Dieckmann, Max

Lebensdaten
1882 – 1960
Geburtsort
Herrmannsacker bei Stolberg (Harz)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Physiker ; Hochfrequenztechniker
Konfession
evangelisch-lutherisch,seit 1942 konfessionslos
Normdaten
GND: 13374485X | OGND | VIAF: 67664615
Namensvarianten

  • Dieckmann, Max Wilhelm Friedrich
  • Dieckmann, Max
  • Dieckmann, Max Wilhelm Friedrich
  • Dieckmann, Max W.

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Zitierweise

Dieckmann, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13374485X.html [02.04.2025].

CC0

  • Dieckmann, Max Wilhelm Friedrich

    1882 – 1960

    Physiker, Hochfrequenztechniker

    Max Dieckmann leistete v. a. mit der gefahrlosen Einführung der drahtlosen Telegrafie in die Luftschifffahrt, der Herausbildung der Flugfunkforschung, der drahtlosen Übertragung von Bildsignalen und der Entwicklung elektronischer Aufnahmeröhren als Grundlage des Fernsehens wesentliche Beiträge zur Hochfrequenztechnik.

    Lebensdaten

    Geboren am 5. Juli 1882 in Herrmannsacker bei Stolberg (Harz)
    Gestorben am 28. Juli 1960 in München
    Grabstätte Friedhof Gräfelfing F II 1-5; seit 20.9.1983 Friedhof Riederau (ca. 2003 aufgelassen) in München; seit 1983 Dießen am Ammersee
    Konfession evangelisch-lutherisch; seit 1942 konfessionslos
    Max Dieckmann, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (InC)
    Max Dieckmann, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (InC)
  • 5. Juli 1882 - Herrmannsacker bei Stolberg (Harz)

    - bis 1903 - Leipzig

    Schulausbildung (Abschluss: Abitur)

    Thomasschule

    1903 - 1904 - Göttingen

    Studium der Physik und Mathematik, Chemie und allgemeinen Elektrotechnik

    Universität

    1904 - Leipzig

    Studium der Chemie und Physik

    Universität

    1904 - 1905 - München

    Studium der Physik, Mathematik und Elektrotechnik

    TH

    1905 - 1907 - Straßburg (Elsaß, heute Strasbourg, Frankreich)

    Hilfsassistent bei Ferdinand Braun (1850–1918)

    Physikalisches Institut der Universität

    1907 - Straßburg

    Promotion (Dr. phil. nat.)

    Universität

    1907 - 1908 - München

    1. Assistent bei Hermann Ebert (1861–1913)

    Institut für Experimentalphysik der TH

    1908 - 1943 - Gräfelfing bei München

    Gründer; Direktor

    Drahtlostelegraphische und Luftelektrische Versuchsstation Gräfelfing (DVG)

    1911 - 1920 - München

    Habilitation für Reine und Angewandte Physik; Privatdozent

    TH

    1920 - 1936 - München

    außerordentlicher Professor für Reine und Angewandte Physik

    TH

    1936 - 1943 - München

    planmäßiger außerordentlicher Professor für Flugfunkwesen; Direktor

    Institut für Radiotechnik der TH

    1937 - 1943 - Oberpfaffenhofen (Oberbayern)

    Gründer; Leiter

    Flugfunk-Forschungsinstitut Oberpfaffenhofen (FFO)

    1943 - 1945 - Berlin

    Forschungsprofessor

    TH

    1947 - 1949 - Dayton (Ohio, USA)

    Übersiedlung; wissenschaftlicher Mitarbeiter

    Research Laboratory der Wright-Patterson Air Force Base

    1949 - München

    Übersiedlung

    1958 - München

    Zuerkennung der Rechtsstellung eines entpflichteten ordentlichen Professors

    TH

    28. Juli 1960 - München

    Nach dem Abitur 1903 an der Thomasschule in Leipzig studierte Dieckmann Physik und Mathematik, Chemie und Elektrotechnik an den Universitäten in Göttingen und Leipzig sowie an der TH München. 1905 ging er als Hilfsassistent zu Ferdinand Braun (1850–1918) an die Universität Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich) und wurde 1907 bei diesem mit einer hochfrequenztechnischen Arbeit zum Dr. phil. nat. promoviert. Im Anschluss wechselte Dieckmann als Assistent Hermann Eberts (1861–1913) an dessen Institut für Experimentalphysik an der TH München, der er bis zu seiner Emeritierung 1958 verbunden blieb.

    Dieckmann pachtete in Gräfelfing bei München eine Wiese, auf der er in einer kleinen Holzhütte luftelektrische Messungen ausführte, was zum institutionellen Ausgangspunkt für seine 1908 gegründete Drahtlostelegraphische und Luftelektrische Versuchsstation Gräfelfing (DVG) wurde. Die Zusammenarbeit mit Ferdinand von Zeppelin (1838–1917) vor dem Ersten Weltkrieg verlieh der DVG und Dieckmanns Karriere einen großen Schub. Neben dem Nachweis der technischen Beherrschbarkeit der Funkentelegrafie in der Luftschifffahrt entwickelte er gefahrlose Ballonstoffe, indem er deren Leitfähigkeit durch Feingoldauflagen erhöhte, sodass keine Reibungselektrizität entstand. Dieckmanns Luftschiffexpertise war 1937 nochmals gefragt, als er in die Kommission zur Untersuchung des bei Lakehurst (New Jersey, USA) verunglückten LZ 129 „Hindenburg“ berufen wurde und durch elektrostatische Untersuchungen nachwies, dass die Verwendung eines anderen Farblacks (Cellon) als die Originalfarbe von Zeppelin die Unglücksursache war. Dieser Passus findet sich nur in der englischen Version des Berichts, in der deutschen wurde er gestrichen.

    1920 erhielt Dieckmann eine außerordentliche Professur für Reine und Angewandte Physik an der TH München. Seine privat betriebene Gräfelfinger Versuchsstation finanzierte er v. a. mit den Einnahmen aus der Vermarktung von ihm entwickelter Geräte wie Ballonstoffprüfer und Gewitterwarner in zahlreichen Ländern. Der Aufschwung der Luftfahrt nach dem Ende der alliierten Restriktionen Mitte der 1920er Jahre stärkte die Nachfrage der Industrie nach den von Dieckmann und seinen Mitarbeitern erzielten Forschungsergebnissen und technischen Innovationen im Bereich der Hochfrequenztechnik, Luftelektrizität und Flugnavigation, von denen er nicht weniger als 80 patentieren ließ. Dieckmann lehnte 1926 den Ruf auf eine Professur für elektrische Schwingungslehre an der TH Berlin-Charlottenburg ab, die mit der Leitung der Abteilung für Hochfrequenztechnik an der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof verbunden sein sollte.

    Innovativ wirkte Dieckmann auch in einem zweiten Technikfeld: Bereits als junger Doktorand hatten er und sein Straßburger Kollege Gustav Glage mit einem Zweischlittenapparat die Eignung der Kathodenstrahlröhre als Bildschreiber zur Wiedergabe schemenhafter Schattenbilder bewiesen. Das am 12. September 1906 zum Patent angemeldete Verfahren (DRP 190102) verfiel ungenutzt. Seit Ende 1917 verfolgte Dieckmann die Möglichkeit der elektrischen Bildübertragung weiter, als er das Röhrenlaboratorium der Flieger-Nachrichten-Versuchsabteilung in Döberitz leitete und dort ein Funkbildgerät für die Artillerie-Flieger-Abteilung entwickelte. Mit seinem langjährigen Assistenten Rudolf Hell (1901–2001) erfand er 1925 einen fotoelektrischen Bildzerleger für die Bildtelegrafie sowie die erste rein elektronische Aufnahmeröhre und konstruierte mithilfe der mittlerweile als Braunsche Röhre bekannten Kathodenstrahlröhre ein Fernsehgerät, das auf der Deutschen Verkehrsausstellung 1925 in München öffentlichkeitswirksam präsentiert wurde.

    Im Rahmen des Ausbaus der Luftfahrtforschung durch das NS-Regime wurde Dieckmann beauftragt, in Oberpfaffenhofen (Oberbayern) ein Zentrum für Flugfunkforschung aufzubauen. Zudem wurde 1936 eine planmäßige außerordentliche Professur für Flugfunkwesen an der TH München für ihn geschaffen, die mit der Leitung des neuen Instituts für Radiotechnik verbunden war. Das Flugfunkforschungsinstitut Oberpfaffenhofen (FFO), das aus der DVG heraus aufgebaut wurde, wuchs im Zweiten Weltkrieg mit mehreren hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu einem wissenschaftlichen Großbetrieb an.

    Dieckmann betätigte sich auch unternehmerisch zur Vermarktung seiner Erfindungen und verkaufte die DVG 1942 einträglich an das Deutsche Reich. Als Maler und Bildhauer war er von 1937 bis 1945 Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste, nachdem er bereits 1933 der NSDAP beigetreten war. Nach seiner Entlassung durch die US-Militärregierung im Zuge der Entnazifizierung 1945 ging Dieckmann 1947 an das Research Laboratory der Wright-Patterson Air Force Base in Dayton (Ohio, USA). Aus gesundheitlichen Gründen kehrte er 1949 nach München zurück.

    Dieckmann gilt als Pionier der drahtlosen Telegrafie und der Fernsehtechnik sowie als wichtige Gründerpersönlichkeit einer der Vorläuferinstitutionen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

    1939 ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung
    1943 Deutscher Instrumentenflug- und Flugnavigationspreis der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung
    1978 Prof.-Max-Dieckmann-Platz, München-Gräfelfing

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Archiv der TU München. (Personalakte)

    Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, MK 4317.

    Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, PERS 6/141 730.

    Staatsarchiv München, Spruchkammern, Karton 278 (Max Dieckmann, 5. Juli 1882).

    Schriften:

    Über zeitliche Beziehungen von Schwingungen in Kondensatorkreisen (Drei-Thermoelement-Methode), 1907. (Diss. phil. nat.)

    Experimentelle Untersuchungen aus dem Grenzgebiet zwischen drahtloser Telegraphie und Luftelektrizität, 1. T.: Die Empfangsstörung, 1912. (Habilitationsschrift)

    Leitfaden der drahtlosen Telegraphie für die Luftfahrt, 1913, Nachdr. 2019.

    Die Münchener Institute für Flugfunkforschung. Ein Beitrag zur Geschichte, in: Walter Boje/Karl Stuchtey (Bearb.), Beiträge zur Geschichte der deutschen Luftfahrtwissenschaft und -technik, 1941, S. 395–459.

    Patente:

    Max Dieckmann/Rudolf Hell, Lichtelektrische Bildzerlegerröhre für Fernseher DE450187, angemeldet 5.4.1925, veröffentlicht 3.10.1927.

    Max Dieckmann/Rudolf Hell, Vorrichtung zum Selbststeuern von Fahrzeugen, insbesondere Luftfahrzeugen DE489798, angemeldet 8.5.1927, veröffentlicht 20.1.1930.

    J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 5, 1925, S. 289 f., Bd. 6, 1936, S. 563 u. Bd. 7a, 1956, S. 404 f.

    Franz Berndorfer, Prof. Dr. Dieckmann 60 Jahre, in: Hochfrequenztechnik und Elektroakustik, in: Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie 60 (1942), H. 1, S. 1 f.

    Adolf Baeumker, Ansprache zum 60. Geburtstag des Ordentlichen Mitglieds Max Dieckmann, in: Jahrbuch der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung 1942/1943 (1943), S. 206–210.

    Hans J. Zetzmann, Max Dieckmann, in: Jahrbuch 1960 der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt (1960), S. 484–486.

    Hans J. Zetzmann, Professor Dr. phil. nat. Max Dieckmann, in: Peter Bruders (Hg.), Beiträge zur Geschichte der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e. V. Festschrift aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der DVL im April 1962, 1962, S. 125–127.

    Hans-Joachim Zetzmann, Art. „Dieckmann, Max“, in: Sigfrid von Weiher (Hg.), Männer der Funktechnik. 70 Lebenswerke deutscher Pioniere von Funk, Rundfunk und Fernsehen, 1983, S. 46–48. (P)

    Gemälde (Öl/Holz) v. Otto Pippel (1878–1960), 1935, Foyer des Instituts für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme des Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Oberpfaffenhofen.

  • Autor/in

    Helmuth Trischler (München)

  • Zitierweise

    Trischler, Helmuth, „Dieckmann, Max“ in: NDB-online, veröffentlicht am 1.4.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/13374485X.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA