Horlacher, Michael
- Dates of Life
- 1888 – 1957
- Place of birth
- Pottenstein (Oberfranken)
- Place of death
- Bad Tölz (Oberbayern)
- Occupation
- Agrarfunktionär ; Parteipolitiker ; Politiker
- Religious Denomination
- römisch-katholisch
- Authority Data
- GND: 124376835 | OGND | VIAF: 64938125
- Alternate Names
-
- Horlacher, Michael Christoph
- Horlacher, Michael
- Horlacher, Michael Christoph
- Horlacher, Michael Christof
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- Personen der Geschichte der CSU [2019-]
- * Kabinettsprotokolle der Bundesregierung [2003-]
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- Personen der Geschichte der CDU [2009-]
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- * Personen im Personenverzeichnis der Fraktionsprotokolle KGParl [1949-]
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- * Kabinettsprotokolle der Bundesregierung [2003-]
- * Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten Basis: Parlamentsalmanache/Reichstagshandbücher 1867 - 1938 [1867-1938]
- * Historisches Lexikon Bayerns
- * Nachlassdatenbank beim Bundesarchiv
- * Protokolle des Bayerischen Ministerrats 1945-1954
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
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Horlacher, Michael Christoph
1888 – 1957
Agrarfunktionär, Parteipolitiker
Michael Horlacher war einer der prominentesten deutschen Agrarfunktionäre seiner Zeit. Bis 1933 war er in der Bayerischen Volkspartei (BVP), seit 1945 in der Christlich-Sozialen Union in Bayern (CSU) tätig. Er war Abgeordneter des Bayerischen Landtags (1920–1925, 1946–1950), des Deutschen Reichstags (1924–1933), der Bayerischen Verfassunggebenden Landesversammlung (1946) und des Deutschen Bundestags (1949–1957).
Dates of Life
Geboren am 18. Januar 1888 in Pottenstein (Oberfranken) Gestorben am 12. Oktober 1957 in Bad Tölz (Oberbayern) Grabstätte Waldfriedhof in Bad Tölz (Oberbayern) Konfession römisch-katholisch -
Author
→Johann Kirchinger (Regensburg)
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Citation
Kirchinger, Johann, „Horlacher, Michael“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/124376835.html#dbocontent
Nach dem Besuch des Alten Gymnasiums in Nürnberg studierte Horlacher von 1907 bis 1912 Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität München und wurde hier 1913 bei dem Nationalökonomen Lujo Brentano (1844–1931) zum Dr. rer. pol. promoviert. Aufgrund einer Herzerkrankung militärdienstuntauglich, konnte er während des Ersten Weltkriegs seine berufliche Karriere verfolgen und arbeitete im statistischen Dienst Bayerns und des Reichs, an der Landespreisprüfungsstelle in München sowie als Redakteur der München-Augsburger Abendzeitung. Bis dahin Exponent wirtschaftsliberaler Positionen, wechselte er im April 1918 in das landwirtschaftliche Organisationswesen und vertrat seither agrarprotektionistische Forderungen.
Horlachers Wandel zum Agrarfunktionär basierte auf seiner guten Beziehung zu Georg Heim (1865–1938), dem führenden Vertreter des Bayerischen Christlichen Bauernvereins (CBV), der ihn seit 1918 protegierte. Indem er sich trotz seines bürgerlichen Lebensstils und seiner akademischen Sozialisation als rustikal-bodenständiger Politiker inszenierte, reagierte Horlacher auf eine anhaltende Kontroverse in der landwirtschaftlich geprägten Bevölkerung, ob Nichtlandwirte zur Vertretung landwirtschaftlicher Interessen berechtigt und befähigt seien.
Auf Betreiben Heims wurde Horlacher 1920 Geschäftsführer der Bayerischen Landesbauernkammer, der ersten gesetzlichen Berufsvertretung der Landwirtschaft in der bayerischen Geschichte. Er nutzte dieses Amt zum Aufbau eines umfangreichen agrarpolitischen Netzwerks und nahm auf Landes- und Reichsebene zahlreiche Vorstands-, Aufsichtsrats- und Ausschusssitze ein. Von 1920 bis 1925 vertrat Horlacher die Bayerische Volkspartei (BVP) im Bayerischen Landtag, seit 1924 im Reichstag, wo er bis 1933 für einen gemäßigten Föderalismus und vernunftrepublikanischen Gouvernementalismus eintrat. Als politischer Gegner des Nationalsozialismus verlor er 1933 alle politischen Posten, wurde zwangspensioniert und kurzzeitig in Stadelheim inhaftiert. Von August bis Oktober 1944 war er im Rahmen der „Aktion Gitter“ im Konzentrationslager Dachau interniert.
Überzeugt davon, dass die ideologische und parteipolitische Spaltung des landwirtschaftlichen Organisationswesens in Bayern ein wesentlicher Faktor für den Aufstieg des Nationalsozialismus gewesen sei, forcierte Horlacher nach dem Zweiten Weltkrieg die Gründungen der landwirtschaftlichen Einheitsorganisation Bayerischer Bauernverband (BBV), des Bayerischen Raiffeisenverbands als genossenschaftlichen Einheitsverband sowie der konservativen Sammlungspartei CSU. Mithilfe seines Freundes, des bayerischen Landwirtschaftsministers Joseph Baumgartner (1904–1964), wurde Horlacher 1945 gegen den Widerstand der Genossenschaften Staatskommissar für das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen.
In der CSU stieg Horlacher zum führenden Vertreter des Bauern- bzw. Bauernverbandsflügels auf, der einen gemäßigten Föderalismus vertrat, gegen den dezidierten Katholizismus Alois Hundhammers (1900–1974) votierte und eine Große Koalition aus CSU und SPD befürwortete. Er war Fürsprecher einer antikapitalistischen Wirtschaftskonzeption der „Zusammenarbeit der schaffenden Stände“, die auf sein Betreiben auf einer Kooperation zwischen BBV und Gewerkschaften sowie zwischen landwirtschaftlichen Genossenschaften und Konsumgenossenschaften basierte. Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und ihre auch wirtschaftspolitische Westorientierung machten dieses Konzept jedoch seit 1949 obsolet.
Vor dem Hintergrund sich zuspitzender ökonomischen Interessensgegensätze zwischen Bauern, Unternehmern und Arbeitern warb Horlacher als Bundestagsabgeordneter der CSU von 1950 bis 1957 konsequent für agrarprotektionistische Maßnahmen. An der Wiedereinführung von Agrarzöllen und Marktordnungen war er maßgeblich beteiligt.
1916 | König-Ludwig-Kreuz |
1930 | Silberne Ehrenmedaille der Kreisbauernkammer Oberbayern |
1948 | Ehrenmitglied des Deutschen Bauernverbands |
1953 | Ehrensenator, Universität Erlangen |
1953 | Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
Nachlass:
Bayerischen Hauptstaatsarchiv, München. (persönliche Unterlagen, private und dienstliche Korrespondenz, Briefe aus dem KZ, Manuskripte und Vorträge, Zeitungsausschnitte, Fotos)
Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Sankt Augustin. (Bayerische Landesbauernkammer, Reichsfinanzministerium, Korrespondenz 1922–1933)
Gedruckte Quellen:
Michael Horlacher (Schriftleiter), Mitteilungen der Handelspolitischen Vereinigung der Landwirtschaftlichen Körperschaften Bayerns, 1918/1919. Onlineressource)
Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bayerischen Landesbauernkammer, 1920–1932. (Onlineressource)
Protokolle des Bayerischen Ministerrats, 1945–1962. (Onlineressource)
Dokumente zur Bayerischen Verfassungsgebung 1946. (Onlineressource)
Verhandlungen des bayerischen Landtags, 1946–1947. (Onlineressource)
Drucksachen und Plenarprotokolle des Bundestages ab 1949. (Onlineressource)
Lehrjahre der CSU. Eine Nachkriegspartei im Spiegel vertraulicher Berichte an die amerikanische Militärregierung, hg. v. Klaus-Dietmar Henke/Hans Woller, 1984.
Die CSU 1945–1948. Protokolle und Materialien zur Frühgeschichte der Christlich-Sozialen Union, hg. v. Barbara Fait/Alf Mintzel, 1993.
Monografien:
Feststellung und Erklärung der landwirtschaftlichen Bodenpreisbewegung im Gebiet der niederbayerischen Bezirksämter Griesbach, Pfarrkirchen und Eggenfelden 1900 bis 1910, in: Lujo Brentano (Hg.), Preisbewegung landwirtschaftlicher Güter in einigen Teilen Bayerns während der Jahre 1900 bis 1910, 1914, S. 1–166. (Diss. rer. pol.)
Kriegswirtschaft und Lebensmittelteuerung im In- und Ausland, 1917.
Der Wiederaufbau der deutschen Volkswirtschaft. Eine Denkschrift über Deutschlands finanzielle und wirtschaftliche Not, 1919.
Die Zukunft der deutschen Landwirtschaft und die derzeitige Wirtschaftspolitik. Vortrag auf dem Verbandstag des Verbandes ländlicher Genossenschaften Raiffeisenscher Organisation für das rechtsrheinische Bayern zu Nürnberg am 29. Oktober 1919, 1919.
Der Wert der Pfalz für Bayern und das Reich. Zugleich Erinnerungsschrift zur Hundertjahrfeier der Wiedervereinigung der Pfalz mit Bayern 1816–1916, 1920.
Das Agrarprogramm der deutschen Sozialdemokratie, 1923.
Die Erhaltung der Landwirtschaft. Eine Lebensfrage für das deutsche Volk, 1924.
Einführung in die Agrarpolitik, 1951.
Artikel und Aufsätze:
Alkoholstatistik und Alkoholkriminalität mit besonderer Berücksichtigung Bayerns. Georg von Mayr zum goldenen Doktorjubiläum in Verehrung gewidmet, in: Allgemeines Statistisches Archiv 10 (1916/17), S. 140–207.
Die Leistungsfähigkeit Deutschlands und seiner Hauptgegner auf dem Gebiete der Landwirtschaft, in: Weltwirtschaftliches Archiv. Chronik und Archivalien 9 (1917), S. 158–183.
Die Überseeinteressen Bayerns, in: Zeitschrift des Königlich-Bayerischen Statistischen Landesamts 49 (1917), S. 85–152.
Art. „Getreide“, in: Hermann Sacher (Hg.), Staatslexikon, Bd. 2, 51927, S. 676–684.
Das bayerische Bauerntum, in: Georg Jacob Wolf (Hg.), Dem Bayerischen Volke. Der Weg der Bayern durch die Jahrhunderte. Ein Bekenntnis zu Bayern und zum Reich, 1930, S. 235–242.
König Ludwig III. als Landwirt, in: Das Bayerland 42 (1931), S. 598–600.
„Treu bayerisch – nicht nordisch!“, in: Regensburger Anzeiger v. 22.4.1932, S. 5 f.
Die Strukturwandlungen der deutschen Handelsbilanz, in: Allgemeines Statistisches Archiv 24 (1934/35), S. 329–346.
Der bayerische Bauer und die Bayerische Verfassung, in: Bauernstand und Bauernverband. Ein Rückblick und ein Ausblick, hg. vom Bayerischen Bauernverband, 1946, S. 11–16.
Der Weg des Nationalsozialismus zur Macht, in: Süddeutsche Zeitung v. 9.8.1946, S. 4.
Mensch und Wirtschaft vom Standpunkt der Genossenschaftsidee, in: Landwirtschaftliche Genossenschaften und Wirtschaftsordnung, 1950, S. 3–5.
Die Organisation der dänischen und schwedischen Landwirtschaft, in: Wissen und Organisation als Wegbereiter des Erfolges. Erfahrungen und Erlebnisse einer Dänemark- und Schwedenreise, 1950, S. 39–51.
Agrarpolitik gestern, heute und morgen, in: Landwirtschaftliche Woche. Vorträge gehalten im Rahmen der „Landwirtschaftlichen Woche“, München 18.2.–20.2.1954, 1954, S. 5–17.
Bibliografie:
Johann Kirchinger, Michael Horlacher. Ein Agrarfunktionär in der Weimarer Republik, 2011, S. 517–538.
Monografien:
Klaus Schönhoven, Die Bayerische Volkspartei 1924–1932, 1972.
Alf Mintzel, Die CSU. Anatomie einer konservativen Partei, 1975.
Wolfgang Ratjen, Die bayerischen Bauernkammern von 1920 bis 1933, 1981.
Konstanze Wolf, CSU und Bayernpartei. Ein besonderes Konkurrenzverhältnis 1948–1960, 21984.
Hannsjörg Bergmann, Der Bayerische Bauernbund und der Bayerische Christliche Bauernverein 1919–1928, 1986.
Ulrich Kluge, Vierzig Jahre Agrarpolitik in der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 1, 1989.
Ludwig Hüttl, 1893–1933 Genossenschaftsverband Bayern (Raiffeisen/Schulze-Delitzsch) e.V., München. Eine Chronik der landwirtschaftlichen und gewerblichen Genossenschaftsverbände in Bayern seit dem 19. Jahrhundert, 1993.
Barbara Fait, Die Anfänge der CSU 1945–1948. Der holprige Weg zur Erfolgspartei, 1995.
Barbara Fait, Demokratische Erneuerung unter dem Sternenbanner. Amerikanische Kontrolle und Verfassunggebung in Bayern 1946, 1998.
Thomas Schlemmer, Aufbruch, Krise und Erneuerung. Die Christlich-Soziale Union 1945 bis 1955, 1998.
Johann Kirchinger, Michael Horlacher. Ein Agrarfunktionär in der Weimarer Republik, 2011.
Aufsätze und Artikel:
Hilde Balke, Die Präsidenten des Bayerischen Landtags von 1946 bis 1994, 2001, S. 10–87.
Renate Höpfinger, Art. „Michael Horlacher“, in: Winfried Becker/Günter Buchstab/Anselm Doering-Manteuffel/Rudolf Morsey (Hg.), Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland, 2002, S. 283 f.
Friedrich H. Hettler, Michael Horlacher. Präsident des Bayerischen Landtags, in: Günter Buchstab/Brigitte Kaff/Hans-Otto Kleinmann (Hg.), Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union, 2004, S. 295–303.
Johann Kirchinger, Die Stenographischen Berichte der Verhandlungen der Bayerischen Landesbauernkammer (1920–1933), in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 70 (2007), S. 263–277.
Johann Kirchinger, Rätewesen und Selbstverwaltungsidee. Die revolutionären bayerischen Bauernräte im Rahmen eines kontinuierlichen organisationspolitischen Diskurses zwischen Monarchie und Republik, in: Tobias Appl/Georg Köglmeier (Hg.), Regensburg, Bayern und das Reich. Festschrift für Peter Schmid zum 65. Geburtstag, 2010, S. 651–686.
Fotografie, ca. 1923, Abbildung in: Reichstags-Handbuch, III. Wahlperiode 1924, hg. v. Bureau des Reichstags, 1925, S. 437 (Onlineressource).
Fotografie, ca. 1927, Abbildung in: Reichstags-Handbuch, IV. Wahlperiode 1928, hg. v. Bureau des Reichstags, 1928, S. 554 (Onlineressource).
Fotografie, ca. 1930, Abbildung in: Reichstags-Handbuch, V. Wahlperiode 1930, hg. v. Bureau des Reichstags, 1930, S. 619 (Onlineressource).
Fotografie, ca. 1932, Abbildung in: Reichstags-Handbuch, VI. Wahlperiode 1932, hg. v. Bureau des Reichstags, 1932, S. 373 (Onlineressource).