Barkhausen, Heinrich

Lebensdaten
1881 – 1956
Geburtsort
Bremen
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Physiker ; Elektrotechniker ; Ingenieur ; Techniker
Konfession
evangelisch-reformiert
Normdaten
GND: 118657240 | OGND | VIAF: 20474179
Namensvarianten

  • Barkhausen, Heinrich Georg
  • Barkhausen, Heinrich
  • Barkhausen, Heinrich Georg
  • Barkhausen, H.

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Zitierweise

Barkhausen, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118657240.html [01.04.2025].

CC0

  • Barkhausen, Heinrich Georg

    1881 – 1956

    Physiker, Elektrotechniker

    Der Physiker Heinrich Barkhausen trug maßgeblich zum Aufbau der drahtlosen Telefonie und Schwachstromtechnik bei. Durch seine Arbeiten zur Theorie und Anwendung von Elektronenröhren, über die Ummagnetisierung von Eisen (Barkhausen-Effekt), die erstmalige Erzeugung von Zentimeterwellen (Barkhausen-Kurz-Schwingungen) und für sein logarithmisches Maß für die akustische Lautstärke erhielt er internationale Anerkennung.

    Lebensdaten

    Geboren am 2. Dezember 1881 in Bremen
    Gestorben am 20. Februar 1956 in Dresden
    Grabstätte Urnenhain Tolkewitz in Dresden
    Konfession evangelisch-reformiert
    Heinrich Barkhausen (InC)
    Heinrich Barkhausen (InC)
  • 2. Dezember 1881 - Bremen

    - bis 1901 - Bremen

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Gymnasium

    1901 - Bremen

    Praktikant

    Eisenbahnreparaturhauptwerkstätte

    1901 - 1902 - Bremen; München

    einjährig-freiwilliger Militärdienst

    Reichswehr

    1902 - TH München; Berlin; München; Göttingen

    Studium der Physik

    TH; Universität

    1906 - 1907 - Göttingen

    Assistent

    Institut für Angewandte Elektrizität der Universität

    1907 - Göttingen

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1907 - 1911 - Berlin

    Mitarbeiter

    Forschungslabor der Siemens & Halske AG

    1910 - Charlottenburg (heute Berlin-Charlottenburg)

    Habilitation für Theoretische Elektrotechnik

    TH

    1911 - 1915 - Dresden

    außerordentlicher Professor für Schwachstromtechnik

    TH

    1915 - 1918 - Kiel

    wissenschaftlicher Hilfsarbeiter

    Laboratorium der Inspektion des Torpedo- und Minenwesens

    1918 - 1953 - Dresden

    ordentlicher Professor für Schwachstromtechnik

    TH

    20. Februar 1956 - Dresden

    Aus dem gehobenen Bremer Bürgertum stammend, erhielt Barkhausen nach dem Besuch des Gymnasiums 1901 das Abitur und studierte nach seinem einjährigen Militärdienst und einem Praktikum seit 1902 Physik an der TH München und an der Universität Berlin. 1903 wechselte er an die Universität Göttingen, wo er bei Hermann Theodor Simon (1870–1918), dem Leiter des Instituts für Angewandte Elektrizität, jene Mischung aus Mathematik und Physik erlernte, mit der er die aktuellen elektrotechnischen Fragestellungen bearbeiten konnte, u. a. die physikalischen Möglichkeiten zur drahtlosen Telefonie. 1906 wurde Barkhausen mit der Dissertation „Das Problem der Schwingungserzeugung mit besonderer Berücksichtigung schneller elektrischer Schwingungen“ bei Simon zum Dr. phil. promoviert. Von 1907 bis 1911 arbeitete er bei der Firma Siemens & Halske AG in Berlin an Fernsprechanlagen und Kommandoapparaten. 1910 habilitierte sich Barkhausen an der TH Charlottenburg mit einer Arbeit „Die elektrische Übertragung von Signalen“ für Theoretische Elektrotechnik. Am 1. April 1911 wurde er auf die neu errichtete dritte etatmäßige außerordentliche Professur für Elektrotechnik an die TH Dresden berufen und Direktor des weltweit ersten Instituts für Schwachstromtechnik. Hier lehrte er elektrische Messkunde, wissenschaftliche Grundlagen der drahtgebundenen und drahtlosen Telegrafie und Telefonie, Theorie der Leitungen, elektrische und mechanische Schwingungsvorgänge und elektrische Schaltvorgänge.

    Nach Beginn des Ersten Weltkriegs ließ sich Barkhausen beurlauben und befasste sich – jedoch erfolglos – als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Inspektion des Torpedo- und Minenwesens in Kiel mit den Möglichkeiten der Nutzung des Unterwasserschalls als U-Boot-Nachrichtenmittel. Anfang 1917 begann er auf eigenen Wunsch mit systematischen Studien über die Physik der kurz vor Kriegsbeginn entwickelten Elektronenröhre und deren Anwendungen und verfasste bereits im Sommer 1917 eine entsprechende Dienstschrift, die der Geheimhaltung unterlag. Barkhausen arbeitete eng mit dem ebenfalls zu den Pionieren der Röhrentechnik zählenden Hans-Georg Moeller (1882–1967) zusammen.

    Am 1. April 1918 wurde Barkhausen als ordentlicher Professor für Schwachstromtechnik an die TH Dresden berufen. Zwischen 1919 und 1921 erschienen Auszüge seiner Dienstschrift als dreiteilige Publikation „Die Vakuumröhre und ihre technischen Anwendungen“ im „Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie“. Die Barkhausen vielfach zugeschriebene Entdeckung der darin erwähnten und daher nach ihm benannten Röhrengleichung S D R=1 wurde schon 1913 von Hendrik Johannes van der Bijl (1887–1948) angegeben.

    1919 berichtete Barkhausen in der „Physikalischen Zeitschrift“ über zwei Beobachtungen, die auf Arbeiten in Kiel zurückgingen und bei denen er verbesserte Vakuumröhren-Verstärker nutzte. Die Geräusche beim Ummagnetisieren von Eisen, heute als Barkhausen-Sprünge bekannt, fanden ebenso internationale Beachtung wie die von Barkhausen beobachteten Pfeiftöne, die später als atmosphärische Whistlers bezeichnet wurden. Beachtliche technische Bedeutung hatte die Entdeckung von hochfrequenten Schwingungen in Elektronenröhren, Barkhausen-Kurz-Schwingungen genannt, die auf Untersuchungen im Laboratorium der Torpedoinspektion mit Karl Kurz (1881–1960) zurückgingen und 1920 veröffentlicht wurden. Diese Arbeit bildete den Ausgangspunkt für ein Vordringen von Röhrenschaltungen in höhere Frequenzbereiche. Weltweite Beachtung fand auch sein „Lehrbuch der Elektronenröhren“ (4 Bde., 1923–1937), das über Jahrzehnte als Standardwerk mehrfach übersetzt und aufgelegt wurde.

    Die Akustik war Barkhausens weiteres wichtiges Arbeitsgebiet, das ebenfalls auf seine Forschungen im Ersten Weltkrieg zurückging. 1926 konstruierte er ein Schallmessgerät, das Siemens & Halske herstellte, schlug die ersten subjektiven Lautstärkemessungen und eine logarithmische Skala für die Lautstärke (Barkhausen-Phon) vor. Das bekannte Barkhausen-Kriterium für die Selbsterregung von Feedback-Systemen geht auf seine Dissertation zurück und findet sich auch in Barkhausens Dienstschrift. Es wurde erst nach 1951 international bekannt, da es im Gegensatz zum allgemeineren Nyquist-Strecker-Kriterium v. a. beim Entwurf elektronischer Schaltungen vorteilhaft ist.

    Im November 1933 unterzeichnete Barkhausen das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler“, gehörte jedoch weder der NSDAP noch anderen NS-Organisationen an. Er kritisierte mehrfach politische Entscheidungen, in denen er eine wissenschaftliche Bevormundung erblickte. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Reputation erhielt er 1929 eine Einladung in die USA (1929) und im Herbst 1938 von seinen ehemaligen Studenten Yōji Itō (1901–1955) und Yagi Hidetsugu (1886–1976) nach Japan, wobei er eine politische Mission nachweislich ablehnte. Das gilt auch für eine Vortragsreise nach Rumänien 1942. Aufgrund der mangelhaften personellen und materiellen Ausstattung seines Instituts musste Barkhausen seine Forschungsarbeiten während der Zeit des Zweiten Weltkriegs reduzieren und zog nach der Zerstörung des Instituts bei Bombenangriffen im Februar 1945 mit seiner Familie nach Wohlenbüttel bei Lüneburg. 1946 nach Dresden zurückgekehrt, leitete er den Wiederaufbau seines Instituts, das 1951 ein neues Gebäude bekam und sogleich nach ihm benannt wurde. Barkhausen, der wesentliche Grundlagen der Nachrichtentechnik (heute Informationstechnik) schuf, wurde 1953 emeritiert und war auch aufgrund seiner internationalen Schülerschaft bedeutsam. Seinem Institut entstammen renommierte Elektrotechniker wie Itō, der Ungar Ferenc (Franz) Preisach (1905–1943) und Horst Rothe (1899–1974).

    1928 Goldene Heinrich-Hertz-Medaille
    1929 Gauß-Weber Gedenkmünze
    1930 Mitglied des Institute of Radio Engineers (USA) (1935 Vizepräsident)
    1932 Dr.-Ing. E. h., TH Darmstadt
    1933 Morris Liebmann Memorial Prize des Institute of Radio Engineers (USA)
    1938 Ehrenmedaille der Denki-tûsin Gakkai des Institute of Electrical Communication Engineers (Japan)
    1941 Ernst Abbe-Gedächtnis-Preis
    1943 ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Leipzig (weiterführende Informationen)
    1949 ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin-Ost (weiterführende Informationen) (P)
    1949 Nationalpreis der DDR II.  Klasse
    1951 Barkhausenbau, Institut für Schwachstromtechnik der TH Dresden
    2017 barkhausen institut, Dresden (weiterführende Informationen)

    Nachlass:

    Universitätsarchiv Dresden. (weiterführende Informationen)

    Das Problem der Schwingungserzeugung mit besonderer Berücksichtigung schneller elektrischer Schwingungen, 1907. (Diss. phil.)

    Das Institut für Schwachstromtechnik an der Technischen Hochschule Dresden, in: Elektrotechnische Zeitschrift 40 (1919), H. 8, S. 81 f.

    Zwei mit Hilfe der neuen Verstärker entdeckte Erscheinungen, in: Physikalische Zeitschrift 20 (1917), Nr. 17, S. 401–403.

    Die Vakuumröhre und ihre technischen Anwendungen, in: Jahrbuch für drahtlose Telegraphie und Telephonie, T. 1, 14 (1919), H. 1, S. 27–47; T. 2, 16 (1920), H. 2, S. 82–114 u. T. 3, 18 (1921), H. 6, S. 402–419.

    Heinrich Barkhausen/Karl Kurz, Die kürzesten mit Vakuumröhren herstellbaren Wellen. in: Physikalische Zeitschrift 21 (1920), Nr. 1, S. 1–6.

    Lehrbuch der Elektronenröhren (Elektronische Grundlagen, Verstärker), 1923

    Lehrbuch der Elektronenröhren, 3 Bde., 1925–1937, 121960–1969, hg. v. Eugen Woschni, russ. 1925, japan. 1931–1934, franz. 1933–1939.

    Ein neuer Schallmesser für die Praxis, in: Zeitschrift für technische Physik 7 (1926), H. 12, S. 599–601.

    Whistling Tones from the Earth, in: Proceedings of the Institute of Radio Engineers 18 (1930), Nr. 7, S. 1155–1159.

    Werkverzeichnis:

    Klaus Lunze (Hg.), Heinrich Barkhausen. Festschrift zur Barkhausen-Ehrung der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Technischen Universität Dresden. Dezember 1981, 1981, S. 120–125.

    Monografien:

    Rudolf Jenak, Der Mißbrauch der Wissenschaft in der Zeit des Faschismus (dargestellt am Beispiel der Technischen Hochschule Dresden 1933–1945), 1964, S. 50–55, 151 f., 186–189 u. 207–214

    Klaus Lunze (Hg.), Heinrich Barkhausen. Festschrift zur Barkhausen-Ehrung der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Technischen Universität Dresden. Dezember 1981, 1981.

    Eugen-Georg Woschni, Heinrich Barkhausen und die Entwicklung der Elektronik, 1988.

    Artikel:

    J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 5, 1925, S. 59, Bd. 6, 1936, S. 126, Bd. 7a, 1956, S. 89 u. Bd. 8, 1996, S. 226 f. (W)

    Herbert Börner, Georg Heinrich Barkhausen (1881 bis 1956). Lehrer der wissenschaftlichen Nachrichtentechnik, in: Gisela Buchheim/Rolf Sonnemann (Hg.), Lebensbilder von Ingenieurwissenschaftlern. Eine Sammlung von Biographien aus zwei Jahrhunderten, 1989, S. 183–192.

    Herbert Börner, Georg Heinrich Barkhausen (1881 bis 1956), in: Funkgeschichte 25 (2002), Nr. 145, S. 231–243.

    Alfred Kirpal, Art. „Barkhausen, Georg Heinrich (1881–1956)“, in: Kurt Jäger/Friedrich Heilbronner (Hg.), Lexikon der Elektrotechniker, 2010, S. 37 f.

    Peter Glatz, Georg Heinrich Barkhausen (1881 bis 1956). Ein Beitrag zur Geschichte der Elektronenröhren, in: On.Line. Aktuelles und Historisches für Freunde und Förderer der Thüringer Museums für Elektrotechnik 8 (2020), S. 15–20. (Onlineressource)

    Wolfgang Mathis, Georg Heinrich Barkhausen, in: Franco Maloberti/Anthony C. Davies/Yongfu Li/Fidel Makatia/Hanho Lee/Fakhrul Zaman Rokhani (Hg.), A Short History of Circuits and Systems, 22024, S. 365–368.

    drei Fotografien v. Li Naewiger (1917–1986), ca. 1955, Nachlass, Universitätsarchiv Dresden.

    Fotografien, 1930–1939, Archiv des Deutschen Museums, München.

  • Autor/in

    Wolfgang Mathis (Wolfenbüttel)

  • Zitierweise

    Mathis, Wolfgang, „Barkhausen, Heinrich“ in: NDB-online, veröffentlicht am 1.4.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118657240.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA