Roegele, Otto
- Dates of Life
- 1920 – 2005
- Place of birth
- Heidelberg
- Place of death
- Bergisch Gladbach-Bärbroich
- Occupation
- Journalist ; Kommunikationswissenschaftler ; Arzt ; Chefredakteur ; Publizist ; Zeitungswissenschaftler
- Religious Denomination
- römisch-katholisch
- Authority Data
- GND: 118745662 | OGND | VIAF: 61566044
- Alternate Names
-
- Roegele, Otto Emil Karl Bonifazius
- Roegele, Otto
- Roegele, Otto Emil Karl Bonifazius
- Roegele, Otto Bernhard
- Roegele, O.
- Roegele, Otto B.
- Rögele, Otto Bernhard
- Roegele, Otto Emil Carl Bonifazius
Linked Services
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
Relations
Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
- August Wilhelm Forst (1890–1981)
- Franz Albert Kramer (1900–1950)
- Fritz Eichholtz (1889–1967)
- Gustav A. Kempf (1890–1972)
- Günther Franz (1902–1992)
- Hanns Brauns (1893–1966)
- Hans Bausch (1921–1991)
- Josef Heinrich Darchinger
- Klaus Mehnert (1906–1984)
- Konrad Adenauers (1876–1967)
- Ralf Dahrendorf (1929–2009)
- Thomas Ellwein (1927–1998)
Places
Map Icons
Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.
-
Roegele, Otto Emil Karl Bonifazius
1920 – 2005
Journalist, Kommunikationswissenschaftler
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst als Arzt tätig, avancierte Otto B. Roegele seit 1948 als Chefredakteur des „Rheinischen Merkurs“ zu einem führenden Journalisten der frühen Bundesrepublik. 1963 wurde er auf den Lehrstuhl für Zeitungswissenschaft der Universität München berufen und legte ein breit gefächertes wissenschaftliches Werk vor. Darüber hinaus übernahm er Leitungsfunktionen in kirchlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Organisationen.
Dates of Life
Geboren am 6. August 1920 in Heidelberg Gestorben am 6. September 2005 in Bergisch Gladbach-Bärbroich Grabstätte Friedhof Herkenrath in Bergisch Gladbach Konfession römisch-katholisch -
Author
→Walter Hömberg (München)
-
Citation
Hömberg, Walter, „Roegele, Otto“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118745662.html#dbocontent
Roegele wuchs in einer bildungsbürgerlichen, im süddeutschen Katholizismus verwurzelten Familie auf und besuchte seit 1930 das humanistische Schloßgymnasium in Bruchsal bei Karlsruhe. Seit 1932 Mitglied des katholischen Jugendbunds Neudeutschland (ND), war ihm in dieser Zeit der Religionslehrer Gustav A. Kempf (1890–1972) ein wichtiger Mentor. Obwohl der ND 1939 im gesamten Reichsgebiet verboten wurde, existierte die Bruchsaler Gruppe auf Initiative von Hans Bausch (1921–1991), mit dem Roegele eine lebenslange Freundschaft verband, unter dem Namen „Christopher“ zwei Jahre im Verborgenen weiter. Nach Aufdeckung durch die Gestapo und einem Verfahren vor dem Landgericht Karlsruhe wurden mehrere Beteiligte inhaftiert oder mit anderen Sanktionen belegt. Roegele, dessen Verfahren eingestellt wurde, hat das Schicksal der Gruppe in dem Buch „Gestapo gegen Schüler“ (1994) dokumentiert.
Nach dem Abitur 1938 begann Roegele in München ein Studium der Medizin und Geschichte, musste dieses jedoch nach kurzer Zeit unterbrechen, zunächst wegen Abordnung zum Arbeitsdienst, später wegen Einzug zum Kriegsdienst an der Ostfront. Nach einer Verwundung und anschließenden Lazarettaufenthalten setzte er zum Wintersemester 1942/43 sein Studium in Straßburg fort und wurde im April 1945 bei Günther Franz (1902–1992) zum Dr. phil. sowie bei Fritz Eichholtz (1889–1967) und August Wilhelm Forst (1890–1981) zum Dr. med. promoviert.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst als Arzt an verschiedenen Kliniken und als freier Mitarbeiter regionaler Zeitungen tätig, wechselte Roegele im Herbst 1948 als Ressortleiter für Kulturpolitik in die Redaktion der zwei Jahre zuvor von Franz Albert Kramer (1900–1950) gegründeten Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“, die sich auf der Basis christlicher Überzeugungen für eine föderalistische Republik engagierte. 1949 wurde Roegele Chefredakteur der Zeitung, die mit ihrem Eintreten für eine freiheitlich-soziale Marktwirtschaft, für die Verständigung mit Frankreich und für die europäische Einigung die Politik Konrad Adenauers (1876–1967) unterstützte und inspirierte.
1963 nahm Roegele einen Ruf als ordentlicher Professor für Zeitungswissenschaft an die Universität München als Nachfolger Hanns Brauns (1893–1966) an. In seiner Antrittsvorlesung befasste er sich mit den Etablierungs- und Identitätsproblemen des Fachs und betonte die Bedeutung der Zeitungswissenschaft als Integrationsdisziplin mit geistes- und sozialwissenschaftlichen Bezügen. Roegele förderte bis zu seiner Emeritierung 1985 die Hinwendung zur Empirie und unterstützte die Einführung eines neuen berufsbezogenen Studiengangs für Journalisten sowie die Entwicklung eines Fernstudien-Projekts im Medienverbund, das 1975 abgeschlossen und in den folgenden Jahren erfolgreich eingesetzt wurde. Sein umfangreiches wissenschaftliches Werk reicht vom Themenfeld Religion – Kirche – Kommunikation über Mediengeschichte und Medienentwicklung bis zu Kommunikationspolitik und Medienethik.
Von 1964 bis 1968 nahm Roegele – anfänglich im Wechsel mit Ralf Dahrendorf (1929–2009), Thomas Ellwein (1927–1998) und Klaus Mehnert (1906–1984) – in der wöchentlichen ZDF-Sendung „Der Kommentar“ Stellung zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Von 1967 bis 1969 war er Gründungsrektor der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, deren Abteilung „Gesellschaftliche Kommunikation und studium generale“ (später „Kommunikationswissenschaft und Ergänzungsstudium“) er bis 1988 leitete. Regelmäßig hielt er auch dort Lehrveranstaltungen ab.
Während seiner Zeit als akademischer Lehrer blieb Roegele dem „Rheinischen Merkur“ als (Mit-)Herausgeber, Kommentator, Berichterstatter und Kritiker verbunden. Zwischen 1946 und 2005 veröffentlichte er dort mehr als 1000 Artikel. Im Journalisten sah er eine Art Auftragsverwalter unserer Neugier. Sein journalistisches Wirken und sein Menschenbild waren geprägt von tiefer Religiosität sowie von Toleranz für andere Denk- und Lebensstile. Neben dem publizistischen und wissenschaftlichen Werk ist sein langjähriges Engagement in kirchlichen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Organisationen und Kommissionen bemerkenswert, in denen er häufig Leitungspositionen einnahm.
1948 | Mitbegründer der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (1951–1990 Vorstand, z. T. Vorsitzender) |
1953–1976 | Mitglied im Centre Européen de Documentation et d'Information |
1957–1991 | Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Geschäftsführender Ausschuss (zeitweilig), Arbeitskreis Presse |
1962–2005 | Mitglied des Wissenschaftlichen Vorstands bzw. der Wissenschaftlichen Kommission der Kommission für Zeitgeschichte |
1963 | Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Zeitungswissenschaft (1965–1975 Vorstand, z. T. Vorsitzender), seit 1972 Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft |
1965 | Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion |
1967 | Dr. phil. h. c., Universität von Navarra, Pamplona (Spanien) |
1967 | C. d'Honneur de la Commanderie du Bontemps de Médoc et des Graves |
1967/1970–1997 | Mitglied des Kuratoriums und des Richtlinienausschusses der Akademie für Politische Bildung, Tutzing |
1968 | Bayerischer Verdienstorden |
1968 | Mitinitiator des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) |
1971–1983 | Mitbegründer und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung (München) |
1971–1975 | Teilnehmer der gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland, Sachkommission Erziehung, Bildung, Information (Würzburg) |
1982 | Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1982 | Großes Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich |
1986 | Großer Leopold Kunschak-Preis |
1986 | Bayerische Verfassungsmedaille in Gold |
1987 | Franz von Sales-Tafel der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands |
1990 | Ehrenmedaille der Stadt Bruchsal |
1992 | Ritterkreuz des Ordre des Arts et des Lettres |
1993 | Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft |
1993 | Ehrenmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission |
2000 | Komturkreuz des Gregorius-Ordens (Zivilklasse) |
Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, Ausschuss Massenkommunikation, 1980–1988 Vollzugsausschuss | |
Mitglied der International Association for Media and Communication Research (1970–1974 stellvertretender Generalsekretär) | |
Berater der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz |
Nachlass:
Familienbesitz. (Hauptnachlass)
Archiv der Kommission für Zeitgeschichte, Bonn. (Teilnachlass)
Monografien und Herausgeberschaften:
Ein Beitrag zur Frage des Pikrinsäure-Icterus, 1945. (Diss. med.)
Damian Hugo Graf Schönborn als Diplomat im Dienste von Kaiser und Reich 1708–1719, 1945. (Diss. phil.)
Die Ritter von Hohenbaden. Die Lebensgeschichte des Markgrafen Bernhard, 1951, 41955.
Bruchsal wie es war. Stadtgeschichte und Bilddokumentation, 1955, 31976.
Was erwarten wir vom Konzil? Gedanken eines Laien, 1961.
Die Zukunft der Massenmedien, 1970.
Medienpolitik – und wie man sie macht, 1973, 21974.
Ursula Jacobi/Günter Nahr/Wolfgang R. Langenbucher/Otto B. Roegele/Marta Schönhals-Abrahamsohn, Manager der Kommunikation. Die Rolle des Chefredakteurs im Spannungsfeld von Verlag, Redaktion und Leser. Der Zeitungsverleger im Strukturwandel der Presse, 1977.
Was wird aus dem gedruckten Wort? Vom Lesen als Bürgerpflicht, 1977.
Neugier als Laster und Tugend, 1982.
Gestapo gegen Schüler. Die Gruppe „Christopher“ in Bruchsal, 1994, 22000.
Plädoyer für publizistische Verantwortung. Beiträge zu Journalismus, Medien und Kommunikation, hg. v. Petra E. Dorsch-Jungsberger/Walter Hömberg/Walter J. Schütz, 2000.
Aufsätze und Artikel:
Der deutsche Katholizismus im sozialen Chaos, in: Hochland 41 (1949), H. 3, S. 205–233, engl. in: Blackfriars 30 (1949), Nr. 356, S. 504–519.
Art. „Görres, Guido“, in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 531 f. (Onlineressource)
Art. „Görres, Joseph von“, in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 532–536. (Onlineressource)
Was dürfen die Kontrolleure? Randbemerkungen zum Thema Presse und Gewaltenteilung, in: Publizistik 10 (1965), H. 3, S. 348–355.
Die Zeitungswissenschaft im Streit der Fakultäten, in: Publizistik 11 (1966), H. 3/4, S. 390–398.
Kommunikationspolitik. Grundlagen, Werte, Ziele, in: Elisabeth Noelle-Neumann/Winfried Schulz (Hg.), Publizistik, 1971, S. 76–89.
Verantwortung des Journalisten, in: Peter Schiwy/Walter J. Schütz (Hg.), Medienrecht. Stichwörter für die Praxis, 1977, S. 207–215.
Massenmedien und Regierbarkeit, in: Wilhelm Hennis/Peter Graf Kielmansegg/Ulrich Matz (Hg.), Regierbarkeit. Studien zu ihrer Problematisierung, Bd. 2, 1979, S. 177–210.
Kein Schiff nach Tarschisch. Bemerkungen über „Selbstbild“ und „Fremdbild“ des Priesters in unserer Zeit, in: Communio 9 (1980), H. 6, S. 501–517.
Der Publizist Karl Marx, in: Venanz Schubert (Hg.), Karl Marx (1818–1883). Eine Ringvorlesung der Universität München, 1984, S. 17–63.
Ausbreitung, Lähmung, Konsolidierung. München 1963–1985, in: Arnulf Kutsch/Horst Pöttker (Hg.), Kommunikationswissenschaft autobiographisch. Zur Entwicklung einer Wissenschaft in Deutschland, 1997, S. 62–109.
Der „Medienpapst“, in: Communicatio Socialis 38 (2005), H. 3, S. 287–290.
Bibliografie:
Walter Hömberg, Otto B. Roegele. Auswahlbibliographie 1945–2005, in: Communicatio Socialis 38 (2005), S. 425–443. (umfasst selbstständig erschienene Schriften, größere Aufsätze und Rezensionen mit Ausnahme der Beiträge für den „Rheinischen Merkur“)
Erhard Schreiber/Wolfgang R. Langenbucher/Walter Hömberg (Hg.), Kommunikation im Wandel der Gesellschaft. Otto B. Roegele zum 60. Geburtstag, 1980, 2., rev. u. erw. Aufl. 1985.
Maria Löblich, Das Menschenbild in der Kommunikationswissenschaft. Otto B. Roegele, 2004.
Hans Maier, Lotse in den Stürmen der Zeit. Arzt, Journalist, Medienwissenschaftler. Erinnerungen an einen Gründervater der deutschen Nachkriegspublizistik, in: Rheinischer Merkur, Nr. 37 v. 15.9.2005, S. 2.
Walter Hömberg, Nachruf: Otto B. Roegele (6.8.1920–6.9.2005), in: Publizistik 50 (2005), S. 482–484.
Karl-Joseph Hummel, Otto B. Roegele (1920–2005) in: Jürgen Aretz/Rudolf Morsey/Anton Rauscher (Hg.), Zeitgeschichte in Lebensbildern, Bd. 12, 2007, S. 201–213 u. 242.
Clemens Siebler, Art. „Roegele, Otto Bernhard“, in: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), S. 295–300. (Onlineressource)