Morgenstern, Soma
- Lebensdaten
- 1890 – 1976
- Geburtsort
- Budzanow bei Tarnopol (Galizien)
- Sterbeort
- New York (USA)
- Beruf/Funktion
- Journalist ; Romanschriftsteller ; Schriftsteller ; Jurist
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 119188473 | OGND | VIAF: 12445889
- Namensvarianten
-
- Morgenstern, Soma
- Morgenshṭern, Somah
- Morgenstern, Salomo
- Morgenstern, Salomon
- Morsten
- Morsten, Modest
- Morsten, Soma
- Morstyn, Christof
- Morgensthern, Soma
- Morgensthern, Salomo
- Morgensthern, Salomon
- Morstyn, Christoph
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Morgenstern, Soma
Journalist, Romanschriftsteller, * 3.5.1890 Budzanow bei Tarnopol (Galizien), † 17.4.1976 New York (USA). (israelitisch)
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Genealogie
V →Abraham (1858–1908), Gutsverw. u. Kaufm., S d. Salomo († 1888) u. d. Elke N. N.;
M Sara (1859–1942), T d. Israel Jakob Schwarz u. d. Liba N. N., ⚭ Wien 1928 Ingeborg (1904–90, ev.), T d. →Paul v. Klenau (1883–1946) aus Kopenhagen, Dirigent u. Komp. (s. MGG; Riemann; New Grove), u. d. Anna-Maria Simon (1878–1977);
1 S →Dan Michael (* 1929), Musikschriftst. (s. BHdE II). -
Biographie
Einem streng orthodoxen jüd. Haus entstammend, in dem Jiddisch gesprochen wurde, erlernte M. die deutsche Sprache in Privatstunden und ging nach dem Besuch des Gymnasiums in Tarnopol 1912 nach Wien, um hier, dem Wunsch des Vaters folgend, Jura zu studieren. Im 1. Weltkrieg diente er als Soldat und wurde 1918 als Leutnant aus der Armee entlassen. Er setzte sein Studium fort und beendete es 1921 als Dr. iur. et rer. pol., ohne aber nachfolgend einen Beruf als Jurist auszuüben. M., dessen Interesse schon an der Universität mehr der Literatur und Philosophie gegolten hatte, versuchte sich zunächst als Übersetzer und Dramenautor, ehe er 1925 nach Berlin übersiedelte, wo er als Essayist sowie als Literatur- und Theaterkritiker, vornehmlich für die „Vossische Zeitung“, tätig war. Seit 1927 schrieb er als ständiger Korrespondent der „Frankfurter Zeitung“ in Wien Feuilletons und Skizzen über verschiedene Themen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens, in denen er in der Art eines Alfred Polgar anhand von scheinbaren Nebensächlichkeiten scharfsichtig die Entwicklungstendenzen der Zeit charakterisierte.
Als M. 1934 im Gefolge der nationalsozialistischen Machtergreifung seine Korrespondentenstelle entzogen wurde, wandte er sich einem bereits um 1930 konzipierten, umfänglichen Romanvorhaben zu, einer Trilogie, in der er – unter Annäherung an zionistische Positionen – die damals virulente Frage der jüd. Assimilation zugunsten eines Festhaltens an den Wurzeln des religiösen Judentums beantwortete. Der erste Teil, geschrieben überwiegend während eines halbjährigen Aufenthalts in Paris, konnte noch 1935 in Berlin (innerhalb des von den Behörden im Dritten Reich ghettoisierten jüd. Buchhandels) erscheinen; das Manuskript des zweiten Teils stellte M. bis 1938 fertig. Durch den „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich zur Flucht gezwungen, hielt er sich 1938/39 wieder in Paris auf und gehörte dort|zum engsten Freundeskreis Joseph Roths; nach Kriegsausbruch war er in mehreren franz. Lagern interniert, bis er sich 1941 über Casablanca und Lissabon in die USA retten konnte, wo er, zwei Jahre nach Kriegsende wieder mit seiner Familie vereint, in New York seinen Wohnsitz nahm. Ein privater Mäzen und die „Jewish Publication Society of America“ ermöglichten ihm in diesen Jahren die Weiterarbeit an der Trilogie sowie nachfolgend die Veröffentlichung aller drei Teile in engl. Sprache. In seinem nächsten und letzten Roman „Die Blutsäule“ griff M. im Rahmen einer ins Legendenhafte und Symbolische überhöhten Handlung das Thema der Massenvernichtung der Juden durch den Nationalsozialismus auf; das Werk gilt als ein bedeutender Versuch der literarischen Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Holocaust. Im betonten Zurückgehen auf den jüd. Traditionshintergrund, auch in der detailreichen Schilderung jüd. Lebenspraxis und in der Einarbeitung jiddischer bzw. jüd.-hebräischer Sprach- und Literaturüberlieferung, behauptet das Romanwerk M.s seinen besonderen Rang innerhalb der deutsch-jüd. Kultursymbiose. Eine seit 1994 erscheinende kommentierte Werkausgabe macht darüber hinaus Erinnerungstexte, Kurzprosa und Essayistisches aus dem Nachlaß zugänglich.
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Werke
Der Sohn d. verlorenen Sohnes, 1935 (Roman, amerikan. 1946);
In my Father's Pastures, 1947;
The Testament of the Lost Son, 1950 (dt. gekürzt u. d. T. Der verlorene Sohn, 1963);
The Third Pillar, 1953 (dt. u. d. T. Die Blutsäule, Zeichen u. Wunder am Sereth, 1964);
Werke in Einzelbänden, hrsg. u. Nachwort v. Ingolf Schulte, 1994 ff. (davon bereits erschienen: Joseph Roths Flucht u. Ende, Erinnerungen, 1994;
Alban Berg u. seine Idole, 1995). -
Literatur
A. Frisé, Die Welt der galiz. Juden, Zum Tod v. S. M., in: FAZ v. 26.4.1976, S. 21;
Hoelzel, S. M., in: J. M. Spalek u. J. Strelka (Hrsg.), Dt.sprachige Exillit. seit 1933, II, T. 1, 1989, S. 665-89;
Joan Allen Smith, Schoenberg and his Circle, 1986, S. 280;
BHdE II;
Kosch, Lit.-Lex.³. -
Porträts
Joseph Roth 1894-1939, Eine Ausst. d. Dt. Bibl., ²1979, S. 309.
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Autor/in
Ernst Fischer -
Zitierweise
Fischer, Ernst, "Morgenstern, Soma" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 114-115 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119188473.html#ndbcontent