Frölich, August
- Lebensdaten
- 1877 – 1966
- Geburtsort
- Sippersfeld bei Winnweiler (Pfalz)
- Sterbeort
- Weimar
- Beruf/Funktion
- Politiker ; Gewerkschafter ; Abgeordneter ; Sozialdemokrat
- Konfession
- evangelisch-lutherisch, später konfessionslos
- Normdaten
- GND: 129985805 | OGND | VIAF: 52783465
- Namensvarianten
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- Frölich, August
- Frölich, August
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Frölich, August
1877 – 1966
Politiker, Gewerkschafter
August Frölich hatte 1920 als SPD-Politiker in Sachsen-Altenburg und Mitglied des Staatsrats maßgeblichen Anteil an der Gründung des Freistaats Thüringen. Nach Repressalien und KZ-Haft im „Dritten Reich“ setzte er seit 1945 seine politische Karriere fort und stieg als SED-Funktionär in hohe Gremien der DDR auf.
Lebensdaten
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Autor/in
→Christian Faludi (Jena/Weimar)
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Zitierweise
Faludi, Christian, „Frölich, August“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/129985805.html#dbocontent
Aufgewachsen in einer kleinbäuerlichen Familie, absolvierte Frölich nach dem Besuch der Volksschule von 1890 bis 1893 eine Ausbildung zum Dreher und Schlosser im rheinpfälzischen Enkenbach. Seine anschließende Wanderschaft als Geselle führte ihn u. a. nach Kaiserslautern, Naumburg, Leipzig, Braunschweig und Berlin, wo er Bildungskurse besuchte. Von 1898 bis 1918 war er in mehreren Ämtern als Gewerkschaftsfunktionär des Deutschen Metallarbeiter-Verbands aktiv, zuletzt in Altenburg, wo er zum Geschäftsführer der Zahlstelle aufstieg. 1915/16 diente er als Frontsoldat.
Seit 1913 war Frölich Stadtverordneter für die SPD in Altenburg, übernahm in der Novemberrevolution 1918 den Vorsitz des örtlichen Arbeiterrats und war Delegierter des Reichsrätekongresses in Berlin. In dem vom Leitenden Staatsminister des Freistaats Sachsen-Altenburg, Wilhelm Tell (1871–1950), gebildeten Kabinett übernahm er im November 1918 die Ministerialabteilung für Wirtschaft und stieg im März 1919 zum Vorsitzenden des Staatsministeriums auf. Zugleich für auswärtige Angelegenheiten und Militärfragen zuständig, baute er eine regierungstreue Einwohnerwehr auf, die im März 1920 den Kapp-Lüttwitz-Putsch in der Region verhinderte.
Als Mitglied des Staatsrats von Juli 1919 bis November 1920 hatte Frölich maßgeblichen Anteil an der Gründung des Landes Thüringen. Von November 1920 bis Oktober 1921 war er stellvertretender Vorsitzender des Staatsministeriums und Wirtschaftsminister im Kabinett Arnold Paulssens (1864–1942), übernahm am 18. Oktober 1921 den Vorsitz des Staatsministeriums und bildete eine Minderheitsregierung aus SPD und USPD unter Duldung der KPD. Den Schwerpunkt seiner Regierungszeit bis zum 10. Februar 1923 bildeten die reformsozialistische Schul- und Bildungspolitik des Volksbildungsministers Max Greil (1877–1939) sowie eine umfassende Verwaltungsreform. Infolge der Reichsexekution gegen Sachsen und des Einmarschs der Reichswehr in Thüringen im Oktober 1923 löste sich das Kabinett auf. Von 1924 bis 1933 war Frölich neben seinem Reichstagsmandat als SPD-Bezirksvorstand von Großthüringen tätig.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Frölich mehrfach inhaftiert: 1933 befand er sich kurzzeitig in „Schutzgewahrsam“, von November 1938 bis Februar 1939 wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ eingesperrt, im August 1944 wurde er im Zuge der „Aktion Gewitter“ von der Gestapo erneut verhaftet. Das Kriegsende erlebte er als Häftling im Konzentrationslager Ravensbrück.
Nach dem Krieg kehrte Frölich nach Weimar zurück, wo er zu einem politischen Architekten des von Moskau kontrollierten Einheitsstaats nach sowjetischem Vorbild aufstieg. Seit Juli 1945 im Bund demokratischer Sozialisten in Thüringen aktiv, wurde er nach dem erzwungenen Rücktritt des Regierungspräsidenten Hermann Brill (1895–1959) zum 29. Dezember 1945 geschäftsführender SPD-Landesvorstand. Am 7. April 1946 eröffnete er als Vorsitzender den Thüringer Parteitag zur Zwangsvereinigung von SPD und KPD in Gotha. Als Mitglied des Landesvorstands der SED (1946–1952), Präsident des Thüringer Landtags (1946–1950) und Mitglied des Volksrats bzw. der Volkskammer der DDR (1948–1950) zählte er zu den aktivsten Politikern im Gründungsprozess der DDR.
Am 30. Juni 1947 wurde Frölich in seinem Weimarer Landtagsbüro bei einem politischen Attentat leicht verletzt. Die Hintergründe blieben ungeklärt. Von Oktober 1949 bis Dezember 1958 gehörte er der (Provisorischen) Länderkammer der DDR an und gestaltete die Auflösung des föderalen Systems mit, einschließlich der Zergliederung des Landes Thüringen in die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Neben seinen politischen Ämtern war Frölich Mitglied mehrerer linientreuer Organisationen sowie in einer Vielzahl von Ehrenämtern aktiv.
1895 | Mitglied im Deutschen Metallarbeiter-Verband |
1949 | Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft |
1949 | Mitglied des Kulturbunds der DDR |
1950 | Ehrenmitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ) |
1952 | Ehrenbürger der Stadt Weimar |
1952 | August-Frölich-Platz, Weimar |
1954 | Vaterländischer Verdienstorden in Silber |
1957 | „Held der Arbeit“ |
1958 | Medaille für Kämpfer gegen den Faschismus 1933–1945 |
1959 | Verdienstmedaille der DDR |
1960 | Banner der Arbeit |
1963 | Vaterländischer Verdienstorden in Gold |
August-Frölich-Straße, Erfurt |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar: Thüringer Landtag Nr. 71. (Personalakte Frölich)
Der Abfindungsvertrag zwischen dem Land Altenburg und dem ehemaligen Herzog. Die Wiedergutmachung eines historischen Unrechtes, 1924.
Die Schmach von Thüringen. Rede des Abgeordneten August Frölich zur Regierungsbildung am 30. Januar 1930, 1930.
Renate Ragwitz, Art. „Frölich, August“, in: Gitta Günther/Wolfram Huschke/Walter Steiner (Hg.), Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte, 1998, S. 130. (P)
Bernhard Post/Volker Wahl (Hg.), Thüringen-Handbuch. Territorium, Verfassung, Regierung und Verwaltung in Thüringen 1920 bis 1995, 1999, S. 579–581.
Günter Hauthal/Josef Schwarz, Für gemeinsames Handeln zum Wohl des Volkes: August Frölich, in: Mario Hesselbarth (Hg.), Gelebte Ideen. Sozialisten in Thüringen. Biographische Skizzen, 2006, S. 147–159.
Steffen Kachel, Ein rot-roter Sonderweg? Sozialdemokraten und Kommunisten in Thüringen. 1919 bis 1949, 2011, S. 74–80.
Jochen Lengemann, Thüringische Landesparlamente 1919–1952. Biographisches Handbuch, 2014, S. 262–267. (P)
Christian Faludi, Lebensskizzen herausragender Persönlichkeiten der Gründungsphase des Landes Thüringen 1918–1920, in: ders./Marc Bartuschka (Hg.), „Engere Heimat“ – Die Gründung des Landes Thüringen 1920, 2020, S. 368–370.
Christian Faludi, Architekten der Demokratie. Die Gründungsväter des Freistaats Thüringen 1920, 2020, S. 26–29. (P) (Onlineressource)
Fotografie, 1916, in: Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, Porträtsammlung Nr. 3.
Postwertzeichen der DDR, Ausgabetag 18. Oktober 1977.
Fotografie, ca. 1920, Abbildung in: Reichstags-Handbuch, II. Wahlperiode 1924, hg. v. Bureau des Reichstags, 1924, S. 623. (Onlineressource)