Berg, Fritz
- Dates of Life
- 1901 – 1979
- Place of birth
- Altena (Westfalen)
- Place of death
- Köln
- Occupation
- Unternehmer ; Verbandspolitiker ; Präsident des BDI
- Religious Denomination
- evangelisch
- Authority Data
- GND: 450367657 | OGND | VIAF
- Alternate Names
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- Berg, Fritz
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Berg, Fritz
1901 – 1979
Unternehmer, Verbandspolitiker, Präsident des BDI
Der mittelständische Metallwarenunternehmer Fritz Berg begann seine Karriere als Verbandsfunktionär während des Zweiten Weltkriegs. 1949 bei der Gründung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) zum Verbandspräsidenten gewählt, übte er dieses Amt bis 1971 aus. Als Wirtschaftsberater Konrad Adenauers (1876–1967) hatte er zeitweise erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Nach der Gründung der EWG 1957 förderte er die Gründung eines Dachverbands der europäischen Industrieverbände.
Dates of Life
Geboren am 27. August 1901 in Altena (Westfalen) Gestorben am 3. Februar 1979 in Köln Konfession evangelisch -
Author
→Christopher Kopper (Bielefeld)
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Citation
Kopper, Christopher, „Berg, Fritz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/450367657.html#dbocontent
Berg erwarb nach dem Abitur am Realgymnasium Altena 1918 und kurzem Kriegsdienst Berufserfahrungen im Bankgeschäft und in einer Exportfirma in Hamburg und studierte von 1922 bis 1924 Wirtschaftswissenschaften an der Universität Köln, ohne einen Abschluss zu erlangen. Seit 1925 lebte er in den USA und war bis 1928 in verschiedenen Industrieunternehmen tätig.
1928 trat Berg als Prokurist in das väterliche Unternehmen Wilh. Berg GmbH & Co. KG (heute: Drahtwerk Wagener GmbH & Co. KG) ein, das sein Großvater FriedrichBerg 1853 gegründet hatte und das v. a. Fahrradspeichen, Stahlfedern für Matratzen und Krankenhausbetten herstellte. Seit 1940 führte er das Unternehmen allein. Während des Zweiten Weltkriegs leitete er die Fachgruppe Fahrrad- und Kraftradteile in der Reichsgruppe Industrie und übernahm 1943 für kurze Zeit die kommissarische Leitung der Wirtschaftsgruppe Eisen, Blech- und Metallwaren. Berg, NSDAP-Mitglied seit 1937, übte keine herausgehobene Funktion in der Reichsgruppe Industrie aus. Sein Unternehmen profitierte nicht von der nationalsozialistischen Aufrüstungskonjunktur, da es keine militärischen Güter herstellte.
Nach Kriegsende wurde Berg von der britischen Besatzungsmacht zum kommissarischen Bürgermeister Altenas ernannt. In einem ersten Entnazifizierungsverfahren wurde er 1946 als „politisch untragbar“, von einem Berufungsausschuss 1947 als „unbelastet“ (Kategorie V) eingestuft. 1946 begann seine Karriere als Verbandsfunktionär mit der Wahl zum Vorsitzenden des Wirtschaftsverbands der Eisen-, Blech- und Metallwarenindustrie in der britischen Besatzungszone. Dies verdankte er seinen guten Englischkenntnissen, die ihn zum Verhandlungspartner der britischen und der US-amerikanischen Militärregierung prädestinierten, sowie seiner Freundschaft mit dem Großindustriellen Hermann Reusch (1896–1971). Seit 1948 war Berg auch Vorsitzender der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen.
Am 19. Oktober 1949 wurde Berg zum Gründungsvorsitzenden des Ausschusses für Wirtschaftsfragen der industriellen Verbände gewählt, der als Vereinigung der industriellen Branchenverbände die Interessen der deutschen Industrieunternehmen gegenüber der Bundesregierung und der Alliierten Hohen Kommission vertrat und 1950 in Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) umbenannt wurde.
Im Unterschied zum Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) in der Weimarer Republik bekannte sich der BDI auch aufgrund der klaren Positionierung Bergs zur parlamentarischen Demokratie, zur Verfassungsordnung und zur politischen und wirtschaftlichen Westintegration der Bundesrepublik. In dem ersten sozialpolitischen Konflikt seiner Amtszeit, der heftigen Auseinandersetzung um das Mitbestimmungsgesetz für die Montanindustrie 1951, befürwortete Berg im Gegensatz zu einigen Schwerindustriellen die Sozialpartnerschaft mit den Gewerkschaften. In der wichtigsten ordnungspolitischen Auseinandersetzung der 1950er Jahre, dem Konflikt um das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), setzte sich Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard (1897–1977) für ein grundsätzliches Kartellverbot ein. Berg lehnte dieses dagegen im Namen des BDI ab und erreichte im 1957 verabschiedeten GWB den Kompromiss, Kartelle zwar pauschal zu verbieten, jedoch bei genau definierten Ausnahmetatbeständen und unter staatlicher Aufsicht zu erlauben.
1956 und 1961 geriet Berg in einen Konflikt um die von ihm abgelehnte Aufwertung der D-Mark mit Erhard. Während er 1956 in der Kartellfrage von Konrad Adenauer (1876–1967) unterstützt wurde, erlitt er 1961 in der Aufwertungsfrage eine wirtschaftspolitisch folgenlose, aber seinem Ruf abträgliche Niederlage; er wurde von der Presse als großspuriger Lobbyist und wirtschaftspolitischer Einflüsterer des Kanzlers dargestellt. Berg bot dem Vorstand des BDI seinen Rücktritt an, den dieser jedoch ablehnte.
Berg forderte und förderte die wirtschaftliche und politische Integration Europas und unterstützte sowohl Adenauers Kurs in dieser Frage als auch Erhards Konzept einer möglichst großen europäischen Freihandelszone. Berg engagierte sich auch für die internationale Zusammenarbeit der Industrieverbände: 1951 gründete der BDI mit dem französischen Unternehmerverband CHPF das Deutsch-Französische Industrie-Komitee und veranstaltete im Gründungsjahr der Montan-Union 1952 einen viel beachteten Europatag in Trier. Die Gründung des Verbands der Europäischen Industrie in der EWG 1958 ging in erheblichem Maß auf Bergs Initiative zurück.
Berg stand in den 1950er Jahren einer ordoliberalen Wirtschaftspolitik noch skeptisch gegenüber, die er dann in den 1960er Jahren engagiert verteidigte. Seit dem Beginn der SPD-FDP-Regierung unter Bundeskanzler Willy Brandt (1913–1992) 1969 gerieten Berg und die Führung des BDI in einen zunehmenden Konflikt um die Wirtschafts- und Haushaltspolitik der Bundesregierung. Berg kritisierte 1971 die expansive Haushaltspolitik des Bundes und die geplante Ausweitung des Mitbestimmungsgesetzes.
Während der BDI seine haushaltspolitischen Positionen aufgrund des Sieges der SPD bei der Bundestagswahl 1972 nicht durchsetzen konnte, sorgte der Koalitionspartner FDP für einige Modifikationen des Mitbestimmungsgesetzes im Sinne des BDI. Insgesamt war Berg ein wirksamer Vertreter industrieller Interessen in der neokorporatistischen Wirtschaftsordnung der damaligen Bundesrepublik. In seiner 22 Jahre langen Amtszeit wurde die industrielle Interessenvertretung nach Handlungsfeldern differenziert und professionalisiert.
1956 | Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1958 | Ehrenzeichen des Roten Kreuzes |
1961 | Goldener Ehrenring des Deutschen Museums, München |
1963 | Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich |
1964 | Kommandeur der französischen Ehrenlegion |
1965 | Ehrenkommandeur des Order of the British Empire |
1982 | Fritz-Berg-Brücke, Altena (Westfalen) |
Nachlass:
nicht vorhanden.
Weitere Archivmaterialien:
Historisches Archiv des BDI, Berlin.
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland, NW 1128 Nr. 321, NW O Nr. 1946 a. (Entnazifizierungsakten u. Ordensakte)
Wirtschaftsaufbau durch Gemeinschaftsarbeit, Vortrag, 1952.
Wettbewerbsprobleme am Weltmarkt, Vortrag, mit einem Nachwort v. Ludwig Erhard, 1953.
Sozial- und Wirtschaftsprobleme im Blickfeld der Industrie, Vortrag, 1953.
Aufgaben und Grundsätze der Industrie, Vortrag, 1953.
Die deutsche Industrie im Rahmen der Weltwirtschaft, Vortrag, 1955.
Erfahrungen auf einer Reise nach Asien, Vortrag, 1956.
Die aktuellen Probleme der deutschen Wirtschaftspolitik, Vortrag, 1957.
Der Unternehmer als industrieller Staatsmann, Vortrag, 1957.
Möglichkeiten und Grenzen der europäischen Integration, Vortrag, 1960.
Die Zukunftsaufgabe der freien Wirtschaft, Vortrag, 1961.
Die westdeutsche Wirtschaft in der Bewährung. Ausgewählte Reden aus den Jahren 1950 bis 1965, hg. v. Wolfgang Köllmann/Wilhelm Möller, 1966.
Der Interessen-Bündler, in: Der Spiegel Nr. 45 (1960). (Onlineressource)
Werner Bührer, Der BDI und die Außenpolitik der Bundesrepublik in den frühen Fünfziger Jahren, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 40 (1992), S. 241–291. (Onlineressource)
Achim Schulte-Goebel, Fritz Berg 1901–1979. Unternehmer und Industriepräsident in der Adenauer-Ära, 1999.
Johannes Bähr/Christopher Kopper, Industrie, Politik, Gesellschaft. Der BDI und seine Vorgänger 1919–1990, 2019.
Fotografien, Historisches Archiv des BDI, Berlin.