Grabowski, Jürgen
- Lebensdaten
- 1944 – 1922
- Geburtsort
- Wiesbaden
- Sterbeort
- Wiesbaden
- Beruf/Funktion
- Fußballsportler ; Sportler
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118541145 | OGND | VIAF: 311067401
- Namensvarianten
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- Grabowski, Jürgen
- Grabowski, Jürgen
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Grabowski, Jürgen
1944 – 2022
Fußballsportler
Jürgen Grabowski war Fußballspieler bei Eintracht Frankfurt und in der bundesdeutschen Nationalmannschaft auf den Positionen Rechtsaußen und zentrales Mittelfeld. Er gehörte 1972 dem Europameister- und 1974 dem Weltmeisterteam an. Mit Eintracht Frankfurt gewann er 1974 und 1975 den DFB-Pokal und 1980 den UEFA-Pokal. Grabowski zeichnete sich durch gehobene Spielkultur und überragende Technik aus.
Lebensdaten
Geboren am 7. Juli 1944 in Wiesbaden Gestorben am 10. März 2022 in Wiesbaden Grabstätte Friedhof Biebrich in Wiesbaden-Biebrich Konfession evangelisch -
Autor/in
→Peter Hoeres (Würzburg)
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Zitierweise
Hoeres, Peter, „Grabowski, Jürgen“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118541145.html#dbocontent
Kindheit und sportliche Anfänge
Grabowski wuchs in Wiesbaden-Biebrich auf und besuchte hier von 1951 bis 1961 die Volks- und Mittelschule. Anschließend absolvierte er bis 1964 eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmannsgehilfen in der Wiesbadener Kunststoffvertriebsgesellschaft und leistete danach ein Jahr Wehrdienst in Koblenz.
Das Fußballspiel erlernte Grabowski als Straßenfußballer; sein Vorbild war Fritz Walter (1920–2002). 1952 meldete ihn sein Vater beim SV Biebrich 1919 an. Als jüngster Spieler seiner Mannschaft musste er altersbedingte körperliche Nachteile überwinden und entwickelte herausragende technische Fähigkeiten. 1960 wechselte Grabowski in die A-Jugend des größeren lokalen Vereins FV Biebrich 02 und lief im Alter von 17 Jahren erstmalig für die erste Mannschaft des Clubs auf. In Grabowskis aktiver Zeit erlebte der Verein einen fußballerischen Aufschwung und konkurrierte mit lokalen Größen wie SC Opel Rüsselsheim und SV Darmstadt 98 in der hessischen 1. Amateurliga.
Vertragsprofi bei Eintracht Frankfurt
Nachdem Grabowski im Frühling 1965 in einem Spiel gegen Preußen Frankfurt vor Verantwortlichen der Eintracht Frankfurt sportlich überzeugt hatte, erhielt er einen Profi-Vertrag bei dem Bundesligisten für die Saison 1965/66. Am 14. August 1965 feierte der Mittelfeldspieler sein Bundesligadebüt beim 2:0-Erfolg gegen den Hamburger SV. 1969 bemühte sich der FC Bayern München erfolglos, ihn abzuwerben; auch Angebote europäischer Clubs lehnte Grabowski ab. Seit 1969 Kapitän seines Teams, führte er die Frankfurter zum DFB-Pokalsieg 1974 und zur Titelverteidigung im Folgejahr. Besonders erfolgreich war die Saison 1976/77, in der die Eintracht unter Trainer Gyula Lóránt (1923–1981) nur knapp die Meisterschaft verpasste.
Nach dem Trainertausch zwischen Lóránt und dem Trainer des FC Bayern München Dettmar Cramer (1925–2015) im November 1977 kam es zum Zerwürfnis zwischen Grabowski, der auf Lóránts Abgang mit Unverständnis reagierte, und dem Eintracht-Präsidium. Bevor Cramer sein Amt antrat, fungierte Grabowski zwei Spiele lang als Interims-Spielertrainer. 1978 verlängerte er letztmalig seinen Vertrag bis 1980, fiel wegen einer Knieverletzung Anfang 1979 längere Zeit aus und kehrte in einer erfolglosen Phase seiner Mannschaft zurück, wofür ihm die Medien die Rolle des Sündenbocks zuschrieben. Beim Frankfurter UEFA-Pokal-Sieg 1980 gehörte der mittelfußverletzte Grabowski nicht zur Mannschaft. Die von der Eintracht angebotene Vertragsverlängerung lehnte er ab und beendete seine Karriere mit 109 Toren in 441 Bundesliga- und 555 Pflichtspielen.
Trotz Wünschen der Fans übernahm Grabowski 1977/78 und 1983/84 an der Seite von Klaus Mank (1944–2020) als Interimstrainer nur kurz operative Verantwortung bei Eintracht Frankfurt. Darüber hinaus war er von 1980 bis 1992 Mitglied im Verwaltungsrat des Clubs. An seinem Wohnort Taunusstein unterhielt er nach seinem Karriereende eine Versicherungsagentur.
Nationalspieler
Erfolgreich wurde Grabowski auch für die bundesdeutsche Nationalmannschaft. Sein erstes von 44 A-Länderspielen bestritt er am 4. Mai 1966 beim 4:0-Sieg gegen Irland in Dublin. 1966 wurde er in den DFB-Kader für die Weltmeisterschaft in England berufen, blieb jedoch ohne Einsatz. Bei der WM 1970 in Mexiko wurde er in den Zeitungen als „bester Auswechselspieler der Welt“ bezeichnet. Bei der Heim-WM 1974 erlebte Grabowski eine wechselvolle Zeit: Nach der 0:1-Niederlage im deutsch-deutschen Duell wurde er für das Spiel gegen Jugoslawien von Bundestrainer Helmut Schön (1915–1996) auf die Tribüne verbannt. In der zweiten Finalrunde schoss Grabowski als Einwechselspieler das vorentscheidende 3:2 gegen Schweden.
Sein letztes Länderspiel bestritt Grabowski von Beginn an im siegreichen WM-Finale gegen die Niederlande in München am 7. Juli 1974 als rechter Part der „Flügelzange“, die von seinem Frankfurter Teamkollegen Bernd Hölzenbein (1946–2024) und ihm im Sturm gebildet wurde. Für die Nationalmannschaft erzielte er fünf Tore. 1978 versuchte Schön vergeblich, Grabowski, der das Turnier dann als Kolumnist der Frankfurter „Abendpost Nachtausgabe“ verfolgte, zu einer Rückkehr in das Nationalteam für die WM in Argentinien zu bewegen.
Erinnerungen an Grabowski
Grabowski ist ein zentraler Bestandteil der Erinnerungskultur von Eintracht Frankfurt. Er blieb als technisch begabter Spielmacher im Gedächtnis; sein Name ist mit sportlichen Erfolgen und herausragender sportlicher Qualität verbunden. Im Frankfurter Waldstadion (heute Deutsche Bank Park) wurde 2022 die Gegentribüne nach Grabowski benannt. In der Frankfurter U-Bahnstation Willy-Brandt-Platz (vormals Theaterplatz) ist ihm seit 2013 eine „Säule der Eintracht“ gewidmet; Eintracht-Anhänger wählten ihn in die Frankfurter „Legenden-Elf“. Im Fangesang „Schwarz-Weiß wie Schnee“ wird er vor Beginn jedes Heimspiels besungen; das Lied wurde von der Band Tankard als Rocksong aufgenommen, im Video spielt Grabowski selbst mit.
1974 | Silbernes Lorbeerblatt |
1980 | Ehrenspielführer von Eintracht Frankfurt |
2014 | Hessischer Verdienstorden (mit Bernd Hölzenbein) |
2022 | Jürgen-Grabowski-Tribüne im Deutsche Bank Park, Frankfurt am Main (weiterführende Informationen) |
2023 | Jürgen-Grabowski-Sportfeld des FV Biebrich 02, Wiesbaden-Biebrich (weiterführende Informationen) |
Nachlass:
Privatbesitz.
Herbert Neumann, Eintracht Frankfurt. Die Geschichte eines berühmten Sportvereins, 1974.
Hartmut Scherzer, Jürgen Grabowski, 1980.
Frank Gotta/Othmar Hermann, Im Herzen von Europa … Eintracht Frankfurt. Die Geschichte eines der bekanntesten Fußballvereine Europas, 2006.
Jörg Heinisch/Othmar Hermann, Adler auf der Brust. Die großen Spieler von Eintracht Frankfurt und andere Geschichten, 2010.
Ulrich Matheja, Unsere Eintracht. Eintracht Frankfurt. Die Chronik, 2011.
Ulrich Matheja, Schlappekicker und Himmelsstürmer. Die Geschichte von Eintracht Frankfurt, 2020.
Dokumentarfilm:
Florian Naß/Heiko Neumann, Grabowski. Die Eintracht-Legende, 2019.
Fotografien, Archiv der Eintracht Frankfurt. (Onlineressource)