Reble, Albert
- Lebensdaten
- 1910 – 2000
- Geburtsort
- Magdeburg
- Sterbeort
- Würzburg
- Beruf/Funktion
- Pädagoge ; Pädagoge ; Philologe
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118598767 | OGND | VIAF: 109113305
- Namensvarianten
-
- Reble, Albert Friedrich Wilhelm
- Reble, Albert
- Reble, Albert Friedrich Wilhelm
- Reble, A.
- Remple, Almpert
- Rēbure, Aruberuto
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- Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811)
- Erich Wenigers (1894–1961)
- Hans Ahrbeck (1890–1981)
- Hans Leisegangs (1890–1951)
- Heinz-Elmar Tenorth (geb. 1944)
- Jürgen Schriewer (geb. 1942)
- Klaus Kürzdörfer (1937–2022)
- Max Liedtke (geb. 1931)
- Otto Scheibner (1877–1961)
- Peter Petersen (1884–1952)
- Theo Dietrich (1917–2003)
- Theodor Litt (1880–1962)
- Werner Sacher (geb. 1943)
- Wilhelm Bruhn (1876–1969)
- Wilhelm J. Brinkmann (geb. 1947)
- Winfried Böhm (geb. 1937)
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Reble, Albert Friedrich Wilhelm
1910 – 2000
Pädagoge
Albert Reble zählt zu den wichtigen Vertretern der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik in der Bundesrepublik. Er leistete seit den 1950er Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Akademisierung der Volksschullehrerbildung. Bekannt wurde er v. a. durch seine seit 1951 in zahlreichen Auflagen und Übersetzungen verbreitete „Geschichte der Pädagogik“ sowie Quelleneditionen, die über Jahrzehnte als Standardwerke im Lehramtsstudium an Hochschulen und Universitäten dienten.
Lebensdaten
Geboren am 20. August 1910 in Magdeburg Gestorben am 29. September 2000 in Würzburg Grabstätte Waldfriedhof in Würzburg Konfession evangelisch -
Autor/in
→Dörte Balcke (Augsburg)
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Zitierweise
Balcke, Dörte, „Reble, Albert“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118598767.html#dbocontent
Nach vier Jahren Bürgerschule besuchte Reble seit 1920 ein Reform-Realgymnasium (Bismarckschule) in Magdeburg, das dort als eine der modernsten Schulen galt. Im Anschluss an die Reifeprüfung 1929 absolvierte er von 1930 bis 1932 das Studium zum Volksschullehrer an der Pädagogischen Akademie Erfurt u. a. bei Otto Scheibner (1877–1961) und Wilhelm Bruhn (1876–1969). Dank der Unterstützung Hans Leisegangs (1890–1951) und eines Stipendiums nahm Reble im Frühjahr 1932 ein Studium für das Mittelschullehramt an der Universität Jena auf, das er im Herbst 1932 an der Universität Leipzig fortsetzte, wo Theodor Litt (1880–1962) sein pädagogisches Denken prägte. 1934 gewann Reble die Preisaufgabe der Leipziger Philosophischen Fakultät mit der Arbeit „Schleiermachers Kulturphilosophie. Eine entwicklungsgeschichtlich-systematische Würdigung“, mit der er im Sommer 1935 bei Litt zum Dr. phil. promoviert wurde.
Noch 1934 trat Reble in den Volksschuldienst in Schkeuditz bei Leipzig ein, schloss parallel die Prüfungen für das Mittelschullehramt ab und unterrichtete von 1935 bis zur Einberufung in den Militärdienst 1938 an einer Naumburger Mittelschule. Von 1939 bis Mai 1945 leistete Reble – mit Unterbrechungen u. a. 1939 für die Staatsprüfung zum höheren Lehramt – Kriegsdienst. Seit Oktober 1945 unterrichtete er an einer Städtischen Oberschule für Jungen in Naumburg an der Saale und setzte seine Referendarausbildung im Studienseminar in Halle an der Saale bei Hans Ahrbeck (1890–1981) fort.
Nach der Prüfung zum Assessor 1946 wurde Reble im Oktober dieses Jahres als außerplanmäßiger Professor für Geschichte der Erziehung und der Pädagogik an die Pädagogische Fakultät der Universität Halle an der Saale berufen. Gleichzeitig unterrichtete er bis zur Ernennung zum außerordentlichen Professor 1947 an der Latina der Franckeschen Stiftungen und wirkte hier zudem als Heimerzieher. Aufgrund der politischen Entwicklungen in der Sowjetischen Besatzungszone verließ Reble 1949 Halle an der Saale und war bis 1950 als Studienassessor am staatlichen Max-Planck-Gymnasium Düsseldorf tätig, bevor er Studienrat am Zeppelin-Gymnasium Lüdenscheid wurde.
1951 veröffentlichte Reble seine „Geschichte der Pädagogik“, die vielfach wieder aufgelegt, 1971 sowohl erweitert als auch um zwei Dokumentationsbände ergänzt, 1989 neu bearbeitet und danach in vier Sprachen übersetzt wurde. Das Werk gehörte innerhalb der pädagogischen Historiografie zu den ersten Darstellungen, in der pädagogische Ideen, Theorien und schulgeschichtliche Entwicklungen in ihren jeweiligen Kulturzusammenhang gestellt wurden, wodurch es auch als Ideen- und Sozialgeschichte charakterisiert werden kann. Es zählte über Jahrzehnte hinweg zu den Standardwerken im Lehramts- und Pädagogikstudium.
Im Herbst 1954 erhielt Reble einen Ruf als Professor für Pädagogik an die Pädagogische Akademie Bielefeld, wo er sich für die Entwicklung der Volksschullehrerbildung auch auf hochschulpolitischer Ebene in Nordrhein-Westfalen einsetzte. Reble arbeitete 1956/57 als Stellvertretender Vorsitzender im „Weisgerber-Ausschuss“ und in dieser Zeit auch als Geschäftsführer im „Arbeitskreis Pädagogische Hochschulen“ auf Bundesebene mit. Im Rahmen dieser Tätigkeiten erschien sein viel beachteter Band „Lehrerbildung in Deutschland“ (1958). Nach einem zusätzlichen Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule Oldenburg im Sommersemester 1960 und der Vertretung Erich Wenigers (1894–1961), des Ordinarius für Pädagogik an der Universität Göttingen, im Wintersemester 1960/61 übernahm Reble für das Sommersemester 1961 den Lehrstuhl für Pädagogik und Philosophie an der Evangelischen Pädagogischen Akademie Münster. Einen Ruf an die Pädagogische Hochschule Oldenburg lehnte er 1960 ebenso ab wie 1965 den Ruf an die Universität Wien.
Stattdessen wechselte Reble im Frühjahr 1962 als Ordinarius für Pädagogik an die Universität Würzburg, wo die Gestaltung der Studiengänge Gymnasial- und Realschullehramt sowie der Aufbau des Pädagogischen Seminars zu seinen Aufgaben zählten. Er beteiligte sich seit 1966 an der Einführung des Diplomstudiengangs Pädagogik und der Integration der Pädagogischen Hochschule in die Universität Würzburg 1972. In seiner Würzburger Zeit betreute Reble 16 Dissertationen, u. a. von Winfried Böhm (geb. 1937), Wilhelm J. Brinkmann (geb. 1947), Klaus Kürzdörfer (1937–2022), Werner Sacher (geb. 1943), Jürgen Schriewer (geb. 1942) und Heinz-Elmar Tenorth (geb. 1944). Als anerkannter Historiker seines Fachs veröffentlichte er mit Theo Dietrich (1917–2003) die angesehene Schriftenreihe „Klinkhardts Pädagogische Quellentexte“ (1960–1999) sowie eine Vielzahl von Artikeln, u. a. für das „Lexikon der Pädagogik“, für das er von 1969 bis 1971 als Fachleiter für Geschichte der Pädagogik fungierte. Von Rebles Offenheit für reformpädagogische Ideen zeugen Publikationen zu deren Vertretern und zur Arbeitsschule.
Im Anschluss an seine Emeritierung 1975 lehrte Reble bis Mitte der 1980er Jahre an den Universitäten Würzburg und Bamberg. Mit dem Band „Gesamtschule im Widerstreit“ (1981) beteiligte er sich an der Gesamtschuldiskussion mit dem Ziel, diese zu entpolitisieren und aus pädagogischer Perspektive zu führen. Nach Anfrage von Max Liedtke (geb. 1931) hielt er von 1982 bis 1991 regelmäßig Vorträge auf den vom Bayerischen Schulmuseum Ichenhausen bei Günzburg veranstalteten Schulgeschichtlichen Symposien. Nach der deutschen Wiedervereinigung beteiligte sich Reble seit 1991 als Ehrenmitglied mit historischen Beiträgen zu Person und Werk von Personen wie Litt, Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811) und Peter Petersen (1884–1952) an der Arbeit der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt.
1936 | auswärtiges Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt (Ehrenmitglied 1991) |
1956/57 | stellvertretender Vorsitzender im Gutachterausschuss I: Volksschullehrerbildung („Weisgerber-Ausschuss“), Nordrhein-Westfalen |
seit 1964 | Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (Historische Kommission) |
Nachlass:
Albert-Reble-Archiv. Forschungsstelle für historische und systematische Forschung der Universität Augsburg. (bis 2013 an der Universität Kiel gelagerte Teile der Bibliothek, veröffentlichte und unveröffentlichte Schriften) (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Personalakten der Pädagogischen Akademien/Hochschulen Bielefeld und Münster.
Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, Personalakten.
Universitätsarchiv Würzburg, Personalakten.
Monografien und Aufsatzsammlungen:
Schleiermachers Kulturphilosophie. Eine entwicklungsgeschichtlich-systematische Würdigung. Mit einem Geleitwort v. Theodor Litt, 1935. (Diss. phil.)
Theodor Litt, 1950.
Geschichte der Pädagogik, 1951, erw. 111971, neu bearb. 151989, 232016, griech. 1990, 2018, slowak. 1995, korean. 2002, japan. 2015.
Pestalozzis Menschenbild und die Gegenwart, 1952.
Lehrerbildung in Deutschland, 1958.
Geschichte der Pädagogik. Dokumentationsband, 2 Bde., 1971, seit 21992 in 1 Bd., 41999.
Die historische Dimension der Pädagogik in Wissenschaft und Lehrerbildung, 1978.
Gesamtschule im Widerstreit, 1981.
Herausgeberschaften:
Theo Dietrich/Albert Reble (Hg.), Klinkhardts Pädagogische Quellentexte, 1960–1999. (Schriftenreihe)
Würzburger Arbeiten zur Erziehungswissenschaft, 1962–1991. (Schriftenreihe)
Aufsätze:
Schleiermacher und das Problem einer Grundlegung der Pädagogik, in: Bildung und Erziehung 4 (1951), H. 11, S. 801–815.
Herders Menschenbild und Bildungsidee, in: Die Sammlung 9 (1954), H. 6, S. 303–315.
Erziehungswissenschaft in der Lehrerbildung, in: Pädagogische Rundschau 9 (1954/55), H. 5, S. 193–206.
Das Problem der Strafe in der Erziehung, in: Zeitschrift für Pädagogik 1 (1955), H. 4, S. 197–215.
Menschenbild und Pädagogik, in: Die Deutsche Schule 51 (1959), H. 2, S. 49–66.
Hegel und die Pädagogik, in: Friedhelm Nicolin/Otto Pöggeler (Hg.), Hegel-Studien, 1965, S. 320–355.
Zum Prinzip des wissenschaftsorientierten Unterrichts, in: Pädagogische Rundschau 33 (1979), H. 2, S. 65–79.
Wesen und Aufgabe der politischen Erziehung, in: Friedhelm Nicolin/Gerhard Wehle (Hg.), Theodor Litt. Pädagogische Analysen zu seinem Werk, 1982, S. 85–119.
Die philosophische Idee der Lehrerbildung, in: Helmut de Rudder (Hg.), Die Lehrerbildung zwischen Pädagogischer Hochschule und Universität. Probleme des Lehrerstudiums, 1982, S. 57–93.
Zum Aufgabenkatalog des Lehrers, in: Gottfried Adam/Erich Hußlein/Wilhelm Pfeffer (Hg.), Erziehen als Beruf, 1987, S. 269–283.
Wilhelm Brinkmann (Hg.), Albert Reble. Pädagogische Perspektiven in unserer Zeit. Beiträge von 1933 bis 1995. Aus Anlaß seines 85. Geburtstages am 20. August 1995 ausgew. u. hg. v. Wilhelm Brinkmann unter Mitarbeit v. Herwig Schulz-Gade, mit einem Grußwort v. Wolfgang Klafki, 1995. (Wiederabdrucke v. Texten Rebles)
Autobiografisches:
Albert Reble, in: Ludwig J. Pongratz (Hg.), Pädagogik in Selbstdarstellungen, Bd. 3, 1978, S. 252–302.
Bewegte Jahre. Hochschule und Schule, Erziehungswissenschaft und Lehrerausbildung um 1970, in: Wolfgang Hinrichs (Hg.), Lehrerbildung, Lehrerausbildung, Lehrersein nach 1945 – exemplarisch dargestellt, 1987, S. 13–24.
Erfahrungen in der Lehrerausbildung 1930–1980, in: Dieter P. J. Wynands (Hg.), Geschichte der Lehrerbildung in autobiographischer Sicht, 1993, S. 293–328.
Bibliografie:
Herwig Schulz-Gade/Dörte Balcke (Hg.), Bibliographie Albert Reble. Chronologisches Verzeichnis der veröffentlichten Schriften Albert Rebles mit Berücksichtigung aller Neuauflagen, Wiederabdrucke, Übersetzungen und Lizenzausgaben, 2016. (Onlineressource)
Monografien und Sammelbände:
Herwig H. Schulz-Gade, Erziehungswissenschaftliche Theorie und pädagogisches Ethos. Studien zur Pädagogik Albert Rebles, 2003.
Wilhelm J. Brinkmann/Herwig Schulz-Gade (Hg.), Erkennen und Handeln. Pädagogik in theoretischer und praktischer Verantwortung. Albert Reble (1910–2000) zum Gedenken, 2007.
Dörte Balcke/Herwig Schulz-Gade (Hg.), Kontexte erziehungswissenschaftlichen (Lehrbuch-)Wissens. Exemplarische Betrachtungen zum Werk Albert Rebles und weitere ausgewählte Beispiele, 2020.
Dörte Balcke, Albert Reble und die Lehrerbildung. Eine Positionsbestimmung im erziehungswissenschaftlichen Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland, 2022.
Aufsätze:
Theodor Schulze, Stand und Probleme der erziehungswissenschaftlichen Schleiermacher-Forschung in Deutschland, in: Paedagogica Historica 1 (1961), S. 291–326.
Werner Sacher, Albert Reble (* 1910), in: Winfried Böhm/Walter Eykmann (Hg.), Große bayerische Pädagogen, 1991, S. 323–340.
Klaus Kürzdörfer, Hommage an einen großen Lehrerbildner. Albert Reble – Gelehrter und Lehrer, in: Rektorat der Pädagogischen Hochschule Kiel (Hg.), Hochschulnachrichten, 1991, S. 15–18.
Wilhelm Brinkmann, Albert Reble (* 1910). Ein Portrait, in: Wilhelm Brinkmann/Waltraud Harth-Peter (Hg.), Freiheit – Geschichte – Vernunft. Grundlinien geisteswissenschaftlicher Pädagogik, 1997, S. 304–321.
Christa Kersting, Sondervotum für Albert Reble, in: dies., Pädagogik im Nachkriegsdeutschland. Wissenschaftspolitik und Disziplinentwicklung 1945 bis 1955, 2008, S. 348–351.
Torsten Witt, Albert Friedrich Wilhelm Reble (1910–2000), in: ders. (Hg.), Zur Philosophie der Nachkriegszeit in Halle von 1945–1950, 2015, S. 44–54.
Wolfram Kulig, Albert Reble (1910–2000). Einige Gedanken zu Leben und Werk in sechs Thesen, in: Regina Meyer (Hg.), Philosophisches Denken in Halle, Bd. 1, 2017, S. 117–145.
Festschriften:
Winfried Böhm/Jürgen Schriewer (Hg.), Geschichte der Pädagogik und systematische Erziehungswissenschaft. Festschrift zum 65. Geburtstag von Albert Reble, 1975.
Wilhelm Brinkmann/Karl Renner (Hg.), Die Pädagogik und ihre Bereiche. Albert Reble zum 70. Geburtstag, 1982.
Wilhelm Brinkmann (Hg.), Albert Reble. Pädagogische Perspektiven in unserer Zeit. Beiträge von 1933 bis 1995. Aus Anlaß seines 85. Geburtstages am 20. August 1995 ausgew. u. hg. v. Wilhelm Brinkmann unter Mitarbeit v. Herwig Schulz-Gade, mit einem Grußwort v. Wolfgang Klafki, 1995.
Lexikonartikel:
Winfried Böhm/Sabine Seichter, Art. „Reble, Albert“, in: dies., Wörterbuch der Pädagogik, 172018, S. 392.
Klaus-Peter Horn, Art. „Reble, Albert (1910–2000)“, in: ders./Heidemarie Kemnitz/Winfried Marotzki/Uwe Sandfuchs (Hg.), Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft, Bd. 3, 2012, S. 66.
Fotografien in den Personalbögen, Universitätsarchiv Würzburg und Landesarchiv Nordrhein-Westfalen.