Riehl, Alois
- Lebensdaten
- 1844 – 1924
- Geburtsort
- Riehlhof bei Bozen (Südtirol)
- Sterbeort
- Neubabelsberg bei Potsdam
- Beruf/Funktion
- Philosoph ; Hochschullehrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118600826 | OGND | VIAF: 19833792
- Namensvarianten
-
- Riehl, Alois
- Riehl, A.
- Riehl, Alois Adolf
- Riehl, Aloys
- Riehl, Aloys Adolf
- Riehl, Alois Adolph
- Riehl, Aloys Adolph
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- NDB 18 (1997), S. 488 (Müller-Braunschweig, Carl)
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Riehl, Alois (Aloys)
Philosoph, * 27.4.1844 Riehlhof bei Bozen (Südtirol), † 21.11.1924 Neubabelsberg bei Potsdam. (evangelisch)
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Genealogie
V →Josef (* 1781), Gastwirt in B. u. Bes. d. Riehlhofes b. B.;
M Marie Kehlauer;
4 Geschw u. a. →Josef (1842–1917), Oberbaurat, Dr.-Ing. h. c. (TH Wien), fünffacher Ehrenbürger u. a. v. Innsbruck (1907), Erbauer gr. Wasserkraftwerke u. Bahnstrecken (z. B. Mittenwaldbahn) in Österr. (s. ÖBL);
– ⚭ 1) Klagenfurt 1869 Paula Polster († 1879), T e. Lederfabr. aus Klagenfurt, u. d. Josefine N. N., 2) Graz 1881 Sophie, T d. Alexander Reyer, Prof. Dr. med. an d. Univ. Graz, 1849-60 Leibarzt d. ägypt. Vizekönigs, u. d. Sofie N. N.;
3 S (alle früh †), 1 T; Schwager u. Schwieger-S →Eduard Reyer (1849–1914), o. Prof. d. Geol. an d. Univ. Wien, Bibl.referent d. Nieder-österr. bzw. Wiener Volksbildungsver., Mitgl. d. Leopoldina (s. ÖBL; NDB 21*). -
Biographie
R. besuchte das Gymnasium in Bozen und studierte 1862-66 Philosophie, Geographie und Geschichte in Wien, München, Innsbruck und Graz. Nach dem Staatsexamen in Graz wurde er 1868 an der Univ. Innsbruck zum Dr. phil. promoviert. Danach als Gymnasiallehrer in Klagenfurt tätig, habilitierte sich R. 1870 an der Univ. Graz. Zunächst Privatdozent, wurde er hier 1873 zum ao., 1878 zum o. Professor für Philosophie berufen. Die Habilitationsschrift „Realistische Grundzüge“ (1870, ²1925) unter Einfluß von Johann Friedrich Herbart bereitete den Weg vom „dogmatischen“ zum kritischen Realismus.
Wegweisend für R. war die intensive Beschäftigung mit →Immanuel Kant, unterstützt durch das Studium der Naturwissenschaften. 1876 erschien der erste Band (Gesch. u. Methode d. phil. Kritizismus, ³1924) von R.s Hauptwerk „Der philosophische Kritizismus und seine Bedeutung für die positive Wissenschaft“. So wie Kant die „metaphysischen Täuschungen“ kritisiert hatte, gewann R. einen kritischen Realismus durch den naturwissenschaftlichen Erkenntnisweg, abgehoben von den „Schulen“ des Neukantianismus. Kants „Ding an sich“ ist für R. Grundbestandteil jedes Kritizismus. Mit der Auffassung, daß die „apriorischen Formen“ selbst geistige Prozesse sind und die Theorie stützen, ging R. über Kant hinaus. Die Empfindung als Ausgangspunkt für Erkenntnistheorie wird im 1. Halbband des 2. Bandes des „Kritizismus“ (Die sinnl. u. log. Grundlagen d. Erkenntnis, 1879, ²1925) behandelt. Die Erfahrung gehe aus der Einheit des Denkens hervor. Aus dieser Einheit und der Helle des Bewußtseins heraus sieht R. die Kategorien begründet, die sich nicht wie bei Kant in verschiedene Klassen auflösen. Der letzte Halbband des Werks (Zur Wiss.lehre u. Metaphysik, 1883, ²1926), das in fünf Sprachen übersetzt wurde, untersucht die Wirksamkeit der allgemeinen Erkenntnis. Apriorität bedeutet hier – im Gegensatz zu Herbert Spencer – kein „chronologisches“, sondern „ein logisches Verhältnis unter den Begriffen“.
R.s Philosophie bezog auch soziale Komponenten ein. Altruistische Gefühle sind R. zufolge Zeichen menschlichen Zusammenlebens mit Folgen für die Ethik als Ausdruck geistiger Freiheit im Miteinander. 1882 erhielt er einen Ruf nach Freiburg (Br.) als Nachfolger Wilhelm Windelbands. 1896 ging er nach Kiel, 1898 nach Halle/Saale, 1905 als Nachfolger Wilhelm Diltheys nach Berlin. Philosophie betrachtete er besonders seit der Hallenser Zeit als „Weltphilosophie“ und „Weisheitslehre“; seinen Schwerpunkt legte er auf das Wertgefühl, nicht aber auf erarbeitete Werturteile. Zu R.s Schülern zählen u. a. Eduard Spranger (1882–1963), Richard Hönigswald (1875–1947), Max Frischeisen-Köhler (1878–1923) und Heinrich Scholz (1884–1956).|
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Auszeichnungen
Geh. Reg.-Rat (1906), Korr. Mitgl. d. Ac. d. Sc. mor. et pol. Paris (1909);
LL.D. Princeton, New Jersey/USA (1913). -
Werke
Weitere W Moral u. Dogma, 1871, ²1925;
Über Begriff u. Form d. Philos., 1872, ²1925;
Kausalität u. Identität, in: Vj.schr. f. wiss. Philos. I, 1877, ²1925;
Gotthold Ephraim Lessing, Rede z. 100. Todestag, 1882, ²1922;
Über wiss. u. nichtwiss. Philos., Eine akad. Antrittsrede, 1883, ²1925;
Giordano Bruno, 1889, ³1922;
Über d. Begriff d. Wiss. b. Galilei, 1891, ²1925;
Btrr. z. Logik, 1892, ³1923;
→Friedrich Nietzsche, Der Künstler u. d. Denker, 1897, ⁸1923;
Zur Eint, in d. Philos. d. Gegenwart, 1902, ³1908;
Herrmann v. Helmholtz in seinem Verhältnis zu Kant, Sonderabdr. aus Kantstud. 9, 1904;
Die Anfänge d. Kritizismus, ebd.;
Plato, ein populärwiss. Vortrag, 1905, ³1922;
Logik u. Erkenntnistheorie, in: Die Kultur d. Gegenwart I/1, Abt. 6, 1907, ³1921;
Der Beruf d. Philosophen in d. Gegenwart, 1913, ²1925;
Führende Denker u. Forscher, 1922 (darin: weitere Denker aus früheren Aufss. wie: I. Kant, Gedächtnisrede 1904, S. 79-100;
J. G. Fichte, S. 101-18;
R. Haym, S. 150-70;
R. Mayer, S. 193-222;
H. v. Helmholtz, S. 223-40);
Philos. Stud. aus vier J.zehnten, 1925 (enthält 2. Aufl. älterer Schrr.; P). -
Literatur
G. Lehmann, Die grundwiss. Kritik d. Phänomenalismus, erörtert am krit. Realismus A. R.s, Diss. Greifswald 1913;
FS z. 70. Geb. A. R.s, in: Kantstud. 19, H. 1/2, 1914 (P);
E. Jaensch, Zum Gedächtnis v. A. R., Gedanken über d. Mann u. d. Werk, Über d. Fortwirken u. d. Zukunftsaussichten d. krit. Realismus, ebd. 30, 1925, S. V-XXXVI;
P. Hofmann, A. R.s Kritizismus u. d. Probleme d. Gegenwart, ebd. 31, 1926, S. 330-43;
H. Maier, A. R., Gedächtnisrede geh. am 24.1.1925, ebd., S. 563-79;
FS f. A. R. v. Freunden u. Schülern z. 70. Geb., 1914;
K. E. Haupt, A. R.s Lehre v. Raum u. Zeit im Verhältnis z. Kantischen, Diss. Leipzig 1920;
E. Richter, A. R.s Lehre v. d. Verstandeskategorien im Verhältnis z. Kantischen, Diss. Leipzig, 1922;
H. Rickert, in: Logos 13, 1925, S. 162-85;
C. Siegel, A. R., Ein Btr. z. Gesch. d. Neukantianismus, 1932;
L. Ramlow, A. R. u. Herbert Spencer, Diss. Berlin, 1933;
H. M. Jung, Der neukant. Realismus v. A. R., Diss. Bonn, 1973 (W);
P. Grillenzoni, A. R., Un Contributio al Kantismo, 1985;
Ch. Köhnke, Entstehung u. Aufstieg d. Neukantianismus, 1986, ²1993 (W);
J. Mittelstraß (Hg.), Enz. Philos. u. Wiss.theorie III, 1995;
M. Pascher, Einf. in d. Neukantianismus, 1997;
J. Sandkühler (Hg.), Enz. Philos. I, 1999;
Überweg;
Ziegenfuß;
ÖBL;
Kosch Lit. Lex.³;
Metzler Philosophenlex.² (P);
Kosch, Lit.-Lex.³;
BBKL 19 (W, L). -
Autor/in
Wolfdietrich von Kloeden -
Zitierweise
Kloeden, Wolfdietrich von, "Riehl, Alois" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 586-587 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118600826.html#ndbcontent