Steinen, Karl von den
- Lebensdaten
- 1855 – 1929
- Geburtsort
- Mülheim/Ruhr
- Sterbeort
- Kronberg (Taunus)
- Beruf/Funktion
- Ethnologe ; Forschungsreisender ; Klassischer Philologe ; Arzt ; Amerikanist ; Schriftsteller
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 117251992 | OGND | VIAF: 101928
- Namensvarianten
-
- Steinen, Friedrich Wilhelm Karl von den
- Steinen, Karl von den
- Steinen, Friedrich Wilhelm Karl von den
- Steinen, Carl von den
- Steinen, K. von den
- Steinen, Friedrich Wilhelm Carl von den
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Steinen, Friedrich Wilhelm Karl von den
Ethnologe, * 7. 3. 1855 Mülheim/Ruhr, † 4. 11. 1929 Kronberg (Taunus), ⚰ Berlin, Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Kolumbarium (Verbleib der Urne ungeklärt). (evangelisch)
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Genealogie
V Carl (1824–1900), Arzt in M., S d. Friedrich Wilhelm Jakob;
M Luise (1825–57), T d. Gerhard Wilhelm Wetter;
⚭ Berlin 1889 →Eleonore (1867–1944, jüd., seit 1929 kath., s. L), T d. Joseph Herzfeld;
4 S Helmut (1890–1956), Übers., Schriftst. (s. Bibliographia Judaica), Wolfram (s. 2), Reimar (1895–1914, Diether (1903–54), Dr. phil., Sinol., Ethnol., 1925 Assistent am Mus. f. Völkerkde. in B., 1926 am China-Inst. in Frankfurt/M., 1929–36 Prof. an d. Tsing-hua-Univ. in Peking, 1938–45 am Dep. of Oriental Languages d. Univ. Berkeley, 1946–54 an d. US Naval Intelligence School in Washington D. C. (s. L), 4 T Herlinde (1893–1967, ⚭ →Erich Wolff, 1890–1937, Arzt in Bamberg), Runhilt (1897–1976), Ursula (1904–87, Marianne (1906–97, ⚭ Karl Schefold, 1905–99, Prof. f. Archäol. in Basel, s. NDB 22);
E →Dian Schefold (* 1936), Prof. f. Staats- u. Verw.recht in Bremen, →Reimar Schefold (* 1938), Prof. f. Ethnol. in Leiden, →Bertram Schefold (* 1943), o. Prof. f. Nat.ök. in Frankfurt/M. (s. L); Vt →Wilhelm (1859–1934, n. Malerausbildung an d. Kunstak. Düsseldorf Zeichner am Mus. f. Völkerkde. in B.). -
Biographie
Nach dem Abitur 1871 in Düsseldorf studierte S. Medizin in Zürich, Bonn und Straßburg. Nach der Promotion 1875 leistete er seinen Militärdienst und arbeitete danach an Kliniken in Berlin und Wien. 1878 wurde er Assistenzarzt an der psychiatrischen Abteilung der Berliner Charité. Noch im selben Jahr brach er zu einer Weltreise auf; in Honolulu traf er 1880 den Ethnologen →Adolf Bastian (1826–1905), der seinen weiteren Lebensweg nachhaltig beeinflußte und S. veranlaßte, ein Vierteljahr auf Samoa zu verbringen. Nach der Rückkehr 1881 arbeitete er wieder an der Charité, bis er 1882/83 als Arzt und Naturforscher die Internationale Polarjahr-Expedition nach Südgeorgien begleiten konnte. Die Rückfahrt über Montevideo nutzte er als Auftakt für eine Expedition in Brasilien, an der sein Cousin, der Zeichner Wilhelm von den Steinen, und der Physiker →Otto Clauss (1858–1921) teilnahmen. Erforscht werden sollte der Oberlauf des Rio Xingu, wobei auch wirtschaftsgeographische Motive eine Rolle spielten. Die Expedition (Mai 1884– Okt. 1885) erwies sich als Erfolg für die Ethnologie, da es zu einem Erstkontakt mit der indigenen Bevölkerung kam. 1886 veröffentlichte S. einen reich illustrierten Reisebericht „Durch Central-Brasilien, Expedition zur Erforschung des Schingú im Jahre 1884“ (portugies. Übers. 1942).
Während die erste Xingu-Expedition einer abenteuerlichen Entdeckungsfahrt glich, handelte es sich beim zweiten Aufenthalt (Juli–Dez. 1887) um ein primär ethnologisches Forschungsprojekt, für das S. ein Stipendium der Humboldt-Stiftung erhielt. Zum Forscherteam der zweiten Xingu-Expedition gehörten der Anthropologe →Paul Ehrenreich (1855–1914), der Geograph →Peter Vogel (1856–1915) und Wilhelm von den Steinen. S.s Xingu-Expeditionen erschlossen ein großes, unerforschtes Gebiet Zentralbrasiliens sowohl ethnographisch als auch linguistisch und hydrographisch. 1889 habilitierte sich S. an der Univ. Berlin für Völkerkunde (Erfahrungen z. Entwicklungsgesch. d. Völkergedankens), 1890 wechselte er an die Univ. Marburg, wo er 1891 zum ao. Professor ernannt wurde. 1892 publizierte er eine Grammatik der Bakairi-Sprache, 1894 erschien sein Reisebericht „Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens“, in dem er die Kulturleistung der Xingu-Bevölkerung würdigte. 1893 kehrte S. als Mitarbeiter des Museums für Völkerkunde nach Berlin zurück, in dessen Auftrag er 1897 die Marquesas-Inseln besuchte. 1900 wurde er Direktorialassistent und ao. Professor an der Univ. Berlin. 1904–06 leitete S. die Amerika-Abteilung des Museums und widmete sich danach als Privatgelehrter v. a. seinen Studien über die Marquesas-Inseln. Das umfassende Standardwerk, „Die Marquesaner und ihre Kunst“ (3 Bde., 1925–28) überragt in ethnographischer Hinsicht S.s Brasilienforschungen. Die Kultur der Insulaner war bereits damals in raschem Verfall begriffen, doch S. konnte noch wichtige Merkmale wie die Verwendung von Knotenschnüren oder die Ganzkörpertätowierung dokumentieren. Mit seinem Werk begründete S. die Ethnologie Südamerikas und führte moderne Methoden der Feldforschung ein.
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Auszeichnungen
A Mitgl. d. Berliner Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch. (1882, Vors. 1908–10, Ehrenmitgl. 1925), d. Ges. f. Erdkde. zu Berlin (1882), Vors. 1908–10, Ehrenmitgl. 1925), d. Soc. de Brasileira de Geografia (1884) u. d. Leopoldina (1889);
Ehrenmitgl. d. Soc. des Américanistes de Paris (1929);
Carl-RitterMedaille d. Ges. f. Erdkde. zu Berlin (1886);
brasilian. Orden d. Rose, Komtur (1888);
Dr. h. c. (Halle 1889);
preuß. Roter Adlerorden 2. Kl. (1906);
Rudolf-Virchow-Plakette d. Berliner Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch. (1912). -
Werke
Die Bakaïrí-Sprache, 1892;
Unter d. Naturvölkern Zentral-Brasiliens, 1894, ²1897;
Marquesan.Mythen, in: Zs. f. Ethnol. 65, 1933, S. 1–44, 326–73, ebd. 66, 1935, S. 191–240;
– Hg.:
Zs. Das Ausland, 1890/91;
Diccionario Sipibo, 1904;
– Teilnachlaß:
Ethnol. Mus. Berlin: Staatsbibl. Preuß. Kulturbes., Berlin. -
Literatur
E. Nordenskiöld, in: Journal de la Soc. des Américanistes NF 22, 1930, S. 221–27 (W-Verz., P);
K. Noack, K. v. d. S., Vertreter d. evolutionist. Schule d. Ethnographie d. 19. Jh., in: Lateinamerika 23, 1988, H. 1, S. 45–59;
V. P. Coelho (Hg.), K. v. d. S., Um século de antropologia no Xingu, 1993 (W-Verz., P);
dies. u. P. Schröder, in: Anthropos 90, 1995, S. 252 f.;
S. Rebok, K. v. d. S.s völkerkundl. Studien im Xingú-Quellengebiet Brasiliens Ende d. 19. Jh., in: Jb. f. Gesch. Lateinamerikas 39, 2002, S. 371–93;
Bertram Schefold, Auf d. Spuren K. v. d. S.s, in: Paideuma 49, 2003, S. 229–48;
M. Kraus, Bildungsbürger im Urwald, Die dt. ethnol. Amazonienforsch. 1884–1929, 2004, S. 30–32 u. ö. (P);
A. Hermannstädter, Abenteuer Ethnol., K. v. d. S. u. d. Xingú-Expeditionen, in: Deutsche am Amazonas, Expeditionen in Brasilien 1800–1914, ²2005, S. 66–85 (P);
V. König, Adolf Bastian and the sequel, Five companions and successors as collectors for Berlin`s Royal Museum of Ethnology, in: Adolf Bastian and his Universal Archive of Humanity, hg. v. M. Fischer, 2007, S. 127–39;
C. TrautmannWaller, Terrain et théorie dans l`anthropologie allemande du XIXe siècle, Expériences polynésiennes, in: Revue germanique internat. 10, 2009 (2010), S. 57–79;
Fischer;
B. Riese, in: Internat. Dict. of Anthropologists, hg. v. Ch. Winters, 1991;
Henze, Entdecker;
Killy;
Kosch, Lit.-Lex.³;
– zu Eleonore: G. C. Pallat, Erinnerungen an E. v. d. S. (1867–1944, Ein jüd. Schicksal unter den NS-Rassegesetzen, in: Schau-ins-Land, Zs. d. Breisgau-Gesch.ver. 121, 2002, S. 107–14;
– zu Diether:
H. Walravens, Vincenz Hundhausen (1878–1955), Das Pekinger Umfeld u. d. Lit.zs. Die Dschunke, 2000, bes. S. 59. -
Porträts
Porträtslg. d. Humboldt-Univ., Berlin.
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Autor/in
Anita Hermannstädter -
Zitierweise
Hermannstädter, Anita, "Steinen, Karl von den" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 175-176 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117251992.html#ndbcontent