Hoyer, Dore
- Lebensdaten
- 1911 – 1967
- Geburtsort
- Dresden
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Tänzerin ; Choreographin ; Tänzerin ; Choreografin ; Ballettmeisterin
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 118553887 | OGND | VIAF: 76536030
- Namensvarianten
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- Hoyer, Dore
- Hoyer, Dora A.
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Hoyer, Dore
Tänzerin, Choreographin, * 12.12.1911 Dresden, † 31.12.1967 Berlin. (lutherisch)
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Genealogie
V Hermann Gustav (1873–1956), Maurer, S d. Zimmermeisters Heinrich Hermann u. d. Amalie Ida Hubert;
M Amalia (1882–1957), T d. Spenglermeisters Karl Pöpperl u. d. Anna Hofmann; ledig. -
Biographie
H.s Ausbildung in der Heimatstadt bei G. Palucca bestimmte ihre ausschließliche Neigung für den Ausdruckstanz. 1931 wurde sie als Solistin nach Plauen in Vertretung, 1933 als Tanzmeisterin nach Oldenburg engagiert. Mit der Truppe ihres künstlerischen Vorbildes Mary Wigman bereiste H. 1935/36 Deutschland, Holland, Dänemark und Schweden, bevor sie sich in Berlin H. Niedecken-Gebhards „Dietrich-Eckart-Bühne“, dann dessen „Deutscher Tanzbühne“ anschloß. 5 Soloprogramme mit Tanz-Zyklen zu modernen Kompositionen, seit 1933 in Dresden gezeigt, waren thematisch den Produktionen der Wigman verwandt. 1941-43 gastierte H. an verschiedenen Bühnen, verbrachte die Saison 1943/44 in Graz und übernahm nach Kriegsende in Dresden die ehemalige Wigman-Schule als „D.-H.-Studio“. Auf Tourneen mit dem Gruppenwerk „Tänze für →Käthe Kollwitz“ (1946, Musik von U. Kessler) und Solotänzen, die in kantig, schroff wirkenden Bewegungsabläufen existentielle Bedrängnisse darstellten, beeindruckte die Künstlerin durch perfekte Körpertechnik, ausdrucksstarkes Fingerspiel und Radikalität des Gestaltungswillens. 1949 zur Ballettmeisterin der Hamburg. Staatsoper ernannt, verließ H. diesen Posten bereits 1951 wieder, um – vom deutschen Publikum mehr und mehr vernachlässigt – mit eigenen Tanzschöpfungen zu gastieren oder als Gastsolistin und -choreographin in Mannheim (1952), Ulm (1954/56), Athen (1956), Berlin (1957/58), Salzburg (1963/65) und Frankfurt a. M. (1964) zu wirken. Bis 1963 führten sie 5 erfolgreiche Tourneen und eine Gastdozentur nach Südamerika, weitere Kunstreisen nach Nordamerika und Indien. – H., seit 1962 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg, war eine konzessionslose Apologetin des „Freien Tanzes“. Dem herrschenden Theaterbetrieb wollte und konnte sich die Einzelgängerin nie einfügen; während der letzten Schaffensjahre wuchs ihre künstlerische Vereinsamung. Durch ein Knieleiden der physischen Grundlage ihrer Arbeit beraubt, setzte sie ihrem Leben selbst ein Ende.
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Werke
Solotänze (z. T. in Zyklen) u. a.: Masken, Musik v. G. F. Malipiero, 1934;
Tänze in Schwarz u. Weiß, Musik v. P. Cieslak, 1935;
Kinder ihrer Erde, Musik v. B. Bartók u. Slavensky, 1937;
Drehtanz-Bolero, Musik v. M. Ravel, 1937;
Anfang u. Ende (Bolero), Musik v. dems., 1950;
Gesichte unserer Zeit, Musik v. B. Bartók, 1947;
Signale, Musik v. D. Diatowitsch, 1947;
Der große Gesang, Musik v. demselben, 1948;
Der Fremde, Musik v. dems., 1950;
Südamerikan. Reise, Musik v. dems., 1954;
Affectos Humanos, Musik v. dems., 1962;
Auf schwarzem Grund, Musik v. G. Klebe, M. Ohana u. D. Diatowitsch, 1956. -
Gruppenwerke u. a.: La Idea, n. F. Masereels Holzschn.-Folge, Musik v. P. Constantin, 1961;
Sieben Fugen (Spiel d. Kräfte), Musik v. J. S. Bach, 1961. -
Solopartien u. a.: Elektra in Moira ton Mykene, Musik v. F. Wilkens, Choreogr. v. H. Kreutzberg, 1956;
Die Besessene in Le Sacre du Printemps, Musik v. I. Strawinsky, Choreogr. v. M. Wigman, 1957. -
Szen. Gestaltungen u. a.: Johanna auf d. Scheiterhaufen, Szen. Oratorium v. P. Claudel, Musik v. A. Honegger, 1952;
Amahl u. d. nächtl. Besucher, Oper v. G. C. Menotti, 1956 (mit H. H. Palitzsch);
Tänze um d. goldene Kalb, in: Moses u. Aron, Oper v. A. Schönberg, 1958. - Schrr. u. a.
Warum moderner Ausdruckstanz?, in: Theaterstadt Berlin, Ein Alm., hrsg. v. H. Ihering, 1948, S. 213-17;
Dank an Mary Wigman, in: Lebendige Kunst, Päd. Bll., H. 21/22, 1956, Beil.;
New York - Hochburg d. „Modern Dance“, Eindrücke a. amerikan. Tanz-Studios, in: Die Bühnengenossenschaft, Fachbl. f. d. dt. Theater, 9, 1958, S. 377 f.;
Wort u. Tanz, in: Spiralen, Jb. d. Freien Ak. d. Künste in Hamburg, 1965. | -
Nachlass
Nachlaß im Tanzarchiv Köln.
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Literatur
E. Vogt, Tanz - klassisch od. modern?, in: Theater d. Zeit 1, 1946, H. 2 (P);
D. Pfeiffer, in: Die Kommenden, Unabhäng. Zs. f. freies Geistesleben, 3, 1949, Nr. 12;
E. V(ietta), D. H. -
d. Tänzerin, in: Das Progr. d. Hamburg. Staatsoper, 1. H., 1949/50 (Sonderh.), S. 80 f. (P);
K. Peters, D. H. u. d. moderne Ausdruckstanz, in: Rhythmen, Jb. d. Freien Ak. d. Künste in Hamburg, 1962 (P), erweitert u. d. T. D. H., 1964 (W, P);
R. Italiaander, „Ausgestoßen a. d. Gemeinschaft“, D. H. z. Gedenken, in: Zwanzig, Jb. d. Freien Ak. d. Künste in Hamburg, 1969;
Enc. dello spettacolo, Aggiornamento 1955–65, 1966 (W). - Eigene Archivstud. -
Porträts
Bronzebüste v. B. Heiliger (Frankfurter Privatbes.), Abb. b. K. Peters, s. L;
Phot. in: Theater d. Zeit 2, 1947, H. 1. -
Autor/in
Alexander Rudin -
Zitierweise
Rudin, Alexander, "Hoyer, Dore" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 667 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118553887.html#ndbcontent