Axen, Hermann
- Lebensdaten
- 1916 – 1992
- Geburtsort
- Leipzig
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- SED-Politiker ; Politiker ; Redakteur
- Konfession
- jüdisch, 1930 Austritt aus der jüdischen Gemeinde
- Normdaten
- GND: 119328569 | OGND | VIAF: 22948799
- Namensvarianten
-
- Aksen, Hermann / bis 1937
- Axen, Hermann
- Aksen, Hermann / bis 1937
- Axen, Hermann Isidor
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Axen, Hermann (bis 1937 Hermann Aksen)
1916 – 1992
SED-Politiker
Hermann Axen überlebte das Konzentrationslager Auschwitz, seine Familie wurde Opfer des Holocaust. Nach Kriegsende 1945 war er KPD-, dann SED-Parteifunktionär. Von 1956 bis 1966 Chefredakteur des SED-Zentralorgans, der Tageszeitung „Neues Deutschland“, wurde er als Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED seit Ende der 1960er Jahre, im Hintergrund agierend und aus der zweiten Reihe heraus, zu einem Architekten der DDR-Außenpolitik.
Lebensdaten
Hermann Axen, Imago Images (InC) -
Autor/in
→Heike Amos (Berlin)
-
Zitierweise
Amos, Heike, „Axen, Hermann“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.04.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119328569.html#dbocontent
Herkunft, Ausbildung und frühe politische Tätigkeit
Axen wurde geboren in einer kleinbürgerlichen, jüdischen Familie, die aus Galizien stammte, seit 1913 in Leipzig lebte und seit 1918 staatenlos war. Nach Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Leipzig, das er Ostern 1934 wegen Repressalien gegen seine Familie nach der Ermordung seines älteren Bruders Rudolf mit der Mittleren Reife verließ, absolvierte Axen für sieben Monate eine kaufmännische Lehre bei der Pelzhandlung Hoffner, Moses & Co. in Leipzig. Im Oktober 1932 organisierte er sich im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und betätigte sich auf Leipziger Stadtteilebene als politischer Jugendleiter, Organisator und Verbindungsmann, nach der nationalsozialistischen Machtübernahme illegal.
Exil und Konzentrationslagerhaft
Am 3. November 1934 wurde Axen in Leipzig verhaftet. Ein Prozess vor dem Oberlandesgericht Dresden wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ endete mit einer dreijährigen Zuchthausstrafe, die er bis 19. November 1937 verbüßte. Als Staatenloser jüdischer Herkunft wurde er unmittelbar nach seiner Haftentlassung ausgewiesen. Unter Vermittlung von Verwandten erhielt Axen einen einjährig gültigen polnischen Pass, reiste nach Wien aus und gelangte am 31. Januar 1938 nach Paris. Mit Hilfsarbeiten verdiente er sich den Lebensunterhalt und leistete weiter kommunistische Jugendarbeit u. a. für den Deutschen Freiheitssender 29,8. Am 10. Mai 1940 wurde er verhaftet, in das Internierungslager Le Vernet (Département Ariège, Frankreich) gebracht und am 8. August 1942 durch die Vichy-Regierung mit anderen jüdischen Kommunisten wie Erich Hoffmann (1906–1959) und Kurt Julius Goldstein (1914–2007) an die Gestapo ausgeliefert. Mit dieser Gruppe kam Axen am 17. August 1942 im Konzentrationslager Auschwitz an und leistete Zwangsarbeit im Außenlager Jawischowitz, wo er Mitglied der KPD wurde. Er führte Schulungen durch, beschaffte Informationen durch Abhören von Radiosendern, initiierte Sabotagen in den Kohlegruben und rettete einzelne Kommunisten vor der Ermordung. Bis zur Räumung des Lagers im Januar 1945 war Axen einer der Leiter der kommunistischen Parteigruppe. Auch im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar, wo er von Januar bis zur Befreiung durch US-amerikanische Truppen am 11. April 1945 inhaftiert war, gehörte er dem illegalen Lagerkomitee an.
Politische Arbeit nach 1945
Im Mai 1945 kehrte Axen nach Leipzig zurück, baute den kommunistischen Landesjugendverband Sachsen mit auf und wirkte als hauptamtlicher kommunistischer Funktionär. Auf KPD-Beschluss und mit Erich Honecker (1912–1994) und Paul Verner (1911–1986) gründete er in der Sowjetischen Besatzungszone den Einheitsjugendverband Freie Deutsche Jugend (FDJ) und war Mitglied in dessen Zentralrat. Im Juli 1949 holte ihn Walter Ulbricht (1893–1973) nach Berlin-Ost, wo er in das Sekretariat des Zentralkomitees (ZK) der SED aufstieg und ZK-Sekretär für Agitation und Propaganda wurde. Im August 1953 wurde er Zweiter Sekretär der SED-Bezirksleiter von Berlin-Ost und von 1956 bis 1966 Chefredakteur des SED-Zentralorgans, der Tageszeitung „Neues Deutschland“. Ab Januar 1963 saß er als Kandidat, seit 1970 als Vollmitglied im SED-Politbüro und übernahm zugleich 1966 als ZK-Sekretär die Zuständigkeit für die internationalen Beziehungen.
Architekt der Außenpolitik der DDR
Seit Ende der 1960er Jahre galt Axen als Architekt der Außenpolitik der DDR, wenn auch aus dem Hintergrund agierend, da Außenpolitik von SED-Chef Honecker betrieben wurde. Axen sprach fließend Englisch, Französisch und Russisch und begleitete Honecker bei dessen Auslandreisen, so auch 1975 zur KSZE-Abschlusskonferenz nach Helsinki. Er bereitete Honeckers Staatsbesuche in Paris, London, Tokio, Mexiko und Bonn in den 1980er Jahren vor und avancierte zu einem gern gesehenen Gesprächspartner in der Bundesrepublik; insbesondere SPD-Politiker diskutierten mit ihm über Abrüstungsfragen. Anfang Mai 1988 traf er in Washington, DC mit US-Außenminister George Shultz (1920–2021) zusammen, wo er ergebnislos über Vermögens- und Entschädigungsfragen mit der Jewish Claims Conference und die Möglichkeit eines Staatsbesuchs Honeckers in den USA verhandelte. Ab Mitte der 1980er Jahre gehörte Axen zur Gruppe der Kritiker von Michael Gorbatschows (1931–2022) Perestroika- und Glasnost-Politik. Er war ein strikter und unkritischer Gefolgsmann Honeckers und blieb es auch nach 1989.
Ende der DDR
Nach den politischen Umbrüchen in der DDR im Herbst 1989 verlor Axen seine Ämter und Funktionen. Im Januar 1990 wurde er wegen des Verdachts des Machtmissbrauchs und der Korruption verhaftet, aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands wurde der Haftbefehl wieder aufgehoben und die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen ihn vom Landgericht Berlin im Juni 1991 abgelehnt. Ein im Januar 1990 eingeleitetes Parteiverfahren gegen ihn wegen Mitverantwortung für die Krise in der SED und DDR-Gesellschaft sowie der Inanspruchnahme von Privilegien wurde von der Nachfolgepartei der SED, der Partei des Demokratischen Sozialismus, nicht zu Ende geführt.
1956 | Vaterländischer Verdienstorden in Silber (in Gold 1966, Ehrenspange 1969) |
1956 | Orden Banner der Arbeit (erneut 1960) |
1958 | Medaille für Kämpfer gegen den Faschismus 1933–1945 |
1965 | Held der Arbeit (erneut 1981) |
1976 | Karl-Marx-Orden (erneut 1986) |
1985 | Medaille 40. Jahrestag des Sieges der sozialistischen Revolution in Bulgarien |
1986 | Orden der Völkerfreundschaft der UdSSR |
1989 | Ehrenmedaille 40. Jahrestag der DDR |
Nachlass:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, NY 4304. (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen SAPMO-BA, SED-Kaderakte DY 30/9 2886; DY 30/6 9813. (Reden, Manuskripte, Interviews) (P)
Über die Fragen der fortschrittlichen deutschen Filmkunst, 1952.
Aktuelle Fragen der internationalen Beziehungen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und der Deutschen Demokratischen Republik, 1965.
Zu ideologischen Problemen des XXIII. Parteitages der KPdSU, 1966.
Zur internationalen Lage und zur Entwicklung des Kräfteverhältnisses, 1967.
Aus dem Bericht über die Ergebnisse der Internationalen Beratung der Kommunistischen und Arbeiterparteien in Moskau, 1969.
Sozialismus und revolutionärer Weltprozeß. Ausgewählte Reden und Aufsätze, 1976.
Starker Sozialismus, sicherer Frieden. Ausgewählte Reden und Aufsätze, 1981.
Aus dem Bericht des Politbüros an die 5. Tagung des ZK der SED, 1982.
Kampf um den Frieden, Schlüsselfrage der Gegenwart. Ausgewählte Reden und Aufsätze, 1986.
Ich war ein Diener der Partei. Autobiographische Gespräche, hg. v. Harald Neubert, 1996.
Margarita Mathiopoulos, Hermann Axen. Opfer, Täter, Hofjude, in: dies., Rendezvous mit der DDR. Politische Mythen und ihre Aufklärung, 1994, S. 21–59.
Helmut Müller-Enbergs, Meinungsoffiziere der Parteiführung. Die Chefredakteure des „Neuen Deutschland“, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung (1997), S. 292–309, hier S. 301–303. (Onlineressource)
Stefan Winckler, Hermann Axen (SED), ein jüdischer Deutscher und Kommunist, in: Jüdische Rundschau v. 6.4.2018. (P) (Onlineressource)
Gerd-Rüdiger Stephan/Detlef Nakath (Hg.), Ausschluss. Das Politbüro vor dem Parteigericht. Die Verfahren 1989/1990 in Protokollen und Dokumenten, 2020, S. 488–494.
Lexikonartikel:
Bernd-Rainer Barth/ Helmut Müller-Enbergs, Art. „Axen, Hermann“, in: Helmut Müller-Enbergs /Jan Wielgohs/Dieter Hoffmann (Hg.), Wer war wer in der DDR, 52010. (Onlineressource)
Fotografien, 1951–1989, in: Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs. (Onlineressource)