Lünig, Johann Christian
- Lebensdaten
- 1662 – 1740
- Geburtsort
- Schwalenberg (Grafschaft Lippe)
- Sterbeort
- Leipzig
- Beruf/Funktion
- Rechtshistoriker ; Reichspublizist ; Jurist ; Stadtschreiber ; Hofmeister
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 104268336 | OGND | VIAF: 19669331
- Namensvarianten
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- Lünig, Johann Christian
- Lünig, Johann Christian
- Lapide, Sincerus Germanus a
- Luenig, Johann Christian
- Lunig, Jean Chretien
- Lunig, Johann Christian
- Lunig, Johannes Christianus
- Lunigius, Ioannes Christianus
- Lunigius, Johannes Christianus
- Lünig, Giovanni Cristiano
- Lünig, Johann C.
- Lüning, Johann Christian
- Sincerus, Germanus a Lapide
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Lünig, Johann Christian
Rechtshistoriker und Reichspublizist, * 14.10.1662 Schwalenberg (Grafschaft Lippe), † 14.9.1740 Leipzig. (evangelisch)
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Genealogie
Aus Beamtenfamilie.
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Biographie
L. studierte in Jena und Helmstedt die Rechte. Nach Abschluß seiner akademischen Ausbildung bot sich ihm Gelegenheit zu zahlreichen Reisen: Als Hofmeister von zwei jungen Adeligen durchquerte er halb Europa, kam nach Italien, England, in die Niederlande und nach Frankreich. Danach versuchte er zunächst, als Mitarbeiter eines Onkels in Hartenstein (Franken) Verwaltungspraxis zu erwerben. Dort hielt es L. indessen nicht lange. Wiederum begab er sich auf eine große Reise, die ihn zunächst nach Rom, dann durch weite Teile Italiens und in verschiedene deutsche Reichsstädte führte; schließlich gelangte er noch nach Moskau und durchquerte Schweden und Dänemark. Finanzielle Schwierigkeiten scheinen ihn veranlaßt zu haben, sich nach Wien zu begeben und in den Militärdienst einzutreten. Durch Vermittlung zweier Vorgesetzter, des gelehrten Staatsmannes und Offiziers Jakob Heinrich Gf. Flemming und des ebenfalls juristisch interessierten Ludwig Otto v. Plotho, gelang es ihm, nach der Teilnahme am Pfalz. Krieg eine Stelle als Amtmann in Eilenburg (Sachsen) zu erhalten. Nachdem er dieses Amt vier Jahre lang verwaltet hatte, berief man ihn zu Beginn des 18. Jh. zum Stadtschreiber von Leipzig. Dies blieb er bis zu seinem Tod. L. – dessen Leben und Tätigkeit bisher noch nicht Gegenstand eingehenderer Forschungen war – zählt zu den bedeutendsten Kompilatoren des Jus Publicum Germanicum. Er hat eine außergewöhnlich umfangreiche Sammlung von Gesetzen, Urkunden, Rechtsdeduktionen, Stil- und Zeremonialanweisungen gesammelt und veröffentlicht. Der Zugang zu diesen Dokumenten erforderte oft beträchtliches diplomatisches Geschick, Bestechung und organisatorisches Talent. Letzteres besaß L. offenbar nur in begrenztem Umfang, und so mußte er 1722 bekennen, sein Hauptwerk, das 24 Folio-Bände umfassende „Teutsche Reichs-Archiv“ (TRA) sei tatsächlich ein „großes Labyrinth“. In diesem noch heute unentbehrlichen Werk, das zu den umfassendsten Quellenpublikationen des Reichsrechts zählt, sind Tausende von Akten vereinigt; 1710-22 ist es in Leipzig erschienen. Das TRA – wohl unmittelbar angeregt durch Thomas Rymers „Foedera“ – steht neben ähnlichen Quellenkollektionen eines Adam Cortrejus, Johann Philipp Datt, Christian Leonhard Leucht oder Johann Joseph Pachner v. Eggenstorff. Es reflektiert zunächst die Bedürfnisse einer historisch orientierten Reichspublizistik, zu deren wichtigsten Vorreitern gerade die Universitäten, an denen L. studiert hatte, zählten. Im Reich bestand jedoch nicht nur ein theoretisch-wissenschaftliches Interesse an der komplizierten Materie des Jus Publicum. Ohne Zweifel waren es auch Bedürfnisse der praktischen Politik, die das Entstehen der L.schen Sammlung begünstigten und ihr einen „Markt“ eröffneten. Die publizistische Haupttätigkeit L.s fällt ziemlich genau mit der Regierungszeit Kaiser Karls VI. zusammen, in der der Reichsgedanke nochmals einen Aufschwung erlebte. L. war kein theoretischer Denker. Er stellte sein umfangreiches Quellenmaterial, seine praktischen „Musterbücher“ für Zeremonialverhalten, Wissenschaftlern und Staatsmännern zur Verfügung, als Grundlage für praktische Entscheidungen oder analytische Durchdringung.
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Werke
Weitere W Sylloge publicorum negotiorum ab augustissimo Rom. imperatore universis Europae regibus, S.R.I. electoribus etc. intra vicennium|latina quidem lingua tractatorum, 1694 (mit Ergänzungen bis 1702);
Neu eröfnetes europ. Staats-Titulaturbuch, 1709, 1725;
Literae procerum Europae …, 1712;
Orationes procerum Europae, 1713;
Teutsche Reichs-Cantzley …, 1648-1714;
Curieuse Hof- u. Staats-Schreiben …, von Germano Sincero (d. i. J. C. L.), 1717;
Bibl. curiosa deductionum …, 1717;
Europ. Staats- Consilia … seit d. Anfang d. 16. seculi b. z. 1715. Jahr …, 1715;
Grundfeste Europ. Potenzen Gerechtsame, 1716;
Theatrum ceremoniale historico politicum, 1709;
Selecta scripta illustria, welche in causis publicis ergangene Materien in sich halten, 1723;
Corpus iuris militaris, 1723;
Codex Augusteus od … corpus iuris Saxonici, 1724;
Thesaurus iuris der Grafen u. Herren d. H. Röm. Reichs, 1725;
Codex Italiae diplomaticus, 4 Bde., 1725, 1726, 1726, 1735;
Corpus iuris feudalis Germanici, 1727;
Ein angenehmer Vorrath wohlstylisirter Schreiben, welche v. Kaysern, Königen … abgelassen worden, 1728;
Collectio nova, … d. … landsässigen Ritterschaft in Teutschland Prärogativen u. Gerechtsamen …, 1731;
Angenehmes Labyrinth d. Staats- u. gel. Beredsamkeit …, 1731;
Codex Germaniae diplomaticus, worinn Documenta enthalten, welche im Reichsarchive nicht befindlich …, 1732. -
Literatur
ADB 19;
C. R. Hausen, Vermischte Schrr., 1766;
J. St. Pütter, Litteratur d. Teutschen Staatsrechts I, 1776, S. 311;
B. G. Struve, Bibl. iuris selecta, ed. Ch. G. Buder, ⁸1756, S. 657;
F. C. Puhstkuchen, Beyträge zu d. Denkwürdigkeiten d. Gfsch. Lippe, 1769;
N. Hammerstein, Jus u. Historie, Ein Btr. z. Gesch. d. hist. Denkens an dt. Universitäten im 17. u. 18. Jhg., 1972;
ders., in: Hdwb. d. Dt. Rechtsgesch. III, 1984, Sp. 101 f.;
K. Repgen, Über L.s „Teutsches Reichs-Archiv“ (1710-22): Aufbau u. Zitierungs-Möglichkeiten, in: ders. (Hrsg.), Forschungen u. Qu. z. Gesch. d. Dreißigj. Krieges, 1981;
Zedler 18;
Jöcher II;
Jöcher - Adelung IV. -
Autor/in
Bernd Roeck -
Zitierweise
Roeck, Bernd, "Lünig, Johann Christian" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 468-469 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104268336.html#ndbcontent
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Lünig, Johann Christian
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Biographie
Lünig: Johann Christian L., geb. 1662 zu Schwalenberg im Lippeschen, studirte zu Helmstädt und Jena, machte große Reisen, war dann Amtmann zu Eilenburg und fünf Jahre später Stadtschreiber zu Leipzig, wo er 1740 verstarb. Er hatte Gelegenheit gehabt, viele Bibliotheken und Archive kennen zu lernen, was er dazu benutzte, eine Sammlung von Urkunden und Staaatsschriften sich zu verschaffen, wie sie Anderen nicht zu Gebote stand. So entstand sein, auch heute noch eine Fundgrube staatsrechtlichen Wissens darstellendes Hauptwerk: „Teutsches Reichsarchiv“, 1710—22 in 24 Folianten. Man bemängelt daran, daß die Abdrücke nicht immer ganz zuverlässig sind. Sein großer Sammelfleiß ließ ihn eine ganze Reihe ähnlicher Werke veröffentlichen: „Teutsche Reichskanzley, oder auserlesene Briefe von Kaysern, Königen, Chur- und Fürsten etc. seit dem westphälischen Frieden“, 1714 in 8 Bänden — „Europäische Staatsconsilia seit dem Anfange des XIV. seculi nach beschehener Reformation bis 1715“, 1715 in 2 Bänden — „Grundfeste der Europäischen Potenzen Gerechtsamen in Deductionen und anderen merkwürdigen Schriften“, 1716 — „Codex Italiae diplomaticus“, 1725—35 — „Codex Germaniae diplomaticus“, 1732, 1733 u. a. m. Ein gutes Register besorgte Pet. Georgisch, Regesta chronologico-diplomatica, 1740—44.
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Literatur
Pütter, Litteratur des Teutschen Staatsrechts 1776, I, 308—315, II, 353. — Schulze, Einleitung in das deutsche Staatsrecht, 1867, S. 72.
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Korrektur
S. 641. Z. 11 v. u.: Lünig schrieb auch ein Theatrum ceremoniale historicopoliticum, 2 Bde. Fol. Leipzig 1719—20.
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Autor/in
Teichmann. -
Zitierweise
Teichmann, "Lünig, Johann Christian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 641 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104268336.html#adbcontent