d’Alquen, Gunter
d’Alquen, Gunter
1910 – 1998
Journalist, SS-Offizier
- Dates of Life
- 1910 – 1998
- Place of birth
- Essen
- Place of death
- Mönchengladbach-Rheydt
- Occupation
- Journalist ; SS-Offizier ; Politiker ; Schriftsteller
- Religious Denomination
- evangelisch-lutherisch, später „gottgläubig“
- Authority Data
- GND: 123439647 | OGND | VIAF: 77222053
- Alternate Names
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- d’Alquen, Gunter
- Alquen, Gunter d'
- d’Alquen, Gunther
- Alquen, Gunther d'
- more
Quellen(nachweise)
Porträt(nachweise)
Relations
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Bereits im Alter von 16 Jahren Mitglied der NSDAP, wurde Gunter d’Alquen als Schriftleiter der SS-Zeitung „Das Schwarze Korps“ seit 1935 einer der einflussreichsten Journalisten des NS-Staats. Während des Zweiten Weltkriegs kommandierte er mit der der SS-Standarte „Kurt Eggers“ die Propagandatruppe der Waffen-SS. 1950 zu zehn Jahren Haft verurteilt, war er seit Ende der 1950er Jahre als Gesellschafter eines Möbelstoff-Unternehmens tätig.
Dates of Life
Geboren am 24. Oktober 1910 in Essen Gestorben am 15. Mai 1998 in Mönchengladbach-Rheydt Grabstätte in Mönchengladbach Konfession evangelisch-lutherisch, später „gottgläubig“ -
Curriculum Vitae
24. Oktober 1910 - Essen -
Genealogy
Vater Carl Emil d’Alquen 1881–1957 aus Altenessen (heute Essen); römisch-katholisch; Kaufmann, Mitarbeiter einer Wollhandelsfirma in Essen; Freimaurer (Mitglied der Loge „Alfred zur Linde“); 1930 Übersiedlung nach Bremen, hier Aufbau einer Wollhandlung Großvater väterlicherseits Franz Ludwig Hermann d’Alquen 1833–1892 aus Mülheim an der Ruhr; Ingenieur; Leiter einer Gießerei in Essen; 1862 Autor v. „Vollständiges Handbuch der feinern Angelkunst“ (Onlineressource) Urgroßvater väterlicherseits Johann Peter Cornelius (Jean) d’Alquen 1800–1863 1822 Dr. med.; Unterricht in Komposition bei Carl Friedrich Zelter (1758–1832); 1824 Arzt in Mülheim an der Ruhr, seit ca. 1840 Veröffentlichung eigenständiger Kompositionen; 1861 Sanitätsrat Mutter Julia Elfriede d’Alquen, geb. Rottmann 1886–1973 aus Duisburg; evangelisch Bruder Rolf d’Alquen 1912–1993 1931 Mitglied der NSDAP und SA, 1932 der SS; seit 1935 Mitarbeiter des „Schwarzen Korps“; 1940–1945 Einsatz bei der SS-Kriegsberichter-Kompanie 1. Heirat November 1937 in Berlin Ehefrau Erika Amalie Lilli d’Alquen, geb. Schrader 1913–1994 aus Bremen; Journalistin Schwiegervater Georg Christian Heinrich Schrader 1885–1918 aus Bremen; Offizier Schwiegermutter Heather Erika Schrader, geb. von Puttkamer 1889–1950 aus Breslau (heute Wrocław, Polen) Sohn Klaus d’Alquen 1942–2001 Industriekaufmann in Düsseldorf Kinder zwei weitere Söhne, eine Tochter 2. Heirat Dezember 1954 in Jülich Ehefrau Angela Klara d’Alquen, geb. Kranz geb. 1933 aus Koslar bei Jülich Kinder ein Sohn, eine Tochter Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.d’Alquen, Gunter (1910 – 1998)
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Vater
Carl d’Alquen
1881–1957
aus Altenessen (heute Essen); römisch-katholisch; Kaufmann, Mitarbeiter einer Wollhandelsfirma in Essen; Freimaurer (Mitglied der Loge „Alfred zur Linde“); 1930 Übersiedlung nach Bremen, hier Aufbau einer Wollhandlung
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Großvater väterlicherseits
1833–1892
aus Mülheim an der Ruhr; Ingenieur; Leiter einer Gießerei in Essen; 1862 Autor v. „Vollständiges Handbuch der feinern Angelkunst“ (Onlineressource)
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Großmutter väterlicherseits
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Mutter
Julia d’Alquen
1886–1973
aus Duisburg; evangelisch
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Großvater mütterlicherseits
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Großmutter mütterlicherseits
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Bruder
Rolf d’Alquen
1912–1993
1931 Mitglied der NSDAP und SA, 1932 der SS; seit 1935 Mitarbeiter des „Schwarzen Korps“; 1940–1945 Einsatz bei der SS-Kriegsberichter-Kompanie
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1.·Heirat
in
Berlin
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Ehefrau
Erika d’Alquen
1913–1994
aus Bremen; Journalistin
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2.·Heirat
in
Jülich
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Ehefrau
Erika d’Alquen
1913–1994
aus Bremen; Journalistin
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Biografie
Einer bürgerlich-mittelständischen Familie, deren Vorfahren im 17. Jahrhundert aus Flandern eingewandert waren, entstammend, besuchte d’Alquen seit 1920 die Humboldt-Oberrealschule in Essen. 1926 trat er der SA bei, wurde im Juli 1927 – ohne das eigentlich erforderliche Mindestalter erreicht zu haben – Mitglied der NSDAP und wechselte 1931 von der SA zur SS. Nach dem Abitur studierte d’Alquen seit 1930 u. a. bei Emil Dovifat (1890–1969) Geschichte und Philologie in Marburg an der Lahn und Berlin, brach das Studium aber nach wenigen Semestern ab, um sich auf seine journalistische Karriere zu konzentrieren. Nach kurzer Tätigkeit bei der „Bremer Nationalsozialistischen Zeitung“ ging d’Alquen im Februar 1932 als politischer Korrespondent zum „Völkischen Beobachter“ nach München und begleitete als Sonderberichterstatter Adolf Hitler (1889–1945) auf dessen Wahlkampfreisen durch Deutschland. Im März 1935 ernannte ihn Heinrich Himmler (1900–1945) zum Hauptschriftleiter der neu gegründeten, im Franz-Eher-Verlag publizierten SS-Zeitung „Das Schwarze Korps“.
Unterstützt von seinem Stellvertreter und wichtigsten Mitarbeiter, Rudolf aus den Ruthen (geb. 1913), formte d’Alquen „Das Schwarze Korps“ zu einem der meist gelesenen Blätter des „Dritten Reichs“. Radikal antikirchlich und antisemitisch ausgerichtet, fand die Wochenzeitung von 1939 bis 1944 mit rund 750 000 Exemplaren massenhafte Verbreitung und wurde weit über die SS hinaus rezipiert. Ihr Erfolg gründete v. a. auf dem regelmäßigen Informationsaustausch mit dem Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS (SD) sowie auf dem engen Kontakt mit der Leserschaft: D’Alquen konzipierte „Das Schwarze Korps“ als ein Denunziationsblatt, das von Zuschriften der Leserschaft lebte, und nutzte es für oft polemische Kritik an Missständen in der Justiz und Verwaltung des NS-Staats. Die Artikel richteten sich gegen eine Korrumpierung und Verwässerung der nationalsozialistischen Ideologie und brachten d’Alquen wiederholt in innerparteiliche Konflikte, u. a. mit Reinhard Heydrich (1904–1942) und Otto Ohlendorf (1907–1951).
1940 übernahm d’Alquen das Kommando über eine SS-eigene Kriegsberichter-Kompanie, die effizient Propagandaberichte über militärische Erfolge der Waffen-SS in NS-Medien platzierte, 1943 in einer nach dem Schriftsteller Kurt Eggers (1905–1943) benannten Standarte neu formiert wurde und mit zuletzt weit über 1000 Mitarbeitern an allen Fronten des Zweiten Weltkriegs präsent war. Als Leiter des Amts Presse im Persönlichen Stab des Reichsführers-SS hatte d’Alquen zudem eine Schlüsselposition für die Auswahl und Verteilung von Informationen sowohl SS-intern, etwa im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem SD, als auch mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda inne. D’Alquens offene Ablehnung der antirussischen SS-Hetzschrift „Der Untermensch“ (1942) führte 1943 zu einer Entfremdung von Himmler.
Im Mai 1945 im österreichischen Mauterndorf verhaftet, geriet d’Alquen für fünf Jahre in britische und US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Sommer 1950 wurde er in seinem Spruchkammerverfahren in Berlin als Hauptschuldiger (Kategorie I) eingestuft und zu zehn Jahren Haft verurteilt. 1955 folgte die Verurteilung zu einer Geldstrafe von 60 000 D-Mark und der Verlust des Pensions- bzw. Rentenanspruchs sowie der bürgerlichen Ehrenrechte für drei Jahre durch ein Berliner Entnazifizierungsgericht. 1958 nach Ermittlungen über seine Einkünfte im „Dritten Reich“ zu einer weiteren Geldstrafe von 28 000 D-Mark verurteilt und aus der Haft entlassen, brachte es d’Alquen in der Folgezeit als langjähriger Gesellschafter der Weberei Krall und Roth in Mönchengladbach zu Wohlstand. Nach Angaben des britischen Geheimdiensts war d’Alquen Mitglied des aus ehemaligen Nationalsozialisten bestehenden Naumann-Kreises, der 1952/53 mit Fokus auf den Landesverband Nordrhein-Westfalen versuchte, die FDP zu unterwandern. Politisch und journalistisch war d’Alquen ansonsten nicht mehr aktiv.
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Awards
ca. 1930 Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds 1933 Mitglied des Kleinen Führerrats des Reichsverbands der deutschen Presse 1933 Mitglied des Präsidialrats der Reichspressekammer 1933 Mitglied des Reichskultursenats Mitglied des Vereins Lebensborn Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP Kriegsverdienstkreuz 2. und 1. Klasse mit Schwertern Orden der Krone von Italien Militärverdienstorden (Bulgarien) -
Primary Sources
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 9 361-IX KARTEI/361 152. (Personalakten)
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, RS 16. (SS-Standarte „Kurt Eggers“)
Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, München, Akz. 403/68, Best. ZS 2 (Befragung von d’Alquen durch Helmut Heiber); 788/52 (Unterredung zwischen Jürgen Thorwald und Gunter d’Alquen); 1948/56 (Vernehmung von Gunter d’Alquen durch Herbert H. Meyer am 17.2.1948, Interrogations-Nr. 2681).
Gedruckte Quellen:
Lawrence D. Egbert/Paul A. Joosten (Hg.), IMT. Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945 bis 1. Oktober 1946, 23 Bde., Neudr. 1984, hier Bde. 4, 6 u. 17.
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Works
Auf Hieb und Stich. Stimmen zur Zeit am Wege einer deutschen Zeitung, 1937, 31937. (Hg.)
Die SS. Geschichte, Aufgabe und Organisation der Schutzstaffel der NSDAP, 1939.
Waffen-SS im Westen, 1941.
Das ist der Sieg!, Briefe des Glaubens in Aufbruch und Krieg, 1941. (Hg.)
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Literature
Helmut Heiber/Hildegard von Kotze, Die Geschichte des Schwarzen Korps, in: dies. (Hg.), Facsimile Querschnitt durch das Schwarze Korps, 1968, S. 5–23.
William Lee Combs, The Voice of the SS. A History of the SS Journal „Das Schwarze Korps“, 1987.
Robert Wistrich, Art. „D’Alquen, Gunter“, in: ders., Wer war wer im Dritten Reich? Ein biographisches Lexikon, überarb. u. erw. v. Hermann Weiß, 1992, S. 56 f.
Gordon Williamson, Die SS. Hitlers Instrument der Macht, 1998.
Mario Zeck, Das schwarze Korps. Geschichte und Gestalt des Organs der Reichsführung SS,2002.
Werner Augustinovic/Martin Moll, Gunter d’Alquen. Propagandist des SS-Staates, in: Ronald Smelser/Enrico Syring (Hg.), Die SS. Elite unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe, 2. durchges. u. aktual. Aufl. 2003, S. 100–118. (P)
Jan Brandt, Unter strengster Wahrung der Form. Die Führung der SS-Zeitschrift „Das Schwarze Korps“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 7.5.2005, S. 34.
Christian Kositza, „Das Schwarze Korps. Die Zeitung der Schutzstaffeln der NSDAP. Organ der Reichsführung SS“ über den Judeozid, 2013.
Jochen Lehnhardt, Die Waffen-SS. Geburt einer Legende. Himmlers Krieger in der NS-Propaganda, 2017.
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Portraits
Fotografie, ca. 1944, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.
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Author
→Mario Zeck (Trier)
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Citation
Zeck, Mario, „d’Alquen, Gunter“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.04.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/123439647.html#dbocontent