Frey, Walter
- Lebensdaten
- 1884 – 1972
- Geburtsort
- Bern Heimatort: Basel
- Sterbeort
- Oberhofen am Thunersee (Kanton Bern)
- Beruf/Funktion
- Mediziner ; Internist ; Kardiologe ; Arzt
- Konfession
- evangelisch-reformiert
- Normdaten
- GND: 131989642 | OGND | VIAF: 70078231
- Namensvarianten
-
- Frey, Walter
- Frey, Walther
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Personen im NDB Artikel
- Alfred Schittenhelm (1874–1954)
- Dietrich Gerhardt (1866–1921)
- Franz Henn
- Franz Hofmeister (1850–1922)
- François Reubi (1917–1997)
- Gottfried Schönholzer (1906–1979)
- Gustav von Bergmann, 1878–1955
- Hans Cottier (1921–2007)
- Herbert Schwiegk, 1906–1988
- Hermann Sahli (1856–1933)
- Ludwig Lichtheim (1845–1928)
- Margarethe Wettstein-Doepfner (1898–1999)
- Siegfried Garten (1871–1923)
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Frey, Walter
1884 – 1972
Mediziner, Internist, Kardiologe
Der Internist Walter Frey belegte 1918 die therapeutische Wirkung des Chinidins bei Vorhofflimmern und etablierte somit diese Substanz in der kardiologischen Therapie. Er war ein früher Verfechter der experimentellen Medizin mit modernen naturwissenschaftlichen Methoden und Förderer der Sportmedizin sowie Verfasser und Mitherausgeber mehrerer medizinischer Lehrbücher.
Lebensdaten
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Autor/in
→Stefan Hächler (Bern)
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Zitierweise
Hächler, Stefan, „Frey, Walter“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/131989642.html#dbocontent
Frey besuchte die Schulen und das Gymnasium in Bern. Mit dem Schul-, Studien- und Verbindungskollegen (Zofingia) und späteren Psychiater Walter Morgenthaler (1882–1965) verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Frey studierte seit 1902 Medizin an den Universitäten in Bern, München und Würzburg. 1908 wurde er mit einer Dissertation über Serumüberempfindlichkeit bei dem Berner Ordinarius für Innere Medizin, Hermann Sahli (1856–1933), zum Dr. med. promoviert, dessen Assistent er 1907 und 1908 war. Es folgte eine Assistenz an der Medizinischen Klinik in Basel bei Dietrich Gerhardt (1866–1921) und 1910 in Straßburg bei Franz Hofmeister (1850–1922), Professor für Physiologische Chemie. 1912 trat Frey eine Assistenzstelle bei Ludwig Lichtheim (1845–1928) an der Medizinischen Klinik in Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland) an, wo er sich noch im selben Jahr mit einem Vortrag über osmotische Konzentration des Gewebes für Innere Medizin habilitierte.
Nach Lichtheims Rücktritt wurde Frey Oberarzt und 1913 Privatdozent unter Lichtheims Nachfolger Alfred Schittenhelm (1874–1954). Im Sommer 1914 absolvierte er einen Studienaufenthalt bei dem Physiologen Siegfried Garten (1871–1923) in Gießen. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs musste er in die Schweiz zurückkehren, um als Sanitätsoffizier in der Armee zu dienen. 1915 zum stellvertretenden Chefarzt an die Medizinische Klinik der Universität Königsberg berufen, wechselte Frey 1916 mit Schittenhelm an die Klinik für Allgemeine Innere Medizin an der Universität Kiel. Hier entdeckte er im Rahmen von Medikamentenversuchen gegen Herzrhythmusstörungen 1918 die Wirksamkeit von Chinidin gegen das Vorhofflimmern, wodurch er dank der Aufsätze „Über Vorhofflimmern beim Menschen und seine Beseitigung durch Chinidin“ in der Berliner Klinischen Wochenschrift in der Fachwelt schlagartig bekannt wurde. Er erhielt 1919 als einer der wenigen nicht eingebürgerten Ausländer die reichsdeutsche Approbation als Arzt.
Nach Stationen als außerordentlicher Professor für Allgemeine Innere Medizin (1921–1926) und Chefarzt der städtischen Krankenanstalten in Kiel sowie 1928 als Chefarzt der Inneren Abteilung des städtischen Katharinenhospitals in Stuttgart wurde Frey 1929 zum ordentlichen Professor für Innere Medizin der Universität sowie als Chefarzt der Medizinischen Klinik des Inselspitals Bern berufen (emeritiert 1954).
Freys Forschungsschwerpunkte lagen in der Pathophysiologie, der Physiologischen Chemie und der Experimentellen Medizin, vornehmlich in Bezug zur Kardiologie, Nephrologie und Angiologie. In diesem Kontext stand auch die Entdeckung der therapeutischen Wirkung des Chinidins beim Vorhofflimmern des Herzens. Frey betonte und förderte die Grundlagenforschung als eine der wichtigen Aufgaben der Klinik, z. B. auf dem Gebiet der Eiweißchemie, wo er den Eiweißbedarf von Organen untersuchte. Als Verfasser und Herausgeber mehrerer medizinischer Lehrbücher, wie „Handbuch der inneren Medizin“ (9 Bde., 41951–1960, mit Gustav von Bergmann, 1878–1955 und Herbert Schwiegk, 1906–1988), zur Inneren Medizin, zu Herz- und Gefäßkrankheiten, zur Niere sowie Diagnostik prägte er die Innere Medizin der Nachkriegszeit mit. Mit seinem Engagement für die Sportmedizin half er, dass sich diese in der Schweiz etablierte. Neben Forschungen zur klinischen Beurteilung sportlicher Leistungen förderte er die Sportarztausbildung und fungierte seit 1936 als Präsident der Kommission für sportärztlichen Dienst des Schweizerischen Landesverbands für Leibesübungen. Zu Freys Schülern zählen u. a. die Psychiaterin Margarethe Wettstein-Doepfner (1898–1999), Gottfried Schönholzer (1906–1979), der 1956–1971 das Forschungsinstitut der Eidgenössischen Turn- und Sportschule Magglingen leitete, und der Nephrologe und Internist François Reubi (1917–1997).
1936 | Präsident der Kommission für sportärztlichen Dienst des Schweizerischen Landesverbands für Leibesübungen |
1941 | Mitglied der Leopoldina |
1943–1952 | Senatsmitglied der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) |
1944–1949 | Mitglied der Tuberkulosekommission der SAMW |
1950 | Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (Ehrenpräsident, 1954 Ehrenmitglied) |
bis 1964 | Mitglied der interkantonalen Kontrollstelle für Heilmittel |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Universität Bern, Verzeichnis der Dozenten der Universität Bern 1528–1984. (Onlineressource)
Studien über Serum-Überempfindlichkeit, im besonderen das Theobald Smith'sche Phänomen, 1908. (Diss. med.)
Über Vorhofflimmern beim Menschen und seine Beseitigung durch Chinidin, in: Berliner Klinische Wochenschrift, Nr. 18 (1918), S. 417–419 u. Nr. 19 (1918), S. 450–452.
Weitere Erfahrungen mit Chinidin bei absoluter Herzunregelmäßigkeit, in: Berliner Klinische Wochenschrift, Nr. 36 (1918), S. 849–853.
Interne Diagnostik am Krankenbett, 1921. (Onlineressource)
Herz und Schwangerschaft, 1923.
Die Herz- und Gefäßkrankheiten, 1936.
Gustav von Bergmann/Walter Frey/Herbert Schwiegk (Hg.), Handbuch der inneren Medizin, 9 Bde., 41951–1960.
A. Vanotti, Zum Rücktritt von Prof. Dr. med. W. Frey. Bern, in: Der Bund v. 17.2.1954.
François Reubi, Prof. W. Frey zum Gedenken, in: Der Bund v. 10.9.1972.
Paul T. Cottier, Walter Frey. 1884–1972, in: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, 1973, S. 255–258.
Urs Boschung, Art. „Walter Frey“, in: Historisches Lexikon der Schweiz. (Onlineressource)
Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 1935, 1954, 1961.
Postkarte mit Porträtzeichnung von F. Andina, undatiert, Institut für Medizingeschichte der Universität Bern, biografisches Dossier zu Walter Frey.
Karikatur v. Hans Cottier (1921–2007), undatiert, Institut für Medizingeschichte der Universität Bern, Bildersammlung.
Fotografie v. Franz Henn, ca. 1954, Institut für Medizingeschichte der Universität Bern, Bildersammlung.