Pötzl, Otto
- Lebensdaten
- 1877 – 1962
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Neurologe ; Psychiater ; Arzt
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 136570356 | OGND | VIAF: 79098591
- Namensvarianten
-
- Pötzl, Otto
- Pötzl, Otto
- Poetzl, Otto
- Pötzl, O.
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Pötzl, Otto
Psychiater, Neurologe, * 29.10.1877 Wien, † 1.4.1962 Wien. (katholisch)
-
Genealogie
V →Eduard (Ps. Kleinpetz, 1851–1914), Journalist, Schriftst., Ehrenbürger d. Stadt W. (s. ÖBL), S e. Advokaten;
M Josefine Höbert;
⚭ 1930 Anna Lubojacky (* 1891);
1 S →Johannes (Hans) (1930–93), Prof. f. physikal. Elektronik an d. TH Wien, Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (s. Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. 144). -
Biographie
Nach seiner Reifeprüfung am Wiener Schottengymnasium 1895 schrieb sich P. an der Medizinischen Fakultät der Univ. Wien ein und wurde im Januar 1901 promoviert. 1905-21 wirkte er als Assistent, später als Oberarzt an der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik unter →Julius Wagner-Jauregg (1857–1940) in Wien. 1911 habilitierte sich P. in den Fächern Psychiatrie und Neurologie mit der Arbeit „Über die Hirnschwellung und ihre Beziehungen zur Katatonie“. 1919 wurde er ao. Professor, 1922 erhielt er den Ruf als o. Professor für Psychiatrie an die Univ. Prag. 1928 kehrte er als Nachfolger Wagner-Jaureggs nach Wien zurück und blieb bis 1945 Vorstand der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik.
P. war einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener medizinischen Schule. Die Fächer Psychiatrie und Neurologie verband er mit Fachbereichen wie Biologie, Chemie, Physik, Psychoanalyse, Psychologie sowie mit Mathematik und Kunstgeschichte; sein Spezialgebiet war die Hirnpathologie. Am bekanntesten wurden seine Arbeiten über verschiedene Störungen der zeitlichen und räumlichen Wahrnehmung, über Verkehrt- und Schiefsehen, kortikal bedingte Polyopsien sowie Störungen des Tiefensehens. P. veröffentlichte mehrere Monographien: „Über die reine Worttaubheit“ (1919) und „Über die Agraphie“ (mit Georg Hermann, 1926), ein Standardwerk über die Hirnpathologie der Störungen des Schreibens. Die zahlreichen Forschungen P.s über das visuelle System des Menschen fanden 1928 in der Publikation „Die optisch-agnostischen Störungen“ ihren Niederschlag. Hier faßte er die Störungen der höheren optischen Leistungen zusammen und arbeitete das Syndrom „reine Wortblindheit-Farbagnosie“ heraus, dessen gesetzmäßige Lokalisation er als Folge von Läsionen im Bereich des Gyrus lingualis der dominanten Hemisphäre erkannte (Pötzlsches Syndrom). P. hat die Methoden und Auffassungen der klassischen, lokalistisch eingestellten Neuropathologie weitergeführt und zu einem neurophysiologisch orientierten Konzept der großhirnpathologischen Störungen umgewandelt. Mit „Über die Beziehungen des Großhirns zur Farbenwelt“ (1958) schloß er eine Lücke in der Hirnpathologie. P. galt als einer der wenigen Psychiater im deutschen Sprachraum, der an seiner Klinik eine Vorlesung über die Psychoanalyse eingeführt und die Eröffnung einer psychotherapeutischen Ambulanz befürwortet hat. 1917-33 war er Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Unter Psychoanalytikern sind seine tachistoskopischen Experimente (1917), die den experimentellen Nachweis für das Unbewußte lieferten, berühmt geworden. Die Trauminhalte bestehen aus Tagesresten, die im indirekten Sehen unbewußt und als unterschwellige Reize wahrgenommen werden; für den Inhalt eines Teiles der Halluzinationen gelten dieselben Gesetze. Die moderne Werbepsychologie greift gelegentlich auf diese Erkenntnisse P.s zurück.
-
Werke
u. a. Experimentell erregte Traumbilder in ihren Beziehungen z. indirekten Sehen, in: Zs. f. d. gesamte Neurol. u. Psychiatrie 37, 1917, S. 3 f.;
Zur Metapsychol. d. „dejà vu“, in: Imago 12, 1926, S. 393-402;
Die opt. Allästhesie, 1928;
Der Schlaf, Mitt. u. Stellungnahme z. derzeitigen Stande d. Schlafproblems, 1929 (mit C. Economo, E. Pick. H. Molitor, A. Strasser);
Hirnpathol. u. Tiefenpsychol., in: V. Krankt (Hg.), Hdb. d. Neurosenlehre u. Psychotherapie, 1960;
Preconscious Stimulation in Dreams, Associations, and Images. Classical Studies, 1960 (mit R. Allers, J. Teler). -
Literatur
H. J. Urban (Hg.), Fs. z. 70. Geb.tag v. Prof. O. P., 1949 (W, L);
H. Hoff, in: Wiener Klin. Wschr. 74, 1962, S. 369 f.;
ders., G. Harrer, ebd. 80, 1968, S. 826 f.;
E. Pichler, in: Wiener Med. Wschr. 112, 1962, S. 579 f.;
Wolfgang Huber, Psychoanalyse in Österr. seit 1933, 1977;
E. Jones, Sigmund Freud, Leben u. Werk, II, III, 1962;
E. Lesky, Die Wiener Med. Schule im 19. Jh., 1978;
E. Mühlleitner, Biogr. Lex. d. Psychoanalyse, 1992;
A. Kreuter, Dt.sprachige Neurologen u. Psychiater, III, 1996, S. 1115-21 (W, L);
Hist. Lex. Wien. -
Autor/in
Elke Mühlleitner -
Zitierweise
Mühlleitner, Elke, "Pötzl, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 576-577 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136570356.html#ndbcontent