Haeften, Hans Bernd von
- Lebensdaten
- 1905 – 1944
- Geburtsort
- Charlottenburg (heute Berlin-Charlottenburg)
- Sterbeort
- Berlin-Plötzensee
- Beruf/Funktion
- Diplomat ; Widerstandskämpfer ; Widerstandskämpfer
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 119501325 | OGND | VIAF: 8199365
- Namensvarianten
-
- Haeften, Hans Bernd August Gustav von
- Haeften, Hans Bernd von
- Haeften, Hans Bernd August Gustav von
- Haeften, Hans-Bernd van
- Haeften, Hans-Bernd von
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Personen in der NDB Genealogie
- August Friedrich Karl Julius von Haeften
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- Heinrich Graf von Lehndorff (1909–1944)
- Johan Adam Werner Klaus Günter (Jan ) von Haeften
- Johannes (Hans ) Maximilian Gustav von Haeften
- Julius Curtius
- Werner Karl Otto Theodor von Haeften
Personen im NDB Artikel
- Adam von Trott zu Solz (1909–1944)
- Adolf Hitler (1889–1945)
- Claus Schenk Graf von Stauffenbergs (1907–1944)
- Dietrich Bonhoeffer (1906–1945)
- Erich Kaufmann (1880–1972)
- Eugen Gerstenmaier (1906–1986)
- Günther Altenburg (1894–1984)
- Helmuth James Graf Moltke (1907–1945)
- Joseph Goebbels (1897–1945)
- Martin Luthers (1483–1546)
- Martin Niemöller (1892–1984)
- Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904–1944)
- Roland Freisler (1893–1945)
- Ulrich von Hassel (1881–1944)
- Walter Stahlecker (1900–1942)
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Haeften, Hans Bernd August Gustav von
1905 – 1944
Diplomat, Widerstandskämpfer
Als Mitglied der Bekennenden Kirche war der Diplomat Hans Bernd von Haeften ein konsequenter Gegner des Nationalsozialismus. Er beteiligte sich seit 1941 am Kreisauer Kreis und an den Umsturzplanungen der Militäropposition, lehnte aber ein Attentat auf Adolf Hitler (1889–1945) aus religiösen Motiven ab. Wegen Mitwisserschaft wurde er nach dem 20. Juli 1944 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Lebensdaten
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Autor/in
→Winfried Heinemann (Cottbus)
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Zitierweise
Heinemann, Winfried, „Haeften, Hans Bernd von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119501325.html#dbocontent
Haeftens Erziehung wurde auf Betreiben des Vaters, der im Ersten Weltkrieg in der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amts (AA) gedient hatte, früh auf eine diplomatische Laufbahn ausgerichtet. Nach dem Abitur am humanistischen Bismarck-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf studierte er von 1924 bis 1928 Jura in Berlin und München. Nach seinem ersten Staatsexamen war er 1928/29 Austauschstudent des Deutschen Akademischen Austauschdienstes am Trinity College in Cambridge. Seit 1931 Referendar im Berliner Kammergericht, begleitete Haeften den Völkerrechtler Erich Kaufmann (1880–1972) zu Verhandlungen am Internationalen Gerichtshof in Den Haag und begann 1933 eine Ausbildung zum Attaché im AA. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme schloss er sich mit seiner Familie der „Bekennenden Kirche“ an, mit deren zentralen Vertretern Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) und Martin Niemöller (1892–1984) ihn langjährige Freundschaften verbanden.
Nach seinem Eintritt in den Auswärtigen Dienst durchlief Haeften von 1934 bis 1940 Verwendungen in Kopenhagen, Wien und Bukarest. Beeinflusst unter anderem von Martin Luthers (1483–1546) Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, positionierte er sich im „Kirchenkampf“ des „Dritten Reichs“ gegen die Gruppierung der „Deutschen Christen“. Am 18. September 1940 nach Berlin zurückbeordert, wurde er zum stellvertretenden Leiter der Informationsabteilung (Öffentlichkeitsarbeit) des AA unter Günther Altenburg (1894–1984) befördert, der kurz darauf von SS-Offizier Walter Stahlecker (1900–1942) abgelöst wurde. In dieser Funktion baute sich Haeften, der sich als einer der wenigen Diplomaten weigerte, in die NSDAP einzutreten, ein breit gefächertes Netzwerk im Reich und in den besetzten Gebiete auf; er diente zugleich als Verbindungsmann zum Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels (1897–1945).
Im AA traf von Haeften erneut auf den ihm seit 1933 bekannten Diplomaten Adam von Trott zu Solz (1909–1944), über den er in Kontakt mit Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904–1944) und Helmuth James Graf Moltke (1907–1945) trat, den führenden Köpfen des „Kreisauer Kreises“. Seit dem Frühjahr 1941 nahm er an der Arbeit der Widerstandsgruppe teil, war jedoch nicht eng genug eingebunden, um an den großen Treffen im Mai und Oktober 1942 sowie im Juni 1943 beteiligt zu sein. Haeften, der auch in engem Austausch mit Ulrich von Hassel (1881–1944) stand, verfasste im April 1942 mit Trott zu Solz und Eugen Gerstenmaier (1906–1986) ein „Memorandum für die englische Regierung“, das jedoch in London ablehnend aufgenommen wurde. Über die von deutschen Truppen in den besetzten Gebieten, v. a. in Polen und der Sowjetunion, begangenen Kriegsverbrechen einschließlich des Genozids an den europäischen Juden, war er gut informiert.
Haeften war als geschickter Netzwerker eine zentrale Persönlichkeit des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Wie andere Mitglieder des „Kreisauer Kreises“ forderte er eine gerechtere Verteilung des Wohlstands als wesentlichen Teil einer neuen Nachkriegsordnung. Aus religiösen Gründen sprach er sich konsequent gegen eine Ermordung Adolf Hitlers (1889–1945) aus, zumal in Form eines Bombenattentats, das auch Unbeteiligte gefährden würde. Im Januar 1944 überzeugte er seinen Bruder Werner von dieser Haltung, als dieser überlegte, Hitler zu erschießen, konnte jedoch nicht verhindern, dass sich Werner von Haeften am 20. Juli 1944 als Adjutant Claus Schenk Graf von Stauffenbergs (1907–1944) an dessen Sprengstoffattentat beteiligte und in der folgenden Nacht im Bendlerblock erschossen wurde.
Obgleich die Gestapo nach dem gescheiterten Umsturzversuch bei ihren Ermittlungen Haeftens breit gefächerte Kontakte nicht aufklären konnte, wurde er am 23. Juli verhaftet. Während seines Prozesses vor dem Volksgerichtshof bezeichnete er Hitler gegenüber dem Vorsitzenden Richter, Roland Freisler (1893–1945), als „großen Vollstrecker des Bösen“. Wegen Mitwisserschaft an der Verschwörung wurde Haeften am 15. August 1944 zum Tode verurteilt und am selben Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
1937 | Ritterkreuz 1. Klasse des Österreichischen Verdienstordens |
1995 | Von-Haeften-Straße, Hamburg-Bergehof (auch zu Ehren des Bruders Werner von Haeften) |
2021 | Stolperstein vor dem ehemaligen deutschen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Berlin, Wilhelmstraße 92 |
Nachlass:
nicht bekannt.
Gedruckte Quellen:
Helmuth James von Moltke, Briefe an Freya, 1988.
Widerstand als „Hochverrat“ 1933–1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht, 2 Bde., hg. v. Jürgen Zarusky/Hartmut Mehringer, 1994–1998, Fiche 0441.
Barbara von Haeften, „Nichts Schriftliches von Politik“. Hans Bernd von Haeften. Ein Lebensbericht, 1997.
Peter Hoffmann, Widerstand, Staatsstreich, Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler, 41985.
Ralf Retter, Theological-political Resistance. The Role of Dietrich Bonhoeffer and Hans-Bernd von Haeften in the German Resistance against Hitler, 2008.
Eckart Conze/Norbert Frei/Peter Hayes/Moshe Zimmermann (Hg.), Das Amt und die Vergangenheit. Die deutschen Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, 2010, bes. S. 306–309.
Günter Brakelmann, Tod als Opfer für eine bessere Zeit. Hans Bernd von Haeften im Widerstand, in: Jan Erik Schulte (Hg.), Widerstand und Auswärtiges Amt. Diplomaten gegen Hitler, 2013, S. 151–167. (P)
Linda von Keyserlingk-Rehbein, Nur eine „ganz kleine Clique?“ Die NS-Ermittlungen über das Netzwerk vom 20. Juli 1944, 22019.
Fotografien, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sammlung Heinrich Hoffmann.