Bethe, Hans
- Lebensdaten
- 1906 – 2005
- Geburtsort
- Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich)
- Sterbeort
- Ithaca (New York, USA)
- Beruf/Funktion
- Physiker ; Atomphysiker ; Nobelpreisträger ; Wissenschaftler
- Konfession
- unbekannt
- Normdaten
- GND: 118658662 | OGND | VIAF: 32057187
- Namensvarianten
-
- Bethe, Hans Albrecht
- Bethe, Hans
- Bethe, Hans Albrecht
- Bethe, H. A.
- Bethe, H.A.
- Bethe, Hans A.
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- Isis Bibliography of the History of Science [1975-]
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- Nomination Database - Nobelprize.org [2014-]
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
- NDB 20 (2001), S. 160 in Artikel Peierls, Sir Rudolf (Peierls, Sir Rudolf Ernst)
- NDB 24 (2010), S. 568 in Artikel Sommerfeld, Arnold (Sommerfeld, Arnold Wilhelm Johannes)
- NDB 26 (2016), S. 19 in Artikel Teller, Edward (Teller, Edward (ungarisch Ede))
- NDB 27 (2020), S. 705 (Weisskopf, Victor Frederik)
- NDB 27 (2020), S. 792 (Wentzel, Gregor Daniel Joseph)
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Bethe, Hans Albrecht
1906 – 2005
Physiker
Nach einer kurzen Karriere als Physiker in Deutschland musste Hans Bethe aufgrund seiner jüdischen Herkunft in die USA emigrieren. Als Experte für Nuklearphysik trug er wesentlich zur Entwicklung von Atomwaffen bei, setzte sich aber nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für deren Kontrolle ein. Für seine Arbeit zur Energieerzeugung in Sternen erhielt er 1967 den Nobelpreis für Physik.
Lebensdaten
Geboren am 2. Juli 1906 in Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich) Gestorben am 6. März 2005 in Ithaca (New York, USA) -
Autor/in
→Arianna Borrelli (Berlin)
-
Zitierweise
Borrelli, Arianna, „Bethe, Hans“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118658662.html#dbocontent
Arbeit als Physiker
Bethe, der bereits im Kindesalter außerordentliche Fähigkeiten in der Mathematik zeigte, wurde nach der Übersiedlung der Familie 1912 nach Kiel privat unterrichtet und nach dem Umzug der Familie nach Frankfurt am Main 1915 ging er an das Goethe-Gymnasium. Zwischen 1916 und 1918 hielt er sich wegen einer Erkrankung an Tuberkulose in einem Kindererholungsheim in Kreuznach auf, wo er 1917 die Realschule besuchte, bevor er 1918 auf das Internat an der Odenwaldschule in Heppenheim wechselte. Seit 1918 wieder in Frankfurt am Main, legte er hier 1924 das Abitur am Goethe-Gymnasium ab. Im Anschluss studierte er Naturwissenschaften an der Universität in Frankfurt am Main. Dank der Empfehlung des Physikers Karl Wilhelm Meissner (1891–1959) kam Bethe 1926 in die Gruppe Arnold Sommerfelds (1868–1951) an der Universität München, die eine der wichtigsten Forschungsstätten der Theoretischen Physik und insbesondere der neu entstandenen Quantenmechanik war. Hier baute Bethe seine Kompetenzen in der mathematischen Modellierung physikalischer Systeme aus und wurde zum Experten der Quantenmechanik und deren Anwendung bei der Erklärung von Materieeigenschaften. Seine 1928 verfasste Dissertation, mit der er bei Sommerfeld zum Dr. phil. promoviert wurde, untersuchte die kurz zuvor experimentell bestätigten wellenförmigen Eigenschaften der Elektronen. Anfang der 1930er Jahre verfasste Bethe für das „Handbuch der Physik“ zwei lange Einträge über Quantentheorie der Elektronen, einen davon mit Sommerfeld. In München knüpfte Bethe Kontakte zu deutschen und ausländischen Physikern, darunter Rudolf Peierls (1907–1995), mit dem er eine enge und langjährige Freundschaft schloss.
1928/29 folgten Aufenthalte Bethes als Assistent an den Universitäten in Frankfurt am Main und Stuttgart. Ein Rockefeller-Stipendium ermöglichte ihm 1930 Reisen nach Cambridge (Großbritannien) und Rom zu Enrico Fermi (1901–1954). Unter dessen Einfluss interessierte sich Bethe für die Anwendung der Quantenmechanik auf Erscheinungen der Nuklearphysik, ein neues Forschungsgebiet, in dem Bethe seine bedeutendsten Beiträge leistete.
Nach der Habilitation in München wechselte Bethe 1932 als Dozent an die Universität Tübingen, verlor diese Stelle aber 1933 nach der nationalsozialistischen Machtübernahme aufgrund seiner jüdischen Herkunft. Mithilfe Sommerfelds erhielt er ein privat finanziertes Stipendium in München für den Sommer 1933 und dann eine einjährige Stelle in Manchester (Großbritannien), wo er mit Peierls, der Deutschland ebenfalls wegen der antisemitischen Gesetze verlassen hatte, zur Nuklearphysik arbeitete. 1935 wurde Bethe Assistant Professor und 1937 John Wendell Anderson Professor of Physics an der Cornell Universtity in Ithaca (New York, USA), wo er 1975 emeritiert wurde. 1936/37 veröffentlichte Bethe mit Robert Bacher (1905–2004) und M. Stanley Livingston (1905–1986) im „Review of Modern Physics“ drei lange Aufsätze über Nukleartheorie, die bald zum grundlegenden Referenzwerk für das Fach wurden und als „Bethe-Bible“ bekannt waren.
Bei einer Konferenz, die sich mit der Frage der Energieerzeugung in Sternen beschäftigte, erfuhr Bethe 1938 vom Vorschlag Carl Friedrich Weizsäckers (1912–2007), die Energie der Sterne als Wirkung von Nuklearreaktionen zu erklären. Bethe, dessen Forschungsstärke in der Fähigkeit lag, sich breites Überblickswissen in sich schnell entwickelnden Feldern anzueignen und es zur Erklärung neuer empirischer Beobachtungen anzuwenden, setzte daraufhin Modelle aus der Nuklearphysik ein, um aus jenem Vorschlag eine quantitative Theorie zu erstellen und so die von Sternen ausgestrahlte Energie als Ergebnis einer Kaskade von Nuklearreaktionen (Kohlenstoff-Stickstoff-Zyklus bzw. Bethe-Weizsäcker-Zyklus) zu erklären, wofür er 1967 den Nobelpreis für Physik erhielt. Bis zu seinem Lebensende trug Bethe zur Entwicklung der Nuklearphysik und zu deren Anwendung in der Astrophysik bei.
Arbeit an und Haltung zu Massenvernichtungswaffen
Seit 1941 US-amerikanischer Staatsbürger, trug Bethe zu rüstungsrelevanter Forschung bei. Er leitete seit 1943 die theoretische Abteilung im Manhattan-Projekt zum Bau der Atombombe in Los Alamos (New Mexico), wo er verschiedene Gruppen von Theoretikern koordinierte, die sich mit spezifischen Aspekten wie der Modellierung der Diffusion von Neutronen und der Berechnung der kritischen Masse beschäftigten. Obwohl Bethe – wie andere Kollegen in Los Alamos – von der Zerstörung, die die Atombomben in Hiroshima und Nagasaki verursacht hatten, erschüttert war, beteiligte er sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an der Entwicklung der noch gefährlicheren Wasserstoffbombe. In dem Artikel „The Hydrogen Bomb: II“ (in: Scientifc American, 1950, S. 18–23) erklärte er jedoch, dass Forscher prinzipiell nicht für die Planung und Produktion von so verheerenden Zerstörungsmitteln arbeiten sollten. Die einzige Rechtfertigung für ein solches Engagement war in seinen Augen das Abschreckungspotential gegenüber der Sowjetunion. Zugleich forderte Bethe in diesem Artikel die USA auf, öffentlich zu erklären, diese Waffen nicht als erste einzusetzen. In den folgenden Jahren war Bethe als Regierungsberater und in der Öffentlichkeit politisch aktiv mit dem Ziel, Herstellung und Tests von Massenvernichtungswaffen zu beenden, so 1958/59 als Mitglied der US-Delegation bei Beratungen in Genf über die Einstellung von Atomwaffentests. In den 1980er und 1990er Jahren machte sich Bethe für eine friedliche Nutzung der Kernenergie stark und rief 1995 anlässlich des fünfzigsten Jahrestags des Atombombenabwurfs auf Hiroshima Wissenschaftler aus aller Welt in einem offenen Brief dazu auf, sich nicht an der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen zu beteiligen.
1944 | Mitglied der National Academy of Sciences |
1947 | Mitglied der American Academy of Arts and Sciences |
1955 | Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft |
1961 | Enrico-Fermi-Preis der US Atomic Energy Commission |
1961 | Eddington-Medaille der Royal Astronomical Society |
1967 | Nobelpreis für Physik (weiterführende Informationen) |
1975 | National Medal of Science der USA |
1978 | Mitglied der Leopoldina (weiterführende Informationen) |
1981 | Leo-Szilard-Lectureship-Award der American Physical Society |
1984 | Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste |
1989 | Lomonossow-Goldmedaille der Russischen Akademie der Wissenschaften |
1993 | Oersted Medal der American Association of Physics Teachers |
2001 | Catherine-Wolfe-Bruce-Goldmedaille der Astronomical Society of the Pacific |
Hans-Bethe-Straße, Frankfurt am Main |
Nachlass:
Cornell University, Ithaca (New York, USA), Division of Rare and Manuscript Collections Cornell University Library, 14-22-976. (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
zahlreiche Quellenbestände, u. a. im American Institute of Physics, College Park (Maryland, USA). (weiterführende Informationen)
Gedruckte Quellen:
Sabine Lee (Hg.), The Bethe-Peierls Correspondence, 2007.
Quantenmechanik der ein- und zwei-Elektronenproblemen, in: Hans Geiger/Karl Scheel (Hg.), Handbuch der Physik, Bd. 24, T. 1, 1933, S. 273–560.
Arnold Sommerfeld/Hans Bethe, Elektronentheorie der Metalle, in: Hans Geiger/Karl Scheel (Hg.), Handbuch der Physik, Bd. 24, T. 2, 1933, S. 333–622.
Energy Production in Stars, in: Physical Review 55 (1939), S. 434–456.
Nuclear Many-Body Problem, in: Physical Review 103 (1956), S. 1353–1390.
Hans Bethe/Robert F. Bacher/Milton S. Livingston, Basic Bethe. Seminal Articles on Nuclear Physics, 1936–1937, 1986.
The Road from Los Alamos, 1991.
Selected Works of Hans A. Bethe. With Commentary, 1997, Nachdr. 2008.
Monografien und Sammelbände:
Jeremy Bernstein, Prophet der Energie. Hans Bethe, 1988.
Silvan S. Schweber, In the Shadow of the Bomb. Bethe, Oppenheimer, and the Moral Responsibility of the Scientist, 2000.
Gerald E. Brown/Chang-Hwan Lee (Hg.), Hans Bethe and His Physics, 2006. (W)
Silvan S. Schweber, Nuclear Forces. The Making of the Physicist Hans Bethe, 2012.
Lexikonartikel:
J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 6, 1936, S. 204, Bd. 7a, 1956, S. 168 u. Bd. 7b, 1967, S. 362–365.
Silvan S. Schweber, Art. „Bethe, Hans Albrecht‟, in: Noretta Koertge (Hg.), New Dictionary of Scientific Biography, Bd. 7, 2008, S. 269–276. (P).
Hans·A. Bethe, in: Physics History Network. (Qu, W, L, P)
Hans Bethe, in: Atomic Heritage Foundation. (P)
Wolfgang Trageser, Hans Bethe (1906–2005), in: Goethe Universität Frankfurt am Main.
Interview with Hans·A. Bethe, in: CaltechOralHistories.
Videos von und über Bethe, in: Cornell University Library.eCommons.
ca. 100 Fotografien, 1930er–1990er Jahre, Emilio Segre Visual Archives des American Institute of Physics. (weiterführende Informationen)