Dassler, Adolf
- Lebensdaten
- 1900 – 1978
- Geburtsort
- Herzogenaurach Herzogenaurach
- Sterbeort
- Herzogenaurach
- Beruf/Funktion
- Unternehmer ; Sportartikelproduzent
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 133407063 | OGND | VIAF: 65195387
- Namensvarianten
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- Dassler, Adi
- Daßler, Adolf Adam
- Dassler, Adolf
- Dassler, Adi
- Daßler, Adolf Adam
- Dassler, Adolph
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Dassler, Adolf (Adi) Adam
1900 – 1978
Unternehmer, Sportartikelproduzent
Adolf Dassler gehört zu den Pionieren der deutschen Sportartikelindustrie. Er eröffnete mit seinem Bruder Rudolf Dassler (1898–1974) 1924 die GeDa – Gebrüder Dassler Sportschuhfabrik, die auch dank der technischen Begabung Adolf Dasslers bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs expandierte. Nach deren Auflösung gründete er 1948 die Adolf Dassler – Spezialsportschuhfabrik adidas, die er zu einem globalen Anbieter von Sportartikeln ausbaute.
Lebensdaten
Geboren am 3. November 1900 in Herzogenaurach Gestorben am 6. September 1978 in Herzogenaurach Grabstätte Familiengrab in Herzogenaurach Konfession römisch-katholisch -
Autor/in
→Jörg Lesczenski (Frankfurt am Main)
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Zitierweise
Lesczenski, Jörg, „Dassler, Adolf“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/133407063.html#dbocontent
Nach dem Abschluss der Volksschule 1913 begann Dassler im November 1914 in der Bäckerei Weiß in Herzogenaurach eine dreijährige Lehre. Anschließend absolvierte er seinen Kriegsdienst in Belgien. Im Frühjahr 1919 kehrte er nach Herzogenaurach zurück und begann, seine Sportbegeisterung auch beruflich zu nutzen: Im Februar 1920 nahm er mit Karl Zech, einem erfahrenen Schumacher, in seinem Elternhaus die Sportschuhproduktion auf. Nach dem Ausscheiden seines Kompagnons trat sein Bruder Rudolf Dassler (1898–1974) 1923 in den Betrieb ein, der seit 1924 unter dem Namen „GeDa – Gebrüder Dassler Sportschuhfabrik“ firmierte.
Als technischer Leiter und innovativer Kopf trug Dassler zum Geschäftserfolg der zunächst kleinen Werkstatt wesentlich bei. Er spezialisierte sich seit Mitte der 1920er Jahre auf die Produktion von Ledersportschuhen, die Hausierer vertrieben und die besonders in den örtlichen Sportvereinen auf rege Nachfrage stießen. Von erheblicher Bedeutung waren seine Beziehungen zum Reichstrainer für Leichtathletik Josef Waitzer (1884–1966), mit dem er seit 1927 leichte Sprint- und Gymnastikschuhe entwickelte und von dem Dassler den Auftrag erhielt, die Hälfte der Leichtathleten und sämtliche Leichtathletinnen, die 1928 an den Olympischen Sommerspielen in Amsterdam teilnahmen, mit Schuhen auszustatten. Der von Dassler entwickelte Laufschuh mit sechs Spikes trug wesentlich dazu bei, dass die 800-Meter-Läuferin Lina Radke (1903–1983) bei diesen Spielen in Weltrekordzeit die Goldmedaille errang. Der enge Austausch mit Waitzer belebte auch das Exportgeschäft: Die Sportschuhfabrik lieferte ihre Produkte zuerst in die Länder, in die Dassler über Waitzer Kontakte unterhielt (1928/29 Niederlande und Schweiz, 1930 Österreich, Großbritannien und Griechenland). Zwischen 1927 und 1932 stieg der Umsatz der Firma von rund 102 000 auf 265 000 Reichsmark und ihr Gewinn von ca. 17 000 auf 38 000 Reichsmark. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich bis 1934 von drei (1924) auf 41, seit 1927 wurde in der ehemaligen Schuhfabrik der Firma J. Weil am Bahnhof von Herzogenaurach produziert.
Dassler stellte nahezu ein Jahrzehnt als talentierter Autodidakt Schuhe her, bevor er 1932 für ein Jahr die Schuhfachschule in Pirmasens besuchte, um seine Kenntnisse in der Schuhproduktion und Betriebsführung zu vertiefen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nutzte er die ökonomischen Chancen, die ihm das neue System bot; der NSDAP trat er am 1. Mai 1933 bei. Seine Entscheidung bezeichnete er nach dem Zweiten Weltkrieg als Bekenntnis zur neuen NS-Regierung, wies allerdings Vorwürfe zurück, der NSDAP politisch nahegestanden zu haben. Die hohe Bedeutung des Sports im Alltag der nationalsozialistischen Diktatur, weiterhin gute Kontakte zu Waitzer sowie zahlreiche Medaillengewinne von Sportlern und Sportlerinnen während der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin (insgesamt gingen sieben Gold-, fünf Silber- und fünf Bronzemedaillen an Sportler und Sportlerinnen in Dassler-Sportschuhen) sicherten dem Unternehmen auskömmliche Gewinne. Dass auch der US-amerikanische Leichtathlet Jesse Owens (1913–1980) seine Goldmedaillen in Dassler-Sportschuhen gewann, wurde in Firmenbroschüren behauptet, lässt sich mit den bisher vorliegenden Quellen aber nicht verifizieren.
Im Juli 1940 wurde Dassler zur Wehrmacht einberufen und bis Januar 1941 als Fernsprecher und Kraftfahrer in Zirndorf eingesetzt. Im Oktober 1943 legten die NS-Behörden die Schuhproduktion der Dasslers still, da Sportschuhe nicht länger als kriegswichtig galten. Seit dem November 1943 lieferte der Betrieb, der mindestens neun Zwangsarbeiter beschäftigte, als Unterlieferant Metallteile für eine Panzerabwehrwaffe an die Firma Schricker & Co. Dass Adolf Dassler die Entscheidung für eine Kooperation mit dem Nürnberger Betrieb allein traf, verschlechterte das Verhältnis zwischen den Brüdern, die bereits am Jahresende 1941 eine baldige Trennung vereinbart hatten. Überdies waren sich beide über die weitere Produktpolitik unter Kriegsbedingungen uneins: Während Adolf Dassler einen Bunkerschuh für die Wehrmacht entwickeln wollte, sah Rudolf Dassler in der Produktion von Stiefeln für Fallschirmspringer die richtige Strategie. Gegenseitige persönliche Vorwürfe gegen Kriegsende und in der Nachkriegszeit ließen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr zu.
Nachdem die Besatzungsbehörden im Dezember 1945 die Führung der Schuhfabrik einem Treuhänder übergeben hatten, kehrte Adolf Dassler nach Abschluss seines Entnazifizierungsverfahrens und seiner Einstufung als „Mitläufer“ im November 1946 in den Betrieb zurück. Im Juni 1948 wurde die „Gebrüder Dassler Sportschuhfabrik" aufgelöst und Adolf Dassler der Betrieb I in der Kreuzgasse 2 zugesprochen. Hier hatte seine neue Firma bereits im April 1948 ihren Betrieb aufgenommen, die im August 1949 unter dem Namen Adolf Dassler – Spezialsportschuhfabrik adidas in das Handelsregister eingetragen wurde. 1950 führte Dassler drei Streifen als Markenlogo anstatt der bisher verwendeten zwei Streifen ein.
Dasslers Vermarktungsstrategie der Vorkriegszeit blieb auch in der Bundesrepublik ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Sein Geschäftsmodell rentierte sich v. a. anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 1954 in Ungarn. Dassler trug Bundestrainer Sepp Herberger (1897–1977) seit Beginn der 1950er Jahre die neuesten technischen Entwicklungen bei Fußballschuhen vor: Zu den wichtigsten Innovationen gehörten Schraubstollen für Fußballschuhe, die er im November 1952 patentieren ließ. Er war auch bereit, Herberger für seine Bemühungen, einen Ausrüstervertrag zwischen adidas und dem Deutschen Fußballbund zu lancieren, ein Honorar zu zahlen. Dassler gehörte schnell zum engsten Kreis der Nationalmannschaft und verfügte damit über unmittelbare Kontakte zu einzelnen Spielern. Der Gewinn der Weltmeisterschaft schlug sich in den wirtschaftlichen Kennzahlen nieder: Der Schuhverkauf stieg von 1954 bis 1955 von 157 000 auf 221 000 Paar, der Umsatz von 3,1 auf 4,9 Millionen D-Mark. Weitere Innovationen zur Gewichtsreduzierung der Sportschuhe, etwa durch die erste Nylonsohle 1957, sowie Ausrüsterverträge mit Spitzensportlern und -sportlerinnen beschleunigten das Wachstum zum weltweit größten Sportschuhhersteller in den 1960er Jahren. Nachdem Dassler Emil Zátopek (1922–2000), Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki im 5000- und 10 000-Meter-Lauf sowie im Marathon, als Vertragspartner gewonnen hatte, rüstete er in den nächsten 20 Jahren weitere nationale und internationale Sportstars mit Schuhen aus, wie die Fußballspieler Uwe Seeler (geb. 1936) und Gerd Müller (1945–2021) oder den Boxer Muhammad Ali (1942–2016). Seit 1967 stieß adidas auch in den Markt für Sportbekleidung vor.
Dassler wurde bei dem Aufbau seines Weltkonzerns unterstützt von seinen engsten Familienangehörigen; so half seine Frau Käthe (1917–1984), die engen persönlichen Netzwerke zu Funktionären und Sportlern zu pflegen. Sein Sohn Horst (1936–1987) baute seit 1959 adidas France zu einem multinationalen Konzern mit zahlreichen Geschäftsverbindungen zu ausländischen Sportartikelunternehmen und Sportrechtehändlern auf. Nach Dasslers Tod folgte ihm seine Ehefrau an der Unternehmensspitze nach.
1968 | Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1974 | Bayerischer Verdienstorden |
1978 | Hall of Fame der US-amerikanischen Sportartikelindustrie |
2006 | Adi-Dassler-Stadion und Adi-Dassler-Str., Herzogenaurach |
Adi & Käthe Dassler Memorial Stiftung, Zürich. (weiterführende Informationen)
Unternehmensarchiv Adidas. (weiterführende Informationen)
Unternehmensarchiv Puma, Herzogenaurach.
Patente. (Onlineressource)
Wilfried Geldner, Adi Dassler, 1999. (P)
Barbara Smit, Die Dasslers. Drei Streifen gegen Puma. Zwei verfeindete Brüder und der Kampf um die Weltmarktführerschaft, 2017. (P)
Rainer Karlsch/Christian Kleinschmidt/Jörg Lesczenski/Anne Sudrow, Unternehmen Sport. Die Geschichte von adidas, 2018. (P)
Rainer Karlsch/Christian Kleinschmidt, Spitzensport und Marktstrategien. Adidas zwischen „Wirtschaftswunder“ und „Weltmarkt“, in: Sport und Gesellschaft 16 (2019), S. 302–332.
Fernsehfilm:
Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma, Regie: Oliver Dommenget, 2016.
Bronzeskulptur v. Josef Tabachnyk (geb. 1947), Adi-Dassler-Stadion Herzogenaurach.