Stern, Leo
- Lebensdaten
- 1901 – 1982
- Geburtsort
- Woloka (Bukowina)
- Sterbeort
- Halle/Saale
- Beruf/Funktion
- Historiker
- Konfession
- konfessionslos
- Normdaten
- GND: 118753622 | OGND | VIAF: 34481252
- Namensvarianten
-
- Leib, Jonas (eigentlich)
- Stern, Leo
- Leib, Jonas (eigentlich)
- leib, jonas
- Stern-Gericke
- Stern-Voigt
- Sthern, Leo
- Sthern-Gericke
- Sthern-Voigt
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Stern, Leo (eigentlich Jonas Leib)
Historiker, * 27.3. 1901 Woloka (Bukowina), † 2. 1. 1982 Halle/Saale, ⚰ Halle/Saale. (jüdisch, später konfessionslos)
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Genealogie
V Salman (1861–1902), Bauer in W.;
M Henriette (Jetty) (1863–1934);
11 Geschw u. a. Feiwel (Philipp) (1888–1968?), RA in Czernowitz, Lazar Moses|(Manfred) (1895–1954), Gen. d. Roten Armee u. Interbrigade-Kommandeur „Emilio Kléber“ im Span. Bürgerkrieg, starb als Häftling d. Arbeitslagers Sosnowka, Gebiet Irkutsk (s. L), Wolf (1898–1961, 1936–39 b. d. Internat. Brigaden in Spanien, 1956 Oberst d. NVA, 1958 Leiter d. Dt. Inst. f. Mil.gesch., Mil.publ. (s. BHdE I; Biogr. Hdb. SBZ/DDR), Dora Rosenberg (* 1891), Rosa Müller (* 1894), 6 Schw wurden im Holocaust umgebracht;
– ⚭ Wien 1945 Alice (1921–2007), T d. Friedrich Melber;
1 S Manfred (* 1946), Dr. rer. nat. habil., bis 1995 Prof. f. Math. (Algebra-Verbandstheorie) an d. Univ. Halle, dann freiberufl. Übers. in H., 1 T Sylvia (* 1949), Dr. med., Ärztin in Springe am Deister. -
Biographie
Nach der jüd. Volksschule in Woloka besuchte der aus armen Verhältnissen stammende S. 1916–21 Gymnasien in Czernowitz, Salzburg und Wien. Hier studierte er 1921–25 Jura, Nationalökonomie und Geschichte. 1925 wurde er mit einer von Karl Grünberg betreuten Arbeit über „Die sozialökonomischen und politischen Grundlagen des Merkantilismus“ zum Dr. phil. promoviert. Anschließend war er bis 1932 Assistent Max Adlers und lehrte bis 1934 an der Arbeiterhochschule. 1928 bestand er die 1. jur. Staatsprüfung. Am 31. 10. 1933 trat S., der 1917 in Salzburg Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend geworden war, auf einer Konferenz von Kommunisten und Sozialdemokraten in Eisenstadt zur Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) über. Nach der Teilnahme an den Februarkämpfen wurde er 1934 fünf Monate im Lager Wöllersdorf gefangen gehalten.
Im Okt. 1935 emigrierte S. auf Beschluß der KPÖ-Leitung in die Tschechoslowakei und im Mai 1936 nach Moskau. Von Jan. 1937 bis April 1938 nahm er am Span. Bürgerkrieg teil. 1940 habilitierte er sich mit einer Arbeit über „Die Staatstheorie des Marxismus“ in Moskau und wurde ao. Professor für Neuere Geschichte am 1. Moskauer Pädagogischen Institut für Fremdsprachen. 1941 meldete er sich zur Front, kämpfte u. a. in der Schlacht von Stalingrad und arbeitete 1943/44 für das Sowjet. Informationsbüro. S. nahm 1945 an der Befreiung Wiens von den Nationalsozialisten teil und war anschließend Dolmetscher für Marschall Fjodor Tolbuchin, u. a. bei den Verhandlungen mit Karl Renner. Im Sept. 1945 wurde er als Oberstleutnant demobilisiert. 1945–47 lehrte er als Gastprofessor an der Univ. Wien, bis 1948 auch an der Hochschule für Welthandel, daneben war er für die Sowjet. Militärverwaltung tätig und leitete 1946–50 eine Abteilung am Institut für Wissenschaft und Kunst in Wien. 1950 folgte er einem Ruf als o. Professor für Neuere Geschichte an die Univ. Halle (Prorektor 1951–53, Rektor 1953–59, em. 1968). Zudem amtierte er 1957–74 als Ko-Vorsitzender der Historikerkommission UdSSR-DDR und 1963–68 als Vizepräsident der Dt. Akademie der Wissenschaften (o. Mitgl. seit 1955), deren Forschungsstelle für Akademie-Geschichte er 1968–81 leitete. Seit 1952 gab er die von ihm mitbegründete „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“ heraus.
In seinem wissenschaftlichen Werk widmete sich S. der Reformation und dem Humanismus in Deutschland, der österr. Jakobiner-Bewegung, der Geschichte der dt. Arbeiterbewegung (v. a. deren Beziehungen zur russ. Arbeiterbewegung) und der Geschichte der Leopoldina sowie der Univ. Halle-Wittenberg. Dabei wandte er die marxistische Geschichtsmethodik unter Berufung auf das Leninsche Verständnis von Partei und proletarischer Revolution auf seine Forschungen an. Viele seine Schüler – wie Hans-Joachim Bartmuß, Roswitha Berndt, Karl Drechsler, Gerhard Fuchs, Hans Hübner, Helmut Meier und Hellmuth Weber – wurden später selbst Professoren und übernahmen leitende Positionen an Universitäten und Akademie-Einrichtungen der DDR. Seine letzten Lebensjahre widmete er der Rehabilitation seines im sibir. Straflager umgekommenen Bruders Manfred.
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Auszeichnungen
A Orden d. Gr. Vaterländ. Krieges 1. Grades (1945);
Nat.preis d. DDR 2. Kl. (1955);
Dr. h. c. (Halle-Wittenberg 1961;
Bratislava 1965);
Hervorragender Wissenschaftler d. Volkes (1966);
Karl-Marx-Orden (1971);
Stern d. Völkerfreundschaft (1974);
VVO in Gold (1976), mit Ehrenspange (1981);
Ehrensenator d. Univ. Halle-Wittenberg (1976). -
Werke
Btrr. z. Gesch. d. österr. Arbeiterbewegung, 1936;
Der Faschismus als Werkzeug d. Monopolkapitalismus u. d. dt. Imperialismus, 1946;
Das faschist. Dtld. als Anstifter d. Zweiten Weltkrieges, 1946;
Zur Gesch. u. wiss. Leistung d. Dt. Ak. d. Naturforscher „Leopoldina“, 1952;
450 J. Martin-Luther-Univ., 3 Bde., 1952 (Hg.);
Gegenwartsaufgaben d. dt. Gesch.forsch., 1952;
Martin Luther u. Philipp Melanchthon, Ihre ideolog. Herkunft u. geschichtl. Leistung, 1953;
Archival. Forsch. z. Gesch. d. dt. Arbeiterbewegung, 8 Bde., 1954–85 (Hg.);
Der Einfluß d. Gr. Sozialist. Oktoberrev. auf Dtld. u. d. dt. Arbeiterbewegung, 1958;
Philipp Melanchthon, Humanist, Reformator, Praeceptor Germaniae, 1960;
Die zwei Traditionen d. dt. Polenpolitik u. d. Rev. v. 1905–1907 im Kgr. Polen, 1961;
Lehrb. d. dt. Gesch. v. d. Anfängen bis z. 15. Jh., 3 T., 1963/64 (mit H.-J. Bartmuß u. a.);
Despotie in d. Karikatur, Die russ. Rev. 1905–1907 im Spiegel d. dt. pol. Karikatur, 1967 (Hg.);
– Nachlaß:
Archiv d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss., Berlin;
– Qu:
Univ.-Archiv Halle;
Die Bundesbeauftragte f. d. Unterlagen d. Staatssicherheitsdienstes d. ehem. DDR, Halle, Bez.verw. Halle. -
Literatur
| H.-J. Bartmuß u. a. (Hg.), Die Volksmassen, Gestalter d. Gesch., Festgabe f. Prof. Dr. Dr. h. c. L. S. zu seinem 60. Geb.tag, 1962;
H. Hübner (Hg.), L. S. im Dienst d. Wiss. u. d. sozialist. Pol., 1976;
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. L. S., Festkolloquium anläßlich seines 80. Geb.tages, 1982;
C. Grau, in: H. Heitzer u. a. (Hg.), Wegbereiter d. DDR-Gesch.wiss., 1989, S. 318–40;
G. Oberkofler, Die Wahl v. L. S. in d. Dt. Ak. d. Wiss. (1955), in: Mitt. d. Alfred-Klahr-Ges. 9, 1999, Nr. 1, S. 1–11;
K. Hartewig, Zurückgekehrt, Die Gesch. d. jüd. Kommunisten in d. DDR, 2000;
M. Keßler, Exilerfahrung in Wiss. u. Pol., Remigrierte Hist. in d. frühen DDR, 2001, S. 260–90;
H. Meier (Hg.), L. S. (1901–1982, Antifaschist, Hist., Hochschullehrer u. Wiss.politiker, 2002 (W, L, P);
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
BHdE I;
Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
Wer war wer DDR;
Historikerlex.;
Lex. DDR-Historiker (W, L);
– zu Manfred: V. Brun-Cechovoj, M. S. – Gen. Kleber, Die trag. Biogr. e. Berufsrevolutionärs, 2000;
Dt. Kommunisten. -
Autor/in
Mario Keßler -
Zitierweise
Keßler, Mario, "Stern, Leo" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 276-277 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753622.html#ndbcontent