Dietrich, Otto
- Lebensdaten
- 1897 – 1952
- Geburtsort
- Essen
- Sterbeort
- Düsseldorf
- Beruf/Funktion
- Journalist ; Reichspressechef der NSDAP ; Staatssekretär ; Politiker
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 118678388 | OGND | VIAF: 54942425
- Namensvarianten
-
- Dietrich, Jacob Otto
- Dietrich, Otto
- Dietrich, Jacob Otto
- Dietrich, Jakob Otto
Vernetzte Angebote
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- Pressemappe 20. Jahrhundert
- Diplomatische Dokumente der Schweiz 1848-1975 (via metagrid.ch) [2019]
- * Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten Basis: Parlamentsalmanache/Reichstagshandbücher 1867 - 1938 [1867-1938]
- * Historisches Lexikon Bayerns
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Dietrich, Jacob Otto
1897 – 1952
Journalist, Reichspressechef der NSDAP, Staatssekretär
Otto Dietrich hatte eine führende Rolle in der Presselenkung des NS-Staats und gehörte als Reichsleiter für mehr als 13 Jahre zum engsten Stab Adolf Hitlers (1889–1945). Er verantwortete von 1931 bis 1945 als Reichspressechef der NSDAP die Führung der nationalsozialistischen Zeitungslandschaft und war seit 1938 Pressechef der Reichsregierung und Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.
Lebensdaten
Geboren am 31. August 1897 in Essen Gestorben am 22. November 1952 in Düsseldorf Grabstätte Friedhof Stoffeln in Düsseldorf Konfession römisch-katholisch -
Autor/in
→Stefan Krings (Münster)
-
Zitierweise
Krings, Stefan, „Dietrich, Otto“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118678388.html#dbocontent
Dietrich wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen in Essen auf, besuchte seit 1904 Volksschule und Realgymnasium und meldete sich im März 1915 freiwillig zum Kriegsdienst. Bis Kriegsende an der Westfront eingesetzt, absolvierte er 1917 das Notabitur und begann nach Kriegsende ein Studium der Staatswissenschaften und Philosophie in Freiburg im Breisgau. Hier wurde er 1921 bei Karl Diehl (1864–1943) mit der Arbeit „Georg Simmel und seine Bedeutung für die Nationalökonomie“ zum Dr. rer. pol. promoviert und fand nach ersten Stationen in der Wirtschaft 1925 als Redakteur der „Essener Allgemeinen Zeitung“ zum Journalismus.
Durch Verbindungen seines einflussreichen Schwiegervaters Theodor Reismann-Grone (1863–1949) wurde Dietrich 1928 leitender Handelsredakteur bei der deutschnational orientierten „München-Augsburger Abendzeitung“. Seit 1929 Mitglied der NSDAP, wechselte er 1931 als stellvertretender Chefredakteur zu der von Hermann Göring (1893–1946) herausgegebenen „National-Zeitung“ in Essen und wurde im selben Jahr von Adolf Hitler (1889–1945) zum persönlichen Pressechef und Reichspressechef der NSDAP ernannt.
Im Wahlkampfjahr 1932 organisierte Dietrich die Zeitungspropaganda der aufsehenerregenden „Deutschlandflüge“ des NS-Parteiführers mit der Parole „Hitler über Deutschland“. Seine Erlebnisse trug er 1933 in der verklärenden Propagandaschrift „Mit Hitler in die Macht. Persönliche Erlebnisse mit meinem Führer“ zusammen, die bis Ende des Zweiten Weltkriegs in 35 Auflagen millionenfache Verbreitung fand. Seit 1932 Reichsleiter der NSDAP, gehörte Dietrich bis 1945 zu den ständigen Begleitern Hitlers auf dessen Reisen sowie seit 1939 im Führerhauptquartier.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Dietrich im April 1933 mit großer Mehrheit der überwiegend bürgerlichen Journalisten zum Vorsitzenden des Reichsverbands der Deutschen Presse gewählt. In dieser Funktion sorgte er für den Ausschluss jüdischer und politisch unerwünschter Kollegen. Das von ihm mitentwickelte „Schriftleitergesetz“ vom 4. Oktober 1933 untersagte „Nichtariern“ jede journalistische Tätigkeit.
War Dietrich in den ersten Jahren des „Dritten Reichs“ nur für die Lenkung der parteieigenen Presse verantwortlich, so erweiterte sich sein Einflussbereich erheblich, als er 1938 Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda sowie Pressechef der Reichsregierung wurde. Fortan war es seine Aufgabe, die gesamte deutsche Presselandschaft auszurichten und zu kontrollieren. Zudem oblag ihm die Aufsicht über die in Berlin akkreditierten Auslandskorrespondenten.
In den folgenden Jahren baute Dietrich seinen Einfluss weiter aus und stand dabei in Konkurrenz zu anderen NS-Funktionären, v. a. Joseph Goebbels (1897–1945). Dieser war als Minister seinem Staatssekretär zwar übergeordnet, in der Parteihierarchie standen beide als Reichsleiter jedoch auf einer Stufe. Im November 1940 setzte Dietrich gegen den Widerstand von Goebbels die Einführung der „Tagesparole des Reichspressechefs“ durch, wodurch er auch vom Führerhauptquartier aus telefonisch auf die Ausrichtung der Printmedien einwirken konnte, indem er ausformulierte Presseanweisungen vorgab. Dietrich konnte so die nationalsozialistische Kriegspropaganda mitgestalten und forderte im September 1941 etwa Journalisten dazu auf, stärker auf die „Schädlichkeit der Juden hinzuweisen“ und somit zur Rechtfertigung der deutschen „Judenpolitik“ beizutragen. Im Oktober 1941 verkündete er in einem der größten Informationsdesaster des NS-Regimes auf einer Pressekonferenz, die Sowjetunion sei „militärisch erledigt“.
1942 ernannte Dietrich seinen langjährigen Weggefährten Helmut Sündermann (1911–1972) gegen Goebbels’ Willen zum stellvertretenden Pressechef der Reichsregierung. Sein Ziel, ein Presseministerium unter seiner Führung zu etablieren, erreichte er allerdings nicht. Nach wiederholten Auseinandersetzungen über die Ausrichtung der Propaganda setzte Goebbels im März 1945 bei Hitler die Entlassung seines Rivalen durch.
Dietrich ließ sich im August 1945 in Plön (Holstein) von britischen Truppen verhaften und durchlief mehrere Internierungslager. Am 11. April 1949 wurde er im Wilhelmstraßen-Prozess zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, jedoch bereits im August 1950 begnadigt und aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Landsberg am Lech entlassen. In seinen während der Haft verfassten Memoiren, die 1955 postum unter dem Titel „12 Jahre mit Hitler“ erschienen, nivellierte er seine zentrale Rolle bei der nationalsozialistischen Presselenkung. Dietrichs auf die Person Hitlers fixierte Interpretation der NS-Geschichte förderte die Vorstellung einer „Ein-Mann-Diktatur“, wie sie lange Zeit die historische Forschung prägte.
1918 | Eisernes Kreuz II. und I. Klasse |
Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP |
Nachlass:
Privatbesitz.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, NS 42 (Reichspressechef der NSDAP); R 55 (Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda); R 103 (Reichsverband der Deutschen Presse).
Gedruckte Quellen:
NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit. Edition und Dokumentation, hg. v. Hans Bohrmann, bearb. v. Gabriele Toepser-Ziegert, 19 Bde., 1984–2001.
Die Tagebücher von Joseph Goebbels, hg. v. Elke Fröhlich, 3 Teile in 32 Bde., 1993–2008.
Georg Simmel und seine Bedeutung für die Nationalökonomie, 1921. (Diss. rer. pol.)
Mit Hitler in die Macht. Persönliche Erlebnisse mit meinem Führer, 1934, 351944, span. 1937.
Die philosophischen Grundlagen des Nationalsozialismus. Ein Ruf zu den Waffen deutschen Geistes, 1935, bulgar. 1941.
Das Wirtschaftsdenken im Dritten Reich, 1936.
Weltpresse ohne Maske, 1937, 51938.
Nationalsozialistische Pressepolitik, 1938, ital. 1938, span. 1938, franz. 1938.
Revolution des Denkens, 1939, 21943, engl. 1939, tschech. 1940, bulgar. 1941.
Auf den Straßen des Sieges. Erlebnisse mit dem Führer in Polen, 1939, 81941, tschech. 1940.
Die geistigen Grundlagen des neuen Europa, 1941, ital. 1941, span. 1941, franz. 1941, engl. 1941, bulgar. 1941.
12 Jahre mit Hitler, 1955, engl. 1957.
Peter Longerich, Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop, 1987.
Eva Rimmele, Art. „Dietrich, Otto“, in: Hermann Weiß (Hg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, überarb. Neuausg., 22011, S. 88.
Stefan Krings, Das Propagandaministerium. Joseph Goebbels und seine Spezialisten, in: Lutz Hachmeister/Michael Kloft (Hg.), Das Goebbels-Experiment. Propaganda und Politik, 2005, S. 29–48.
Stefan Krings, Hitlers Pressechef. Otto Dietrich (1897–1952). Eine Biografie, 2010. (P)
Peter Longerich, Goebbels. Biographie, 2010.
Martin Herzer, Auslandskorrespondenten und Auswärtige Pressepolitik im Dritten Reich, 2012.
Heike B. Görtemaker, Hitlers Hofstaat. Der innere Kreis im Dritten Reich und danach, 2019.
Fotografien, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.
Fotografien, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sammlung Heinrich Hoffmann.
Fotografie, ca. 1937, Abbildung in: Der Großdeutsche Reichstag 1938, IV. Wahlperiode (nach dem 30. Januar 1933). Mit Zustimmung des Herrn Reichstagspräsidenten hg. v. E. Kienast, 1938, S. 479. (Onlineressource)