Branco, Helene
Dilia Helena (eigentlich Dilia Thelyma Nelly Helene Rödlich, verheiratete Helene Branco)
1816 – 1894
Lyrikerin
- Dates of Life
- 1816 – 1894
- Place of birth
- Düsseldorf
- Place of death
- Bernau bei Berlin
- Occupation
- Lyrikerin
- Religious Denomination
- evangelisch-reformiert
- Authority Data
- GND: 1234931001 | OGND | VIAF
- Alternate Names
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- Dilia Helena
- Dilia Thelyma Nelly Helene Rödlich
- Branco, Helene
- Dilia Helena
- Dilia Thelyma Nelly Helene Rödlich
- more
Relations
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Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
- Carl Barthel (1817–1853)
- Carl Loewe (1796–1869)
- Emanuela Freiin von Branca (geb. 1958)
- Franz Abt (1819–1885)
- Franz Brümmers (1836–1923)
- Franz Theremin (1780–1846)
- Gustav Graben-Hoffmann (1820–1900)
- Günter Häntzschel (geb. 1939)
- Hermann Kletkes (1813–1886)
- Joseph Gostwick (1814–1887)
- Karl Julius Löschkes (1809–1887)
- Ludwig Tieck (1773–1853)
- Pauline Viardot-Garcia (1821–1910)
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Helene Branco war eine der meistzitierten konservativ-bürgerlichen Schriftstellerinnen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihre unter dem Pseudonym Dilia Helena veröffentlichten Gedichte und Aphorismen erschienen in eigenen Bändchen mit teils mehreren Auflagen und in zeitgenössischen Anthologien. Nach 1900 geriet sie weitgehend in Vergessenheit.
Dates of Life
Geboren am 13. Oktober 1816 in Düsseldorf Gestorben am 27. Februar 1894 in Bernau bei Berlin Konfession evangelisch-reformiert -
Curriculum Vitae
13. Oktober 1816 - Düsseldorf -
Genealogy
Vater Hieronymus Franz (Franziskus) Seraph Rödlich 30.9.1767–24.12.1833 aus Brünn (Mähren, heute Brno, Tschechien); preußischer Generalmajor der Infanterie, Inspekteur der Landwehr im Regierungsbezirk Düsseldorf; Erfinder; Schriftsteller in Österreich, Sizilien und Preußen Großvater väterlicherseits Franz Karl Rödlich geb. 1737/39 kaiserlich-österreichischer Oberlandrevident beim Tabaksamt in Brünn Großmutter väterlicherseits Maria Barbara Rödlich Mutter Margaretha Florentine (Peggy) Rödlich, geb. Johnson 18.6.1786–8.5.1860 Großvater mütterlicherseits Andrew Johnson 1755–vor 1807 aus Schottland; Kapitän Großmutter mütterlicherseits Helene Johnson, geb. Clouston 1755–1817 Schwester Aidonia Franziska Adams, geb. Rödlich 1808–1881 lebte in Liverpool (England) Schwester Wassilissa von Boguslawski, geb. Rödlich 1809–1894 lebte in Breslau (heute Wrocław, Polen) Bruder Eduard Franz Rödlich 1811–1891 königlich-preußischer Oberstlieutnant; Herausgeber einer Lebensbeschreibung seines Vaters Hieronymus Rödlich Schwester Ziliaris Florentine Becker, geb. Rödlich 1812–1879 Bruder Friedrich Wilhelm Rödlich 1818–1904 Rechnungsrat in Küstrin (Neumark, heute Kostrzyn nad Odrą, Polen) Schwester Maria Constantia Franziska Rödlich 1822–1902 Stiftsdame, Malerin in Berlin Bruder Franz Albert Constantin Hypolit Rödlich 1826–1902 königlich-niederländischer Offizier auf Borneo Heirat 18.4.1841 in Berlin Ehemann Friedrich Wilhelm Branco 25.10.1797-28.11.1870 General- und Hausarzt in Potsdam Schwiegervater Johann Carl Ludwig Branco 11.11.1766–14.2.1840 Gutsbesitzer in Anklam (Vorpommern) Schwiegermutter Christlieb Tugendreich Branco, geb. Hofmann 6.8.1770-4.4.1840 Tochter Margarethe Dilia Wilhelmine Branco 12.12.1842–30.5.1848 Sohn Wilhelm Carl Franz Branco (seit 1895 von, seit 1907 Branca) 9.9.1844–12.3.1928 Geologe, Paläontologe; Landesgeologe in Berlin; Professor in Königsberg (heute Kaliningrad, Russland), Tübingen, Hohenheim und Berlin; Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts und Museums Berlin; verh. in erster Ehe mit Katharina (Käthe) Branco, geb. Helmholtz (1850–1877), in zweiter Ehe mit Pauline (Paula) Branco (Branca), geb. Kirchhoff (1860–1932) Sohn Carl Friedrich Albert Branco 21.5.1848–29.8.1916 Autist; lebenslanger Pflegefall Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Branco, Helene (1816 – 1894)
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Vater
Hieronymus Franz (Franziskus) Seraph Rödlich
30.9.1767–24.12.1833
aus Brünn (Mähren, heute Brno, Tschechien); preußischer Generalmajor der Infanterie, Inspekteur der Landwehr im Regierungsbezirk Düsseldorf; Erfinder; Schriftsteller in Österreich, Sizilien und Preußen
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Großvater väterlicherseits
Franz Karl Rödlich
geb. 1737/39
kaiserlich-österreichischer Oberlandrevident beim Tabaksamt in Brünn
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Großmutter väterlicherseits
Maria Barbara Rödlich
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Mutter
Margaretha Rödlich
18.6.1786–8.5.1860
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Großvater mütterlicherseits
Andrew Johnson
1755–vor 1807
aus Schottland; Kapitän
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Großmutter mütterlicherseits
Helene Johnson
1755–1817
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Schwester
Aidonia Franziska Adams
1808–1881
lebte in Liverpool (England)
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Schwester
Wassilissa von Boguslawski
1809–1894
lebte in Breslau (heute Wrocław, Polen)
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Bruder
Eduard Franz Rödlich
1811–1891
königlich-preußischer Oberstlieutnant; Herausgeber einer Lebensbeschreibung seines Vaters Hieronymus Rödlich
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Schwester
Ziliaris Florentine Becker
1812–1879
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Bruder
Friedrich Wilhelm Rödlich
1818–1904
Rechnungsrat in Küstrin (Neumark, heute Kostrzyn nad Odrą, Polen)
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Schwester
Maria Constantia Franziska Rödlich
1822–1902
Stiftsdame, Malerin in Berlin
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Bruder
Franz Albert Constantin Hypolit Rödlich
1826–1902
königlich-niederländischer Offizier auf Borneo
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Heirat
in
Berlin
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Biografie
Dilia Helena erhielt in Wetzlar, Potsdam und Berlin eine standesgemäße Erziehung. Nach ihrer Heirat 1841 lebte sie in Potsdam. Früh zeigten sich psychische Erkrankungen; ihre zweite Lebenshälfte verbrachte die zuvor populäre Lyrikerin deshalb verstummt in privaten Pflegeheimen. Als junge Frau verkehrte Dilia Helena in Berlin in Romantikerkreisen um Franz Theremin (1780–1846) und Ludwig Tieck (1773–1853), die sie als Lehrmeister, Förderer und Freunde verehrte. In fünf schmalen Bändchen, vermehrte Neuausgaben mitgezählt, publizierte sie unter Pseudonym knapp zweihundert Gedichte, dazu zahlreiche „Kindersprüche“ und Aphorismen. Breitenwirkung erzielte sie dank der Aufnahme einiger Texte in die beliebten, auflagenstarken Anthologien der Zeit, z. B. in Franz Brümmers (1836–1923) „Hausschatz deutscher Lyrik seit 1849“ (1878), Hermann Kletkes (1813–1886) „Deutschlands Dichterinnen“ (1853) und Karl Julius Löschkes (1809–1887) „Zu Herzensfreude und Seelenfrieden“ (1861). Mehr als 90 Gedichte wurden vertont, u. a. von Franz Abt (1819–1885), Gustav Graben-Hoffmann (1820–1900), Carl Loewe (1796–1869) und Pauline Viardot-Garcia (1821–1910). In Potsdam führte Dilia Helena ein gastfreundliches Haus nach dem Vorbild der Berliner Salons; ihre Korrespondenz mit Freundinnen, Schriftstellern und Komponisten ist bis auf wenige Einzelfunde verschollen.
Tieck schwärmte in seinem Vorwort von Dilia Helenas „Liedern“ (1848) als einem „Strauß feiner und zarter Waldblümchen“. Neben banaler Gelegenheitslyrik und kunsthandwerklich gebauten, ausschließlich gereimten Versen gelang ihr eine Reihe Gedichte, die dem romantischen, tieckschen Ideal der Auflösung von Sprache in „Lieder- und Tongedanken“ gerecht werden. Sprachschöpferisch hebt sich Dilia Helena aus der Vielzahl der schreibenden bürgerlichen Frauen ihrer Zeit heraus. Inhaltlich jedoch markiert ihr Werk keinen Fortschritt in der Geschichte der Frauenlyrik. Mit ihren Themenkreisen Natur und Liebe, Elfen und Geister, Weltschmerz und Kindestod variierte sie romantische Klischees, doch lässt die Verarbeitung eigener Erfahrungen existenziellen Ernst aufscheinen. Heftige Kontroversen lösten einige ihrer enthusiastischen Liebesgedichte aus, die mit bedingungsloser Unterwerfung der Frau unter den ikonisierten Mann traditionelle Weiblichkeitsbilder beschworen. So polarisierte Dilia Helena die zeitgenössische Literaturkritik in Bewunderung für eine „echt weibliche Natur“ einerseits, z. B. Carl Barthel (1817–1853), und Spott über eine Antipodin der Frauenemanzipation andererseits, z. B. Joseph Gostwick (1814–1887) und Robert Harrison. Die neuere literaturgeschichtliche Forschung, z. B. Günter Häntzschel (geb. 1939) interpretiert ihr lyrisches Werk als sozialgeschichtliches Dokument und liest es als extremes Beispiel für weibliches Rollenverhalten im 19. Jahrhundert.
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Awards
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Primary Sources
Nachlass:
Familienarchiv Freiherr von Branca, München. (Splitternachlass)
Weitere Archivmaterialien:
Bayerische Staatsbibliothek, Handschriftenabteilung, München.
Deutsches Literaturarchiv, Handschriftenabteilung, Marbach am Neckar.
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Works
Gedichte von Dilia Helena, 1841.
Lieder von Dilia Helena. Mit einem Vorworte v. Ludwig Tieck, 1848, ²1852, ³1868.
Neuere Lieder von Dilia Helena, 1849.
Bibliografie:
Winfried Mogge, Dilia Helena (1816–1894). Eine vergessene Dichterin der Spätromantik, 2020. (W, L, Qu, P, Konkordanz der Gedichte, Diskografie).
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Literature
Carl Barthel, Die deutsche Nationalliteratur der Neuzeit in einer Reihe von Vorlesungen dargestellt, 21851, S. 536–538, 31853, S. 575–577, 41855, S. 578–580.
Rudolf Gottschall, Die deutsche Nationalliteratur des neunzehnten Jahrhunderts. Literarhistorisch und kritisch dargestellt, Bd. 3, 21861, S. 228, 31872, S. 260, 41875, S. 271.
Karl Schütze (Hg.), Deutschlands Dichter und Schriftsteller von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, 1862, S. 52.
Joseph Gostwick/Robert Harrison, Outlines of German Literature, 1873, S. 527 f.
Heinrich Kurz, Geschichte der neuesten deutschen Literatur von 1830 bis auf die Gegenwart. Mit ausgewählten Stücken aus den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller, 31874, S. 61.
Heinrich Gross (Zusammenstellung), Deutschlands Dichterinen [sic!] und Schriftstellerinen [sic!]. Eine literarhistorische Skizze, 21882, S. 153.
Julius Wiegand, Die Frau in der modernen deutschen Literatur. Plaudereien, 1903, S. 51.
Günter Häntzschel, Die deutschsprachigen Lyrikanthologien 1840 bis 1914. Sozialgeschichte der Lyrik des 19. Jahrhunderts, 1997, S. 297–299.
Winfried Mogge, Wilhelm Branco (1844–1928). Geologe – Paläontologe – Darwinist. Eine Biografie, 2018, S. 32–39. (L, P)
Winfried Mogge, Dilia Helena (1816–1894). Eine vergessene Dichterin der Spätromantik, 2020. (W, L, Qu, P, Konkordanz der Gedichte, Diskografie).
Zeitschriftenartikel:
N. N., Zur Geschichte der neuesten Lyrik, in: Blätter für literarische Unterhaltung, Nr. 121, 1849, S. 481–483.
N. N., Literaturblätter, in: Frankfurter Konversationsblatt. Belletristische Beilage zur Oberpostamts-Zeitung, Nr. 157, 1851, S. 626 f.
N. N., Bücherschau, in: Neue Illustrirte [sic!] Zeitschrift. Ordinäre Ausg., Nr. 40, 1853, S. 319.
Lexikonartikel:
Franz Brümmer, Art. „Branco, Helene“, in: ders., Deutsches Dichter-Lexikon. Biographische und bibliographische Mitteilungen über deutsche Dichter aller Zeiten, Bd. 1, 1876, S. 86.
Reinhard Müller, Art. „Helena, Dilia“, in: Wilhelm Kosch (Begr.), Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 7, ³1979, Sp. 821.
Elisabeth Friedrichs, Art. „Branco, Helene“, in: dies., Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon, 1981, S. 36.
N. N., Art. „Branco, Helene“, in: Herbert Jacob (Bearb.)/Marianne Jacob (Red.), Deutsches Schriftsteller-Lexikon. 1830–1880, Bd. 1, 1995, S. 603 f. (W, L)
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Portraits
Pastellzeichnung, wahrscheinlich v. Marie Rödlich (Schwester), um 1840/41, Abbildung in: Winfried Mogge, Dilia Helena (1816–1894). Eine vergessene Dichterin der Spätromantik, 2020, Buchumschlag u. Frontispiz, S. 2.
Fotografie, Atelier Hermann Rieck Bernau, um 1880/90, Abbildung in: Winfried Mogge, Dilia Helena (1816–1894). Eine vergessene Dichterin der Spätromantik, 2020, S. 36.
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Author
→Winfried Mogge (Berlin)
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Citation
Mogge, Winfried, „Branco, Helene“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/1234931001.html#dbocontent