1979) geleitete Vorgängerinstitution des Bundesnachrichtendienstes, die „Organisation Gehlen“. Mit dem Ziel, die Dienststelle Heinz in seine Organisation zu übernehmen, organisierte Gehlen mit dem Ministerialdirektor im Kanzleramt, Hans Globke (1898–1973), dem Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz, Otto John (1909–1997), und dem ehemaligen Generalleutnant Adolf Heusinger (1897–1982) ein gegen Heinz gerichtetes Kartell, das diesen durch Gerüchte, Hinweise auf seine nationalrevolutionäre Vergangenheit, die nie belegte Behauptung, er sei Sowjetagent, und schließlich einen Meineidsprozess systematisch diskreditierte. Im Oktober 1953 wurde Heinz, der seit Ende 1951 in Wiesbaden lebte, von Blank beurlaubt. Heinz arbeitete in der Folgezeit als Selbstständiger in der Werbebranche und trat bis zu seinem Tod nicht mehr öffentlich hervor.
1917 | Eisernes Kreuz II. Klasse |
1917 | Verwundetenabzeichen in Schwarz |
1919 | Eisernes Kreuz I. Klasse |
1919 | Verwundetenabzeichen in Weiß |
1919 | Bewährungsabzeichen des V. Armeekorps (Freikorpsabzeichen) |
1919/21 | Schlesischer Adler 1. Klasse mit Schwertern (Freikorpsabzeichen) |
1931 | Erster Vorsitzender im Nationalverband deutscher Schriftsteller |
1934 | Ehrenkreuz für Frontkämpfer mit Schwertern |
1938 | Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 (Sudetenland-Medaille) |
1941 | Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse |
1941 | Infanteriesturmabzeichen |
Nachlass:
Militärhistorisches Museum, Dresden.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 9361 II/388952 u. 388948 (Parteikorrespondenz); R 9361 V/5988 (Reichskulturkammer).
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, Heerespersonalamt, Pers 6/6455 (Personalakte); BW 9 Dienststellen zur Vorbereitung des westdeutschen Verteidigungsbeitrages 1950–1955 (FWH-Dienst).
Archiv des Bundesnachrichtendienstes, München. (personenbezogene Unterlagen zu Heinz)
Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Berlin: Zentralarchiv des Ministeriums für Staatssicherheit AP 15284/56. (Dossier über Heinz)
Sprengstoff, 1930, Neuaufl. 2004.
Durchbruch ins Reich (um 1930), hg. v. Michael Heinz, 2011.
Die Nation greift an. Geschichte und Kritik des soldatischen Nationalismus, 1933, Neuaufl. 2005.
Kameraden der Arbeit. Deutsche Arbeitslager. Stand, Aufgabe und Zukunft, 1933.
Mensch Unbekannt. Begegnung und Erinnerung, 1934.
Erinnerungen und Gedanken 1919–1945. Vom nationalen Revolutionär in der Brigade Ehrhardt zum Widerstandskämpfer in der Abwehr und der Division „Brandenburg“, hg. v. Michael Heinz, 2016.
Monografien:
Dieter Krüger, Das Amt Blank. Die schwierige Gründung des Bundesministeriums für Verteidigung, 1993, S. 71–77.
Klaus Schmider, Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944, 2002, S. 269–283.
Joachim Fest, Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli, 1994, S. 93–100.
Martin Sabrow, Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar, 1994, S. 125–134.
Susanne Meinl, Nationalsozialisten gegen Hitler. Die nationalrevolutionäre Opposition um Friedrich Wilhelm Heinz, 2000.
Peter F. Müller/Michael Mueller, Gegen Freund und Feind. Der BND. Geheime Politik und schmutzige Geschäfte, 2002, S. 166–228.
Ina Schmidt, Der Herr des Feuers. Friedrich Hielscher und sein Kreis zwischen Heidentum, neuem Nationalismus und Widerstand gegen den Nationalsozialismus, 2004, S. 18 f., 45 f., 49–52 u. 219 f.
Enrico Heitzer, Die Kampgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Widerstand und Spionage im Kalten Krieg (1948–1959), 2015, S. 207–210, 213–216 u. 473.
Peter M. Quadflieg, Gerhard Graf v. Schwerin. Wehrmachtgeneral, Kanzlerberater Lobbyist, 2016, S. 174 f. u. 186.
Rolf-Dieter Müller, Reinhard Gehlen. Geheimdienstchef im Hintergrund der Bonner Republik, 2 Bde., 2017, S. 642–647, 684, 690, 702–709, 714–722, 732 f. u. 824–833.
Agilolf Keßelring, Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik, 2017, S. 313–365 u. 372–377.
Thomas Wolf, Die Entstehung des BND. Aufbau, Finanzierung, Kontrolle, 2018, S. 279–282.
Klaus-Dietmar Henke, Geheime Dienste. Die politische Inlandsspionage der Organisation Gehlen 1946–1953, 2018, S. 314 f., 319, 323 f. u. 336–433.
Aufsätze:
Susanne Meinl, „Hakenkreuz am Stahlhelm – Schwarz-weiß-rot das Band...“. Friedrich Wilhelm Heinz und der Kampf gegen die Republik in Hessen 1920–1925, in: Gideon Schüler (Hg.), Zwischen Unruhe und Ordnung. Ein deutsches Lesebuch für die Zeit von 1925–1960 am Beispiel einer Region: Mittelhessen, 1989, S. 154–182.
Susanne Meinl/Dieter Krüger, Friedrich Wilhelm Heinz. Vom Freikorpskämpfer zum Leiter des Nachrichtendienstes im Bundeskanzleramt, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 42 (1994), H. 1, S. 39–69. (Onlineressource)
Susanne Meinl, Im Mahlstrom des Kalten Krieges. Friedrich Wilhelm Heinz und die Anfänge der westdeutschen Nachrichtendienste 1945–1955, in: Wolfgang Krieger/Jürgen Weber (Hg.), Spionage für den Frieden, 1997, S. 247–266.
Susanne Meinl, Friedrich Wilhelm Heinz (1899–1968). Verschwörer gegen Hitler und Spionage-Chef im Dienste Bonns, in: Dieter Krüger/Armin Wagner (Hg.), Konspiration als Beruf. Deutsche Geheimdienstchefs im Kalten Krieg, 2003, S. 61–83.
Susanne Meinl, David gegen Goliath. Der Friedrich-Wilhelm-Heinz-Dienst und die Oganisation Gehlen, in: Magnus Pahl/Goch Pieken/Matthias Rogg (Hg.), Achtung Spione! Geheimdienste in Deutschland 1945–1956. Essays, 2016, S. 94–113.