Bussche, Axel
- Lebensdaten
- 1919 – 1993
- Geburtsort
- Braunschweig
- Sterbeort
- Bad Godesberg, Bonn
- Beruf/Funktion
- Offizier ; Widerstandskämpfer ; Diplomat
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 119150832 | OGND | VIAF: 40182006
- Namensvarianten
-
- Bussche-Streithorst, Axel Freiherr von dem
- Bussche-Streithorst, Axel Ernst-August Clamor Franz Albrecht Erich Leo Freiherr von dem
- Bussche, Axel
- Bussche-Streithorst, Axel Freiherr von dem
- Bussche-Streithorst, Axel Ernst-August Clamor Franz Albrecht Erich Leo Freiherr von dem
- Bussche-Streithorst, Axel von dem
- Bussche, Axel von dem
- Bussche, Axel von dem, Baron
- Bussche-Streithorst, Axel Ernst-August Clamor Franz Albrecht Erich Leo von dem
- Bussche-Streithorst, Axel von dem, Baron
- Streithorst, Axel von dem Bussche-
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- Adolf Hitler (1889–1945)
- Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944)
- Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg (1902–1944)
- Henning von Tresckow (1901–1944)
- Johann Adolf Graf von Kielmansegg (1906–2006)
- Josef Tal (1910–2008)
- Konrad Kraske (1926–2016)
- Kurt Hahn (1886–1974)
- Marion Gräfin Dönhoff (1909–2002)
- Richard von Weizsäcker (1920–2015)
- Rolf Friedemann Pauls (1915–2002)
- Wolf Graf Baudissin (1907–1993)
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Bussche, Axel von dem (eigentlich Ernst-August Clamor Franz Albrecht Erich Leo Freiherr von dem Bussche-Streithorst)
1919 – 1993
Offizier, Widerstandskämpfer
Axel von dem Bussche-Streithorst war einer der jüngeren Offiziere im militärischen Widerstandskreis um Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944). Nach 1945 war er in mehreren staatlichen, kirchlichen und internationalen Organisationen tätig. Er wirkte beim Aufbau der Bundeswehr und bei der Entwicklung des Konzepts der „Inneren Führung“ durch Wolf Graf Baudissin (1907–1993) mit.
Lebensdaten
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Autor/in
→Winfried Heinemann (Cottbus)
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Zitierweise
Heinemann, Winfried, „Bussche, Axel“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119150832.html#dbocontent
Nach Abitur und Reichsarbeitsdienst trat von dem Bussche im November 1937 in Potsdam als Offiziersanwärter in das Infanterie-Regiment 9 ein. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs zum Leutnant befördert, wurde er 1940 in Frankreich schwer verwundet. Über das Regiment lernte von dem Bussche mehrere Offiziere kennen, die später zu den führenden Köpfen des militärischen Widerstands gehörten, darunter der spätere Generalmajor Henning von Tresckow (1901–1944). Im Oktober 1943 stellte ihn Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg (1902–1944) Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) vor.
Von dem Bussche war – wie viele Offiziere aus konservativen Familien – zunächst unpolitisch eingestellt und fühlte sich lange durch seinen „Führereid“ an Adolf Hitler (1889–1945) gebunden. Dem Widerstand schloss er sich erst an, nachdem er in der Sowjetunion Zeuge großangelegter Mordaktionen geworden war, v. a. eines Massakers von Angehörigen der SS an Juden bei der westukrainischen Stadt Dubno im Oktober 1942. Im Herbst 1943 stellte er sich Stauffenberg als potenzieller Attentäter auf Hitler zur Verfügung. Ausgestattet mit Sprengstoff und Zündern hielt er sich im November und Dezember 1943 in der Nähe des Führerhauptquartiers in Ostpreußen auf, um sich bei der geplanten Vorführung neuer Uniformen für die Ostfront mit Hitler in die Luft zu sprengen. Das Vorhaben wurde abgesagt, nachdem die Uniformen bei einem Luftangriff auf Berlin vernichtet worden waren.
Zu seinem an der Ostfront eingesetzten Bataillon zurückgekehrt, wurde von dem Bussche Ende Januar 1944 so schwer verwundet, dass ihm das rechte Bein amputiert werden musste. Anschließend blieb er bis zum Herbst 1944 im Lazarett, wurde im März 1944 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet und im Juni zum Major befördert. Seine Beteiligung am Widerstand blieb dem Regime bis zuletzt verborgen.
Nach Kriegsende studierte von dem Bussche von 1945 bis 1947 in Göttingen Jura. Während des Studiums traf er seinen früheren Regimentskameraden Richard von Weizsäcker (1920–2015) wieder, der ihm ein lebenslanger Freund wurde, und befreundete sich zudem mit dem späteren CDU-Generalsekretär, Konrad Kraske (1926–2016). Nach wechselnden journalistischen Tätigkeiten fand er 1950 in Bonn Anstellung im Bundeskanzleramt in der Zentrale für Heimatdienst, dann in der daraus hervorgegangenen „Dienststelle Blank“, der Vorläuferorganisation des Bundesministeriums für Verteidigung. Er wurde dort Pressesprecher und machte Kraske zu seinem Stellvertreter.
Innerhalb der „Dienststelle Blank“ unterstützte von dem Bussche das Reformkonzept der „Inneren Führung“ seines früheren Regimentskameraden Wolf Graf Baudissin (1907–1993). Kernpunkte des von konservativeren Offizieren angefochtenen Konzepts waren die Vorstellung vom Soldaten als Staatsbürger in Uniform, eine zeitgemäße Menschenführung, umfassende politische Bildung der Soldaten sowie die vorbehaltlose Anerkennung des Primats der Politik. Ende 1952 wechselte von dem Bussche als Referent in die Pressestelle des Bundeskanzleramts, ging 1954 zum Auswärtigen Amt und wurde Pressereferent der Deutschen Botschaft in Washington, D.C.
Die damalige US- und NATO-Strategie sah für den Kriegsfall den massiven Einsatz US-amerikanischer Nuklearwaffen in Deutschland vor. Von dem Bussche lehnte diese Strategie ab, verließ 1958 die Botschaft in Washington und übernahm im folgenden Jahr die Leitung des von Kurt Hahn (1886–1974) begründeten Internats Schloss Salem am Bodensee. 1964 wurde er erster Geschäftsführer des Deutschen Entwicklungsdienstes, verließ 1966 endgültig den Staatsdienst und arbeitete bis 1971 für den Weltkirchenrat in Genf, wo er das Referat „Kirche und Gesellschaft“ beriet. Dabei war er v. a. zuständig für die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche auf sozialem Gebiet, den Dialog mit christlichen Wirtschaftsführern und das neue theologische Denken über moderne Technologien.
Von dem Bussche pflegte einen weitgespannten, internationalen Freundeskreis. An einem ein Jahr nach seinem Tod erschienenen Sammelband zu seinen Ehren beteiligten sich 1994 neben Kraske und Weizsäcker u. a. die Publizistin Marion Gräfin Dönhoff (1909–2002), der General Johann Adolf Graf von Kielmansegg (1906–2006), der Diplomat Rolf Friedemann Pauls (1915–2002) und der israelische Komponist Josef Tal (1910–2008).
vor 1945 | Eisernes Kreuz II. und I Klasse |
vor 1945 | Deutsches Kreuz in Gold |
März 1944 | Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes |
1972 | Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, PERS 6/265889 (Personalakte); BW 9 (Deutsche Dienststellen zur Vorbereitung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaften zusammenhängenden Fragen, Handakten).
Eid und Schuld, in: Göttinger Universitätszeitung 2 (1947), H. 7, Nachdr. in: Gevinon von Medem (Hg.), Axel von dem Bussche, 1994, S. 133–142.
German Rearmament. Hopes and Fears, in: Foreign affairs 32 (1953/54), S. 68–79.
Georg Meyer, Zur inneren Entwicklung der Bundeswehr bis 1960/61, in: Hans Ehlert (Hg.), Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik, Bd. 3, 1993, S. 851–1162.
Gevinon von Medem (Hg.), Axel von dem Bussche, 1994.
Peter Steinbach/Johannes Tuchel, Art. „Bussche-Streithorst, Axel Freiherr von dem“, in: dies. (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933–1945, 2. überarb. u. erw. Aufl. 1998, S. 39.
Linda von Keyserlingk/Gorch Pieken/Matthias Rogg (Hg.), Attentat auf Hitler. Stauffenberg und mehr, 2014, S. 136–143.
Agilolf Keßelring, Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik, 2017.
Gevinon von dem Bussche-Kessell, Auch im Frieden Verantwortung übernehmen. Axel Frhr. von dem Bussche, in: Felix Kraft/Christoph Studt (Hg.), „Sie hatten alle Rang und Geist und Namen“. Mitglieder des Widerstands und ihr Wirken nach 1945, 2018, S. 85–92.
Fotografien, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.