Bernays, Paul
Bernays, Paul Isaac (Isaak)
1888 – 1977
Mathematiker, Logiker
- Dates of Life
- 1888 – 1977
- Place of birth
- London
- Place of death
- Zürich
- Occupation
- Mathematiker ; Logiker ; Hochschullehrer
- Religious Denomination
- jüdisch
- Authority Data
- GND: 11865845X | OGND | VIAF: 39455306
- Alternate Names
-
- Bernays, Paul Isaac
- Bernays, Paul Isaak
- Bernays, Paul
- Bernays, Paul Isaac
- Bernays, Paul Isaak
- Bernays, B.
- Bernays, Isaak Paul
- Bernays, P.
- Bernays, Pail
- Berunaisu, P.
- more
Biografische Lexika/Biogramme
Literatur(nachweise)
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
Relations
Outbound Links from this Person
Life description (NDB)
- Albert Einstein (1879–1955)
- Alfred North Whitehead (1861–1947)
- Bertrand Russell (1872–1970)
- Corrado Böhm (1923–2017)
- David Hilbert (1862–1943)
- Edmund Landau (1877–1938)
- Ernst Zermelo (1871–1953)
- Erwin Engeler (geb. 1930)
- Georg Polya (1887–1985)
- Gerhard Gentzen (1909–1945)
- Haskell Curry (1900–1982)
- Hermann Weyl (1885–1955)
- John von Neumanns (1903–1957)
- Konrad Jacobs (1928–2015)
- Kurt Gödel (1906–1978)
- Kurt Schütte (1909–1998)
- Leonard Nelson (1882–1927)
- Richard Büchi (1924–1984)
- Rózsa Péter (1905–1977)
- Saunders MacLane (1909–2005)
- Wilhelm Ackermann (1896–1962)
The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.
Places
Map Icons
![Marker Geburtsort](/img/marker-geburtsort.png)
![Marker Wirkungsort](/img/marker-wirkungsort.png)
![Marker Sterbeort](/img/marker-sterbeort.png)
![Marker Begräbnisort](/img/marker-grabort.png)
Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.
-
Der Mathematiker Paul Bernays lehrte und forschte von 1917 bis zu seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten 1933 an der Universität Göttingen bei David Hilbert (1862–1943), mit dem er das Lehrbuch „Grundlagen der Mathematik“ (2 Bde., 1934/39) verfasste. Aufgrund seiner Arbeiten zur Beweistheorie und axiomatischen Mengenlehre gilt er als einer der bedeutendsten mathematischen Logiker des 20. Jahrhunderts.
Dates of Life
Geboren am 17. Oktober 1888 in London Gestorben am 18. September 1977 in Zürich Grabstätte Friedhof Nordheim in Zürich Konfession jüdisch Paul Bernays, MFO (InC) -
Curriculum Vitae
17. Oktober 1888 - London -
Genealogy
Vater Julius Bernays 1862–1916 jüdisch; Kaufmann Großvater väterlicherseits Levin Louis Bernays 1838–1891 jüdisch; Kaufmann Großmutter väterlicherseits Louise Bernays, geb. Lewisohn 1840–1898 jüdisch Urgroßvater väterlicherseits Isaak Ben Jacob Bernays 1792–1849 Oberrabiner in Hamburg Mutter Sara Bernays, geb. Brecher 1867–1953 jüdisch Großvater mütterlicherseits Aloys Brecher 1840–1916 jüdisch; Arzt Großmutter mütterlicherseits Johanna Bernays 1840–1916 jüdisch Bruder Adolphe Bernays 1890–1957 Schwester Charlotte Bernays 1893–1895 Schwester Martha Bernays 1894–1979 Schwester Louise Bernays 1899–1940 Heirat keine Kinder keine Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Bernays, Paul (1888 – 1977)
-
Vater
Julius Bernays
1862–1916
jüdisch; Kaufmann
-
Großvater väterlicherseits
Louis Bernays
1838–1891
jüdisch; Kaufmann
-
Großmutter väterlicherseits
Louise Bernays
1840–1898
jüdisch
-
-
Mutter
Sara Bernays
1867–1953
jüdisch
-
Großvater mütterlicherseits
Aloys Brecher
1840–1916
jüdisch; Arzt
-
Großmutter mütterlicherseits
Johanna Bernays
1840–1916
jüdisch
-
-
Bruder
Adolphe Bernays
1890–1957
-
Schwester
Charlotte Bernays
1893–1895
-
Schwester
Martha Bernays
1894–1979
-
Schwester
Louise Bernays
1899–1940
-
Heirat
-
-
-
Biografie
Paul Bernays (links), MFO (InC) Bernays zog 1895 mit der Familie nach Berlin, wo er das Köllnische Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur 1907 studierte er Mathematik an der TH Charlottenburg, der Universität Berlin und seit 1912 an der Universität Göttingen, wobei er auch Lehrveranstaltungen in Philosophie und Theoretische Physik hörte. 1912 wurde Bernays an der Universität Göttingen bei Edmund Landau (1877–1938) über Zahlentheorie zum Dr. phil. promoviert und ging als Assistent von Ernst Zermelo (1871–1953) an die Universität Zürich, wo er sich im selben Jahr für Mathematik habilitierte. Hier schlug er Albert Einstein (1879–1955), Professor an der ETH, vor, die Variationsrechnung bei der Entwicklung der Allgemeinen Relativitätstheorie zu verwenden.
1917 holte David Hilbert (1862–1943) Bernays zurück nach Göttingen, um mit ihm die Grundlagen der Mathematik auf eine neue Basis zu stellen. In seiner zweiten Habilitationsschrift 1918 behandelte Bernays die Logik der „Principia Mathematica“ von Bertrand Russell (1872–1970) und Alfred North Whitehead (1861–1947). 1922 zum außerordentlichen Professor ernannt, übernahm Bernays die Verantwortung für den Unterricht in Logik für den erkrankten Hilbert.
In den folgenden Jahren entwickelte Bernays einige der wichtigsten Themen der mathematischen Logik, darunter die Prädikatenlogik erster Stufe in ihrer klassischen und in ihrer intuitionistischen Version (1925), die Epsilon-Substitutionsmethode und die elementare Arithmetik, die auf rekursiven Definitionen beruht (1928). Diese Resultate wurden nicht separat, sondern erst in der mit Hilbert herausgegebenen Monografie „Grundlagen der Mathematik“ (2 Bde., 1934/1939) veröffentlicht, die weitgehend von Bernays allein verfasst wurde. Die Publikation der fast fertigen „Grundlagen der Mathematik“ wurde durch das Bekanntwerden der 1931 veröffentlichten Unvollständigkeitssätze von Kurt Gödel (1906–1978) verzögert. Diese Sätze zeigen, dass Hilberts Programm, eine sichere Grundlage für die Mathematik zu schaffen, in der ursprünglich intendierten Form nicht erfüllt werden konnte. Bernays, der Gödels Ergebnisse schnell akzeptierte, unterstützte Hilbert bei der Neuorientierung des Grundlegungsprogramms auf der Basis eines liberaleren Konstruktivismus anstelle der ursprünglich streng finitistischen Position.
Auf der Grundlage von Vorarbeiten John von Neumanns (1903–1957) entwickelte Bernays um 1930 die „von Neumann-Bernays-Gödel“-Mengenlehre, die ab 1937 in einer Artikelserie erschien und 1958 in dem Buch „Axiomatic Set Theory“ zusammengefasst wurde. Viele logische Techniken und Resultate der Hilbert-Schule gehen auf Bernays zurück, wie die axiomatischen Standardsysteme der Logik im „Hilbert-Kalkül“ und die Idee einer funktionalen Hierarchie, mit der das berühmte Kontinuumsproblem angegangen werden kann. Auch die „Grundzüge der theoretischen Logik“ (1928) von Hilbert und Wilhelm Ackermann (1896–1962) beruhen inhaltlich auf Bernays’ Einsichten. Hilberts Logikschüler seit den 1920er Jahren, darunter Haskell Curry (1900–1982), Gerhard Gentzen (1909–1945), Saunders MacLane (1909–2005) und Kurt Schütte (1909–1998), wurden von Bernays betreut. 1933 arbeitete Bernays mit der von den Nationalsozialisten aus Göttingen vertriebenen Ungarin Rózsa Péter (1905–1977) zusammen, die als erste Frau entscheidend zur modernen Entwicklung der Logik beitrug.
Im Frühjahr 1933 wurde Bernays von den Nationalsozialisten die Lehrerlaubnis entzogen. Da die Familie Bernays das Schweizer Bürgerrecht besaß, konnte er nach einem kurzen Aufenthalt bei seiner Mutter und seinen Schwestern in Berlin mit ihnen nach Zürich gehen. Mit Unterstützung von Kollegen wie Georg Polya (1887–1985) und Hermann Weyl (1885–1955) erhielt er bescheidene Lehraufträge an der ETH Zürich. Erst 1945 bekam er eine halbe Stelle als außerordentlicher Professor für höhere Mathematik, die 1952 auf eine volle Stelle erhöht wurde. 1959 wurde er pensioniert. Zu seinen Doktoranden aus der Zürcher Zeit gehören u. a. Corrado Böhm (1923–2017), Richard Büchi (1924–1984) und Erwin Engeler (geb. 1930). In dieser Zeit und auch nach seiner Emeritierung folgte er Einladungen für ausgedehnte Aufenthalte in den USA, u. a. als Gastprofessor an der University of Pennsylvania und Fellow des Institute for Advanced Study in Princeton (New Jersey, USA).
Neben seinen bedeutenden Leistungen auf dem Gebiet der Logik und der mathematischen Grundlagenforschung verfasste Bernays Schriften zur Philosophie. Er war sein ganzes Leben lang ein Vertreter der Neufriesischen Schule, die eine idealistische Philosophie im Sinne von Leonard Nelson (1882–1927) vertrat.
-
Awards
1918 Mitglied der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 1947 Gründungsmitglied der Académie Internationale de Philosophie des Sciences, Brüssel (zeitweise Präsident) 1948 Gründungsmitglied der Schweizerische Gesellschaft für Logik und Philosophie der Wissenschaften 1952 Auswärtiges Mitglied der Det Norske Videnskaps-Akademi, Oslo 1971 Ehrenmitglied der Deutschen Vereinigung für mathematische Logik und für Grundlagenforschung der exakten Wissenschaften 1976 Dr. h. c., Universität München 2011 Paul Bernays Award der Schweizerische Gesellschaft für Logik und Philosophie der Wissenschaften (jährlich) 2012 Paul Bernays Lectures, ETH Zürich (jährlich) -
Primary Sources
Nachlass:
Bibliothek der ETH Zürich. (weiterführende Informationen)
-
Works
Über die Darstellung von positiven, ganzen Zahlen durch die primitiven, binären quadratischen Formen einer nicht-quadratischen Diskriminante, 1912. (Diss. phil.)
Über den transzendentalen Idealismus, 1913.
David Hilbert/Paul Bernays, Grundlagen der Mathematik, 2 Bde., 1934/39, 21968/70, russ. 1982, franz. 2001/03, in Auszügen engl. 2011/13.
Axiomatic Set Theory, 1958.
-
Literature
J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 5, 1925, S. 97 f., Bd. 6, 1936, S. 191 u. Bd. 7a, 1956, S. 154.
Siegfried Gottwald, Art. „Bernays, Isaak Paul“, in: ders./Hans-Joachim Ilgauds/Karl-Heinz Schlote (Hg.), Lexikon bedeutender Mathematiker, 1990, S. 45.
Renate Tobies, Art. „Bernays, Isaak Paul“, in: dies., Biographisches Lexikon in Mathematik promovierter Personen, 2006, S. 55.
Birgit Bergmann/Moritz Epple (Hg.), Jüdische Mathematiker in der deutschsprachigen akademischen Kultur, 2009, S. 75 f., 87 f. u. 132. (P)
Gregory H. Moore, Art. „Bernays, Paul Isaac“, in: Frederic L. Holmes (Hg.), Dictionary of Scientific Biography, Bd. 17, Supplement 2, 1990, S. 75–78. (P)
Erwin Engeler, Zum logischen Werk von Paul Bernays, in: Dialectica 32 (1978), S. 191–200.
John J. O’Connor/Edmund F. Robertson, Art. „Paul Isaac Bernays“, in: MacTutor History of Mathematics Archive, 2015. (P) (Onlineressource)
Thomas Fuchs, Art. „Paul Bernays“, in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2022. (Onlineressource)
Reinhard Kahle/Giovanni Sommaruga, Paul Bernays. Eine Schlüsselfigur der Logik und Grundlagen der Mathematik, 2023.
-
Onlineressourcen
-
Portraits
Fotografien, ca. 1895–ca. 1960, Bibliothek der ETH Zürich, Bildarchiv.
Fotografien, 1932–1976, Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach, Photo Collection.
-
Author
→Jan von Plato (Helsinki)
-
Citation
von Plato, Jan, „Bernays, Paul“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/11865845X.html#dbocontent