Dates of Life
1891 – 1945
Place of birth
Schwerin an der Warthe (heute Skwierzyna, Polen)
Place of death
Taschkent (Sowjetunion, heute Usbekistan)
Occupation
Vagabund ; Philosoph ; Schauspieler
Religious Denomination
römisch-katholisch
Authority Data
GND: 115554068 | OGND | VIAF: 27802368
Alternate Names
  • Gog, Gregor Ambrosius
  • Gog, Gregor
  • Gog, Gregor Ambrosius
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Gog, Gregor, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115554068.html [16.07.2024].

CC0

  • Gregor Gog war spiritus rector der politisch und literarisch aktiven Vagabunden Ende der 1920er Jahre. Die von ihm 1927 gegründete Bruderschaft der Vagabunden, ein Verlag, eine Zeitschrift, Vortragsabende, die Vagabundentagung 1929 in Stuttgart, der Spielfilm „Der Vagabund“ (1929) sowie eine ausgedehnte Korrespondenz mit Schriftstellern und Intellektuellen lieferten die Grundlage für die Verbreitung der vagabundischen Ideen und trugen ihm den Titel „König der Vagabunden“ ein.

    Dates of Life

    Geboren am 7. November 1891 in Schwerin an der Warthe (heute Skwierzyna, Polen)
    Gestorben am 7. Oktober 1945 in Taschkent (Sowjetunion, heute Usbekistan)
    Grabstätte Friedhof der Kommunisten in Taschkent
    Konfession römisch-katholisch
    Gregor Gog, Fritz-Hüser-Institut (InC)
    Gregor Gog, Fritz-Hüser-Institut (InC)
  • Curriculum Vitae

    7. November 1891 - Schwerin an der Warthe (heute Skwierzyna, Polen)

    Schulbesuch (abgebrochen)

    Volksschule; Präparandeum

    1910 - 1913

    Matrose

    Kaiserliche Marine

    1914 - 1917 - Wilhelmshaven; Indien; China; Japan; Samoa

    Kriegsdienst als Soldat

    Kaiserliche Marine (SMS Gneisenau)

    1918 - 1920 - Pforzheim; München

    Gärtner; Handlungsreisender

    1920 - 1923 - Stuttgart

    Hilfskraft

    Forstverwaltung

    1923 - 1924 - Hildburghausen (Thüringen)

    Erzieher

    Erziehungsheim

    April 1924 - September 1924 - Brasilien

    Reise

    Internationale Bruderschaft des Dienstes der Liebe und Freiheit

    1924 - 1933 - Stuttgart

    freier Schriftsteller

    1927 - Stuttgart

    Schriftleiter; Gründer

    Der Kunde. Zeit- und Streitschrift für Vagabunden (1931 u. d. T. Der Vagabund); Bruderschaft der Vagabunden

    1930 - Sowjetunion

    Reise

    1930

    Mitglied

    KPD

    7.4.1933 - Ende 1933 - Heuberg bei Stetten (Baden)

    Verhaftung durch die Gestapo; Inhaftierung

    Konzentrationslager

    1934 - 1945 - Sowjetunion

    Emigration über die Schweiz

    7. Oktober 1945 - Taschkent (Sowjetunion, heute Usbekistan)
  • Genealogy

    Vater Josef Anton Gog Arbeiter und Zimmermann in Schwerin an der Warthe (heute Skwierzyna, Polen)
    Mutter Auguste Martha Gog, geb. Wutke Dienstmädchen
    Geschwister zwei jüngere Geschwister
    1. Heirat 1919
    Ehefrau Erna Gog, geb. Klein gest. vor 1945 im KZ Auschwitz ermordet
    Sohn Gregor Gog geb. Dezember 1919
    Scheidung vermutlich 1920/21
    2. Heirat 1923
    Ehefrau Anni Geiger-Gog, geb. Geiger, gesch. Hof (Pseudonym Hanne Menken) 7.11.1897–6.7.1995 Schriftstellerin; gest. in Emmendingen bei Freiburg im Breisgau
    Scheidung 1934
    3. Heirat 1939 ? in Moskau
    Ehefrau Lisbeth Gabriele Gog, geb. Bräuning, verh. Haenisch, verh. Stammberger Kommunistin, Lektorin; in 1. Ehe verh. mit Walter Haenisch (1906–1938), Literaturwissenschaftler, wegen Spionage in Butowo bei Moskau hingerichtet; in 3. Ehe verh. mit Friedrich Stammberger (1908–1978), Geologe, Professor an der Bergakademie Freiberg (Sachsen)
    Schwiegervater Fritz Bernhard Bräuning 1879–1951 aus Halle an der Saale; Architekt und Stadtplaner zuletzt in Berlin-Ost
    Schwiegermutter Käte Bräuning, geb. Berliner
    Sohn Stefan Gog 28.10.1940–16.12.1941
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Gog, Gregor (1891 – 1945)

    • Vater

      Josef Anton Gog

      Arbeiter und Zimmermann in Schwerin an der Warthe (heute Skwierzyna, Polen)

    • Mutter

      Auguste Martha Gog

      Dienstmädchen

    • 1.·Heirat

      • Ehefrau

        Erna Gog

        gest. vor 1945

        im KZ Auschwitz ermordet

    • 2.·Heirat

      • Ehefrau

        Erna Gog

        gest. vor 1945

        im KZ Auschwitz ermordet

    • 3.·Heirat

      in

      Moskau

      • Ehefrau

        Erna Gog

        gest. vor 1945

        im KZ Auschwitz ermordet

  • Biografie

    alternativer text
    Gregor Gog, Fritz-Hüser-Institut (InC)

    Gog wuchs in Schwerin an der Warthe (heute Skwierzyna, Polen) auf. Nach der Volksschule besuchte er drei Jahre lang ein Präparandeum, danach arbeitete er in einem Sägewerk und als Schreiber in einem evangelischen Lehrerseminar. Die für ihn vorgesehene geistliche Ausbildung verweigerte er, christlich-soziale Motive ziehen sich aber durch seinen gesamten Lebenslauf. Seit 1910 diente Gog als Matrose in der Kaiserlichen Marine. 1912 meuterte die Mannschaft auf der Fahrt der SMS Gneisenau; Gog nahm nach der Rückkehr in Wilhelmshaven 1913 seinen Abschied, wurde aber mit Beginn des Ersten Weltkriegs erneut eingezogen. Während seines Einsatzes lernte er Theodor Plievier (1892–1955) kennen und kam über ihn mit anarchistischen Kreisen in Verbindung. 1917 als kriegsuntauglich aus der Marine entlassen, war Gog als Gärtner u. a. in Pforzheim, München und Stuttgart tätig. Hier schloss er sich der christ-revolutionären Bewegung des Naturheilarztes Karl Strünckmann (1872–1953) an. Gog veröffentlichte in dessen Zeitschrift „Weltwende“ Artikel, in denen er für christlich-revolutionäre Ideen warb, reiste mit seiner zweiten Ehefrau Anni Geiger-Gog (1897–1995) als Vortragsredner durch Deutschland und war 1922 an der Organisation des „Christ-Revolutionären Kongresses“ in Stuttgart beteiligt.

    1923 übernahm Gog eine Stelle als Erzieher in Hildburghausen, die er nach dem Wahlsieg des Bürgerblocks in Thüringen bald wieder verlor. Im Auftrag der Internationalen Bruderschaft des Dienstes der Liebe und Freiheit reiste er 1924 nach Brasilien, um dort Möglichkeiten einer „Bruderschaftsfamiliensiedlung“ zu erkunden, hielt das Land aber als für das Projekt ungeeignet. Zurück in Stuttgart, lebte Gog als freier Schriftsteller. Sein Wohnhaus in Degerloch wurde zum Anlaufpunkt für vagabundische Existenzen.

    1927 übernahm Gog die Schriftleitung der ersten europäischen Straßenzeitschrift „Der Kunde. Zeit- und Streitschrift für Vagabunden“ (1931 u. d. T. „Der Vagabund“), die der Landstreicher und Schriftsteller Gustav Brügel (1891–1949) gegründet hatte und die kostenlos verteilt wurde. Als Herausgeber firmierte die von Gog gegründete Bruderschaft der Vagabunden, die 1927 etwa 70 000, 1933 bereits rund 450 000 Mitglieder umfasste, die in „Der Kunde“ unabhängig von Herkunft und Gesinnung Gedichte, Geschichten, Aphorismen, praktische Hinweise und Lebensphilosophien veröffentlichten, ergänzt mit Zeichnungen und Holzschnitten von Künstlern aus der Bruderschaft der Vagabunden. Seit 1928 veranstaltete Gog in mehreren Großstädten erfolgreiche Vagabundenabende und fand in dem Dortmunder Maler Hans Tombrock (1895–1966) einen Anhänger, den er neben zahlreichen anderen Künstlern wie Hans Bönnighausen (1906–1988) und Gerhart Bettermann (1910–1992) in seiner künstlerischen Entwicklung maßgeblich prägte.

    Gog betrieb eine intensive Korrespondenz mit Vaganten und Prominenten, die er in Verbindung mit der Idee der Bruderschaft sah und die er zur Mitarbeit oder wenigstens zu Beiträgen – trotz gelegentlicher Skepsis – in seiner Zeitschrift bewegen konnte, so u. a. Hermann Hesse (1877–1962), Hans Ostwald (1873–1940), Hugo Sonnenschein (1889–1953), Oskar Maria Graf (1894–1967), Jakob Haringer (1898–1948), Oskar Wöhrle (1890–1946) und Erich Mühsam (1878–1934).

    Am 21. Mai 1929 organisierte Gog in Stuttgart im Freidenker-Jugendgarten ein Treffen mehrerer Hundert Landstreicher und Vagabunden sowie eine Kunstausstellung, über die die überregionale Presse ausführlich berichtete. Im Rahmen der Diskussionen um eine „vagabundische Identität“ prägte Gog hier die Wendung vom „Generalstreik das Leben lang“. Im selben Jahr produzierte er mit der Arbeitsgemeinschaft „Neuer Film“ in Wien den Film „Der Vagabund“, der wegen seiner verharmlosenden Darstellung des Lebens auf der Straße bei vielen Vagabundenfreunden harsche Kritik provozierte.

    1930 reiste Gog in die Sowjetunion, kehrte als überzeugter Kommunist zurück und trat der KPD bei. Seinem Ziel, die anarchistische, utopische und antibürgerliche Vagabundenbruderschaft zu einem Teil der klassenkämpferischen proletarischen Arbeiterbewegung umzuformen, folgten die individualistischen und auf Freiheit bedachten Mitglieder der Bruderschaft nicht. Am 7. April 1933 wurde Gog von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Heuberg bei Stetten (Baden) verbracht; alle Unterlagen der Bruderschaft wurden beschlagnahmt. Ende 1933 unter ungeklärten Umständen freigekommen, flüchtete er über die Schweiz in die Sowjetunion. Hier übernahm er 1935 eine Rolle in Gustav von Wangenheims (1895–1975) Film „Der Kämpfer“, schrieb seit 1937 Kolumnen über Kunst für die deutschsprachigen Zeitschriften „Internationale Literatur“ und „Das Wort“ und arbeitete für die deutsche Sektion des Moskauer Radios. Gog versuchte, Kontakt zu Mitgliedern der Bruderschaft zu halten, floh aber vor den anrückenden deutschen Truppen 1941 aus Moskau und hielt sich danach in Ferghana (Sowjetunion, heute Usbekistan) sowie, zum Arbeitsdienst verpflichtet, in Kasachstan auf, bevor er 1945 schwer erkrankt nach Taschkent (Sowjetunion, heute Usbekistan) kam und hier starb.

    Seinen Ruf als „König der Vagabunden“ erwarb sich Gog als Herausgeber der Zeitschrift „Der Kunde. Zeit- und Streitschrift der Vagabunden“. Mit dem Verlag der Bruderschaft der Vagabunden sowie den von ihm organisierten Vortragsabenden und Kongressen schuf er die Voraussetzungen, die Lebensphilosophie der Vagabunden zu verbreiten.

  • Awards

  • Primary Sources

    Nachlass:

    Archiv der Akademie der Künste, Berlin. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivmaterialien:

    Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund.

  • Works

    Theodor Plievier (Hg.) in Gemeinschaft mit Käthe Kollwitz/L. H. Schmidts/Margareta Huch/Gregor Gog/Rudolf Rocker, Hunger – Kollwitz, Illustrationen, [1922].

    Anni Geiger-Gog, Ich und Du. Gedichte, hg. v. Gregor Gog, 1926.

    Von unterwegs. Tagebuchblätter des verlorenen Sohnes, 1926. (Aphorismen)

    Vorspiel zu einer Philosophie der Landstraße. Aus den Notizen eines Vagabunden, 1928.

    Hans Tombrock. En tysk målare-vagabond, 1937. (schwed.)

    Kind und Kunst in Briefen und Bildschöpfungen der Sowjetjugend, in: Internationale Literatur 9 (1939), Nr. 10, S. 198.

    Lenin und Stalin in der bildenden Kunst des Volks, in: ebd., Nr. 11, S. 125.

    Kinderzeichnungen zum Schaffen Puschkins, in: ebd., Nr. 11, S.134.

    Ukrainische Volkskunst, in: Internationale Literatur 10 (1940), Nr. 2, S. 93.

    Andrejews Leninbilder, in: ebd., Nr. 4, S. 67.

    Junge Talente, in: ebd., Nr. 11, S. 96.

    Künstler des Sowjetnordens, in: Internationale Literatur 11 (1941), Nr. 4, S. 95.

    Die Märchenerzählerin Krjukowa, in: ebd., Nr. 6, S. 96.

    Sowjetkinder erzählen. Sovetskie deti rasskazyvajut, zusammengestellt u. redigiert v. Gregor Gog, dt. v. Gabriele Gog/Gregor Gog, 1941.

    Skizzen aus Usbekistan. Ferghana „Die schlafende Schöne“, in: Internationale Literatur 14 (1944), Nr. 8, S. 61.

  • Literature

    Richard E. Funcke, Die Bruderschaft der Vagabunden. Ein Zeitbild, in: Die christliche Welt 49, Nr. 20 v. 19.10.1929, Sp. 990–995 u. Nr. 21 v. 2.11. 1929, Sp. 1047–1052.

    Sergej Tretjakow, Der König der Vagabunden. Gregor Gog (1932), in: ders., Gesichter der Avantgarde. Porträts, Essays, Briefe, hg. v. Fritz Mierau, 1991, S. 258–268.

    Harry Wilde, Theodor Plievier. Nullpunkt der Freiheit, 1965.

    Klaus Trappmann (Hg.), Landstraße, Kunden, Vagabunden. Gregor Gogs Liga der Heimatlosen, 1980.

    Künstlerhaus Bethanien (Hg.), Wohnsitz: Nirgendwo. Vom Leben und Überleben auf der Landstraße, 1982, S. 223–233. (P)

    Hans-Dieter Mück, Roter „Verschwörerwinkel“ am Grünen Weg. Der „Uracher Kreis“ Karl Raichles. Sommerfrische für Revolutionäre des Worts, 1918–1931, 1991.

    Michael Peschke (Hg.), Gut angekommen – Moskau. Das Exil der Gabriele Stammberger 1932–1954, 1999.

    Walter Fähnders (Hg.), Nomadische Existenzen. Vagabondage und Boheme in Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts, 2007.

    Walter Fähnders/Henning Zimpel (Hg.), Die Epoche der Vagabunden. Texte und Bilder 1900–1945, 2009.

    Hanneliese Palm/Christoph Steker (Hg.), Künstler, Kunden, Vagabunden. Texte, Bilder und Dokumente einer Alternativkultur der Zwanziger Jahre, 2020. (P)

    Theaterstück:

    Christina Rast u. Ensemble, !ICH rede! Komm zu MIR!!! Eine Heilssuche. Ein Vier-Personen-Stück um Gusto Gräser, Otto Gross, Ludwig Häusser u. Gregor Gog, 2007.

    Graphic Novel:

    Patrick Spät (Text)/Bea Davies (Zeichnungen), Der König der Vagabunden, 2019, franz. 2021.

  • Onlineressourcen

  • Portraits

    Fotografien, Nachlass, Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund, Abbildungen ohne Quellennachweise in: Künstlerhaus Bethanien (Hg.), Wohnsitz: Nirgendwo. Vom Leben und Überleben auf der Landstraße, 1982, S. 223–232.

  • Author

    Hanneliese Palm (Dortmund)

  • Citation

    Palm, Hanneliese, „Gog, Gregor“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/115554068.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA