Frölich, Paul
- Lebensdaten
- 1884 – 1953
- Geburtsort
- Neusellershausen (Leipzig)
- Sterbeort
- Frankfurt am Main
- Beruf/Funktion
- Politiker ; Schriftsteller ; Journalist ; Abgeordneter ; Flüchtling ; Sozialist ; Publizist ; Redakteur ; Revolutionär
- Normdaten
- GND: 123562155 | OGND | VIAF: 4977488
- Namensvarianten
-
- Paul Werner
- K(arl) Franz
- Wilhelm Fröhlich; Hans Wolf
- Frölich, Paul
- Paul Werner
- K(arl) Franz
- k franz
- Wilhelm Fröhlich; Hans Wolf
- Frölich, Paul
- Frelih, Paul
- Fröhlich, Paul
- Wilhelm Fröhlich; Hans Wolph
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Frölich, Paul
Pseudonyme: Paul Werner; K(arl) Franz; Wilhelm Fröhlich; Hans Wolf
1884 – 1953
Politiker, Schriftsteller, Journalist
Paul Frölich war seit Mitte der 1920er Jahre einer der schärfsten Kritiker der Stalinisierung der KPD und gehörte zu den führenden Vertretern der Kommunistischen Partei-Opposition und der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Neben seiner politischen Publizistik trat er als Nachlassverwalter und Biograf Rosa Luxemburgs (1871–1919) hervor.
Lebensdaten
Geboren am 7. August 1884 in Neusellershausen (Leipzig) Gestorben am 16. März 1953 in Frankfurt am Main Grabstätte Hauptfriedhof in Frankfurt am Main -
Autor/in
→Andreas Herbst (Berlin)
-
Zitierweise
Herbst, Andreas, „Frölich, Paul“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/123562155.html#dbocontent
Frölich entstammte einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus, absolvierte nach Abschluss der Bürger- und Realschule eine kaufmännische Lehre in Dresden, Neustadt (Posen) und Leipzig und wurde 1902 Mitglied der SPD. Nach kurzem Besuch des Volkswirtschaftlichen Seminars der Universität Leipzig volontierte er auf Einladung des Chefredakteurs Paul Lensch (1873–1926) bei der „Leipziger Volkszeitung“ und ließ sich zum Journalisten ausbilden. Von 1908 bis 1914 arbeitete Frölich in Leipzig, Altenburg, Hamburg und Bremen für sozialdemokratisch und gewerkschaftlich orientierte Zeitungen. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs positionierte er sich entschieden gegen die Burgfriedenspolitik seiner Partei.
1914 wurde Frölich als Unteroffizier zum Kriegsdienst einberufen. Nach einer Verschüttung und längerem Lazarettaufenthalt für kriegsuntauglich erklärt, ging er zurück nach Bremen, wo er mit dem SPD-Politiker Johann Knief (1880–1919) das linksradikale Wochenblatt „Arbeiterpolitik“ begründete. Nach erneuter Einberufung Ende 1916 fiel Frölich durch kriegskritische Agitation auf, was Mitte 1918 zu seiner Einweisung in eine Nervenheilanstalt führte, aus der er nach der Novemberrevolution entlassen wurde.
Als Gründungsmitglied der KPD arbeitete Frölich seit 1919 in der Berliner Parteizentrale, engagierte sich im April/Mai 1919 für die Bayerische Räterepublik und wurde nach seiner Flucht aus München jahrelang polizeilich gesucht. Auf dem zweiten (1919) und dritten (1920) Parteitag der KPD als Mitglied der Parteizentrale bestätigt, vertrat er seine Partei von Februar 1921 bis Dezember 1924 im Reichstag. Als Anhänger von August Thalheimers (1884–1948) „Offensivtheorie“ war er davon überzeugt, die KPD könne im Zuge des zusammenbrechenden Kapitalismus die Arbeiter durch radikale Aktionen „aufwecken“ und zum aktiven politischen Kampf treiben.
1924 schied Frölich als Vertreter des „rechten“, in Opposition zu Ruth Fischer (1895–1961) stehenden Parteiflügels aus der KPD-Zentrale aus, war anschließend als politischer Publizist tätig und wurde 1925 mit der Herausgabe einer Gesamtausgabe der Werke Rosa Luxemburgs (1871–1919) betraut. Als scharfer Kritiker der Stalinisierung der kommunistischen Bewegung geriet er in Gegensatz zur KPD-Führung um Ernst Thälmann (1886–1944) und wurde Ende 1928 aus der Partei ausgeschlossen. Überzeugt davon, die KPD sei unfähig zur inneren Reform und zur Lösung aus der Abhängigkeit Moskaus, schloss sich Frölich 1929 der Kommunistischen Partei-Opposition (KPO) um Heinrich Brandler (1881–1967) und Jacob Walcher (1887–1970) an. 1932 wechselte er zur Sozialistischen Arbeiter Partei (SAP), für die er die Programmschrift „Was will die SAP?“ verfasste und in deren Vorstand er gewählt wurde.
Im März 1933 wurde Frölich verhaftet und in das Konzentrationslager Lichtenburg bei Prettin verschleppt. Im Zuge der „Weihnachtsamnestie“ 1933 freigekommen, floh er in die Tschechoslowakei und nahm Anfang 1934 in Paris die Auslandsarbeit der SAP auf, an deren Spitze er mit Walcher stand. Neben der Parteiarbeit (u. a. als Vertreter der SAP im „Lutetia-Kreis“, dem Ausschuss zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront), war Frölich in Paris schriftstellerisch aktiv und stellte seine Biografie „Rosa Luxemburg. Gedanke und Tat“ fertig. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs in Frankreich interniert, konnte er im Februar 1941 mit seiner späteren Ehefrau Rosi Wolfstein (1888–1987) nach New York City ausreisen.
1950 kehrte Frölich nach Deutschland zurück, ließ sich in Frankfurt am Main nieder und schloss sich erneut der SPD an. Durch seine politischen Führungspositionen, seine umfang- und themenreiche Publizistik und seine mehrfach wiederaufgelegte Biografie Rosa Luxemburgs zählt er zu den wichtigsten Aktivisten der deutschen Arbeiterbewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Nachlass:
Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung e.V., Bonn, Teilnachlass (1943–1983). (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Koblenz, N 1522/4. (Nachlass Susanne Leonhard, Schriftwechsel mit Paul Frölich und Rosalinde Frölich)
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 1507. (Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung, Lageberichte)
Gedruckte Quellen:
Bourgeoisie und plebejische Revolution im Spiegel der Menschenrechte. Aus dem Nachlass des am 16. März 1953 verstorbenen Historikers Paul Frölich veröffentlichen wir die nachfolgende Studie zu seinem unvollendet gebliebenen Werk: Demokratie und Diktatur in der Französischen Revolution, in: International Review of Social History 1 (1956), S. 464–483.
Beiträge zur Analyse des Stalinismus. Zwei unveröffentlichte Manuskripte aus dem Nachlass, in: Claudio Pozzoli (Hg.), Jahrbuch Arbeiterbewegung, Bd. 4, 1976, S. 141–155.
Monografien:
Die Bayrische Räterepublik. Tatsachen und Kritik, 1919, 21920, Neuausg. 1971, Neuausg. 2001. (unter dem Pseudonym Paul Werner)
Der Weg zum Sozialismus, 1919.
Die syndikalistische Krankheit, 1919.
Wider den weißen Mord, 1922, franz. 1922. (Onlineressource)
Eugen Leviné, 1922. (unter dem Pseudonym Paul Werner)
Das Verbrechen an den Eisenbahnern. Der Februar-Streik und seine Lehren, 1922.
10 Jahre Krieg und Bürgerkrieg, Bd. 1, 1924.
Keinen Pfennig den Fürsten!, 1925.
Paul Frölich/Albert Schreiner, Die deutsche Sozialdemokratie. 14 Jahre im Bunde mit den Kapital, 1928.
Der Berliner Blut-Mai, 1929. (Onlineressource)
Was will die SAP?, 1932.
Was kommt nach Hitler? Probleme der deutschen Revolution, hg. v. d. Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, 1937.
Rosa Luxemburg. Gedanke und Tat, 1939, 51990, engl. 1940.
Zur Krise des Marxismus, 1949.
1789 – Die große Zeitenwende. Von der Bürokratie des Absolutismus zum Parlament der Revolution, 1957.
Im radikalen Lager. Politische Autobiographie 1890–1921, hg. v. Reiner Tosstorff, 2013.
Aufsätze und Artikel:
Richard Dehmel, in: Die Neue Zeit. Wochenschrift der Deutschen Sozialdemokratie 1 (1909), H. 10/11, S. 302–307. (Onlineressource)
Einleitung, in: Karl Radek, In den Reihen der deutschen Revolution 1909–1919. Gesammelte Aufsätze und Abhandlungen, 1921.
Einleitung, in: Rosa Luxemburg, Koalitionspolitik oder Klassenkampf?, 1922, S. 3–12. (Onlineressource)
Vorbemerkung, in: Erich Mühsam, Das Standrecht in Bayern, 1923, S. 5–8. (Onlineressource)
Einleitung, in: Rosa Luxemburg. Gegen den Reformismus, 1925.
Einleitung, in: Rosa Luxemburg. Gewerkschaftskampf und Massenstreik, 1928.
Thomas Jefferson, der Demokrat, in: Rote Revue. Sozialistische Monatsschrift 30 (1951), S. 360–363.
Ein Kampfgefährte Rosa Luxemburgs gestorben, in: Sozialdemokratischer Pressedienst v. 17.3.1953, S. 6. (Onlineressource).
Wilhelm Kosch, Art. „Fröhlich, Paul“, in: ders. (Hg.), Biographisches Staatshandbuch. Lexikon der Politik, Presse und Publizistik, fortgef. v. Eugen Kuri, Bd. 1, 1963, S. 363.
Karl Hermann Tjaden, Struktur und Funktion der „KPD-Opposition“ (KPO), 1964.
Ernst Massmann, Art. „Frölich, Paul“, in: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon, 1970, S. 145 f.
Bernd Klemm, Paul Frölich (1884–1953). Politische Orientierung und theoretische Reflexionen von Linkssozialisten nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (IWK) 19 (1983), S. 186–229.
Klaus Kinner, Art. „Frölich, Paul“, in: Manfred Asendorf/Rolf von Bockel (Hg.), Demokratische Wege. Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrhunderten, 1997, S. 196 f. (P)
Hermann Weber/Andreas Herbst, Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, 22008, S. 271 f. (Onlineressource)
Riccardo Altieri, Paul Frölich, American Exile, and Communist Discourse about the Russian Revolution, in: American Communist History 17 (2018), S. 220–231. (Onlineressource)
Riccardo Altieri, Luxemburg oder Lenin? Die unterschiedlichen Positionen von Rosi Wolfstein und Paul Frölich zur Revolution in Russland, in: Frank Jacob/Riccardo Altieri (Hg.), Die Wahrnehmung der Russischen Revolutionen 1917. Zwischen utopischen Träumen und erschütterter Ablehnung, 2019, S. 31–56.
Julia Killet, Fiktion und Wirklichkeit. Die Darstellung Rosa Luxemburgs in der biographischen und literarischen Prosa, 2020, S. 126–133.
Riccardo Altieri, „Antifaschisten, das waren wir...“. Rosi Wolfstein und Paul Frölich. Eine Doppelbiografie, 2022.
Fotografie, ca. 1923, Abbildung in: Reichstags-Handbuch. II. Wahlperiode 1924, hg. v. Bureau des Reichstags, 1924, S. 638. (Onlineressource)
Fotografie, ca. 1927, Abbildung in: Reichstags-Handbuch. IV. Wahlperiode 1928, hg. v. Bureau des Reichstags, 1928, S. 529. (Onlineressource)
Fotografien, Privatbesitz v. Lissy Alfhart (1908–1996), Frankfurt am Main.