Baum, Herbert
Baum, Herbert
1912 – 1942
Politischer Aktivist, Widerstandskämpfer
- Lebensdaten
- 1912 – 1942
- Geburtsort
- Moschin (Posen, heute Mosina, Polen)
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Politischer Aktivist ; Widerstandskämpfer ; Funktionär ; Widerstandskämpfer
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 118507435 | OGND | VIAF: 50016339
- Namensvarianten
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- Baum, Herbert
Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
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Bis 1935 im Kommunistischen Jugendverband, dann in der jüdischen Jugendbewegung aktiv, leitete Herbert Baum seit Mitte 1941 eine heute nach ihm benannte Widerstandsgruppe, die Flugblätter gegen das NS-Regime verteilte. Mitverantwortlich für einen Anschlag gegen die Propagandaausstellung „Das Sowjet-Paradies“, wurde er im Mai 1942 verhaftet und kam in der Untersuchungshaft zu Tode.
Lebensdaten
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Lebenslauf
10. Februar 1912 - Moschin (Posen, heute Mosina, Polen) -
Genealogie
Vater Jakob Baum 1873–1953 Buchhalter; Ladenbesitzer; um 1935 Emigration nach Brasilien Großvater väterlicherseits Markus Meyer Baum geb. 1844 Großmutter väterlicherseits Auguste Baum, geb. Aron 1838–1918 Mutter Regina Baum, geb. Kasprowicz 1877–1946 um 1935 Emigration nach Brasilien Großvater mütterlicherseits Marcus Kasprowicz gest. 1908 Großmutter mütterlicherseits Friederika (Rieke) Kasprowicz, geb. Philipsborn Schwester Ruth Totzek, geb. Baum 1909–1995 um 1935 Emigration nach Brasilien Bruder Max Baum geb. 1910 um 1935 Emigration nach Brasilien Heirat ca. 1934 in Berlin Ehefrau Marianne Baum, geb. Cohn 1912–1942 aus Saarburg an der Saar; Säuglingsschwester; kommunistische Aktivistin, Widerstandskämpferin; am 18.8.1942 hingerichtet im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee Schwiegervater N. N. gest. 1945 Schwiegermutter Adelheid Cohn, geb. Ziegler 1877–1960 Kinder keine Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Baum, Herbert (1912 – 1942)
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Vater
Jakob Baum
1873–1953
Buchhalter; Ladenbesitzer; um 1935 Emigration nach Brasilien
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Großvater väterlicherseits
Meyer Baum
geb. 1844
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Großmutter väterlicherseits
Auguste Baum
1838–1918
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Mutter
Regina Baum
1877–1946
um 1935 Emigration nach Brasilien
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Großvater mütterlicherseits
Marcus Kasprowicz
gest. 1908
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Großmutter mütterlicherseits
Rieke Kasprowicz
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Schwester
Ruth Totzek
1909–1995
um 1935 Emigration nach Brasilien
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Bruder
Max Baum
geb. 1910
um 1935 Emigration nach Brasilien
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Heirat
in
Berlin
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Ehefrau
1912–1942
aus Saarburg an der Saar; Säuglingsschwester; kommunistische Aktivistin, Widerstandskämpferin; am 18.8.1942 hingerichtet im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee
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Biografie
Baums Familie zog nach dem Ende des Ersten Weltkriegs aus der Provinz Posen nach Berlin, wo Baum bis 1928 eine Realschule besuchte und anschließend zum Elektriker ausgebildet wurde. Früh in jüdischen Kindergruppen und seit 1925 in der SPD-Kinderorganisation „Rote Falken“ aktiv, engagierte sich Baum seit 1927 in der Deutsch-Jüdischen Jugendgemeinschaft (seit 1936 Ring-Bund Jüdischer Jugend) und trat 1931 dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) bei. Zuvor hatte er Lehrgänge und Vorträge zu marxistischer Theorie und Historischem Materialismus in der Sozialistischen Arbeiterjugend besucht.
Im KJVD festigten sich Baums enge Freundschaften zu Marianne Cohn (1912–1942), die er um 1934 heiratete, Martin Kochmann (1912–1943) und Sala Rosenbaum (1936 verh. Kochmann, 1912–1942), die später den Kern der nach Baum benannten Widerstandsgruppe bildeten. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme agierten sie in den Strukturen des nun illegalen KJVD gegen das NS-Regime. Ihre Widerstandsarbeit umfasste die Verbreitung von Flugschriften und Klebezetteln, die Schulung von Mitgliedern und den Kontakt zur Auslandsleitung des KJVD in Prag durch Kuriere. 1935 wurde der KJVD von der Gestapo zerschlagen. Baum, der mit verschiedenen Identitäten gearbeitet hatte, entging der Verhaftung.
Nach dem Beschluss der KPD-Auslandsleitung im Sommer 1935, Juden aus der illegalen Parteiarbeit herauszuhalten, übernahm Baum den Auftrag des KJVD-Instrukteurs, die Verbindung zu jüdischen Jugendverbänden zu festigen und die Jugendlichen kommunistisch zu erziehen. Baum und seine Freunde engagierten sich anschließend in der jüdischen Jugendbewegung, v. a. dem „Ring“, in dem Baum als Lehrer und Mentor verehrt wurde. Hierbei konzentrierte er sich auf die Vermittlung von Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl sowie auf politische und allgemeine Bildungsarbeit, ohne die jüdischen Jugendlichen zu aktiver Widerstandstätigkeit aufzufordern. Nach dem Verbot des „Rings“ 1937 blieb um Baum und Kochmann ein informeller Kreis von Jugendlichen bestehen, von denen viele Deutschland noch verlassen konnten, wozu die Älteren ihnen rieten.
Seit Herbst 1940 waren Herbert und Marianne Baum Zwangsarbeiter in der „Judenabteilung“ des Berliner Elektromotorenwerks Siemens. Hier gewannen sie u. a. Heinz Joachim (1919–1942) und Marianne Joachim (1921–1943) für ihre Gruppe, die sich nach Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 1941 als konspirativ arbeitender, aktiver Widerstandskreis verstand. Die Gruppe, der rund 35 Mitglieder angehörten, beschaffte sich einen Abziehapparat und stellte seit dem Herbst 1941 Flugschriften her. Außerdem verfasste sie im Frühjahr 1942 zwei Zeitungen mit einer Auflage von je 10 Exemplaren, die anonym an Arbeitskollegen und in Briefkästen verteilt wurden. Unter anderem mit Verweis auf die schlechte Versorgungslage sollte der Widerstandswille der Bevölkerung angefacht werden. Die Resonanz war indes gering, mehrere Exemplare wurden der Gestapo ausgeliefert. Seit Ende 1941 war die Hauptsorge Baums, das Überleben der Gruppenmitglieder zu sichern. Die drohende Deportation sollte durch Abtauchen in die Illegalität verhindert werden, die hierfür nötigen Mittel wurden durch Schwarzmarktgeschäfte beschafft.
Zur Jahreswende 1941/42 knüpfte Baum Kontakt zu dem kommunistischen Widerstandskreis um Joachim Franke (1905–1942) und Werner Steinbrinck (1917–1942). Den aus diesem Kreis stammenden Vorschlag, einen Brandanschlag auf die antisowjetische, rassenideologisch konnotierte Propagandaausstellung „Das Sowjet-Paradies“ im Berliner Lustgarten auszuüben, unterstützte Baum, indem er ausgewählte Mitglieder seiner Gruppe zur Teilnahme aufforderte. Der Anschlag vom 18. Mai 1942, eines der sichtbarsten Zeichen von jüdischem Protest gegen die NS-Diktatur in der Reichshauptstadt, hatte jedoch kaum Wirkung: Elf Besucher erlitten leichte Rauchverletzungen, die Ausstellung wurde bereits am Folgetag wieder geöffnet.
Infolge der Ermittlung einer Sonderkommission der Gestapo wurde Baum am 22. Mai 1942 verhaftet, kurz darauf auch seine Frau und alle am Brandanschlag Beteiligten sowie Helfer und Unterstützer beider Gruppen. Insgesamt kam es in den folgenden Monaten zu rund 100 Verhaftungen. Baum wurde am 11. Juni 1942 erhängt in seiner Zelle im Polizeigefängnis Berlin aufgefunden. Von den am Brandanschlag direkt beteiligten Personen hat niemand überlebt.
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Auszeichnungen
1951 Herbert-Baum-Straße, Berlin 1949 Gedenkstein, Jüdischer Friedhof Weißensee (Berlin) (Onlineressource) 1962 Briefmarke Herbert Baum (DDR) (Onlineressource) 1981 Gedenkstein, Lustgarten (Berlin), 2000 überarbeitet (Onlineressource) -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO).
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Literatur
Kurt Schilde, Jugendorganisationen und Jugendopposition in Berlin-Kreuzberg 1933–45. Eine Dokumentation, 1983.
Konrad Kwiet/Helmut Eschwege, Selbstbehauptung und Widerstand. Deutsche Juden im Kampf um Existenz und Menschenwürde 1933–1945, 21986.
Eric Brothers, Wer war Herbert Baum? Eine Annäherung auf der Grundlage von „oral histories“ und schriftlichen Zeugnissen, in: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hg.), Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1939–1945, 1993, S. 83–94.
Michael Kreutzer, Die Suche nach einem Ausweg, der es ermöglicht, in Deutschland zu leben. Zur Geschichte der Widerstandsgruppen um Herbert Baum, in: ebd., S. 95–159.
Konrad Kwiet/Helmut Eschwege, Die Herbert-Baum-Gruppe, in: Arno Lustiger (Hg.), Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Widerstand der Juden 1933–1945, 1994, S. 56–66.
Kurt Schilde, Art. „Herbert-Baum-Gruppe“, in: Wolfgang Benz/Walter H. Pehle (Hg.), Lexikon des deutschen Widerstandes, 1994, S. 225–227.
Sylvia Rogge-Gau, Art. „Baum, Herbert“, in: Peter Steinbach/Johannes Tuchel (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933–1945, 2. überarb. u. erw. Aufl. 1998, S. 20.
Regina Scheer, Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe, 2004. (P)
Wolfgang Benz, Im Widerstand. Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler, 2018, S. 290–302.
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Onlineressourcen
Gedenkstätte Deutscher Widerstand. (P)
Was konnten sie tun? Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939–1945. (Website zur Wanderausstellung) (P)
Hypotheses. Touro College Berlin.
Die Berliner Widerstandsgruppe um Herbert Baum. (Informationen zur Diskussion um die Benennung des Hauptgebäudes der TU Berlin, hg. v. d. AStA der TU Berlin, 1984).
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Porträts
Fotografien, Bundesarchiv, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR, Bildarchiv.
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Autor/in
→Regina Scheer (Berlin)
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Zitierweise
Scheer, Regina, „Baum, Herbert“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118507435.html#dbocontent