Schrenck von Notzing, Albert Freiherr
- Lebensdaten
- 1862 – 1929
- Geburtsort
- Osternburg bei Oldenburg
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Nervenarzt ; Parapsychologe ; Arzt ; Psychologe ; Psychotherapeut ; Neurologe ; Schriftsteller
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 107413531 | OGND | VIAF: 17740900
- Namensvarianten
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- Schrenck von Notzing, Albert Philibert Franz Freiherr
- Schrenck von Notzing, Albert Freiherr
- Schrenck von Notzing, Albert Philibert Franz Freiherr
- Schrenck-Notzing, Albert von
- Imkoff, Franz
- Notzing, Albert P. von
- Notzing, Albert Schrenck von
- Notzing, Albert von Schrenck-
- Schrenck Notzing, Albert von
- Schrenck von Notzing, Albert
- Schrenck von Notzing, Albert Philibert Franz Freiherr von
- Schrenck, Albert
- Schrenck-Notzing, A. von
- Schrenck-Notzing, Albert Freiherr von
- Schrenck-Notzing, Albert Frhr von
- Schrenck-Notzing, Albert P. von
- Schrenck-Notzing, Albert Philibert Franz von
- Schrenck-Notzing, Albert de
- Schrenk von Notzing, Albert Freiherr von
- Schrenk-Notzing, Albert Freiherr von
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Schrenck von Notzing, Albert Philibert Franz Freiherr |
Arzt, Parapsychologe, * 18.5.1862 Osternburg bei Oldenburg, † 12.2.1929 München. (lutherisch)
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Genealogie
V →Franz (1824–1905), aus Gemen (Westfalen), Oldenburg. Rittmeister, dann preuß. Major, Kommandeur d. pommer. Landwehrbez. Schlahwe, S d. →Albert Philibert (1800–77, oldenburg. Anerkennung d. Frhr.stands 1834), aus Aurich, oldenburg. Obergeometer, Geh. Oberkammerrat (s. Einl.), u. d. Johanna Magdalena van Nes (1803–46);
M Meta (1842–1904), T d. Franz Hermann Abbes, Kaufm. in Bremen, u. d. Tabeta N. N.;
Ov →Wilhelm (1828–92), OB v. Oldenburg (s. Einl.), →Albert (1837–96), preuß. Oberstlt.;
B →Hermann (1863–1926), Oberstlt.;
– ⚭ Stuttgart 1892 Gabriele Siegle (1872–1953), T d. →Gustav v. Siegle (1840–1905, württ. Personaladel), Industr., nat.lib. RT-Ahg., württ. Wirkl. GKR, Dr. h. c. (s. RT-Abg. Liberale; Die BASF, hg. v. W. Abelshauser, ²2003, engl. 2004), u. d. Julie Pauline Wetzel;
2 S →Leopold (1894–1970, ⚭ 1] 1918-36 Elisabeth Gfn. v. Arco-Zinneberg, 1891–1938, T d. →Maximilian Gf. v. Arco-Zinneberg, 1850–1916, auf Schönburg, s. NDB 14*, 2] Vera Michaelis, * 1910), studierte Jura, preuß. Oberlt., Kollegiumsvors. d. Buntfarhenfabrik Siegle & Co. u. d. Druckfarbenfabrik Kast + Ehinger GmbH, Stuttgart, 1929-45 Mitgl. d. Aufsichtsrats d. I. G. Farbenindustrie AG, d. Hauff Leonar, Wandsbek, d. Internat. Handelsbank, Berlin, d. Injekta, Berlin, →Wilhelm Sattler, Schweinfurt, u. d. WMF, Geislingen, 1953 Mitbegründer u. Aufsichtsratsmitgl. d. BASF (s. L), →Gustav (1896–1943, ⚭ 1923-37 Marta Wedekind, * 1902), Rittmeister, Kommandeur d. Heeresrennstalls;
E →Caspar (* 1927), Hist., Publ. -
Biographie
S. studierte seit 1883 in München Medizin, wurde 1888 promoviert (Ein Btr. z. therapeut. Verwerthung d. Hypnotismus) und ließ sich 1889 als praktischer Arzt in München nieder. Als begabter Hypnotiseur stellte er eigene erfolgreiche Experimente zur „Mentalsuggestion“ (Telepathie) besonders mit dem Medium „Lina M.“ an und hielt sich mehrfach in Nancy auf. um dort bei →Hippolyte M. Bernheim (1840–1919) und →Ambrose A. Liébault (1823–1904) eine neue Therapiemethode kennenzulernen, die mit Suggestion und Hypnose arbeitete. 1885-89 stand S. in engem Kontakt mit dem Münchner Philosophen und Spiritisten →Carl du Prel (1839–99), der sich mit den weltanschaulichen Implikationen des damals sehr populären Spiritismus befaßte. 1886 gehörte S., zusammen mit anderen Künstlern, Literaten, Philosophen und Wissenschaftlern, z. B. →Gabriel v. Max (1840–1915), →Adolf Bayersdorfer (1842–1901), →Albert v. Keller (1844–1920) oder →Wilhelm Hübbe-Schleiden (1846–1916), zu den Gründern der in Bezug auf die gesellschaftliche und kulturelle Akzeptanz „okkulter“ Phänomene einflußreichen Münchner „Psychologischen Gesellschaft“, deren Schriftführer er jahrzehntelang war. 1889 spaltete sich diese Gruppe nach einem Zerwürfnis zwischen S. und du Prel, und letzterer gründete eine „Gesellschaft für Experimentalpsychologie“, die allerdings eher spiritistisch orientiert war. In den folgenden Jahren trat S. mit zahlreichen Arbeiten auf dem Gebiet der forensischen Psychiatrie und Sexualpathologie sowie als Gerichtsgutachter hervor. Er wurde international bekannt als einer der bedeutendsten praktischen und theoretischen Vorkämpfer des Hypnotismus und fungierte 1896 als Generalsekretär des von ihm organisierten „III. Internationalen Kongresses für Psychologie“ in München.
Durch seine Heirat wirtschaftlich unabhängig, verlagerte S. sein Interesse mehr und mehr auf das Studium „okkulter“ psychophysischer Vorgänge, besonders auf das Gebiet der Telekinese (Fernbewegung) und der Materialisationsphänomene. Er richtete in seinem Münchner Palais ein Privatlaboratorium ein, in dem er die berühmtesten Medien seiner Zeit untersuchte (u. a. Eusapia Palladino), wobei er zunehmend Wert auf objektive Kontrollbedingungen (z. B. Verwendung der Photographie) legte. S. stand mit zahlreichen interessierten Forschern in Verbindung, so seit 1894 mit dem franz. Physiologen Charles Richet. Seine Experimente mit dem Materialisationsmedium „Eva C.“ (Marthe Béraud) erregten großes öffentliches Aufsehen. Im Zentrum standen die Photographien des „Ekto-“ oder „Teleplasmas“, einer quasi-biologischen Substanz, die das Medium aus Körperöffnungen ausschied und die S. als „ideoplastische“ Vorgänge deutete, die von unbewußten Vorstellungen des Mediums geformt wurden. Die Kontroverse um Täuschung und Betrug ist bis heute nicht abgeschlossen. In der Weimarer Republik wurde S. zum einflußreichsten, aber auch umstrittenen („Geisterbaron“) Vertreter der dt. Parapsychologie (u. a. als Finanzier u. Herausgeber d. „Zs. f. Parapsychologie“, seit 1926). Die von ihm organisierten Séancen, insbesondere mit den von ihm entdeckten „physikalischen“ Medien, z. B. dem Brüderpaar →Willy (1903–71) und →Rudi Schneider (1908–57), waren gesellschaftliche Veranstaltungen, an denen zahlreiche Wissenschaftler, Gelehrte und Künstler (z. B. →Thomas Mann) teilnahmen. In S.s letzten Lebensjahren galt sein Interesse auch der Untersuchung von Spukphänomenen. S.s Verdienste um die Etablierung des Hypnotismus als Forschungs- und Therapiemethode stehen außer Zweifel; in der Geschichte der Parapsychologie gilt S. als einfallsreicher Pionier des „physikalischen“ Mediumismus, wobei sein photographisches Werk insbesondere aus der Perspektive der Photographie- und Kunstgeschichte als bedeutende kulturhistorische Leistung anerkannt wird.
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Auszeichnungen
Mitgl. d. Aufsichtsräte versch. Unternehmen, u. a. d. I. G. Farbenindustrie AG (1926), d. Verlagsges. Union u. d. WMF, Geislingen.
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Werke
Die Suggestionstherapie d. krankhaften Erscheinungen d. Geschlechtssinnes, 1892;
Kriminalpsychol. u. psychopathol. Studien, 1902;
Materialisations-Phänomene, 1914, ²1923;
Experimente (d. Fernbewegung (Telekinese), 1923;
Grundfragen d. Parapsychol., hg. v. G. Walther, 1929, ³1985 (W-Verz., P). -
Literatur
Zs. f. Parapsychol. 4, 1929, S. 177-215 u. 241-65 (P);
M. Dessoir (Hg.), Der physikal. Mediumismus, 1925, S. 412-55;
H. Sexauer, Grundfragen d. Parapsychol., Zum 100. Geb.tag v. A. v. S.-N., in: Zs. f. Parapsychol. u. Grenzgebiete d. Psychol. 6, 1962/63, S. 72-84;
A. Gregory, The Strange Gase of Rudi Schneider, 1985, passim;
C. Chéroux u. A. Fischer (Hg.), The Perfect Medium, Photography and the Occult, 2005, S. 177-81;
Fischer;
Wenzel;
J. U. Heine, Verstand & Schicksal, Die Männer d. I. G. Farbenindustrie A. G. (1925–1945), 1990, bes. S. 246 f. (auch zu Leopold). -
Autor/in
Eberhard Bauer -
Zitierweise
Bauer, Eberhard, "Schrenck von Notzing, Albert Freiherr" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 544-545 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd107413531.html#ndbcontent