Hoernle, Christian

Lebensdaten
1804 – 1882
Geburtsort
Ludwigsburg
Sterbeort
Cannstatt (heute Stuttgart-Bad Cannstatt)
Beruf/Funktion
Evangelischer Theologe ; Missionar ; Übersetzer ; Ethnograf
Konfession
evangelisch-lutherisch, später episkopal
Normdaten
GND: 137592922 | OGND | VIAF: 81764394
Namensvarianten

  • Hoernle, Christian Gottlieb
  • Hoernle, Christian Theophilus
  • Hoernle, Christian
  • Hoernle, Christian Gottlieb
  • Hoernle, Christian Theophilus
  • Hoernle, Gottlieb Christian

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Zitierweise

Hoernle, Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137592922.html [31.01.2025].

CC0

  • Hoernle, Christian Gottlieb (auch Christian Theophilus Hoernle, C. T. Hoernle)

    1804 – 1882

    Evangelischer Theologe, Missionar, Übersetzer, Ethnograf

    Der Missionar Christian Gottlieb Hoernle leistete einen bedeutenden Beitrag zur Verbreitung des Christentums in Vorderasien. In Nordindien setzte er sich seit 1839 für die Bildung, Ausbildung und Eröffnung von Erwerbsmöglichkeiten der Menschen ein und verschaffte damit der Landbevölkerung eine Lebensperspektive. Seine linguistischen und ethnografischen Studien gelten als wichtige Dokumente für das Leben in Kurdistan im 19. Jahrhundert.

    Lebensdaten

    Geboren am 24. November 1804 in Ludwigsburg
    Gestorben am 7. Juni 1882 in Cannstatt (heute Stuttgart-Bad Cannstatt)
    Konfession evangelisch-lutherisch, später episkopal
    Christian Gottlieb Hoernle, Basel Mission Archives (InC)
    Christian Gottlieb Hoernle, Basel Mission Archives (InC)
  • 24. November 1804 - Ludwigsburg

    1826 - Cannstatt (heute Stuttgart-Bad Cannstatt)

    Übersiedlung zum Onkel Georg David Peter (1771–1843)

    1828 - 1832 - Basel

    Ausbildung zum Missionar

    Ausbildungsinstitut der Basler Mission

    1832 - vermutlich Basel

    Ordination

    1832 - 1837 - Persien (heute Iran)

    Missionar

    Basler Mission

    1838 - 1839 - Indien

    Reise

    1839 - 1858 - Secundra (heute Sikandra bei Agra, Nordindien)

    Missionar

    Church Missionary Society (CMS)

    1859 - 1860 - London

    Aufenthalt

    1861 - Kalkutta (Bengalen, heute Kolkata, Indien)

    Weihe zum episkopalen Priester durch Bischof George Edward Lynch Cotton (1813–1866)

    1861 - 1881 - Meerut; seit 1874 Annfield bei Dehradun, (beide Nordindien)

    Missionsvorsteher

    CMS

    1881 - Cannstatt

    Übersiedlung

    7. Juni 1882 - Cannstatt (heute Stuttgart-Bad Cannstatt)

    Hoernle wuchs in einem pietistisch geprägten Umfeld in Ludwigsburg auf. Nach dem Tod des Vaters lebte er seit 1816 bei seinem angeheirateten Onkel und Vormund, Georg David Peter (1771–1843), in Cannstatt (heute Stuttgart-Bad Cannstatt). Nach einem Erweckungserlebnis 1825 absolvierte Hoernle von 1828 bis 1832 seine Missionarsausbildung im Seminar der Basler Mission in Basel. Anschließend lutherisch ordiniert, wurde er nach Persien entsandt und in Schuscha, seit 1835 in Täbris stationiert.

    Mit dem Missionarskollegen Friedrich Eduard Schneider (1805–1879), der später mit ihm nach Indien ging, unternahm Hoernle Forschungsreisen, über die er in Missionsmagazinen berichtete. In der kurdischen Region um Urmia (Persien, heute Iran) führte er ethnografische Studien durch, deren Ergebnisse er 1836 veröffentlichte. Der Bericht wurde viel beachtet und gilt als eine der ersten ethnografischen Studien über die Kurden dieser Region. Hoernle erforschte die kurdische Sprache und unterschied acht Dialekte. Ende 1835/Anfang 1836 fertigte er eine Übersetzung des Johannes-Evangeliums an, nach Angaben des französisch-kurdischen Missionars Thomas Bois (1900–1975) die erste Übertragung der Bibel in die kurdische Mukrî-Sprache überhaupt.

    1837 stellte die Basler Mission ihre Tätigkeit in dieser Region ein. Hoernle wechselte zur englischen Schwesterorganisation Church Missionary Society (CMS), die ihn und seine Ehefrau nach Nordindien entsandte. Von 1839 bis 1858 übernahm er die Leitung der Waisenanstalt in Secundra (heute Sikandra) bei Agra, verantwortete die Versorgung der Kinder aus der Hungersnot 1838, veranlasste deren Taufe und sorgte für einen christlich geprägten Schulunterricht. Für diesen Zweck gründete er 1839 in Agra die Lohe ki mandi Schule. 1840 richtete er ihnen zu Ausbildungs- und Erwerbszwecken eine Druckerwerkstatt ein, die Secundra Orphanage Press. Im Laufe der Jahre entstand nahe der von Hoernle gegründeten Waisenanstalt eine christliche Siedlung, für die Hoernle eine Selbstverwaltung (panchayat) organisierte und die er in spirituellen und weltlichen Angelegenheiten beriet; dies und die Erwerbsmöglichkeiten in der Druckerei machte sie unabhängig von Zuwendungen der englischen Missionsgesellschaft.

    1857 hielt sich Hoernle krankheitsbedingt in der klimatisch verträglicheren Bergregion um Landour und Kotegurh (Nordindien) auf, während sein Missionshaus und die Druckerwerkstatt im Zuge des Sepoy-Aufstands zerstört wurden. Auf Einladung der CMS reiste er 1860 nach London, wo er seine Bibelübersetzung „The New Testament of our Lord and Saviour Jesus Christ, in Hindústání Language“ und eigene Werke in Urdu, v. a. Predigten, publizierte.

    Von der CMS mit dem Wiederaufbau der ebenfalls 1857 zerstörten Mission in Meerut (Nordindien) beauftragt, reiste Hoernle 1861 nach Indien zurück und erhielt vom Bischof von Kalkutta die episkopale Priesterweihe. In Meerut leitete er erfolgreich die materielle und spirituelle Wiederherstellung der Mission, als deren zweiter Gründer er gilt, und eröffnete eine Boys High School sowie die erste Schule für nicht-christliche Mädchen (Sudder-School). 1842 und zwischen 1868 und 1874 gründete er zudem Kirchen in Secundra, Meerut, Ikla, Annfield und Dehradun (alle Nordindien). Nach der Übergabe der Missionsleitung an seinen Sohn Hermann Hoernle (1839–1907) zog er sich auf die Außenstation nach Annfiel zurück, deren Leitung er weiterhin behielt. 1881 trat er in den Ruhestand und kehrte mit seiner Frau nach Deutschland zurück.

    Gedruckte Quellen:

    I. G. Hermann Hoernle, The Late Rev. C. T. Hoernle, in: Church Missionary Intelligencer v. Juni 1883, S. 375 f.

    Sir William Muir, The Late Rev. C. T. Hoernle, in: Church Missionary Intelligencer v. August 1883, S. 593 f.

    E. Stroelin, Miss Stroelin’s Report, in: India’s Women, 1884, S. 82.

    N. N., Nachruf, in: Church Missionary Intelligencer, 1884, S. 575.

    N. N., Nachruf, in: Church Missionary Gleaner, 1890, S. 137.

    Hermann Gundert, Herrmann Mögling. Ein Missionsleben in der Mitte des Jahrhunderts, 1882, S. 123–125.

    Monografie:

    The New Testament of our Lord and Saviour Jesus Christ, in Hindústání Language, 1860.

    Aufsätze und Beiträge:

    Brief aus Tebris, in: Calwer Missionsblatt 8 (1835), S. 75 f.

    Reise nach Urmia, in: Magazin für die neueste Geschichte der evangelischen Missions- und Bibelgesellschaften, 1836, Anhang III, S. 481–509.

    Kurdische Sprachforschungen, in: ebd., S. 403–408.

    Christian Gottlieb Hoernle/Eduard Schneider, Untersuchungsreise der beiden Missionarien G. Hörnle und E. Schneider von Tebris nach Ispahan, in: Magazin für die neueste Geschichte der evangelischen Missions- und Bibelgesellschaften, 1837, Beilage II, S. 459–499.

    Kurze Beschreibung des Kurdenvolkes und ihres Landes, in: ebd., Beilage III, S. 499–514.

    Die sieben Wochentage der Hindus, Die zwölf Monathe der Hindus, in: Jugend-Blätter. Monatsschrift zur Förderung wahrer Bildung, 1850, Sp. 111–131 u. 303–313.

    Berichte und Jahresberichte in Missionsmagazinen:

    Bericht über Secundra, in: Magazin für die neueste Geschichte der evangelischen Missions- und Bibelgesellschaften, 1842, H. 2, S. 27–39.

    Bericht über Secundra, in: Magazin für die neueste Geschichte der evangelischen Missions- und Bibelgesellschaften, 1843, H. 1, S. 95–101 u. H. 4, S. 20–26.

    Bericht über Secundra und Pilgerreise mit Familie, in: Magazin für die neueste Geschichte der evangelischen Missions- und Bibelgesellschaften 1844, H. 4, S. 7–9.

    Bericht über Predigerreise vom 29. Januar bis 03. Februar nach Matua und Hansabad mit Missionar Kreiß, in: Calwer Missionsblatt, 1841, S. 83 f.

    Bericht und Brief von 21. Sept. 1843 über Heuschreckenplage, in: Calwer Missionsblatt, 1844, S. 16.

    Bericht über Predigerreise und Reise mit Kindern nach Bindrabund vom 12. bis 18. Feb. 1845, in: Calwer Missionsblatt, 1845, S. 77–80.

    Predigerreise nach Baldeo ab 30. Nov. 1846, in: Calwer Missionsblatt, 1847, S. 81 f.

    Missionsbilder aus dem Norden von Indien, in: Calwer Missionsblatt, 1848, S. 97–99.

    Missionsbilder aus dem Norden von Indien, in: Calwer Missionsblatt, 1849, S. 89–91.

    Brief Review of the Past History of the Missions. Secundra Orphanage Report, in: Church Missionary Intelligencer 1 (1850), S. 209 f.

    Letter from Landour, in: Church Missionary Intelligencer 9 (1858), Recent Intelligence, S. 1–3.

    Letter from Meerut, in: Church Missionary Intelligencer 12 (1861), Recent Intelligence, S. 1 f.

    Letter from Rev. C. T. Hoernle, in: Church Missionary Gleaner 14 (1864), S. 107 f.

    Report of Rev. C. T. Hoernle, in: Church Missionary Intelligencer. New Series 3 (1878), S. 369 f.

    Report of Rev. C. T. Hoernle, Dehra Doon, in: Church Missionary Intelligencer. New Series 5 (1880), S. 311 f.

    James Cowles Pritchard, Naturgeschichte des Menschengeschlechts, Bd. 3, nach der dritten Aufl. d. engl. Originals mit Anmerkungen u. Zusätzen hg. v. Rudolf Wagner/Friedrich Will, 1845, S. 74–80. (über Hoernles ethnografische u. linguistische Studien)

    John F. D. Hoernlé, Memoir of the Reverend Christian Theophilus Hoernle, 1884, Nachdr. 2023. (P)

    A. M. Barney, The Star in the East, 1860, v. a. S. 166–172.

    Eugene Stock, The History of the Church Missionary Society, its Environment, its Men and its Work, 1899, Bd. 1, S. 263 u. 350, Bd. 2, S. 168 u. 264, Bd. 3, S. 123, 130, 190 u. 866.

    Julius Richter, A History of Indian Mission, 1908, S. 289. (über Hoernles Urdu-Bibelübersetzung)

    Andreas Waldenburger, Missionare und Moslems. Die Basler Mission in Persien 1833–1837, 1984.

    Lexikonartikel:

    Friedrich Wilhelm Bautz, Art. „Hörnle, Christian Gottlieb“, in: ders. (Hg.), Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 2, 1990, Sp. 936 f.

    Fotografie (Altersporträt), undatiert, Abbildung in: John F. D. Hoernlé, Memoir of the Reverend Christian Theophilus Hoernle, 1884, Nachdr. 2023.

  • Autor/in

    Angela aus der Mühlen (Ort)

  • Zitierweise

    Mühlen, Angela aus der, „Hoernle, Christian“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/137592922.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA